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Es ist eine auch Fremden auffallende Thatsache, daß die öffentlichen Verkaufslokale unserer Stadt durch äußere Ausstattung in großer Mehrzahl einen gewinnenden, ja stattlichen Eindruck machen, und nicht selten hört man: das hätte man in Dippoldiswalde gar nicht gesucht. Wir unter lassen es, einzelne Geschäfte namhaft zu machen, aber Jeder, der unsere Stadt vor 20 Jahren gekannt hat, wird ohne Widerrede zugeben, daß seitdem in der Ein richtung der Läden die augenscheinlichsten Fortschritte geschehen sind. Die Konkurrenz hat hierin einen Ein fluß ausgeübt, dem man sich nicht für die Dauer ent ziehen konnte, und das ist der äußeren Erscheinung unserer Stadt zu gute gekommen. Doch vermissen wir trotzdem bei sehr vielen Geschäften noch eins. Es ist die genügende, freundliche, das Geschäft auch in den Abendstunden empfehlende Beleuchtung. Freilich im blendenden Gaslicht der Großstädte können unsere Ge schäftslokale nicht erglänzen, Siemens'sche Regenerativ brenner können bei uns nicht zur Verwendung kommen, aber eine gut brennende Petroleum- oder Helioslampe gehört entschieden zu dem unvermeidlichen Geschäfts aufwande, der seine Zinsen trägt. Man wende nicht ein, daß, wer kaufen wolle, das am Tage thun könne, und trotz der besten Beleuchtung nicht ein Stück mehr verkauft werden würde. Wenn das der Fall ist, warum schließt man dann überhaupt die Geschäfte nicht bei eintretender Dämmerung? Weil man trotz Dämmerung und Abend noch auf einen Kunden hofft. Diesen aber bei möglichst guter Beleuchtung seine Maaren zu pro- duciren, ist einfach eine Handlung der Klugheit. Muß man nicht meinen, das Geschäft sei geschloffen, wenn sich hinter dein Schaufenster egyptische Finsterniß aus breitet? Und kann nicht durch Oelflecke ein gutes Stück leicht verdorben werden, wenn der Verkäufer erst beim Ertönen der Ladenklingel eine Lampe an zünden und regulieren muß? Nur weil wir es mit einer recht munteren Entwicklung unseres Geschäfts lebens gut meinen, möchten wir nicht unterlassen, auf den nicht selten vorkommenden Mangel hinzuweisen. Licht, mehr Licht! sagen wir mit Goethe, und wie unsere städtischen Kollegien durch eine liberale Vermehrung der Straßenlaternen sich diesem Rufe nicht ausgeschlossen haben, so — denken wir — wird er auch nicht unge hört an den Ohren unserer Mitbürger vorüberstreichen. — Bei der am 10. Januar, 1883 stattgefundenen Viehzählung waren in hiesiger Stadt vorhanden: 143 Pferde, 33 Kälber, 246 Rinder, 2 Schafe, 152 Schweine, 73 Ziegen und 73 Bienenstöcke. Dippoldiswalde. Die Monatsversammlung des Hiesigen Gebirgsvereins am 25. Januar war so wohl von Mitgliedern, als auch von Gästen sehr gut besucht, und hatte sich erfreulicher Weise zunächst mit Mitgliederaufnahmen zu beschäftigen. Nach einer kurzen Rechnungsablage über das günstige finanzielle Ergeb- niß des Luchbergthurmes, aus der hervorging, daß trotz der ganz abnormen Witterung der Thurm im vergangenen Jahre doch von ca. 800 Personen besucht worden sei, kam zur Sprache, daß beim Abbruch der Kahlehöhenkirche in Reichstädt (1874) ein Buch aufge sunden worden sei, das aber, jedenfalls aus Unkennt- niß oder Aberglauben, wieder mit verscharrt worden sein soll. Es ist aber zu wünschen, daß das Dunkel darüber gelichtet werde und so ersuchen wir denn hiermit im Namen des Vereins Alle, die darüber Auskunft zu geben vermögen, uns etwaige Mitthei lungen über den Verbleib des Buches gefälligst mit- zutheilen. — Herr Sektions-Ingenieur Wiechel hatte für den Abend in freundlicher Weise einen Vortrag übernommen, und zwar sprach er in höchst fesselnder und interessanter Weise über „kulturhistorische Wan derungen in unserer Heimath". Zum Schluffe legte der Herr Vortragende ein kürzlich auf dem Felde des Herrn