Volltext Seite (XML)
M itteue, »ä .8 Mnjq 8k, s 13, II. »er ngassr. E- und : ich wgt- r, ttelgtg« aeRkdn I ESedn »tze. iierkrn!, m»»» ritt«, Ml.; eil, nd brochin, Mk M.: 0 Psg.; »»8 ^s an; eke M50M, ing, ^r. 18, gt« ^3Ut :oth. Wegs luswahl i Pfg- bis Pfg. »er se 6, m»6el. »drot, d 2. Sock, iät, chnhosstr. fachesM' fertig gp jflaster» äugen, »tt. auf» reicht. Der sofort nach. !e zu haben lusstattung »ruckerti. ,z. Rettung ksucht mit Wissen ver- , Berli«, 62. ste. MeikWrIy^ o und Tageblatt. AmtMM für die königlichen und städtischen Behörden zn Freiberg und Brand. Bmmtwortlichcr Redakteur: Iuliu- Braun iu Freiberg. Erscheint jeden Wochentag Abend« '/,7 Uhr für den 38. Jahrgang. Inserate werden bi« Bormittag 11 Uhr angenom- II F 2ss. Mittwoch, de« 7. Oktober. — s 1885. lestellte umfassende Programm, welches von den ehemaligen l datur des Prinzen Reuß, des Schwiegersohnes des Groß- Ministern Chamberlain, Harcourt und Roseberry im Gegen-1 Herzogs von Sachsen-Weimar, nicht mehr in Frage steht, atz zu Gladstone gebilligt worden ist. Es zeugt von dem Derselbe soll die ihm angetragene Würde aus Rücksicht auf ihre Kostspieligkeit entschieden abgelehnt haben. Man behauptet aber vollkommen wahrheitsgetreu geschildert. Selbstver- Regenten der 19. Oktober dieses Jahres, der Tag nach dem ländlich verlangt der Kongreß auch die Reform der in, Todestage des Herzogs Wilhelm, auserkoren sei. Trotz der Ugland noch sehr im Argen liegenden Bodengesetzgebung, kurzen Spanne Zeit, die uns noch von diesem Termin trennt, M sich aber dabei streng an das von den Radikalen auf-1 scheint bis jetzt noch Alles in der Schwebe, zumal die Kandi- Die englischen Gewerkvereine. Innerhalb der neuen Schichten, welche bei den nächsten Parlamentswahlen in England zum ersten Male das Wahl acht ausüben, besitzen die Gewerkvereine, die sogenannten „Trabe Unions", einen sehr bedeutenden Einfluß. Die radikale Partei, welche im Begriffe steht, sich von dem Anhang Madstonc's zu trennen, erwartet von den Gewerkvereinen mit um so größerem Rechte eine Förderung, als das politische und wirthschaftliche Programm dieser Vereine dem ihrigen nahe verwandt ist. So wenig regierungsfreundlich auch die Haltung der englischen Gewerkvereine sein mag, und so radikal auch manche ihrer Forderungen klingen, und Anderen niederzuhalten." Immer näher rückt der Tag, an welchem die prinzipiell wichtige Entscheidung über die Besetzung des braunschweigischen Thrones erfolgen soll. In Braunschweig wird allgemein an genommen, daß für die Wahl des künftigen braunschweigischen Tagesschau. Freiberg, den 6. Oktober. Mit welchem Ernst die deutschen Regierungskreise die bis jetzt noch schwer übersehbare Entwickelung der Dinge auf der Balkanhalbinsel verfolgen, davon zeugt ein Artikel der offiziösen „Nordd. Allg. Ztg.", in dem es heißt: „Für die Beurtheilung der Orientlage sind seit Sonnabend drei Momente von wesentlichem aktuellen Belang hinzugetreten: die Be antwortung der Interpellationen im ungarischen Abgeordneten hause durch den Minister Tisza, die serbische Thronrede und der Empfang der bulgarischen Deputation beim Kaiser Alexander in Fredensborg. So natürlich es erscheint, daß die Thronrede des Königs Milan und die nach Dänemark gereiste Deputation nichts Anderes find, noch sein wollen, als möglichst beredte Anwälte ihrer eigenen Sache, so konsequent ergiebt sich anderer seits aus dem allgemeinen europäischen Situationscharakter die Betonung des Berliner Vertragsstandpunktes sowohl im Munde des russischen Herrschers als auch des ungarischen Premier ministers. Es sind dies die ersten authentischen Kundgebungen von kompetenter Seite, die, wie sie selbst den vollen Ernst der Situation durchblicken lasten, auch wohl