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Rr. 98. — 3. «Mer Mittwoch, 14. «mrmber ISA. AL/?/» uuö SlÄtbolk. Unparteiisches Tageblatt ^ Er Chemnitz und die Vororte: Altchemnitz, Attendorf, Bernsdorf, Furth, Gablenz, Glösa, Helbersdorf, Hilbersdorf, Kappel, Neustadt, Schöna« Abonnements: vierteljährl. 1 Mk. 25 Pf. (Zutragen 40 Pf.), sowie monatlich 45 Pf. (Zutragen 15 Pf.) nehmen entgegen die Verlagsexpedition und die Ausgabestellen des Chemnitzer Anzeigers in Chemnitz und obigen Vororten, sowie sämmtliche Postanstalten. (Postzeitungs-Preisverzeichniß: Nr. 1030. 13. Nachtrag.) JnfertionspreiS: die schmale (1 spaltige) Corpuszeile »der bereu Raum 10 Pf. — Die 2 spaltige (auf Textbreite) unter Eingesandt 30 Vf. — Auf große Annoncen und Wiederholungen Rabatt. — Annoncen-Annahme für de nächste Nummer bis Mittag. — Ausgabe jeden Wochentag Nachmittag. Verlags-Expedition: Alexander Wiede, Buchdruckerei, Chemnitz, Theaterstraße 48 (ehemaliges Bezirksgericht, gegenüber dem Casino). Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Kaufmanns Franz Heinrich Kunze, gew. Inhabers der Firma Franz Kunze in Chem nitz,^ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung .. Verthcilung zu der Gläubiger über ßtermin auf de» 7. December 1883 Vormittags 10 Uhr vor dem Königlichen Amtsgerichte Hierselbst bestimmt. Chemnitz, den 12. November 1883. Pötzsch, Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts. Der Handarbeiter Gottlo b Friedrich Stückig aus Oberreichen»», Alter: 35 Jahre; Größe: 1,., m; Statur: untersetzt; Gesicht: oval; Gesichts farbe: blaß; Haare und Augenbrauen: blond; Augen: blau; Kinn: rund; Kennzeichen: Brust etwas nach links cingebogen — ist dringend verdächtig, in der Nacht zum 1. dieses Monats in Kreuzeiche einen schwarzen Tuch- schößenrock mit übersponncncn Knöpfen und schwarzem Mohairsutter, einen Ueberzieher von dunklem geflockten Stoffe mit schwarzem Sammetkragen und schwarzem Zanellafutter, ein vielgetragenes Jaquet von dunklem Winterstoffe mit schwarzem Sammetkragen, ein Paar neu besohlte rindslederne Halbstiefeln mit Eisen, einen grauen SchSßenrock von Sommerstoff und ein Paar Husaren stiefeln mit Eisen gestohlen zu haben. Alle Criminal- und Polizeibehörden werden ersucht, Stückig in« Be tretungsfalle fcstzunehmen und dem nächsten Amtsrichter zur Erlassung von Haftbefehl vorzuführen. Es wird um Verweisung Schmidt's hierauf und um Erfolgsnqtiz gebeten. Chemnitz, am 3. November 1883. Der Königliche Amtsanwalt. I. A-: Lechla. Chemnitz, am 10. November 1883. Die Königliche Staatsanwaltschaft, i. v.-. Bachmann, Ass. Steckbrief. Gegen die unten beschriebene Händlerin Wilhelmine Helene verehel. Stiebert von hier, welche sich verborgen hält, ist die Untersuchungshaft Erledigt hat sich der unter dem >5. September dieses Jahres hinter dem Geschäfts reisenden Otto Schnädelbach aus Lößnitz erlassene Steckbrief durch die erfolgte Festnahme Schnädelbach's. Chemnitz, am 10. November 1883. Königliche Staatsanwaltschaft. 1. r.: Bachmann, Ass. Schtz. wegen Unterschlagung und Betrugs verhängt. Es wird ersucht, dieselbe zu verhaften und in die hiesige Gefangenan stalt abzuliefern. Chemnitz, den 10. November 1883. Königliche Staatsanwaltschaft. vr. Schmidt. Schütz. Beschreibung. Alter: 31 Jahre; Größe: 1,„ in; Statur: mittel; Haare' blond; Stirn: frei; Augenbrauen: dunkel; Augen: blau; Nase: etwas nach links gebogen; Zähne: unvollständig: Kinn: rund; Gesicht länglich; Gesichts farbe: gesund; Kleidung: braungestreifte Jacke, brauner Lüstrerock, blaue Schürze, kalblederne Stiefeletten. Besondere Kennzeichen: schielt auf dem linken Äuge. Tischler Friedrich Albin Schmidt von Jöhstadt, bis vor Kurzem hier aufhältlich, ist zu einer Anzeige zu vernehmen und hat dem Unterzeich neten seinen jetzigen Aufenthaltsort unverweilt anzuzeigen oder sich hier zu stellen. Tageschronik. 