Stadtgutsbesitzer Flemming hier (auf der süd Dienstag, den 30. Januar 1883. lichen Kuppe oberhalb der Neinholdshainer Teiche) ge fundenes Steinbeil vor, dessen Alter er auf ca. 2400 bis 2500 Jahre schätzte. Der Fund ist desto werthvoller, als es der erste von Steinwasfen in hiesiger Gegend ist, und wird derselbe sicher ein werthvolles Stück der Dresdner königlichen Sammlungen bilden. — 29. Januar. Die Versammlung des Gewerbe vereins am Freitage, die auch von mehreren Frauen der Vereinsmitglieder besucht war, gab zunächst dem Vorsitzenden, Herrn Schuldirektor Engelmann, Ge legenheit, anknüpfend an die Mittheilung, daß bei der projektirten gewerblichen Ausstellung auch Frauenarbeit zulässig und willkommen sei, im Allgemeinen über Frauenerwerb zu sprechen. Unter theilweiser Be nutzung eines in der „Sächsischen Schulzeitung", Nr. 4/1883, erschienenen Vortrags „über praktische Mädchenerziehung" von Lehrer Gasch in Dresden, regte derselbe zum Nachdenken über die Frage an, wie auf geeignete, ehrenvolle Weise unsere Töchter neben der allgemeinen Vorbildung zum Berufe der Hausfrau, Gattin und Mutter auch erwerbsfähig zu machen sei und unterzog einige der beliebtesten weib lichen Erwerbszweige einer kurzen Kritik. — Hierauf folgte die Vorzeigung und Beschreibung der 3, Serie des Neuheitencyklus, der einen Rouleauxsteller von Schmidt, Timm u. Co. in Iserlohn, Etssporen von denselben, einen Lampenkocher von Hilliger jun. in Berlin, eine neue Shlipsbefestigungs - Mechanik von Guido Fuchs—Leipzig, sowie endlich eine Riemen schraube von H. Kolb—Mehlis enthielt. Diesem fügte Herr Fabrikant Teicher die nochmalige Beschreibung und Vorzeigung des unverbrennlichen Feueranzünders von Heinrich Hempel—Gaschwitz hinzu, und Herr Schneidermeister Heinrich sen. zeigte eine von Jahnel— Zittau angefertigte, patentirte Waschmaschine vor, die den Beifall der anwesenden Frauen fand. — Die Mittheilung, daß demnächst die Anmeldeformulare zur Betheiligung an der Ausstellung zur Ausgabe gelangen werden, dürfte auch weitere Kreise interessiren. Aus der Jahresliste der Geschworenen für das Schwurgericht bei dem Landgericht Freiberg auf das Jahr 1883 theilen wir die Namen der aus unserem Bezirke gewählten Geschworenen nachstehend mit: W. Wolf, Gutsbes. in Burkersdorf, G. Gregor, Gemeindeältester in Hartmannsdorf. G. Herrmann, Gerichtsschöppe in Hennersdorf. Fr. Göhler, Guts bes. in Nassau. (Nr. 10). Fr. Geißler, Gutsbes. in Pretzschendorf. G. v. Oppen, kgl. Oberförster in Holzhau. E. Otto, Nittergutsbes. in Naundorf. H. v. Schönberg, Majorats- und Kammerherr in Reichstädt. G. Friedrich, Nittergutsbes. in Theise witz. N. Schreiber-Bischof, Rittergutsbesitzer in Kleincarsdorf. I. Dannenberg, Bergwersdirektor in Hänichen. l)r. Platzmann, Freigutsbesitzer in Saida bei Kreischa. Kleber, Amtslandrichter in Obercunnersdorf. Treutler, Kaufmann in Naun dorf. Müller, Rittergutspachter in Reinhardtsgrimma. Kästner, Vorwerksbesitzer in Neinberg. Jäckel, Landwirth in Dippoldiswalde. Schmidt, Kaufmann in Dippoldiswalde. Hultzsch, Gutsbesitzer und Ge meindevorstand in Hirschbach. Kleber, Gutsbesitzer in Wendischcarsdorf. Flemming, Postgutsbesitzerin Dippoldiswalde. Heber, Gutsbesitzer in Höckendorf. Thomas, Erbgerichtsbesitzer in Börlas. Näcke, Ge meindevorstand in Ruppendorf. Reichert, Wirth- schaftsbesitzer und Ortsrichter in Neinberg. Bern hardt, Gutsbesitzer und Gemeindevorstand iu Quohren. — Geschäftsübersicht des k. Amtsgerichts zu Dippoldiswalde. ^.Strafsachen. Im Jahre 1882 fanden 109 Hauptverhandlungen vor dem Schöf fengericht in 32 ordentlichen und 9 außerordentlichen Sitzungen und 16 Hauptverhandlungen vor dem Amts gericht statt. Anhängig waren 103' Anklagesachen wegen Vergehen, 25 dergleichen wegen Uebertretungen und 29 Privatklagsachen. In