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Nr. S8S schnstl«»».« «r.» Sonnabend, den 18. November 3«r»I,r«ch <l»lcht»d 4lk. I4E UV!» «nd l4«ü« 1V16 Der deutsche Heeresbericht Das Wölfische Bureau meldet amtllch: Grobe» Hauptquartier, 18. November. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht Die englische Artillerie richtete ihre Wirkung vornehmlich gegen unsere Stellungen auf beide« Ufern der Ancre. Nach Feueroorbereitung führte» am Abend di« Fron- zosen gegen Saillifel and die südlichen AnschlußUuien eiaen starken Angriff, der im Feuer zus^mmeadrach. Heeresgruppe Kronprinz An der Rordfroak von Verdun and l« einzelnen Ab schnitten der Vogesen lebte zeitweilig die Fenertütigkelt auf. OeMcher Kriegsschauplatz Front des Gen eralfeld marschall» Prinzen Leopold von Bayer» An der Schtschara und am Stochod war die feindliche Artillerie rühriger als in den Vorlagen. Bei Witoniez (nordwestlich von Luzk) gelaag e!» deutsches Patrouillenuuteruehme» in volle« Umfang«. Front des Generaloberst Erzherzog Carl 2n de» verschneite« Karpathen hat sich bi» zu de» Paßstraßen südlich von Kronstadt (Brafio) die Lage nicht geändert. In vergeblichem, opferreiche« Ansturm versuchten die Rumänen, die Mitte der deutschen Front nordöstlich von Eampolnng zurüekzudrängen. In den Woldbergen zn beiden Seiten der Fluhkäler deS Alt und de» Jin schreitet der Angnff deutscher und österreichisch-ungarischer Truppen vorwärts. Wir machten Gesangene. Valkocikriegsschauplatz Heeresgruppe des Generalfeldmarschall» von Mackensen Auf dem linken Flügel der deutsch-bulgarisch-okkoma- nischen Dobrndscha-Armee kam eS gestern zu Arttlleriekämpfea. Mazedonisch« Front Französische Angriffe in der Ebene südlich von Mo n a stlr und gegen die Front deS pommerschen 3a,anlerie-Regimenls Nr. 42 auf den schneebedeckten Höhen im Bogen der Lerna wurden blutig abgewiesen. Erbitterte Kämpfe spielen sich täglich um die Höhen nord- östlich von Lege! ab. Am 15. November war einer der Gipfel von den Serben gewonnen worden. Der Oberbefehlshaber General der Infanterie Otto von Below, im Brennpunkt des Kampfes anwesend, nahm an der Spitz« deutscher Jäger die verlorene Stellung im Sturm zurück. Seine Majestät der Kaiser ehrte Führer und Truppen durch Ernennung des verdienten Generals zum Chef des Iägerbalaillons. Der erste Generalquartiermelster. Ludendorff. Der Kreuzerkrieg (r.) Stockholm. 18. November. (Drahtbericht.) Die in der nörd lichen Ostsee operierenden deutschen Unterseeboote entfalten eine !cbl^fk« Tätigkeit, um die Einfuhr von Konterbande nach Rußland zu verhindern. In den letzten drei Wochen sind allein oor Naumo und anderen finnischen Häfen 16 finnische und schwedische Schiffe von deutschen Tauchbooten versenkt worden. * Berlin, 18. November. (Drahkbericht.) Im Aegäischen Meer soll, verschiedenen Blättern zufolge, der französische Dampfer .Burdi- gala' versenkt worden sein. Es ist dies der frühere deutsche Dampfer ^Kaiser Friedrich', der von den Franzosen beschlagnahmt wurde. rvtb. London, 17. November. (Neutermeldung.) Der englische Dampfer .Treyannick' (nicht im Lloydregister aufgeführt) und der dänische Dampfer .Therese' (1333 Br.-N.-T.) sind versenkt worben. rvtb. Bern, 18. November. (Drahtberichk.) Wie „Petit Parisien' ouS Madrid meldet, schiffte der holländische Dampfer .Ilda' 21 Ma trosen des versenkten dänischen Dampfers .Nagnar' (2123 Br.-.N.-T.) aus. — Wie .Petit Parisien' aus Le Havre meldet, ist ein nor wegischer Dampfer versenkt, die Besatzung von 14 Mann durch einen französischen Patrouillendampfer gerettet worden. Ebenso wurden der Dreimaster .Naminoe" (327 Tonnen) und der Segler .Salangan" versenkt. Die Besatzungen wurden gerettet. — Wie .Petit Parisien' aus Le Havre weiter meldet, schiffte der norwegische Dampfer .Hudin' di? Besatzung des versenkten englischen Dampfers .Sarah Redcliffe' (3333 Br.