14. November. 1665. Dänisch-norwegisches Königsgesetz. 1716. Leibnitz gest. 1809. Schlacht bei Poti. 1825. Jean Paul gest. 1826. Eröffnung der Universität München. 1831. Hegel gest. A»S vr. L. Overzter's Wetterprognose. Nachdruck verboten. 14. November. Mittwoch. Mild, zeitweise windig, Aufheiterung wechselt nul-Aegensällen, morgens relativ n»ß-kalt. Morgens zunehmend be deckt mit Niederschlägen, nachmittags aufgebessert bis herbstlich gut, nachts Niederschläge, die besonders im Süden ergiebig sind, bei im Süden auffrischenden bis lebhaften föhnartigen Südwestwinden. Die Wasi erstände steigen. 15. November. Donnerstag. Der 15., 16. und 17. Novenlber können, da im Westen ein Sturmscld sich entwickelt, bezüglich Bewölkung, Nieder schlägen und Windstärke Unregelmäßigkeiten bieten, die noch der Beobachtung unterliegen. Mäßig kalt, theils bedeckt, theils besonders nachmittags aufgeheitert mit Niederschlägen in der Stacht. Normal morgens zunehmend bedeckt bis zu kurzen Niederschlägen und windig, nachmittags aufgebessert bis einige Zeit herbstlich gut, nachts bedeutende Niederschläge, zumal im Süden Deutschlands, an exponirten Lagen Schnee. Der Morgen bis Mittag muß verhältnißmäßig kühl sein, die Mittagstemperalur mag 80 bis 100 6. betragen; die Nacht ist ver- hältnißmäßig mild. In den westlichen Küstengegenden wird es in den folgenden Tagen stellenweise stürmisch. Die W«sserstände steigen. 16. November. Freitag Mäßig kalt, zeitweise aufgeheitert wohl mit kurzen Niederschlägen mittags und bedeutenderen nachts. Frühmorgens fonnig, auf Mittag z» bedeckt, mittags nnd nachmittags bei kühlen Windstößen regnerisch, örtlich mit Graupelböen, spätabends besser, nachts bedeutendere Niederschläge, zumal in Süden bei lebhaftem, stellenweise f-chnhaftcm nächtlichem Südwest. Die Morgens- und Mittagstemperaturen sind auffällig niedrig, die Nächte relativ mild. Das nächtliche Minimum liegt in geschützten Lagen zwischen 4 und 5 Grad Celsius, sinkt indessen in exponirten Lagen, so daß an solchen Schneefall zu erwarten ist Die Wasserstände steigen. Telegramme des Chemnitzer Anzeigers. Vom 12. November. Berlin. Der russische Minister des Auswärtigen, v. Giers, trifft morgen in Berlin ein, wird morgen vom Kaiser empfangen und zum Diner gezogen, reist am Mittwoch zu Bismarck nach Friedrichsruhe, kehrt am Donnerstag nach Berlin zurück und setzt ohne Weiteren Aufenthalt die Reise nach Montreux fort. Berlin. Die „Germania" meldet: In einer unter Vorsitz des Papstes gehaltenen Berathung aller suburbicären Bischöfe wurde be schlossen, die Demission des Kardinals Hohenlohe vom Bischosthum Albano's nicht anzunehmen, sondern ihn sofort aufzufordern, nach Nom zurückzukehren. Warschau. General Gurko hat beantragt, daß die durch immer größere Truppenansammlungen in Polen gesteigerten Einquartierungs- kosten auf das Reich übergehen, da sie die Polen nicht mehr tragen können. Man erwartet weitere Truppenansammlungen in Polen. Madrid. Die in den hiesigen protestantischen Bethäusern ver anstaltete Lutherfeicr war außerordentlich zahlreich besucht. Tamatave. In