Forststrafsachen ergingen 48. Jahrgang. I 22 Strafbefehle, in änderen Sachen wurden 32 An- I träge auf Strafbefehl gestellt. Durch Urtheile wurden I 130 Personen verurtheilt und 24 freigesprochen — > 8. Civilsachen. Anhängig wurden 13 Sühnesachen, darunter 7 Ehesachen, 465 Mahnsachen, 171 gewüh- liche und 32 Wechselprozeffe, 3 Entmündigungssachen, 10 Arrestsachen, 14 Subhastationen, 3 Sequestrationen, Mündliche Verhandlungen fanden in 213 Sachen statt. Es ergingen 60 Endurtheile auf Versäumniß, Verzicht, Anerkenntniß und zur Erledigung bedingter Endur theile, 28 andere Endurtheile, 1 Zwischenurtheil und 29 Beweisbeschlüsse. — In Grund- und Hypotheken sachen waren 1986, in Vormundschafts- und Ver- laffenschaftssachen 2293 Eingänge zu erledigen. — Unser Herr Diakonus Neumann ist von drei Bewerbern um die Pfarrstelle in Gottleuba von dem dortigen Kirchenvorstande als Pfarrer gewählt worden. — Seit dem 25. Januar ist die Oefenheizung in den Wagen der Hainsberg-Schmiedeberger Eisenbahn eingeführt worden; ist dieselbe auch zunächst nur in dem Wagen für 2. Klaffe angebracht, so sind doch be reits 2 weitere Wagen zur Umänderung nach Dresden abgegangen und sollen im Ganzen 6 Wagen mit Heizung versehen werden. Die Temperatur in denselben ist, wie wir uns selber überzeugten, eine ganz angenehme. — AIS Kuriosum wollen wir nicht unerwähnt lassen, daß in vergangner Woche der Reisende eines Dresdner Hauses, um nach hier zu gelangen, nach Edle Krone fuhr, und sich von da nach Dippoldiswalde ein Geschirr miethete. (Ja, die Dresdner, die sein Helle!) Dippoldiswalde, den 28. Januar. Nachtturn fahrt! Dieses Wort ruft bei Verweichlichten und Furchtsamen ein gewisses Gruseln hervor; Andere ver anlaßt es zu Spott, vielleicht gar zu Verleumdungen, als sollte damit eine Nenomisterei zur Schau getragen werden. Und doch haben die Wanderungen während der Nacht sowohl im Sommer wie im Winter ihre be sonderen Reize. Einen anstrengenden Marsch zu machen zu einer Zett, in welcher die Wege leer und still und durch den Schnee nicht mehr zu unterscheiden fino und auf Irrwegen das Ziel erreicht werden muß, dazu gehört Muth und Ausdauer und das ist turne risch. Aus diesem Grunde unternahmen 4 Mitglieder unseres Turnvereins gestern Abend '/«10 Uhr eine Turnfahrt über Reinhardtsgrimma und Cunnersdorf nach Glashütte. Starker Wind erschwerte das Vor- wärtskommen: bei Schneegestöber wurde der rechte Weg verfehlt, obwohl ein „unfehlbarer Pfadfinder" an der Spitze marschirte, und man mußte auf's Ge radewohl die Müglitzstraße zu gewinnen suchen. Dies geschah ca. 20 Minuten unterhalb Glashütte, das man Punkt 12 Uhr erreichte. Für alle Widerwärtigkeiten fanden die Wanderer reichliche Entschädigung durch die freundliche Aufnahme bei den dortigen Turn genossen. Im fröhlichen Kreise wurde Rast gehalten, '/»3 Uhr der Rückweg angetreten und genau nach 2 Stunden hatte die Turnfahrt ihr Ende erreicht. Vivat ooguona! S Frauenstein. (König!. Schöffengericht.) Verhandlungen vom 23. Januar. Auf die von der Schneiderin Ernestine Christiane Berger in Frauen stein gegen den Wirthschaftsgehilfen Emil Müller daselbst wegen verleumderischer Beleidigung, indem derselbe andren Leuten gegenüber sie unsittlicher Lebens weise beschuldigt habe, erhobene Privatanklage wird Müller des angezeigten Vergehens überwiesen und demzufolge mit einer Geldstrafe von 15 Mk. belegt. — Der Handarbeiter Friedrich Wilhelm Flemming in Frauenstein ist angeklagt, am Abend des 7. Dzbr. 1882 in seiner Behausung seine Ehefrau mit einer eisernen Schaufel vorsätzlich körperlich mißhandelt, so wie durch überlautes Schimpfen und Schreien die öffentliche Ruhe gestört zu haben. Angeklagter gab zu, daß er mit seiner Frau gezankt und sie mit einer Kohlenschaufel geschlagen habe, stellte jedoch in Abrede