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Zweites Blatt ThmM. WM, Siebtckhll Md die UMMdtü. ImlsblM Druck und Verlag von Martin Berger in Firma H A. Berger m WNSdrust. — «eramivortlich für d - Redaktion H. A. Berger daselbst. No. 149 1895. Erscheint wöchentlich dreimal u. zwar Diens tags, Donnerstag und Sonnabends. Bezugspreis viertelj. s Nlk. 20 Pf., durch die Post bezogen s Mk. 55 Pf. Einzelne Nummern (0 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und freitags bis spätestens Mittag» (2 Uhr angenommen. Insertionspreis (0 Pf. pro dreige- spaltene Eorpuszeile. Dienstag, den 17. Dezember SsMiSSSSMSWWSSMSSWSSSSSSWSWSSWWSSSWSSSWS für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den ^tadtrath zu Wilsdruffs sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt» Ein Leitrag M Geschichte der Schlacht bei Lessetsdorf am 15. Dezember 1745. Bearbeitet nach den im Königl. Haupt-Staatsarchiv befindlichen Original-Gefechtsberichten von Oberstleutnant Winkler. In den ersten Tagen des Monats Dezember 1745 befand sich die sächsische Armee, befehligt von dem Feldmarschall Herzog Johann Adolf st. von Sachsen-Weißenfels, unter den ungünstigsten Verhältnissen bei Dresden vereinigt. — Von Leipzig her drohte das Corps des Fürsten von Anhalt, von der Lausitz das preu ßische Hauptheer unter Friedrich II. selbst, während die zur Unterstützung erwartete österreichische Armee des Prinzen Carl noch in Böhmen stand und, bei einem lebhaften Vorgehen der beiden feindlichen Corps, leicht mit ihrer Hülfe zu spät eintrcffen konnte. Namentlich vermehrte der Marsch Friedrichs ll. am 8. Dezember auf Königsbrück die Besorgnisse für Dresden, wo nur 3000 Commandirte sämmtlicher Infanterieregimente! zur Vertheidigung disponibel waren. Mit diesen geringen Streit- Uäiten und bei dem schlechten Zustande aller Befestigungs werke, hielt es der Gouverneur, General der Infanterie von Bose, nicht für möglich, die Stadt länger als 2—3 Tage auch nur gegen eine Einschließung zu halten. Er berichtete an den Herzog von Sachsen-Weißenfells, von 9 Theilen der Befestigungs werke seien 8 so gut als offen, und könnten die preußischen Colvnnen, bei einem zu gewärtigen Zufriercn der Elbe, von der Eibe, von der Flußseite her, ohne die geringsten Schwierigkeiten zu finden, in der Stadt einbrechen. Außerdem nahm der ge nannte General aber auch noch Veranlassung sich in seinem Be richte über den Zustand der Armee im Allgemeinen auszusprechen. Er sagt, daß dieselbe aus Mangel an Subsistenz von selbst würde auseinander gehen müssen, und daß der König von Preußen nur ruhig stehen zu bleiben brauche, um diesen Zeit punkt abzuwarten. »Die Armee und die hiesige Stadt,' fährt er fort, „werden in Umstände verfallen, daß Mensch und Vieh vcr Hunger krepiren," weil man ohne Vorräthe und Magazine, nur auf einen geringen Theil des Landes beschränkt sei, und in diesem die herannahenden Oesterreicher den Mangel noch ver mehren würden. Die Preußen hingegen bätten das ganze Land zur Disposition und auch Geld im Üeberfluß, weshalb es un bedingt erforderlich wäre, die Armee in eine günstigere Stellung zu bringen, denn es sei besser, daß Dresden, wie vorher Leipzig, durch einen billigen Accord in feindliche Hände fiele, als daß bei dem Versuche die Stadt zu retten, die Arme geopfert werde. Leider waren die Befürchtungen des Generals und seine Schilderungen der Zustände nur allzu begründet! Die Truppen waren ungenügend verpflegt, selbst Brot, Holz und Stroh fehlte; die Eubalternoffiziere hatten seit 3 Monaten, die