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KWMiMr NM unüAMiger Hohenftein-Ernstthaler Zettu«g, Nachrichten und Neueste Nachrichten Erscheint jeden Wochentag nachmittags. — Fernsprecher Nr. II und 28. — Postscheckkonto Leipzig 23464.— Bankkonten: Stadtbank (Konto 2314), Dresdner Bank Zweigniederlassung Hohenstein-Ernstthal, Commerz- und Privat-Bank Zweigstelle Hohenstein-Ernstthal. — Unverlangt eingesandte Manuskripte werden nicht zurückgeschickt. — Einsendungen ohne Namens nennung finden keine Aufnahme. Bet Klagen, Konkursen, Vergleichen usw. wird der Brutto betrag tu Rechnung gestellt. Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger Störung deS Betriebes der Zeitung, der Lieferanten oder der Beförderungseinrichtungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. — Erfüllungsort und Gerichtsstand: Hohenstein-Ernstthal. Generalanzeiger für Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Rüsdorf, Langenberg, Meinsdorf, Falken, LangenchurSdorf, Reichen bach, Callenberg, Grumbach, Lirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Rußdorf. Dieses Blatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen deS Stadtrats behörd licherseits bestimmte Blatt. Außerdem veröffentlicht es die Bekanntmachungen des Amtsgericht- und des Finanzamts Hohenstein-Ernstthal sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften. Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Nr. 170 Die 48 mm breite Millimeterzeile koitet tm Anzeigenteil 8 Psa.. die 73 mm breite Millimctcrzcilc im Rcklamcteil 21 Pia. Nachlokiitaffel Nachweis 28 NeichsMcmime. kl Dienstag, den 24. Juli 1934 BezuaLvreiS balbmonatlich 8S Reichsvienntge etnschlieblich Träaerlobn. 84. gahrg. LuftrüKungsbebatle im Gberhaus Der Locarno Vertrag ist mausetot! Scharfe Erklärung -er engltschen Arbeiterpartei gegen die geplante Verstärkung -er AontsluMUge „M Lage gleicht den ersten Monaten -es Jahres Ml" 8kW der SWsltwn London, 23. Juli Im Oberhaus begann heute nachmittag die Aussprache über die von der Regierung geplante Verstärkung der Luftwaffe. Bou der Arbei terpartei liegt ein Antrag vor, der Regie rung wegen dieser Pläne die Mißbilligung des Hauses auszusprechen. Begründet wurde dieser Antrag von Lord Ponsonby, der die ge plante Verstärkung als sensationell dar darstellte. Wenn das Programm durchgeführt werden sollte, werde England rund 1300 Frontflugzeuge besitzen. Man müsse sich fragen, was der Zweck dieser Erhöhung sein solle. Frankreich verfüge bereits jetzt über 1630 Flugzeuge, die rusfische und die italienifche Luftflotte zähle deren 1500. Trotz des großen Programms werde England alfo nicht aus den gleichen Stand kommen wie andere Mächte. Deshalb könne man sich auch nicht auch den von der Regierung erhobenen Pa ritätsanspruch berufen, wenn man jetzt mit der Ankündigung der neuen Lustrüstungen Unruhe in das Land trage. Es sei bedauerlich, wenn Großbritannien niemals ernstlich sich um die Durchführung des Gedankens bemüht habe, daß alle Nationen auf den Stand Deutschlands abrüsten müssen. Die Lage jetzt lasse sich vergleichen mit den er sten Monaten des Zahres 1914. Auch jetzt herr sche wieder das Wettrüsten, derselbe unbe stimmte Argwohn und dasselbe Gefühl der Un sicherheit. Es mangele an einer kühnen Füh rung, die die richtige Richtung einzufchlagen wisse. Wo sei denn die akute Gefahr, die eine Rüstung notwendig mache? Alle Länder seien augenblicklich mit dem Wiederaufbau im Innern beschäftigt. Auch die Spannung zwischen Deutsch land und Frankreich habe in der letzten Zeit sehr nachgelassen. Im weiteren beschäftigte sich Ponsonby auch mit dem Londoner Besuch Barthous und dessen Ergebnissen, wobei er ironisch be merkte, daß die französische Diplomatie