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UWnh-MlW Dienstag, den 12. Mai 1885. 51. Jahrgang. Nr. 56. DK „Wtißeritz. Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis »ierteljahrlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Berbreitung finden, werde» mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Eiiige- sandt, im redaktionell«» Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Amtsblatt für di- Lömgliche Amtshaupimamschast Dippoldiswalde, sowie für di- Königlichen -Amtsgericht- und di- Städtische zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Ichne in Dippoldiswalde. Eine internationale Gesundheits- Konferenz. Längst ist es von erleuchteten Staatsmännern und Gelehrten festgestellt worden, daß die gesammte Kultur menschheit eine in allen ihren Gliedern innig aneinan der gekettete Familie bildet, und daß große Drangsale, niögen sie nun politischer oder gesundheitlicher Natur sein, stets auf die gesummte Völkerfamilie zurückwirken müssen. Was Krieg oder Frieden, Wohlstand oder Verarmung, Gesundheit oder Krankheit anbetrifft, so besitzt also die Kulturmenschheit vollständig gemeinsame Interessen, und wir muffen es als einen erhabenen Fortschritt betrachten, daß nicht nur in der Theorie dieser Grundsatz anerkannt ist, sondern auch in der Praxis geübt würd. Als ein besonderes erfreuliches Beispiel können wir in dieser Hinsicht die internationale Gesundheitskonferenz bezeichnen, welche auf Anregung Italiens am 15. Mai in Nom zusammentreten und von allen Mächten beschickt werden wird. Die nächste Ursache zur Abhaltung dieser Konferenz ist die wieder in Europa vorhandene Choleragefahr und die That- sache, daß die Cholera in ihrer gefährlichen, epide mischen Form immer nur durch Verschleppung aus anderen Ländern, zumal aus Indien, verursacht wird. Es handelt sich also auf der in Nom demnächst tagen den Gcsundheitskonferenz darum, internationale vor beugende Maßregeln gegen das Verschleppen der Cholera zu ergreifen, welche Maßregeln eben dadurch, daß sie von allen Staaten und an allen Grenzen gehandhabt werden, erst einen allgemein wirksamen Charakter erhallen. Den diplomatischen Vertretern der einzelnen Mächte sind daher hervorragende Aerzte und Forscher beigegeben, welche sich erst darüber zu berathen und zu verständigen haben, welche der vorbeugenden Maß regeln gegen die verheerende Epidemie anzuwenden sind. Die diplomatische Abtheilung der Gesundheits konferenz wird dann zu prüfen haben, in wie weit diese Maßregeln zur Unterdrückung von ansteckenden Krankheiten einzusühren sind, ohne für Verkehr und Handel zu große Nachtheile im Gefolge zu haben. Es ist sehr wahrscheinlich, daß in der Konferenz die wissen schaftlichen Größen der verschiedenen Länder sich über ganz neue und wichtige gesundheitliche Maßregeln einigen, was leider bisher nicht der Fall war, indem oft der eine Forscher die Maßregeln des andern für direkt falsch erklärte. In einer Versammlung der Forscher werden sich derartige Widersprüche aber doch nicht auf die Dauer halten können und man wird sich über die Grundgesetze der internationalen Seuchenbe kämpfung schließlich einigen müssen. Als sicher darf auch angenommen werden, daß man den einzelnen Paragraphen der Gesnndheitskonferenz eine solche Fassung giebt, daß diese Anwendung für alle solche Krankheiten haben, die überhaupt epidemisch auslreten und zwar nicht nur bei Epidemieen der Menschen, sondern auch bei solchen der Hausthiere. Größer sind zwar die Nothstände, welche Pest, Cholera, egyptische Augenkrankheit der Menschen Hervorrufen, als die Rinderpest, die Rotzkrankheit und Influenza der Pferde, der Milzbrand der Schafe rc., aber zu bedeutenden internationalen Nothständen gehören die Epideüne der Hausthiere zweifellos auch und sind dazu angethan, dem Nationalwohlstande schweren Schaden zuzusügen, weshalb eine Ausdehnung der Gesundheitskonferenz auch auf Maßregeln gegen die Verschleppung epide mischer Viehkrankenheiten dringend zu wünschen ist, zumal die bisherigen Maßregeln, die man gegen Rinderpest und dergleichen Krankheiten anwendet, nicht einheitlich genug sind. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die bevorstehende Pfingstwoche wird uns wieder einmal einen musikalischen Genuß im wahrsten Sinne des Wortes bringen. Der rühmlichst bekannte und auch in unserer Stadt und Umgegend von dem im Jahre 1880 hier abgehaltenen Concert her in bestem Andenken stehende Sängerchor der Kreuzschule zu Dresden wird am 26. Mai» im hie sigen Schießhaussaale ein Gesaugsconcert veranstalten. Wird einerseits durch dieses Concert ein in unserer Stadt ost laut gewordener Wunsch erfüllt, so ist andern- theils auch bei dem genannten Chore die freundliche Aufnahme, die derselbe im Jahre 1880 hier gefunden, noch in dankbarer Erinnerung, so daß, wie uns ver sichert wird. Alle, die damals hier gesungen haben, sich auf die Wiederkehr nach Dippoldiswalde freuen. Wei teres über dieses Concert uns vorbehaltend, wollen wir für heute nur noch dem Wunsche Ausdruck geben, daß sich die bekannte Gastfreundschaft unserer Stadt auch bei dieser Gelegenheit bewähren und die Unter bringung dieser jungen, „fahrenden Sänger" keine Schwierigkeiten machen möge. — Auch im Monat April sind in der Amtshaupt- manuschaft Dippoldiswalde ansteckende Thierkrank heiten nicht ausgetreten. Dippoldiswalde. Die Frequenz auf der schmal spurigen Sekundärbahn Hainsberg-Kipsdorf im Monat April gestaltete sich in folgender Weise auf den ein zelnen Stationen und Haltestellen: Tvurbillets. II. III. TagesbilletS. MilitLr- II. III. billets. Dresden . . . 51 375 198 956 74 Hainsberg. . . 86 655 105 697 53 Dippoldiswalde . 58 748 158 1123 83 an den Haltestellen 278 1639 124 1917 151 Sa. 473 3417 - 585 4693 361 Befördert wurden 2,336,062 Kilogramm Güter. Gegen den gleichen Monat des Vorjahres wurden 37 Billets weniger verkauft und 99,343 Kilogramm Güter mehr befördert. Demnach bis jetzt (vom Januar 1885 an) 28,167 Billets und 8,434,282 Kilogramm Güter. — Der letzte Theater-Extrazug war leider sehr schwach, nur von 61 Personen besucht; von diesen stiegen in Rabenau 19, Seifersdorf 4, Malter 5, Dippoldiswalde 28, Obercarsdorf 1 und Schmiedeberg 4 aus. — Wir wollen hier nicht unerwähnt lassen, daß am Donnerstag (Himmelfahrt) Nachmittags und Abends ebenfalls die beiden Sonntagsextrazüge auf unserer Bahn abgelaffen werden. — Am vergangenen Freitag hat sich der 19jährige Dienstknecht Friedrich Hermann Illg en in Reinholds hain durch Erhängen selbst entleibt und ist der Leich- nani desselben in einem Gehölz von dem Hausbesitzer Michael daselbst am Sonntag Nachmittag aufgefunden worden. Die Beweggründe zum Selbstmord sind un bekannt. Glashütte. Herr Lehrer Müller aus Röthen bach ist von 3 vorgeschlagenen Bewerbern mit Zu stimmung des Kirchenvorstandes für das hiesige erle digte Kantorat gewählt worden. Wilmsdorf. In der Nacht des 8. d. Ms. ver unglückte tödtlich durch Hereinbrechen der Kohle auf dem Freiherr!, vou Burgk'schen Segen-Gottesschacht der hier ansässige Bergarbeiter Carl August Beier. Der so unerwartet im 57. Lebensjahre und nach 38jähriger Dienstzeit aus dem Leben und aus seiner Familie gerufene Verstorbene erfreute sich allgemeiner Achtung und wird von seiner tieftrauernden Wittwe mit ihren sechs erwachsenen Kindern schmerzlich beweint, sowie von seinen Freunden und Bekannten aufrichtig bedauert. Frauenstein, 8. Mai. Leider war das gestern vom Freiberger Stadtmusikchor im Rohland'schen Gast hause gegebene zweite Abonnements-Concert nicht in der gewünschten und erwarteten Weise