übrigen Offi ziere und Generale seit längerer Zeit ihr Tractament zu fordern, und dabei drohte der Mangel durch die Oesterreicher noch ver größert zu werden. Die Avantgarde der letzteren, 4 Kavallerie regimenter unter Fürst Lobkowitz, traf den 11. Dezember in Pirna ein, wohin den 11. und 12. die Hauptarmee nachrückm sollte. Um mit den österreichischen Heerführer sowohl die künftigen Operationen, als auch die Einzelheiten hinsichtlich der Verpflegung zu ordnen, sendete der Herzog von Sachsen-Weißenfels den General Lksvulier äs Laxe schon am 10. Dezember nach Peterswalde, sah sich jedoch ganz außer Stande, den in letzterer Beziehung an ihn gestellten österreichischen Forderungen zu ent sprechen. Prinz Carl verlangte nämlich, da auch in Böhmen bereit« Mangel eintrat, daß Sachsen wenigstens den dritten Theil der ihm nothwendigen Portionen und Rationen liefern sollte, was dasselbe, wie eben erwähnt, absolut außer Stande war. Man war im Gegcntheil selbst Willens gewesen, zur Herbeischaffung der eignen Bedürfnisse, Einfuhr an Lebensmitteln und Fourage aus Böhmen oder Mähren zu erbitten. Um aus der drückenden Stituation, in der sich die Armee befand, herauszukommen, hatte der Herzog von Sachsen-Weißen- fels übrigens beschlossen, eine unerwartete Offensive zu unter- nebmen. Er wollte zu diesem Zwecke am 10. Dezember bei Dreeden auf das rechte Elbufer übergehen und da« aus der Lausitz im Anmarsch befindliche preußische Corps in der linken Flanke anfallen. Da die österreichische Armee im Anzuge, glaubte er die Hauptstadt gegen einen etwaigen plötzlichen An griff des Fürsten von Anhalt geschützt, und auch Flanke und Rücken der eignen Armee hinlänglich gedeckt. Am S. Dezember gab der Herzog diesen Plan jedoch wieder auf, und zwar haupt sächlich wegen des noch immer stattfindenden Eisganges, welcher das Schlagen von Schiffbrücken unmöglich machte; denn die gesammte Armee durch die Stadt selbst zu führen, wagte er nicht, ans Furcht dadurch zu einer allgemeinen Plünderung Veran lassung zu geben. Er entschloß sich somit, bis zur Ankunft der Oesterreicher auf dem linken Elbufer zu verbleiben und sich nur defensiv zu verhalten. Der preußische General Lehwald traf unterdeß am 9. mit der Avantgarde des Fürsten von Anhalt von Torgau her (wo hin sich derselbe von Leipzig aus gewendet hatte) auf dem rechten Elbufer vor Meißen ein, und beschoß die Stadt, nachdem ihm vom Generalleutnant von Sybisky die Uebergabe verweigert worden war, mit dem zu Hand befindlichen Feldgeschütz. Da der sächsische General auf gleiche Weise antwortete, gaben die Preußen vorläufig hier jeden weiteren Versuch auf, suchten sich jedoch am 11., unterhalb Meißen, bei Merschwitz, der dort befindlichen Fähren zu bemächtigen, was ihnen auch gelang, trotzdem daß beide Fahrzeuge am linken Ufer in Sicherheit gebracht worden waren. Um den sehr wichtigen Punkt Meißen besser zu schützen, war am 10. noch der Generalleutnant von Allnpeck mit drei Grenadierbataillonen dorthin beordert worden, wogegen General o. Sybilsky Auftrag erhalten hatte, mit den beiden ckev.-WZ.