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Nr. 19. Weißeritz-Zeitung Dieustag. , Erscheint Dienstags und Freitags. Zn beziehen durch alle Posianstalten. 8. März 1870. Pl-i, pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile ^Pfg. Amis - «nd Anzkigr-Dlatt der Königlicht« Gmchts-Aemtkr u«d Itadtriittzr zu Aippol-iswal-c und /raukufltio. vrrmiMrtljcher Le-atteur. Carl Zkhne in Aippoldirwalde Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, 7. März. Das gestern Abend im hiesigen Schießhause von neun ehemaligen Zöglingen des königl. Blinden-JnstitutS in Dresden gegebene Con- cert war sehr zahlreich besucht und interessirte die Zu hörer lebhaft durch die im Ganzen gut vorgetragenen Gesänge, in denen sich besonders die Soprane durch Wohlklang und Kraft auszeichneten. Die feinen Schat- tirungen des Vortrags einzelner Nummern des überrei chen Programms zeigten von der vorzüglichen Schule, welche den Zöglingen unserer sächsischen Haupt-Blinden anstalt im Gesänge geboten wird. K Franenstein. Die frühlingswarmen sonnigen Tage voriger Woche, wo die -staare und Lerchen schon sangen, so daß man wähnte, der Frühling sei schon angebrochen, haben rauhen und nebeligen, durch frischen Schnee zu neuer Schlittenbahn sich auSzeichnenden Märztagen weichen müssen. Für unsere Calamitosen wäre allerdings in einer Beziehung noch eine, einige Wochen anhaltende gute Schlittenbahn von großem Vor- theil, da immer noch Baumaterialen anzufahren sind, obwohl schon viel, sehr viel herbeigeschafft sind. Auch werden jedenfalls Diejenigen, welche sich mit dem Her beischaffen ihrer benöthigten Materialien zu dem bevor stehenden Wiederaufbau bei der gewesenen guten Schlitten bahn dazu gehalten haben, am klügsten gewesen sein, da die Fuhren im Winter zahlreicher und besonders auch billiger zu haben sind, was die nächste Zeit lehren wird. Mehrere unserer Calamitosen haben bereits die alten Brandruinen niederreißen, auch schon, trotz des Frostes, Keller ausgraben lassen. Jedenfalls würden schon Mehrere dies gethan haben, wenn nicht die An gelegenheit bezüglich der Feststellung unseres Stadtbau- planeS, welche nachgerade anfängt, eine Calamität zu werden, und die so sehr lange auf sich warten läßt, sie daran hinderte. * Altenberg, 6. März. Wie war uns doch so wohl, als in verwichener Woche, nach so rauhen Winterstürmen, der Himmel uns mit so mildem Wetter bedachte und Lerchen und staare sich zeigten! Seit gestern haben wir wieder einen bedeutenden Schneefall gehabt, der die Straßen und Wege unwegsam gemacht hat. Wie Passagiere berichten, die mit der gestrigen Nachtpost angekommen, welche nur mit Mühe und 3 Stunden später als sonst, Altenberg erreichen konnte, reichen die Schneelager bis weit über Dippoldiswalde hinunter. Dieselben sind auch Veranlassung zu einem hier vorge kommenen Unglücksfall gewesen. Böhmische Fuhrleute, welche Töpferwaaren aus Pulsnitz geladen, kamen in den gestrigen Nachmittagsstunden hier an. Unschlüssig, ob sie mit dem Wagen von hier nach Böhmen fortkommea würden, übernachteten sie hier, setzten den obern Theil deS Wagen« auf einen Schlitten, nahmen zu mehrerer Sicherheit noch Vorspann und suchten heute früh auf diese Weise besser fortzukommen. Oberhalb des Gerichts amtes, wo sich viel Schnee angesetzt hatte, schlug der Schlitten um, und ein Fuhrknecht, Namens Nitzsche von hier, welcher den Vorspann leitete, wurde unter dem Schlitten begraben und erst nach längerer Zeit und vieler Mühe ohne alle Lebenszeichen unter dem Schlitten hervorgezogen. Dresden. Der Eisgang der Elbe ist in der befriedigendsten Weise vor sich gegangen; der größte Wasserstand war am Freitag 1 Elle 3 Zoll über Null. Auch von der Unterelbe sind Nachrichten über ruhigen Eisgang eingetroffen. - Der Bericht über die Brauerei zum Felsen keller lautet sehr günstig. Es wurden im abgelaufenen Jahre 75,090 Eimer Bier gebraut und die Actionäre erhalten 15 pro Cent Dividende. Leipzig. Die Sammlung für die Armen beim Carneoalsfestzuge hat die bedeutende Summe von 950 Thlrn. ergeben. — Im vorigen Jahre wurden in Leipzig 131,984 Telegramme aufgegeben und 133,965waren angekommen. Darnach folgten Dresden mit 99,133 resp. 124,394; Chemnitz mit 45,419 resp. 47,076; Zwickau mit 11,846 resp. 12,558, Zittau mit 11,627 resp. 12,030; Reichenbach mit 11,306 resp. 9691; Glauchau mit 10,735 resp. 9353 rc. Berlin. Den erfreulichsten Eindruck machen die Mittheilungen über den Stand der norddeutschen GundeSmarine. Dieselbe hat in der kurzen Zeit des Bestehens bereits die Seemacht Oesterreichs und Italiens erreicht und die kleineren Staaten überflügelt. — Man schreibt, daß Seiten der conservativen Fraction im Reichstage Anträge gestellt werden sollen, die Portofrei heil für die Correspondenz der Be hörden unter einander wieder herzustellen. — Die Fort schrittspartei ist entschlossen, auch bei dem Reichstage, wie früher im Abgeordnetenhause, einen Abrüstungs- Antrag einzubringen. Baiern. Zuverlässige Nachrichten aus München lassen die Berufung des Grafen Bray zum Nachfolger des Fürsten Hohenlohe al« gesichert erscheinen. Der selbe ist rin persönlicher Freund des Letzteren und theilt ganz und gar dessen nationale Politik; nur soll er sich mehr zu Oesterreich hinneigen, als Jener. — Rach zuverlässigen neuesten Mittheilungen aus München ist die bairische Regierung officiell den Auf-