kaum verfehlen werden, ihn denjenigen Kreisen zum Bewußtsein zu bringen, welche nur aus politischem oder nationalem Egoismus an die unlängst geschaffenen Schwierigkeiten herantreten und an den Grundfesten des Berliner Vertrages rütteln, blos weil sie keine Neigung verspüren, begehrliche Leidenschaften bei sich selbst nunmehr, Prinz Albrecht von Preußen werde das Amt eine- Regenten übernehmen. — Anläßlich des vermuthlichen Unter ganges der „Augusta" und anderer Unglücksfälle, die sich in kurzer Zeit bei der deutschen Marine ereignet haben, hat es nicht an hämischen Bemerkungen auswärtiger Blätter gefehlt. Die „St. James Gazette" empfahl den deutschen See- Offizieren, etwas weniger waghalsig zu sein und verwies die- elben auf das Vorbild der mit dem Spiel der Wellen ver trauten Engländer. Ein fachmännischer Artikel der „Kreuz zeitung" zählt nun nicht weniger als 7 oder 8 schwere Un- glückssälle auf, von denen «schlag auf Schlag die englische „kombinirte Flotte" im Laufe dieses Sommers heimgesucht worden ist. Wie aus Baden-Baden mitgetheilt wird, erfreut sich das deutsche Kaiserpaar des allerbesten Wohlseins und unter nimmt bei dem cingetrctencn milden Wetter fast täglich Spazier fahrten in die Umgegend. Der Kaiser hat Sonntag Vor mittag längere Zeit allein gearbeitet, die Kaiserin dagegen dem Gottesdienste in Baden-Baden beigewohnt. In Berlin tagten am Sonntag nicht weniger als zwölf Arbeiterversammlungen. Die Berliner Drechsler und ähnliche Berufsgenosten haben beschlossen, in allen Werkstätten einen Minimallohn von 18 Mark bei zehnstündiger Maximal» Arbeitszeit am 8. Oktober zu fordern und bei den diese Forderung nicht bewilligenden Arbeitgebern am 12. Oktober die Arbeit einzustellen. Eigenthümlicher Weise ist gerade die Berliner Arbeiterschaft bei dem diesmaligen Umzugstermin von den Folgen des Maurerstreiks hart betroffen worden, da eS jetzt in Berlin nicht an großen und mittleren Wohnungen, wohl aber an Räumlichkeiten für die Arbeiterwelt empfindlich mangelt. Wohnungen, aus Stube und Kammer bestehend, die bisher in den Berliner Vorstädten noch immer zum Preise von 60 bis 80 Thalern zu haben waren, sind von den am 1. Okto ber d. I. Umziehenden innerhalb des Stadtkreises vielfach überhaupt nicht mehr aufzutreiben gewesen. Sv kam es denn, daß eine große Anzahl von Familien, welche am 1. Oktober die bisher innegehabten Wohnungen räumen mußten, noch Vis heute kein neues Heim haben und interi mistisch in Remisen u. s. w. logiren. Die Aermsten suche» jetzt Moabit, die Vororte Berlins, Pankow rc. ab, um kleine Wohnungen aufzutrciben. Da in diesen Vororten, welche hauptsächlich auf eine starke Frequenz von Sommergästen ein gerichtet sind, den Winter über immer Wohnungen leer stehen, werden die Betreffenden dort leicht ein Unterkommen finden. Daß es aber für einen Arbeiter, der in der Mitte der Stadt beschäftigt ist, nichts Angenehmes ist, täglich, bei oft höchst un freundlichem Wetter, von diesen entfernten Orten bis zur Arbeitsstelle wandern zu müssen, ist selbstverständlich. Hierzu kommt noch, daß diese Wohnungen außerhalb Berlins trotz ihrer scheinbaren Billigkeit dem Arbeiter im Ganzen genommen ziemlich theuer zu stehen «kommen. Wenn er auch an Miethe weniger zahlt, wie in Berlin, kommt doch sein Unterhalt auf der Arbeitsstelle, auf welcher er von Morgens bis Abends von seiner Familie getrennt weilt, theurer zu stehen, als wenn seine Frau ihm das Essen zur Arbeitsstelle bringt oder aber der Arbeiter selbst zur Mittagszeit sich nach Hause begebm kann. Außerdem gewöhnt sich auf diese Weise der Arbeiter immer mehr an das Wirtschaftsleben und wird der Familie immer mehr entfremdet. Für die rapide Vergrößerung der deutschen Reichshauptstadt giebt