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- Tageblatt Anzeiger. Amtsblatt des Kömgl. Bezirlsgerichts Md des Raths der Stadt Leipzig. M 63. Tonnabe«- den 4. März. 1885. Bekanntmachung, die Reinhaltung der Straßen betreffend. Wiederholt bei uns angebrachte Beschwerden über Unterlassung der den Grundstücksbesitzern obliegenden Reinhaltung der Straßen veranlassen uns zu folgenden, im Wohlfahrt-- und gesundheit-polizeilichen Interesse nöthigen Anordnungen: 1) Jeder Grundstücksbesitzer hat dafür zu sorgen, daß der längs der Straßenfronte seines Grundstücks befindliche Theil der Straße, und zwar bei gepflasterten Straßen bis zu deren Mitte, bei anderen bis mit der Tagerinne an jedem Markttage in den NachmrttagSstunden von 2 bis 4 Uhr gekehrt werde. 2) Bei trockner Witterung ist zur Verhütung des Staubes vor dem Kehren die zu reinigende Fläche mit Wasser zu besprengen. 3) Der in den Tagerinnen sich sammelnde Unrath darf nicht in die Einfalllöcher der Nebenschleußen gekehrt werden, sondern ist mit dem Straßenkehricht in Haufen zusammenzubringen ; etwaige Verstopfungen der Schleußeneinsalllöcher sind entweder sofort zu beseitigen, oder in der Expedition des M-rstallS oder auf der Wache unter dem Rathhause anzuzeiaen. 4) Nur au den unter 1. bemerkten Tagen und Stunden dürfen aus den Grundstücken Kehricht, Stroh, Papier, Küchenabfälle und dergleichen auf die Straße geschüttet werden; übrigens ist es zu empfehlen, dergleichen Abgänge in Körben oder Kübeln zur Abfuhre während der evengedachten Zeit bereit zu halten. 5) Asche, Bauschutt, Scherben, Muschelschaalen, Steine und dergleichen dürfen weder zu den Kehrichthaufen auf die Straße gebracht, noch mit dem HauSkehrrcht vermischt in Körben oder Küveln zur Abfuhre gegeben werden. 6) Wenn außer der regelmäßigen Kehrzeit beim Auf- und Abladen oder beim AuSpacken von Maaren oder MeubleS auf der Straße .Stroh, Heu und dergleichen verstreut worden, so ist Solches sofort nach beendigter Arbeit ber Geile zu schaffen. 7) Schutt-, Sand- und Erdhaufen sind vor Abends zehn Uhr von der Straße wegzubringen. 8) Bei Schneefall und Frost hat jeder Grundstücksbesitzer längs der Straßenfronte seines ArealeS den Fußweg und die Tagerinnen von Schnee und Eis reinigen, den Schnee auf der Fahrbahn aber bis zu deren Mitte zusammenschaufeln und an der nach der Straße zu gelegenen Seite der Tagerinne in Haufen bringen zu lasten, auch bei Glätte den Fußweg durch Streuen von Sand, Asche oder Sägespähnen gangbar zu erhalten; das vor den HauS-Eingängen odye Einfahrten liegende bossirte Pflaster ist bei Frostwetter täglich mit Sand oder Asche zu bestreuen. S) Schnee und Eis dürfen nicht aus dm Grundstücken auf die Straßen geschafft werden. Die vorstehenden Anordnungen gelten ohne Ausnahme für sämmtliche GrundstückSvesitzer, in der inneren Stadt sowohl als in den Vorstädten, mögen die Straßen zur Unterhaltung auf städtische Kosten übernommen sein oder nicht. Nur rücksichtlich der Kehrtage bewendet e- bis auf Weiteres bei unserer Bekanntmachung vom 30. Januar 1860 in Bezug auf die in derselben genannten Straßen. Die Grundstücksbesitzer und deren Stellvertreter haben bei eigener Verantwortung darauf zu sehen, daß auch von ihren Mieth- bcwohnern diese Anordnungen streng befolgt werden. Zuwiderhandlungen werden mit Geldbußen bis zu 20 Thlr. oder mit verhältnißmäßiger Gefängnißstrase geahndet werden. Leipzig, am 17. Februar 1865. Der STath der Stadt Leipzig. - vr. Koch. vr. Hempel. Bekanntmachung. Die der hiesigen Stadtcommun