- Reg'mentern Prinz Carl und Rutowsky die Beobachtung gegen Lommatzsch zu übernehmen, da man im sächsischen Hauptquartiere noch immer nicht bestimmt wußte, wo sich der Fürst von An halt Mit seinem Corps befand, und nur vermuthete, derselbe sei von Torgau auf Herzberg marschirt, um sich mit der, am 10. Dezember bei Großenhain eingetroffenenMuß. Hauptarmee zu vereingen. Um auf alle Fälle gesichert zu sein, ward die sächsische Armee jedoch nunmehr in einer engen Stellung bei K-sselsdorf vereinigt, in der sie auch bis auf Weiteres verblieb. Den 12. Dezember erhielt der Herzog von Sachsen-Weißen fels von Prag aus, wo sich der König August II. mit dem Minister Graf Brühl befand, die Aufforderung, „durch einen Coup gegen die feindliche Armee", oder irgend eine andere Unternehmung, die Sachen auf einen günstigeren Stand zu bringen. Da« betreffende Nescript, vom Minister Brühl ent worfen, zeigt, mit wie wenig Kenntniß der wahren Sachlage man geradezu ins Blaue hinein Anforderungen an die Armee stellte. So wurde dem Herzog, außer Möglichem, wohin ein Anfall der Preußen auf gut Glück zu rechnen sein würde, zu- gemuthet, eine Operation gegen den Saalkreis und gegen Magde burg zu unternehmen, oder aber, wenn dies nicht ausführbar, sich bi« zum Eintreffen weiterer österreichischer Unterstützung vom Rheine und der versprochenen russischen Hilfe, in seiner dermaligen Stellung zu behaupten. Zum Schluß ward der Feldmarschall noch aufgefordert, sich gutachtlich zu äußern, ob man die bereits schwebenden Verhandlungen mit Preußen, auf Grund des Breslauer Friedens zum Abschluß bringen solle, — worauf preußischer Seit« sofort alle Feindseligkeiten einge stellt werden würden, — oder ob es ihm vortheilhafter erschiene, wenn man sich den preußischen Anerbietungen entzöge, um das Glück der Waffen weiter zu versuchen. In einem sehr ausfü rlichen Promemoria beantwortete der Herzog jeden einzelnen Punkt des an ihn gerichteten Rescripts. In irgend einem Theile in Preußen einzufallen, sagte er, er scheine deshalb unmöglich, weil sich ihm dabei jedesmal eine der beiden preußischen Armeen entgegenstellen würde, während die andere dann volle Freiheit des Handelns habe und ihm den Rückweg verlegen könne; sich in der innehabenden Position aber zu halten, bis Unterstützung herankomme, wäre des jetzt schon herrschenden Mangels wegen ganz unausführbar. Das russische Hilfsheer habe in diesem Augenblicke noch nicht ein mal die curländische Grenze erreicht, von einer weiteren Unter stützung durch Oesterreicher vom Rheine her wisse andererseits der Prinz Carl gar nichts. Es seien bis jetzt weder Truppen theile, noch der kommandirende General, noch die Zeit des Auf bruchs, noch die Marschroute bestimmt, und würde eine Hülfe von dorther demnach sehr lange auf sich warten lassen. Wenn der König befehle, fügt der Feldmarschall bei, würde er, wenn damit die Armee nicht gerade auf die Schlachtbank geliefert würde, nach der Vereinigung mit den Oesterreichern einen Angriff unternehmen; er gebe aber zu bedenken, daß der Feind, wenn die Bataille unglücklich ausfiele, sehr harte Be dingungen machen würde, und daß ein derartiger Ausgang nicht unmöglich, sei daraus zu schließen, daß die Oesterreicher schon seit Kurzem zweimal (Hohenfriedberg, Hohenburkersdorf) von den Preußen geschlagen worden, und deshalb auch beim dritten Male den Kampf mit keinem besonderen Selbstvertrauen auf nehmen würden. Außerdem habe Prinz Carl nur 18 000 österreichische und 3000 Mann sächsische Truppen (unter Generalmojor v. Mink witz 2 Infanterie- und 3 Cavallerieregimenter, 2 Pulks Ulanen) unter seinem Befehle, das Grünnesche Corps betrage 6000 Mann, die sächsische Armee 25000 Mann, in Summa also 52 000 Mann, während die Preußen 56 000 Mann in Sachsen disponibel hätten (es waren in Wirklichkeit 82000 Mann). Schließlich rieth er, wenn es die Ehre nur irgend erlaube, auf die vorgeschlagenen Friedensbedingungen einzugehen. Am 12. Dezember wurde man endlich auch über den Ver blieb des