es einen Maßstab, daß derselbe jetzt 1'/. Millionen Menschen umfaßt, während die Einwohner schaft von Berlin vor 200 Jahren nur genau 17 400 zählte, von denen noch 5000 Franzosen waren, die dort eine Zuflucht gefunden hatten. Zu der für den Silberbergbau so wichtigen aber überaus schwer zu lösenden Währungsfrage hat gestern in Köln die Delegirtenversammlung des „Zentralverbandes deutscher Indu strieller" folgenden Antrag angenommen: In Erwägung dessen, daß bezüglich der Währungsfrage nach den heutigen Erörte rungen im Zentralverband deutscher Industrieller noch ver schiedene Meinungen bestehen, ob dem Besten der deutschen Gewerbthätigkeit die Gold- oder die internationale Doppel währung mehr entspricht, hält es die Delegirtenversammlung für angezeigt, die Abstimmung über die vorliegenden Anträge zu unterlassen und beschließt dagegen, eine Untersuchung der Frage durch Befragung der Unterverbände eintreten zu lassen. Sie beauftragt das Präsidium, diese Untersuchung in geeigneter Weise einzuleiten. Allgemeines Aufsehen rief in München die Verhaftung - des dortigen Redakteurs der „Neuesten Nachrichten", K. Bos- atz zu Gladstone gebilligt worden ist. Es zeugt von dem zesunden Sinn der Gewerkvereine, daß auf dem Kongreß in Antrag auf Nationalisation des Landes, d. h. auf Uebergang deS Grundbesitzes an den Staat, mit 69 gegen 44 Stimmen verworfen wurde. Die Mehrheit der eng- ischcn Arbeiter sieht vernünftigerweise ein, daß diese von )em etwas überspannten amerikanischen Volkswirth Henry George gepredigte Neuerung für englische Verhältnisse nicht im Geringsten paßt. Weitere Beschlüsse betrafen die Kodifiziruna der Kriminalgesetzgebung und die Abschaffung des Erforder- nsses eines bestimmten Einkommens als Bedingung des Stimmenrechts bei Gemeiudewahlen. Seltsamer Weise wurde der Antrag, die Galerien und Museen an Sonn tagen zu öffnen, mit 69 gegen 51 Stimmen verworfen. Es ließe sich daraus jedenfalls der Schluß ziehen, daß die Mehrheit der Gewerkoereine Bedenken trägt, die Sonntags ruhe der Arbeiter einzuschränken und daß man in diesen zeichnen sich diese Vereine doch dadurch Vortheilhaft von den deutschen Sozialdemokraten aus, daß sie die Interessen < der arbeitenden Bevölkerung unverrückt im Auge behalten, ; sich nicht in utopische Träumereien verlieren, tobsüchtige Schimpfereien ebenso vermeiden wie doktrinäre Redensarten i und sich bei ihren Berathungen niemals vom praktischen ' Boden entfernen. Ihre Forderungen bewegen ^ich immer - innerhalb der bestehenden Einrichtungen und Niemand kann den Mitgliedern dieser Gewerkvereine vorwerfen, daß sie Feinde des Staates und der Gesellschaft seien und einer dem eigenen Vaterlande entfremdeten Partei angehören. Tie Führer der sozialdemokratischen Arbeiterpartei in Tentschland mögen den Leitern der englischen Gewerkvereine diclleicht an sozialistischer Weisheit überlegen sein, jedenfalls haben die Engländer mit ihrem größeren Nationalsinn und ihrem nüchternen gesunden Menschenverstand für das Wohl der Arbeiter weit mehr geleistet als die deutschen Agitatoren, die nur die Köpfe erhitzten und verwirrten. So weitgehend auch die zuweilen innerhalb der englischen Gewerkvereine gefaßten Beschlüsse sein mögen, mit dem völlig Unerreich baren haben sie sich niemals beschäftigt und die bloße Er regung von Unzufriedenheit unter den Arbeitern schien ihnen niemals ein würdiger Zweck ihrer Agitation. In diesem Sinne verliefen auch die Berathungen auf dem Kongreß der englischen Gewerkvereine, der vor Kurzem in Southport stattgefunden hat. Die auf diesem Kongreß gestellten Anträge und gefaßten Beschlüsse sind zum Theil Mr recht sonderbar, erstreben aber im Ganzen nichts Un mögliches. Am fragwürdigsten ist die vorgeschlagene