Antananarivo soll eine Revolution aus- gebrochen und der Premierminister ermordet und die Madagassischen Gesandten, welche kürzlich von Europa zurückkehrten, erdrosselt worden sein. Die Franzosen rüsten sich zur Wiederaufnahme der Feindseligkeiten. Weitere Depeschen siehe Extra-Beilage. Deutschland nnd Spanien. Wunderbare Wandlungen vollziehen sich im Laufe der Jahr hunderte in den Beziehungen der Staaten. Im sechzehnten Jahr hundert waren Deutschland und Spanien fast eng mit einander ver bunden; sie bildeten im weiteren Sinne die hervorragendsten Theile jenes Weltreichs des Kaisers Karl V., der als Sohn Philipp's des Schönen von Oesterreich und Johanna's von Spanien Erbe uncrmeß. licher Reiche geworden war. Dann trennten sich Deutschland und Spanien in Folge des Ueberganges der Kaiserwürde auf die habs- burgisch.-österreichische Fiirstcnlinie vollständig und kamen im Laufe der ibeiden nächsten Jahrhunderte auch Politisch ganz auseinander. Der Neuzeit aber war es Vorbehalten, zwischen Deutschland und Spanien, wenn auch keinen neuen Bund, so doch ein neues politisches Band zu knüpfen. Das weitsehende Auge des Fürsten Bismarck hatte schon vor zehn Jahren erkannt, daß die politisch bald zur Republik, bald zur Diktatur schwankenden Zustände Spaniens weder der Ruhe Europas, noch den Interessen des Deutschen Reiches förderlich sein konnten und die deutsche Diplomatie vertrat in Madrid mit großem Geschick, damals vertreten durch den wackeren Diplomaten Grafen Hatzfeld, unseren jetzigen Staatssecretär des Auswärtigen, die Richtigkeit einer Restauration der bourbonischcn Dynastie in Gestalt einer konstitutio nellen Monarchie, wodurch auf der einen Seite dem Freiheits- und Selbstständigkeitsgefühle der Spanier eine-Konzession gemacht wurde, auf der anderen aber auch den revolutionären Elementen Spaniens ein fester Damm entgegengesetzt werden konnte. So ist Deutschland einer der ersten Förderer der Krone in der politischen Welt gewesen, welche der jetzige vor neun Jahren zurück gerufene Bourbonensproß als König von Spanien trägt. Man weiß auch, daß aus diesem Grunde König Alfons im letzten Sommer in Deutschland einen Besuch machte und in weiterer Verfolgung der Pflege guter Beziehungen zwischen Spanien und Deutsch land der Kaiser Wilhelm dem Könige Alfons auch einige besondere Ehrenbezeigungen erwies. Wie viel Werth man in Deutschlands maßgebenden politischen Kreisen übrigens auf die Befestigung und Dauer guter Beziehungen zu Spanien legt, erhellt daraus, daß bereits in nächster Woche im Aufträge des Kaisers Wilhelm an dessen Statt der Kronprinz Friedrich Wilhelm den Besuch des Königs von Spanien erwidern und bereits am 15. Novbr. von Berlin über Genua und von dort zu Schiff nach Spanien reisen wird. Im Gefolge des Kronprinzen werden sich außer den persönlichen Adjutanten der General Graf Blumenthal, der General adjutant des Kaisers, Freiherr v. Loö, und mehrere höhere Hofbeamte befinden. Bei der Ueberfahrt von Genua nach Barcelona wird der Kronprinz auch durch ein kleineres deutsches Panzergeschwader geleitet werden und so auch äußerlich mit der seinem Range gebührenden Aus zeichnung in Spanien erscheinen. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Die aus Deutschland und dem Aus lande eingetroffcnen Nachrichten über den Verlauf der Lulherfcier be kunden, daß überall, wo die Erinnerung an Luther und sein Wirken lebendig geblieben ist, das seinem Andenken geweihte Fest auf das Glänzendste begangen worden ist. Namentlich in den Orten, deren Name mit dem unsterblichen Werke Luthers auf's Innigste verknüpft ist, feierte man den 10. November, den eigentlichen Luthcrtag, in so lenner Weise; in Eisleben fand ein prächtiger historischer Festzug statt, ebenso in Eisenach, wo außerdem auf der Wartburg im Beisein des großhcrzoglichen Hofes ein Festzottesdienst abgehalten wurde; in Erfurt wurde am Abend des 10. November ein großer Fackelzug veranstaltet, an welchem gegen 7000 Personen theilnahmen. Ebenso ist in allen Theilen des protestantischen Auslandes das Luther-Jubi läum in entsprechender Weise gefeiert worden und hat somit der ganze Verlauf der Lutherfestlichkeiten bewiesen, daß sich dieselben zu einer echten und rechten Glaubensfeier der gesammten protestantischen Welt gestaltet haben; möge dieselbe noch lange in allen Herzen nachklingen! Die bevorstehende Reise des deutschen Kronprinzen nach Mad rid bildet gegenwärtig in den politischen Kreisen des In- und Aus landes das Tagesgespräch. Sehr unangenehm findet man sich hier von in den Pariser Ncgierungskrciscn berührt, da man hier nicht mit Unrecht von dem Besuche des deutschen Kaisersohnes in Madrid eine festere Verknüpfung der Beziehungen zwischen Deutschland und Spanien befürchtet. In erklärlichem Gegensätze hierzu sicht man in der spa nischen Hauptstadt der Ankunft unseres Kronprinzen mit Enthusiasmus entgegen, wie sich denn überhaupt seine ganze Fahrt von dem Lan- kungsplatze bis zu den Ufern des Manzanares zu einem wahren Triumphzuge gestalten wird. Morgen Mittwoch wird der sächsische Landtag offiziell eröffnet. Das Budget für die Finanzperivde 1ci84—85 balancirt in Einnahme nnd Ausgabe im Ordinarium mit 69,981,530 M. jährlich, im Extra- vrdinarium mit ! 6,187,075 M. für beide Jahre. Für Eisenbahn- bantcn werden postulirt: Bienenmühle-Landesgrenze, Geithain-Lausigk- Leipzig (normalspurig), PotschappelWilsdruff (schmalspurig), Schön- böriichcn-Mülsengrund-OrtmannSdorf (schmalspurig), Wilischthal-Ehren- fricdersdvrs mit Zweigbahn Hervld-Thu», (schmalspurig). Anläßlich der bevorstehenden Landtags-Session in Preußen wird vom Ccntrum auch wieder einmal die kirchenpolitische Saite ange schlagen werden. Die genannte Partei soll beabsichtigen, im Abge ordnetenhause eine Debatte über die Wiederherstellung der geordneten kirchlichen Verwaltung in den Diöcesen Köln, Posen, Limburg und Münster anzuregen. Daß die kirchenpolitischen Verhältnisse hierbei in einer oder der andern Art wieder Gegenstand der Erörterungen wer den, liegt auf der Hand. Schon der Umstand, daß am 1. April 1881 die discretionären Vollmachten des Gesetzes vom 31. Mai 1882, betreffend den Eid der Bisthumsverweser, die Gehaltssperre und die kirchliche Vermögensverwaltung in erledigten Diöcesen ablaufen, wird dazu führen ; es bleibt abzuwarten, ob die Regiemng die Er neuerung dieser Vollmachten verlangen resp. ob sich eine Majorität für die nochmalige Gewährung derselben finden wird. Gegen die Wahl des nationalliberalen Landtagsabgeordueten Seyffardt in Crefeld bereitet die Centrumspartei Wiedemm einen Protest vor. Derselbe wird sich, wie schon früher, -egen die „liberale Wahlkreisgeometrie" richten und eine Bezirkseintheilung fordern, welche lediglich dem Centrum zu Gute kommen würde. Nach Lage der Dinge ist aber schwerlich anzunehmen, daß die Regierung dem ultramontanen Proteste nochmals Folge geben wird. Oesterreich-Ungarn. Das offiziöse „Wiener Fremden blatt" unterzieht