-N.-T.) aus. — , Ecko d« Paris' meldet, ein französischer Dampfer habe 84 Schiffbrüchige von dem versenkten ttaNenischen Dampfer .Giovanni' (3428 Br.-N.-T.) and vom griechischen Dampfer .Stylian! Bebts' (3603 Br.-N.-T.) auSgeschifft. Anfall der „Deutschland" Mtd. London, 17. November. (Drahlberichl.) Das «Nea- lersche Bureau' meldet aus New London: Die «Deutsch- land' kehrte um 5 Uhr 15 Minuten in den Hafen zurück, da sie mit dem sie begleikenden Schlepper zusammen gefloßen war, der sank. Sieben Mann der Besatzung des Schleppers sind ertrunken. Die Beschädigung der «Deutschland' ist nicht feflgesiellt. <r.) Hamburg, 18. November. (Clg. Drahtderlcht.) Das «Hamburger Fremdendlall' meldet aus Rotterdam: Nach einer Neuter- metduug aus New Loudon ist das Boot der Iournaltstea, das der .Deutschland' gefolgt war, nach ihr zurückgekehrt. Das Unterseeboot ist zuletzt gesehen worden, als es Moatauk Point, die äußerste Spitze von Lang Island, passiert Halle. E< fuhr mit einer Geschwindigkeit von 10 Knoten; die Schlepper begleitete» es, di« Be satzung beantworiele die zahlreichen AbschiedSgrühe nicht. Di« Flut war günstig. Die .Deutschland' nähert« sich gegen 2 Uhr der Müabuag des Hafens mit einem Schlepper vorn und einem hinten. Der ameri- koulsche Kreuzer .Columbia' lag äotzerhald Castern Poial vor Baker und Uetz seine Scheinwerfer spielen, um, wie es heißt. di« Neutralität za wahren. Die .Columbia' und andere Schiffe salutierten mit Dampf- pseifea. Die Ladung der «Deutschland' wird aas 2 Millionen Dollar geschäht. Deutsche U-Doote im Golf von Mexiko? tu. D « af, 18. November. (Drahlbertcht.) Wie französisch« Blätter aas Ne» Dort, melde», siad d « »1 s ch e U-Boot« im Mezika- »tsche» Gals gesichtet wvldea. Staatssekretär Leasing «achte davon der mexikanischen Negierung amtlich« Mitteilung. Maa nehm« an. Deutschland beabsichtig«, die englisch« Flott« durch das Abschaeidea der Petroleumversorgung lahmzulegeu. Der russische Polenprotest vtd. Berlin, 18. November. (Drahtbericht.) Die «Nordd. Allg. Ztg." schreibt zum Protest der russischen Regie rung wegen der Wiedererrichtung des Königreichs Polen; Ein mit besonderer Feierlichkeit beschworener Vertrag ist uns nicht bekannt. Vermutlich will die russische Regierung da mit hindeuten aus die Verträge des Wiener Kongresses, hat aber ganz abgesehen davon, daß diese Verträge durch eine ganze Reihe von Kriegen durchlöchert worden sind, auch mit gutem Grunde sich sehr unbestimmt und dunkel ausgedrückt, denn der direkte Hinweis auf den Wiener Kongreß würde jedem historisch gebildeten Leser sofort in Erinnerung gerufen haben, daß hier keineswegs das pol nische Land als eine neue Provinz dem Russischen Reiche zu geschlagen wurde, sondern daß ganz umgekehrt hier durch Ueber- einstimmung aller europäischen Mächte ein Königreich Polen ge schaffen, und die Krone dieses Königreichs dem Zaren übertragen wurde. Unter Anwendung seiner militärischen Ueberlegenheit und keineswegs auf Grund feierlich beschworener Verträge hat dann Rußland das selbständige Königreich Polen verschlungen; so daß schließlich bloß ein Wcichsclgouvernement übrigblieb. Nicht unter Bruch der Verträge von 1815 haben die beiden Kaisermächte ge handelt, sondern im Gegenteil die Rechtsgrundlage von 1815 wiederhergestellt, die von Rußland gewaltsam unterdrückt war. — Daß, wie in einer anderen Kundgebung zu lesen war, die Polen, die seht als Freiwillige zu den Fahnen eilen, um ihre nationale Freiheit gegen die Wiederkehr der russischen Gewaltherrschaft zu verteidigen, ihr eigenes Vaterland bekämpfen, das ist eine Vor stellung und eine Anklage, die kaum in Rußland selbst, ganz gewiß aber nicht bei den Völkern Zustimmung finden wird, die für na tionale Freiheit ein Verständnis haben. Die polnische Armee (r.) Frankfurt a. M., 