offenbar mit Recht berühmt sei. Wann werde demgegen über man in den Kreisen der britischen Diploma tie erkennen, daß es Verpflichtungen gebe, die durchaus nicht in irgendwelchen Dokumenten ihren schriftlichen Niederschlag finden müßten. Es gebe auch Verpflichtungen der Ehre, die le diglich darauf begründet sein könnten, daß auf grund freundschaftlicher Beziehungen von Eng land unter gewissen Umstünden in irgendeiner Gestalt ein Eingreifen erwartet werde. Auch durch solche Verpflichtungen könne sich England .unter Umstünden gebunden sehen. Eine Abmachung über den Osten, so fuhr Ponsonby fort, würde mit den Abmachun gen von Locarno durch die Teilnahme Frank reichs in enge Beziehungen gebracht sein. Wenn Frankreich verpflichtet sei, Rußland gegen einen dtwaigcn deutschen Angrif zu unterstütze« la sei es nicht undenkbar, daß ein Krieg an Dcutsch- /test «/«»M «eL -e-LK «iie dl8K. Der Stellvertreter des Führers gibt bekannt: Ich habe am 18. April d. I. bekanntgcgebc», daß jedem Partei- und Volksgenossen, den die ehrliche Sorge um Bewegung und Volk dazu treibt, der Weg zum Führer oder zu mir als seinem verantwortlichen Vertreter offensteht, ohne daß « deshalb zur Rechen schaft gezogen werden kann. Ich bin nach wie vor fest entschlossen, im Interesse der Sauberkeit und Reinheit der Bewegung notfalls auch gegen verdiente Führer der NSDAP, di« durch Verfehlungen das Ansehen der Bewegung schädigen, mit den schärfsten Maßnahmen vor- zugchcn und aus jeder berechtigten Beschwerde die mir durch mein Gewissen als Nationalsozialist und durch mein Verantwortungsgefühl dem Führer gegenüber vorgeschriebe- nen Folgerungen zu ziehen. Ich kann aber nicht zulassen, daß meine Anordnung vom 18. April von gewissen losen, berufsmäßigen Denunzianten mißbraucht wird, um verdiente und makellose Führer, die seit Jahren treu ihre Pflicht erfüllt haben, bewußt oder leichtfertig in den Schmutz zu ziehe» und damit auch das Ansehen der Bewegung in weiten Kreisen des Volkes herabzusetzen. Daß dies von Feinden der Bewegung und des Volkes, die sich teilweise in die Partei ein zuschleichen verstanden haben, immer wieder versucht wird, geht aus einer große« Anzahl von Beschwerden hervor, die von meinen Beauftragten an Ort und Stelle untersucht worden sind. Wer in berechtigter Sorge um die Bewegung unter Nennung seines Namens mein Eingreifen gegen Schädlinge und Versager unter den Führern der NSDAP erbittet, darf st eis meines Schutze» gewärtig sein, auch dann, wenn seine Angaben sich als nicht ganz richtig erweisen, die Untersuchung aber ergibt, daß ihm der gute Glaube zugebilligt wer den kann. Andererseits aber bin ich entschlossen, mich schützend vor jeden treuen und saubere» Führer der NSDAP zu stellen, der als Vertreter der Bewegung zu unrecht verleumdet wird und künftig böswillige und leichtfertige Verleumder und Ehrabschnei der sowie nach Möglichkeit auch all« feigen, anonymen Denunzianten durch das öffentliche oder Parteigcricht zur Rechenschaft ziehen zu lassen. Von allen Führern der NSDAP aber erwarte ich, daß sie ihr Verhalten so einrichten, daß jeder Partei- und Volksgenosse vertrauend zu ihnen ausschauen und sich willig ihrer Füh rung unlerordnen kann. München, den 19. Juli 1934 (gez.) Rudolf Heß lands Westgrenze ausbreche. Zn eine« solchen Krieg würde England ohne weiteres hineingezo- gcn werden. Wenn die britische Regierung aus heiterem Himmel plötzlich erkläre, sie müsse die Luftwaffe um 75 v. H. verstärken, so sei das Oberhaus berechtigt, sich zu fragen, ob es nicht irgendwelche versteckte Verpflichtungen gebe, von denen das Land nichts wisse. Sicher habe die Mitteilung der Regierung über die Luftflottenverstürkung erheblichen Argwohn über den Inhalt der kürzlich