in einer seiner jüngsten Nummern das Verhältniß Oesterreichs zu Rußland einer eingehenden Besprechung. Das Blatt führt hierbei aus, daß eine Gemeinsamkeit der politischen Ideen und Handlungen der Kabinete von Petersburg und Wien sehr wohl möglich sei und betont dann, wie sehr die österreichische Regierung bestrebt s-.i, bedenklichen Kontroversen aus dem Weg zu gehen. DaS „Fremdenblalt" geht hierauf auf die serbische und bulgarische Frage ein und meint, daß eine Nichteinmischung Oesterreichs und Rußlands in die Verhältnisse Bulgariens und Serbiens der beste Beweis für die friedlichen Absichten jener Staaten sein würde und habe sich Oesterreich in dieser Beziehung bereits große Zurückhaltung auferlegt. Sonst gebe es keine aktuelle politische Frage, in welcher ein unwill kommener Zusammenstoß der russischen und der österreichischen Regierungsidee zu besorgen sei. Die Herrscher beider Staaten wünschten aufrichtig den Frieden und diesen Umstand hätten auch die beiderseitigen Regierungen in Betracht zu ziehen; Oesterreich werde es hierbei an Loyalität nicht fehlen lasten und erwarte von Rußland volle Gegenseitigkeit. Frankreich. Die französische Deputirtenkammer hat am Sonnabend das Munizipalgesetz mit 440 gegen 66 Stimmen an genommen. Es bedeutet dies einen neuen Erfolg, den das Mini sterium Ferry diesmal in der inneren Politik davongetragen hat, denn die Radikalen versuchten auch in dieser Angelegenheit dem Kabinet ein Bein zu stellen. Die großen französischen Blätter schweigen noch über die deutsche Kronprinzen-Reise. Nur das „Evene ment" beeilt sich der V. Ztg. zufolge, die Nachricht von der spani schen Reise des Kronprinzen „als neue Provokation Frankreichs" hinzustellen. Das genannte Blatt drückt die Hoffnung aus, die republikanische Bevölkerung Barcelonas werde dem Kronprinzen den entsprechenden Empfang bereiten. Die radikalen Blätter fragen spöttisch, ob Minister Ferry den Kronprinz n nicht eingeladen habe, durch Paris zu kommen, um sich vor ihm demüthigen zu können? England. Auch in England hat das Luther-Jubiläum zu bedeutsamen Kundgebungen geführt von denen namentlich das am Sonnabend in Exeterhall zu London stattgefundene große Meeting hervorzuheben ist. Demselben präsidirte Lord Schaftesbury, der eifrige Vorkämpfer des Protestantismus in England und beschloß die Ver sammlung, folgendes Telegramm an Kaiser Wilhelm abzusenden: „Geruhen Ew. Majestät die Mittheilung anzunehmen, daß das protestan tische England sich heute von ganzem Herzen eins weiß mit Deutschland in der Feier des vierhundertsten Jahrestages der Geburt Luthers, und es ernstlich anflcht, daß unter dem Segen des Allmächtigen Gottes beide Länder auch ferner im Stande sein mögen, die großen Grundsätze der Reformation aufrecht zu erhalten, welche stets einen so mächtigen Beschützer in Ew. Majestät gefunden haben Möge Gott Ew. Majestät noch lange erhalten!" Rußland. Der russische Minister des Auswärtigen Herr von Giers, hat am Sonntag eine Reise ins Ausland angetreten. Das Ziel derselben ist vermuthlich Italien, wo eine Tochter des Ministers aus Gesundheitsrücksichten schon seit längerer Zeit ihren Aufenthalt genommen hat. Bekanntlich weilte Herr von Giers bereits im vorigen Jahre zu gleichem Zwecke in Italien, wobei er gelegentlich der Durchreise durch Deutschland auch dem Fürsten Bismarck in Varzin einen Besuch abstattcte. Ob der russische Minister auch dies mal beim Fürsten Bismarck vorsprechen wird, ist noch nicht bekannt.