18. November. (Eig. Drahtbericht.) Die Frkf. Zlq." meldet aus Wien: Nach einer Mitteilung von unterrichteter Seite wird die Aufstellung einer polnischen Armee zwar durch Deutschland, aber unter Mitwir kung österreichisch-ungarischer Offiziere erfolgen. Die Armee ist völlig national, also weder deutsch noch österreichisch-ungarisch. -Die Kon'mandöskellen stehen den Polen offen werden aber vorläufig wegen Mangels an polnischen Offizieren durch deutsche und österreichisch ungarische Offiziere ersetzt. Die Stellung der Generalgouverneure von Warschau und Lublin zu ihren Obersten Heeresleitungen wird durch die Abmachungen über die polnische Wehrmacht nicht berührt. Der Zar an den russischen Reichsrat vvtb. Kopenhagen, 18. November. (Meldung der Petersbur ger Telegrapbcn-Agcntur.) Der Zar hak an den Reichsrat ein Telegramm gerichtet, in dem er für die patriotischen Gesinnun gen und den einmütigen Wunsch, alles zu opfern, um den End sieg herbei Zufuhren, dankt. Der Zar sagte: Ich bin der festen llcberzeugunq, daß wir durch die heldenmütigen Anstrengungen unserer Armee und derjenigen der Alliierten die histo rischen Probleme Rußlands und derjenigen Völker, die mit ihm Kämpfen, lösen werden. Eine krleastechntsche Preissraae (r.) Von der holländischen Grenze, 18. November. (Draht- bericht unseres Sonderberichterstatters.) Nach dem „Amsterdamer Standard' vernimmt der .Secolo' aus London, daß 48 Prozent der Verwundungen den Maschinengeweh ren zuzuschrciben seien, und t -'ne Preisfrage ausgeschrieben werden sott über das besteM ' ', um die Soldaten gegen das Feuer der Maschinengewehre zu besitz Die letzten Deutschen Vom Kalserl. Bezirksamlmann a. D. Dr. Karstedk - Berlin-Steglih. Langsam scheint sich das Schicksal der letzten Deutschen, die in Uebeisee noch die schwarzweißrote Flagge verteidigen, seinem bit.eren Ende zuzunelgen. Von der Küste abgeschnitten, der letzten Bahn beraubt, zusammengedränat auf einem kleinen, ihnen noch verbliebenen Teil Deutsch-Ostasrikas, wehren sich die paar Verteidiger unserer letzten Kolonie gegen den von allen Seiten auf sie eindrängenden Gegner, der sich krampfhaft bemüht, noch das letzte, was Südafrika an Menschen hcrgcben kann, gegen die kleine Schar der Deutschen mobil zu machen, um endlich, endlich der Welt verkünden zu können: Die deutsche Flagge weht außerhalb Europas nicht mehr! Wenige Nachrichten nur sind uns aus Ostafrika zu gekommen, seit der Krieg ausbrach. In bezug auf das äußere Bild der Ereignisse blieben wir wesentlich aus die Meldungen an gewiesen, die England und Belgien der Welt mitzuteilen für gut befanden. Und das besagt bekanntlich genug. Aber was alle künst lichen Abschwächungen, alle lächerlichen Uebertreibungen einer echt englischen Berichterstattung nicht verschleiern konnten, das strahlt hell und licht in der Geschichte dieses an großen Taten sicher lich nickt armen Krieges schon jetzt, nämlich die Tatsache, daß das meerbeherrschende England, das über alle Mittel des Krieges ver fügt, das in seinen Kolonien und seinen Bundesgenossen über Kanonenfutter jeder Menge verfügt, jetzt schon mehr als zwei Jahre mit dem Aufgebot aller Kräfte ringt, um die kleine Schar von zwei- odcr dreitausend Deutschen mit wenigen tausend schwarzen Sol daten aus die Knie zu zwingen, diese kleine Schar, die fast ohne jede Unterstützung von der Hetmat mit allem ängstlich haushalten muß, mit ieder Patrone, jedem Arzneimittel, ganz zu schweigen von allem, über das dank der Heimat und ihrer Liebeskätigkeit in Europa jeder Soldat verfügen kann. Jahrelang lebten sie teilweise schon ohne Ruhepause in dem nervenmordenden Klima der Tropen, als der Krieg ausbrach, dessen Leiden sie jetzt unter erschwerten Be dingungen In einer Weise auskosten müssen, für die die Geschichte kein Gegenstück bietet. Hochachtung vor diesen Kämpfern, vor den vielen Namenlosen, die in Verteidigung ihrer neudeutschen Heimat den Tod im afrikanischen Busch fanden, vor denen, die ungenannt noch immer aushalten gegen die Ucbermachk, treu ihrer Pflicht, «wie das Gesetz es befahl'. Weiße und Schwarze! Wer selbst, wie Schreiber dieser Zeilen, jahrelang an der Ent wicklung unserer Kolonien hat Mitarbeiten dürfen, empfindet die Tragik des Schicksals .der letzten Deutschen' natürlich doppelt, nicht zuletzt auch deshalb, weil er d e unsäglichen Schwierigkeiten, die unsagbaren Leiden, denen die Ostafrikaner unterworfen, sind, aus eigener Kenntnis der Dinge nachempfinden und mitfühlen kann. Dem ist es dafür aber auch doppelt schmerzlich, feststellen zu müssen, wie gering leider vielfach das Verständnis in Deutsch land für den He'denkampf ist, dessen letzte Phase sich jetzt da unten unter der brennenden Aeguatorsonne abspielt. Gewiß ist dagegen anznsi hren, daß in der jetzigen Zeit des allgemeinen Opferns die Taten der einzelnen oder einzelner Gruppen nicht so in Erschei nung treten und demgemäß gewürdigt werden können, wie das unter anderen Umständen möglich wäre und sicher auch geschehen würde. Ist diese übrigens sehr billige Weisheit aber auch so ohne weiteres auf un sre Koion'alkämpfer anwendbar? Ich glaube doch nicht. Denn zwischen nock so hervorragenden Taten, die einzelnen militärischen Einh'i'en in Europa Zufällen, und dem, was beispiels weise unsere Ostafr kaner leisten, klafft doch noch ein gewaltiger Unkerlckied. wenn man berücksichtigt, daß diese allein eine Welt von Fe'nden do gegen sich hoben, wo England alle Hebel anseht, um endlich die Wege zur völligen Anglisierung der Welt geöffnet zu haben. Denn in den Kämpfen um unsere Kolonien handelt eS sieb nicht um d e Gewinnung einiger Fetzen Land, über deren end gültig Schicksal auch wohl nack englischer Meinung der Frieden enk'ckeidet. Nein, dafür wirft England nicht Tausende von Menschen und Milliarden von Mark ins Gewicht. Für die Lon doner Poliiiker hande't es sich um Größeres: um die Erlangung der letzten Teile Afrikas, die seinem Einfluß noch nicht unter standen um die Ausschaltung der Hemmnisse, die der Forderung „Afrika englisch vom Kap bis Kairo" im Wege standen. Die deutschen Kolonien in seinen Händen bilden für Eng land ein Macktm t'el größten Werkes, das es seinerseits bei den Friedensverhand'unqcn so hoch ein^ctzen kann, wie es will. Und diese Gefahr sollte man in Deutschland nicht unterschätzen. In der englischen ösfen'lichen Meinung hat man sich Ins Fau^cken gelackt anläßlich der Sk'-eikereien der Deutschen, die in Verfolg der Solfschen Vorträge zweckioserweise entstanden waren, weil sie wieder einmal ein Beweis dafür waren, wie wenig man die englischen Absichten durchschaute. Wenn Deutschland nämlich seine Kolonien England überließe, sei es, weil man sie überhaupt nicht zn behalten beabsichtigte, sei es, well man nicht die von England für die Herausgabe geforderten Gegen leistungen zn geben geneigt wäre, so wäre das wahrhaftig ein Ge winn. der allein für England den Krieg gelohnt hätte. Denn ein kolonialer Verzicht Deutschlands würde nichts anderes bedeuten als d«e Erklärung der englischen Weltherrschaft in Permanenz, einer Weltherrschaft, die gleichzeitig die Oberherrschaft über die Meere in sich schlösse, einer Wellherrschaft, der gegenüber die Forderung nach der Freiheit der Meere eine ewige Utopie bliebe, weil die Kraftquellen an den Meeren fehlten, um jemals mit England in Wettbewerb treten zu können. Oder glaubt im Ernst jemand daran, daß wir, gestützt nur auf die Heimat und ihre Kräfte, daran denken könnten, dem Weltreich England beizukommen, dessen Anker ebenso fest in Kapstadt, Ontario und Kalkutta verankert liegen wie in den britischen Inseln? Da^ will mir als der Grundirrtum aller kolonialen Erörterungen vorkommen, daß man in England immer nur den evro-