Be schränkung der Arbeitszeit auf acht Stunden, welche der Präsident damit begründete, daß es nur auf diese Weise möglich werde, mehr Arbeiter als jetzt zu beschäftigen, wo in England sich ein großer Mangel an Arbeitsgelegenheit sehr fühlbar macht. Man beklagte natürlich vergeblich, daß die Maschinen immer mehr die menschliche Arbeit entbehrlich machen und immer mehr Arbeiter verdrängen. Ebenso schwer erfüllbar scheint das Verlangen des Kongresses, daß die Arbeitslöhne durch ein aus Arbeitern bestehendes Schiedsgericht festgestellt werden sollen. Trotzdem wurden diese beiden Anträge einstimmig genehmigt. Ferner billigte die Versammlung Anträge auf strengere Handhabung der Hastpflichtgesetze zu Gunsten der Arbeiter und Vermehrung der Zahl der Fabrikinspektoren durch Arbeiter. Zu den Forderungen, die nicht nur als Sache der eng lischen Arbeiter angesehen werden können, sondern auch in das Programm der ganzen radikalen Partei ausgenommen worden sind, gehören die Unentgeltlichkeit des öffentlichen Unterrichts, die Reform der veralteten Londoner City- ^»rporation und die Gewährung von Diäten an die Parla mentsmitglieder. Bei der Reform der City-Verwaltung hoffen es die Gewerkvereine durchzusetzen, daß Stiftungs- Ker, die ursprünglich für Armenunterstützung zur Ver fügung standen, diesem Zweck aber entzogen worden sind, der rechten Bestimmung wieder zurückgegeben werden. Daß die Parlamentsmitglieder Diäten aus der Staatskasse er halten sollen, widerspricht der bisherigen englischen politischen Tradition vollständig, aber nur dadurch können mehr Ar beiter in's Parlament kommen, wo bisher nur zwei Mann den Arbeiterstand vertreten haben. Ebenso geht e» gegen alle bisherige englische Gepflogenheit, daß "ach Ansicht der Gewerkvereine der englische Staat auch künftig alle Kosten tragen soll, welche mit den Parlaments dahlen verbunden sind. Was es sich bisher in England «n Kandidat kosten lassen mußte, um in's Parlament ge- dahlt zu werden, das hat bekanntlich der berühmte Schrift- Mer Dickens in seinem Roman „Our mutual lrivml", »Unflr gemeinschaftlicher Freund", mit köstlichem Humor aber vollkommen wahrheitsgetreu aeschildert. Selbstver- Kreisen Englands doch den bildenden und veredelnden Ein druck der Kunstwerke und wissenschaftlichen Sammlungen roch immer weit unterschätzt. Der Kongreß erklärte ich ferner gegen die geplante Einführung des mili tärischen Unterrichts in die Staatsschulen, von dem man fürchtet, daß er das Kadettenwesen und die den englischen Arbeitern unwillkommene allgemeine Dienst pflicht begünstigen könne. Schließlich richtete der Kongreß ein Tadelsvotum gegen den Generalpostmeister, weil derselbe den Postbeamten jede Einmischung in die Politik untersagte und drückte verschiedenen streikenden Arbeitern seine Sympathien aus. Wie weit die gefaßten Beschlüsse eine praktische Folge haben werden, ist jetzt nicht zu beurtheilen und auch neben sächlich, thatsächlich geht aber aus denselben hervor, daß die bisher im englischen Parlament nur schwach vertretene radikale Partei oen Bestrebungen der Gewerkvereine sehr nahesteht und von den letzteren mit Hilfe des neuen Wahl gesetzes eine wesentliche Unterstützung erwarten darf. Da jetzt eine wesentliche Ausdehnung des Wahlrechts eintritt, ist bei den nächsten Wahlen zum englischen Parlament auch eine wesentliche Verstärkung der radikalen Partei zu erwarten, die sowohl den Whigs (den Gemäßigt-Liberalen) wie den Tories (den Konservativen) künftig viel zu schaffen machen wird. Diesen Einfluß der Gewerkvereine könnte die herrschende Partei nur verhindern, wenn sie es verstünde, durch staat liche Sozialreform nach deutschem Muster die jetzige Be wegung in England rechtzeitig zu bemeistern.