Anhaltschen Corps aufgeklärt, man erfuhr, daß das selbe bei Strehla eingetroffen fei. „Die Armee", meldete der Herzog von Sachsen - Weißenfels an den König, „würde so mit bald Gelegenheit finden dem Feinde unter die Augen zu gehen," indem General Rutowsky den 13. mit dem größten Theile derselben dem Anhaltschen Corps entgeaenrücken solle. Außerdem wurde beabsichtigt, um den König von Preußen zu täuschen, am „Bär" eine Brücke über die Elbe zu schlagen (die Witterung war mild geworden und der Eisgang vorüber) und sich somit den Anschem zu geben, als wolle man auf das rechte Elbufer übergehen, zu welchem Zwecke durch, 2 österreichische Husaren- und 2 sächsische Ulanenregimenter noch eine Allarmir- ung der preußischen Vorposten stattfinden sollte. (Fortsetzung folgt.) Im Jrrenhause. Roman von E. v. Linden. (Nachdruck verboten.! (Fortsetzung.) „Und wann ist d^est Jugendblülhc gänzlich geknickt worden, gnädige Frau?" fragte er ruhig. Sie zuckte unmerkllch zusammen, während tiefe Traurig keit aus ihrem Antlitz sich malte. „Mein armer Sohn suchte den Zustand seiner Gattin lange vor der Welt, selbst vor mir zu verheimlichen," versetzte sie mit heuchlerischer Miene, „bis endlich der Ober-Medicinal- rath Dr. Todienberg, erster Arzt der Irren-Anstalt auf dem Mondholze, dm er ins Vertrauen gezogen, mir gestern kate gorisch erklärte, daß die Sicherheit des Haufes ihre Ueber- stedelung unter seine spezielle Aufsicht dringend nothwendig mache und ich meine ganze mütterliche UcberredungSkraft und Autorität aufbieten müsse, den Widerstand meines Sohnes der in die Entfernung der geliebten Gattin durchaus nicht ein- willigen wolle, zu brechen; er könne bei ihrem höchst bedenk lichen, ja gefährlichen Zustande für nichts einstehen. ES ge lang mir endlich nach hartem Kampfe, doch mußte ich selber diese traurige Pflicht, sie dorthin zu bringen, übernehmen." „Und das ist heute geschehen, gnädige Frau?" fragte der Professor mit scharfer Betonung. „Leider erst vor wenigen Stunden," erwiderte die Räthin betrübt und mit einem tiefen Seufzer die Augen zur Decke emporschlagend. Mit einer raschen, fast heftigen Bewegung erhob sich der Professor. „Dann bedaure ich von ganzem Herzen, Ihre gütige Einladung angenommen zu haben, gnädige Frau!" sagte er mit etwas gepreßter Stimme, „die Ünkenntniß eines solchen entsetzlichen Dramas in ihrer Familie mag es entschuldigen. Daß Sie indessen mit solchen Gefühlen unmöglich die heitere Wirthin zu spielen vermögen, ist zu erklärlich und eine bar barische Grausamkeit wäre es, durch eine längere Gegenwart diese Folter zu erhöhen. Erlauben Sie deshalb gütigst, gnädige Frau! —" „O, nicht doch, nicht doch," unterbrach ihn die Räthin, welche fast aus der Fassung gerathen wäre, „im Gegentheil, geehrter Herr Professor! ist es nur dringendes Bedürfniß, durch freundliche und anregende Gesellschaft den tiefen Kummer zu bannen, dem ich jedenfalls sonst erliegen müßte." „Damit täuschen sie mich nicht, gnädige Frau!" sprach der Professor fast rauh, „wenn Sic auch das Bedürfniß fühlen mögen, so Schreckriches zu qergessen, — ich vermag es nicht, und durch jede Unterhaltung würde mich die düstere Zelle mit der schönen, unglücklichen Gattin Ihres Sohnes anstarren. Es mag lächerlich erscheinen, aber wer kann für seine Natur die meine scheint darin leider noch immer nicht civilistrt genug zu sein." Er verbeugte sich nach allen Seiten gegen die Gesellschaft, welche stumm und erstaunt der Unterredung gelauscht hatte und jetzt ebenfalls Miene machte, dem Beispiel des Professors,