besucht. Namentlich mangelten die sonst nie fehlenden Concert- freunde aus der Umgegend, was wohl in der noch nicht gänzlich vollendeten Frühjahrsfeldbestellung be gründet sein dürfte. Das Programm war mit ganz besonderer Sorgfalt gewählt und wurden sämmtliche Piecen vortrefflich vorgeführt, so daß der wohlver diente Beifall nicht ausbleiben konnte. Mit Vergnügen werden sich die Concertbesucher noch lange an den genußreichen Abend erinnern. Möchte Herr Schneider uns solche auch in Zukunft bieten. — In der letzten Singestunde des hiesigen Ge sangvereins „Liedertafel" wurde der Beschluß gefaßt, der freundlichen Einladung des Freiberger Bruder vereins „Concordia" zu dessen den 30. Mai statt findenden Fahnenweihe Folge zu leisten und in möglichster Stärke sich dabei zu betheiligen. Dresden. König Albert ist am Sonnabend mit dem Frühschnellzuge nach Dresden zurückgekehrt, während sich Königin Karola von München, bis wohin sie mit ihrem Gemahl gemeinschaftlich gereist war, nach Morawetz in Mähren begeben hat. — Vor Kurzem ist eine Anzahl deutscher Schul männer, Juristen und Dozenten zu einem Verein für Lateinschrift zusammengetreten, der bezweckt, den ausschließlichen Gebrauch der Lateinschrift zu befördern und auf diese Weise die in Schule und Verkehr zur Anwendung kommende Doppelschreibung abzustellen. — Die militärpflichtigen Volksschullehrerund Kandidaten des Volksschulamtes, welche ihre Befähi gung für letzteres in vorschriftsmäßiger Prüfung be wiesen haben, können bekanntlich nach sechswöchent licher Ausbildung zur Reserve beurlaubt werden. Diese Bestimmung ist jedoch nach einer ergangenen Erläu terung nicht als ein dem Lehrerberufe zugestandenes Vorrecht anzusehen, sondern in dem bisher gewesenen Mangel an Volksschullehrern begründet. Demgemäß soll diese Vorschrift zunächst auf diejenigen Militär pflichtigen keine Anwendung finden, welche zwar die Eigenschaft als Volksschullehrer besitzen, aber nur in Privatanstalten beschäftigt oder angestellt sind. — Die Zeichnungen zum Garantiefond des allge meinen deutschen Turnfestes haben nunmehr die Summe von 97,000 Mark erreicht. — Offizielle An meldungen sind bis jetzt zugesagt aus Amerika, Belgien, England, Holland, Italien und der Schweiz. — Mit dem Baue der vom letztvergangenen Land tage genehmigten schmalspurigen Sekundäreisenbahnen Potschappel-Wilsdruff und Wilischthal-Ehrenfrieders- dorf mit Zweigbahn Herold-Thum soll im Herbst d. I. begonnen werden. Günstiges Wetter vorausgesetzt soll der Bau der ersteren Linie im Herbst 1886, der der zweiten zu dem gleichen Zeitpunkte oder im Frühjahr 1887 vollendet sein. — In Ausführung eines Beschlusses, welchen der sächsische Landeskulturrath in seiner letzten Plenar sitzung gefaßt hat, werden gegenwärtig von dem Bureau desselben mährend der wärmeren Jahreszeit allmonatlich Berichte aus den einzelnen Landestheilen über den Stand der Saaten zusammengestellt, die aus den Mittheilungen einzelner tüchtiger Landwirthe in den Bezirken hervorgehen. Diese Einrichtung ist ähnlich der kürzlich in Bayern eingesührten getroffen worden und wurde dadurch ermöglicht, daß das Kgl. Ministerium des Innern zu den Kosten des Unter nehmens einen entsprechenden Beitrag bewilligte. (Für die Anitshauptmannschast Dippoldiswalde ist Herr Gutsbesitzer Steyer iu Reinholdshain Berichterstatter.) Liebstadt. Der hiesige landwirthschastliche Verein veranstaltet vom 13. bis 15. Mai eine Ausstellung von Ackergeräthen, sowie landwirthschaftlichen Erzeug nissen und Maschinen. Mit derselben ist eine Probe der Ackergeräthschaften, eine Prämirung der Aus stellungsgegenstände und eine Verloosung verbunden. Königstein. Am 8. Mai wurde die Gattin des Kaufmann Kretzschmar, mährend sie mit Austheilen deß Mittagessens beschäftigt mar, vom Blitz, dep