mit Frankreich geführten Besprechungen ausgelöst. Im weiteren Verlauf der Aussprache erklärte sich eine Anzahl von Oberhausmitgliedern je nach ihrer politischen Stellung für und gegen die Luftansrüstungspolitik der Regierung. Besonderes Aussehen erregten die Ausfüh rungen eines zweiten Redners der oppositionel len Arbeiterpartei, des Lord Arnold. Er sagte u. a., die Regierung habe zwar den Kel loggpakt unterzeichnet. Das hindere sie jetzt nicht, wieder aufrüsten zu wollen. Der Lo- carnovertrag sei mausetot. Er habe gar keine rechtliche Gütigkeit mehr, denn Frankreich habe seit der Unterzeichnung des Locarnovertrages so schnell, wie seine Finan zen es gestatteten, fortlaufend wieder ausge rüstet. Schon i« der Tatsache, daß es nicht abgerüstet habe, sei ein Bruch der Locarnoabmachung zu er blicken. Unter diesen Umständen habe man kein Recht zu erklären, daß die Zugend Englands we gen des Locarnopaktes in den Krieg ziehen und ihn mit ihrem Blut besiegeln müsse. Keine bri tische Negierung werde sich imstande finden, ein Heer auf die Beine zu stellen, wenn es gelte, we gen des Locarnovertrages in den Krieg zu ziehen. Antwort -er Regierung Zm Oberhaus wurde im weiteren Verlauf die Aussprache über die geplante Verstärkung der englischen Luftwaffe, der Standpunkt de» Regierung durch den Lustfahrtminister, Lord Londonderry, vertreten. Er legte den Urhebern des Mißbilligungsantrages gegenüber eine ziemliche Gereiztheit an den Tag. Von den Sozialisten sei eine Politik einseitiger Abrüstung für England stets ausdrücklich ver worfen worden. Nun werde dieser Antrag ein- gebracht. In einem Augenblick, wo die Regie rung die Politik einseitiger Abrüstungen aufge- gebe« habe, weil es ihr nicht gelang, die so be harrlich erhofften Ergebnisse zu erzielen. Zm Anschluß daran ging Lord Londonderry kurz auf die Entwicklung der A b r ü st u n g s - frage ein. Er wiederholte dabei, was schon in früheren englifchen Regierungserklärungen be tont wurde, daß die Regierung die Hoffnung, schließlich doch noch zu einer Abrüstungsverein barung zu gelangen, keineswegs aufgegeben habe. Im weiteren Verlauf seiner langen Red» besaßt« er sich mit den Verhältnissen im Auslan d. Zn fast jedem Lande sei man da bei, umfangreiche Programme zur Ausgestaltung der Luftwaffe durchzuführen. Keine verantwort liche Regierung könne es zulassen, daß die Luft streitkräfte Englands weiterhin denen des Aus landes in so starkem Maß» unterlegen sind. Dis Zeit sei gekommen, wo man der Wirklichkeit ins Gesicht sehen müsse. Von den politischen Par teien sei die Regierung berechtigt zu fordern, daß sie sich ebenfalls mit den Tatsachen abfinden. Niemals könne er als Luftfahrtminister die Ver antwortung dafür übernehmen, daß im Frieden vernünftig« Vorsichtsmaßnahmen unterlassen würden. Denn im bedauerlichen Falle eines Krieges werde man dann Flugzeugführer in den Kampf senden müssen, die nur über eine unzu reichende Ausbildung verfügten, weil man die Luftwaffe in der Eile habe improvisieren müssen. Wie schon der Kriegsminister Lord Hailsham am Sonnabend es getan hätte, er klärte auch Londonderry, der Beschluß der Re gierung, die Luftstreitkräfte Englands zu verstär ken, bedeute eine Sicherung des Welt friedens und werde zur Verhinderung des Wettrüstens beitragen. Eine schwach« Luftwaffe bilde kein wirksames Verteidigungs mittel. Andererseits lasse eine angemessene Ver teidigungsorganisation sich nicht erst bei Aus bruch des Krieges und womöglich unter An griffen des Feindes aus dem Boden stampfen. M Antrag abgelehnt Der Antrag der Arbeiterpartei ist mit 5 4 gegen 9 Stimmen abgelehnt worden. Während der Aussprache kreuzten 24 Militär flugzeuge, die an einem Manöver leilnabmen. über dem Parlamentsgebäude.