zugehörige, zwischen dem Gohlis-Möckern'schm CommunicationSwege und der Thüringischen Eisenbahn gelegene, 188 lüRuthen enthaltende Feldparzelle Nr. 486» de- Flurbuchs für Gohlis soll für das laufende Jahr au den Meistbietenden verpachtet werden. Wir fordern Pachtlustige auf Donnerstag den 16. März d. I. Vormittags 11 Uhr sich an Rathsstelle einzufinden und ihre Gebote zu thun. Die zur angegebenen Zeit beginnende Licitation wird geschloffen, sobald keine Gebote mehr erfolgen. Die Auswahl unter den Vielem so wie jede sonstige Entschließung bleibt dem Rathe Vorbehalten. Leipzig, den 25. Februar 1865. DeS Raths der Stadt Leipzig OeSonomie-Deputation. Ltadüheater. Mit der Rolle des Petruchio in Shakespeare'- „bezähmter Widerspenstigen* beschloß am 2. März Herr GranS sein hiesige- Gastspiel. Im Ganzen können wir uns auch über diese Leistung de- wackeren Künstlers nur lobend aussprechen, wenn schon »an sich da- Aeußere de- furchtlosen Helden noch imponirender, martialischer vorstellen möchte. Die Auffassung der Partie war indessen die völlig richtige und e- fehlte nicht an frischem Humor und wirksamer Hervorhebung einzelner Pointen; nur hätten wir einen etwa- mäßigeren Gebrauch der Reitgerte gewünscht. So sehr wir Anhänger der realistischen Spielweise sind, em so oft wiederholte- lärmende- Aufschlagen auf Tisch, Stühle u. s. w. beleidigt unser Ohr und verletzt da- Gefühl. Fräulein Götz al- Kaibarine that Anfang- wohl auch des Guten zu viel; diese böse Sieoen war nahe daran, unliebmSwürdig zu werden, jedoch machte sie noch zu rechter Zeit eine Umschwenkung und erfreute nun durch weiblich delieate Behandlung der so leicht zu Ausschreitungen ver führenden Rolle. Ihr Ton in den Scenen, wo da- wilde Käth- chen endlich sanft geworden, war ein durch Innigkeit wohlthuender. edel empfundener. Vorher noch, am Schluß de- 3. Acte-, lief eine, »w uns scheint, nicht richtig zu motivirende Nuance unter. Gleich nachdem Petruchio die junge Frau gezwungen, beliebig da oder dort hinaus zu gehen, wie er eS ihr anbestehlt, durste ste kaum sich gedrängt fühlen, ihm liebend in die Arme zu stürzen. Dazu paffen auch nicht die folgenden höhnischen Worte de- Manne-: „Nun, glaub' ich, ist sie zahm.* Wir wollen hier also zunächst nur noch stummen Gehorsam und Gebrochenheit ihres Willen sehen — weiter nichts. Möglich, daß nicht Fräulein Götz selber für diese Nuance verantwortlich zu machen ist, daß ste vielleicht vom Bearbeiter vorgeschriebe» ward — wir wissen da- für de« Augenblick nicht, doch bleibt da- am Ende gleichgültig: der falsche Thatbestand ist doch derselbe. Zwei vortrefflich auSgemalte Genrebildchen warm die beiden Altm, Battista und Bincentio, Herr Stürmer und Herr Hock. Eine recht ergötzliche Charge lieferte auch Herr Deutschinger als schmachtender Gremio. Die Herren Auburtin, Golden, Krafft u. s. w. genügten. Herr Claar al-Tranio bemühte sich nicht ohne Erfolg, doch kann dieser verschmitzte Schalt noch charak teristischer gegeben werden. Frl. Engelsee als Bianca war An fang- etwa- matt, so daß die hübsche Unterrichtsscene mit Lucmtio ziemlich verloren gmg; später aber, als da- „stille Wässerchen* auch zu wogen und zu branden beginnt, kam größere Frische in sie. Die Aufführung der „lustigen Weiber von Windsor* hat bisher noch wegen Krankheit de- Herrn Thelen nicht stattstuden können. Nächste Neuigkeiten sind nur dramatifirte Anekdote aus Theodor Körners Leben von einem in Leipzig lebenden jungen Schriftsteller und mit höchst originellem Schauplatz: dem Schneckenberg —: