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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.01.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-01-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190901304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19090130
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19090130
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-01
- Tag 1909-01-30
-
Monat
1909-01
-
Jahr
1909
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BezugS-PreiS tl uu» Bsron, durch „M, trtga an» kordiKur» in» Haut aadrachr, UV ninarl.. T.1V »>rna>it»rl. ««, unlern Filialen u. Innadmrftellrn ad««d»U» 7A manarl. I.t.'i »„rtrliehrl. Var» »«, «»»: »»«»ach »«ulichlaud« and d« deutlchen »nchnirn meneliädrl. V.GU monall. >.s« aatlchl PoNdrllellflcch Jenin in Belzieo, Dtnemark, d«n Lonuaftaurrn, Italien. Lurrmdurz. Niederlande, ttor» wegen, Oesterreich -Ungarn, tiustlun», Schwete», Schwer» a. Spanien. Ja alle» üdrrgen Staaten aar direkt durch »te GejchtlitueUe de« Blatte» «rbt.ttlch. Da« Leiv,,»« Lagedlati ericheini wichen» ltch ' «al and ,wai moraen«. »»»anement-tlnnadme: Vagustatvlatz S. bei unleren krtgern, Filialen, Lvediteuren and Vanahmestellen, wwie Bolttmrern und Brieltrtger». Dl» «nzelne Na«m« testet Iv Redaktion «eschifttkell« I»bann>«gaslc 8. S«nl»rech«! l«ÜVL >««», 1«««. np.rigtrTageblaU Handelszeitung Amtsblatt des Rates und -es Votizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeige»-PreiS tstr A»I«,te aut ieipiig und Umgebung di» Sgeivalten« lßetitzril, 2S »z ftnnnjieü« »neigen »teNamen l d»a »utwlrt« llll Neklamen t.L> »»« Nutland S0H, finan,. Anzeigen 7LH. Reklamen I.SO Inserate d.vehdrden m amuichen reiltO^. veilagegeblldr S p. Tausend er». Posl. gebühr. OeschSti»ali»e>gei> an bevorrugr,. Stelle im Preise «HSHt. Rabat! nach Tar> Festerleilte LuIrrLge können n,chl zurück, «jagen werden. Tiür da» Erscheinen au bestimmten Tagen und Plätzen wird keine Barantie übernommen >n,eigen.Annahme: »ugustutplatz ", bei sämtlichen Filialen u. allen Annonce»- Arpebltionen bet In» und tlutlanoe». Haupt-Filiale Verliu: Sari Duncker, Herzog!. Banr. Hosduch- hanblung, Lützowstrahe ll). (Tel-vb-n VT. Nr. 4E). Haupt-Silialr Lretden: - Leeslrase 4,1 (Telephon 482tn Nr. 30. Sonnabend 30. Januar 1909. 103. ZabMnq. Da» Wichtigste. " Als zukünftiger Polizeidirektor von Leipzig wurde an Stelle des am 1. Mai in den Ruhestand tretenden Herrn Polizei direktors Bretschneider in der gestrigen Sitzung der städtischen Kollegien Herr Stadtrat Dr. Wagler mit großer Mehrheit gewählt. (S. Sitzungsbericht u. Lpzg. Ang.) * Im Reichstag begann am Freitag die Besprechung der Zen trumsinterpellation über die schwarzen Listen. (S. Neichstagsbericht.) * Das preußische Abgeordnetenhaus erledigte am Freitag in zweiter Lesung die Besoldungsvorlage. (S. Dtschs. R.) * Das Professorenkollegium der philosophischen Fakultät an der deutschen Universität Prag hat Nch in einer Resolution mit der dringenden Bitte um Schutz vor dem tschechischen Mob an den österreichi schen Ministerpräsidenten gewandt, da für den kommenden Sonntag die schwersten Ausschreitungen in Prag zu befürchten sind. (S. d. bes. Art.) * Wegen Totschlags wurde der Arbeiter Rauschenbach aus Gautzsch, der am Abend des 15. November v. I. seine Ehefrau von dem Steg am Dölitzer Wehr in das Wasser gestoßen und so ge tötet hatte, gestern vom Schwurgericht zu 12 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrenrcchtsverlust verurteilt. lS. Ge richtssaal.) Die Grientaefahv. ES ist beinah- zum Gemeinplatz geworden, den Ausbruch eines Krieges im nahen Orient mit dem kalendermäßig näher rückenden Ter min der vollendeten Schneeschmelze in Verbindung zu bringen. Ein un mittelbarer Zusammenhang mit diesem meteorologischen Bestimmungs grunde ist ja durch die Schwierigkeit der Kriegtührung auf nicht ab» getrolskneten Wege», und zumal den schlechten Wegen der Balkanländer, gegeben. Aber ernster fällt noch inS Gewicht die erfahrungSmäßig leicht in Kriegslust sich umsetzende Lenzesfreude der Naturburschen Halbasiens, welche für derartige Anreize empfänglicher geblieben sind als die naturfremd gewordenen Kulturvölker. Vollends seitdem tatsächlich in Bulgarien die ganz offizielle Mobilmachung ihren Anfang genommen bat, glaubien manche Kreise au den Krieg. War doch auch im Winter aus 1877 durch die MobilmachuugSorder deS Zaren über den Frieden des künftigen Sommer» da» Todesurteil gesprochen, mehr al« vier Monate, ehe das Ruffenheer den Pruth überschritt I Aber freilich, Bulgarien ist nicht Rußland. Sofia ist kein Platz, wo ein entscheidende» Wort gesprochen werden kann. Man darf eher negat v au» der Tatsache, daß bi» heute von außerordentlichen Rüstungen des Zarenreiche« nickt« verlaute», den Schluß ziehen, daß der Krieg diese« Mal noch nicht beoorsteht. Wenigsten« nicht der große, ent scheidende Orieutkrieg, mit dessen Möglichkeit die Völker Europa« schon so lange rechne» müssen. Für Rußland ist die Zeit noch nicht gekommen. Das Viertel jahrhundert ist längst herum, daS ehemals die Ruhepausen feines staffel förmigen Vorschreitens gegen Konstantinopel zu' erfüllen pflegte. Aber das Riesenreich hatte diese« Mal ein anderes Problem angeschnitten und ist dabei auf rin Hmderm« gestoßen, das nicht nur nicht überwunden ist, sondern seine Macht auch für andere Zwecke sehr empfindlich zurück gebracht hat. Zugleich bat e« gelernt, daß ziffernmäßige Ueberlegenheit der Streitkräfte den Sieg nicht verbürgt.' Mag auch die größere Volkstümlichkeit eines Kampfe« gegen die ungläubigen Türke» oder gegen die verhaßten Oesterreicher ein nicht zu unterschätzender Bo, teil sein gegenüber der Teilnabmlosigkeit der Massen für den Hader mit dem fernen Japan: daß der österreichische Soldat an sich ein mindesten« ebenso gefährlicher Gegner ist, wie der gelbe Mann vom Sonnenauf» gangSland, da« wissen alle, die noch ein Fünkchen Verantwortungsgefühl besitzen für unsäglich folgenschwere Entscheidungen. Von einer poli tischen Isolierung de« auch gar nicht verächtlichen Türken ist man aber im Augenblick Weiler entserut denn je. Rußland kann jetzt nicht Krieg führen und will es darum wahr- icheinUch auch nicht. Eine kriegerische Verwicklung Bulgarien» ist aber eia Ding, da« die russischen Interessen an ihrer allerempfindlichsten Seite berührt. Oesterreich würde schwerlich einen Finger rühren, um ein ge schlagene« Bulgarien vor der Vernichtung zu bewahren. Daß mit dem tür kischen Nachbar» sich leichter ein gute- Wort reden läßt, al« mit den ungebärdigen Raja-Staate», die »ach Moskau schielen, diese alte Er- sabrung ist durch die Vorgänge der allerletzten Woche» wieder einmal bestätigt. Eia russische« Einschreitea zugunsten Bulgariens birgt aber alle Gefahren eine« großen Orient-Konflikte« in seinem Schoße, die man ebeu vermeiden will und vermeiden muß. Also wird, weil Rußland nicht darf, auch der slawisch redende Kleinstaat nicht dürfen. Mit der Beilegung dr« österreichisch-türkischen Streite« scheint die Spannung der Lag« im wesentlichsten überwunden zu sein. Ein Kriegsausbruch aas der serbische« Seite wäre insofern weniger bedrohlich für de» allgemeinen Frieden, al« dort ein unmittelbare« russiiche« Jutereffe nicht frstgelegt ist. Serbien liegt nickt ans der Straße nach Konstantinopel. Rußland hat auch niemals für Serbien« Freiheit einen Krieg geführt. Beim Kriegsausbruch 1806 fand e« den serbischen Ausstand al« etwa« Gegebene« vor, al« etwa« au« den inneren Wirren de« osmanischen Reiche«, de« Konflikte zwischen Sultanat und Jani- tscharen, heraus Geborene». Im Frieden von Bukarest fanden die Serben kaum Berücksichtigung. 1876 wurde allerdings der Vormarsch der siegreichen Türken aus Belgrad durch ein zarstcheS Ultimatum aus gehalten. Aber fast gleichzeitig hatte man Oeste,reich zu Reichstadt freie Hand gegen Bosnien eröffnet, und in dem vorausgcgangenen Kriege war von vornherein dem polternden Angriff des fasrigen Volkes über alle möglichen türkischen Grenzen die bosnische Se te gesperrt ge wesen. Nur den seit Jahren auf diplomatischem Wege erstrebt« Brückenkopf von Klein-Zwornik dursten sie sich holen, den letzten Schön heitsfehler ihres Ländchens am östl chen User der Drina! Seit jener Zeit wußte man in Belgrad, daß Bosnien unwiederbringlich für die großserbische Idee verloren war. Vielleicht sind die Geheimakten jener Zit in der Mordnacht von 1903 verloren gegangen; sonst wäre es kaum erklärlich, daß 1908 gegen die neue noch formelle Annexion getobt wurde, als ob es sich um ein Novum bandele. Wie weit im übrigen Oesterreicks »freie Hand" reicht, wissen wir nicht. Nach der Mürzsteger Vereinbarung, wurde das Gerücht verbreitet, daß Rußland sich vollständig für Serbien »desinteressiert" habe. Insofern haben ja die Serben Grund zur verzweifelten Klage: ihr VolkSIum erscheint durch den Uebergang Bosniens in Oesterreichs Hand endgültig dem Tode geweiht. Die Hälfte aller Serben waren ja seit Jahrhunderten österreichische Untertanen. Das Nestchen National staat schwebt jetzt in der Lust, wie der Scherben freien PolentumS nach der zweiten Teilung. Ob die Frucht heute schon für reif gehalten wird, hängt von der Gesamt-Situation Europas ab. Sollte Oesterreich wirklich schon zu Mürzsteg ein „Anfallsrecht" mehr oder weniger ausdrücklich zugestanden sein, so wäre eS ein schwerer Fehler GoluckowSkis gewesen, daß er damals, nach dem Kön'gsmorb, nicht entlchlosien zugepackt hat. Denn inzwischen ist die italienische Agitation aus der östlichen Seite der Adria aufgetaucht. Wir wollen an dieser Stelle nicht untersuchen, ob Italien irgend einen Beruf besitzt für sein Streben nach Expansionspolitik, durch das es sich in Wider spruch setzt mit jenem NarionalitätSprinzip, auf dessen winzigem Grund es sich eben erst geschaffen hat. Tatsächlich hat die Heirat seine» König« e» nun einmal durch dynastische Bande zum Mitinteressenten an den Vorgängen auf der BaUanhalbinsel gesteruprlt. Ob man indessen in Rom ernstlich gewillt ist, diese» Liebbabertum über die Sandjak-Brücke hinaus bi« an die Save zu erstrecken, steht dahin. Montenegro und Serbien stehen nicht auf gleicher Linie in dieser Be ziehung. Dem Verhältnis scheint man auch in Wie» Rechnung zu tragen. E» heißt, daß die österreichisch« Diplomaiie die Sache Montenegro» von der Serbien» zu trennen beabsichtige. Desto schlimmer wäre es für Serbien. In Belgrad hat man wahrhaftig allen Grund, nicht länger mit dem Feuer zu spielen. Die hoch offiziösen Ankündigungen, daß Oesterreich» Geduld ihrer Erschöpfung entgegenzehe, sollten ja nicht zu leicht genommen werden! Daß aber eine zunächst auch nur als vorübergehend gedachte Besetzung de» un ruhigen Lande« vielleicht erst an jenem Nimmermehrstage zu Ende gehen wird, an dem England Aegypten wieder räumt, ist sehr wahr scheinlich. Doch da» ist eine Frage der Zukunft. Orng. (Privattelegramm unseres Prager D.-K o r r e sp o n de n- ten vom 29. Januar.) Zur Situation ist heute zu melden: Das P r o f e s s o r e n k o l l e - gium an der philosophischen Fakultät der deutschen Universität Prag hat einstimmig eine Resolution gefaßt, die an den Ministerpräsidenten geschickt wurde. Die Resolution besagt u. a.: Tie Fakultät muß darauf Hinweisen, daß die d e u t s ch e n S t u d e n t e n sich der m u st e r h a ft e st e n O r d- nung befleißigen, ihren Studien trotz der gegen sie angestifteten Un- ruhen in der hingehendsten Weise obliegen, daß sie, weit entfernt von jeder Provokation, nichts anderes als das selbständige Recht der freien Bewegung in der Haupt- und Universitätsstadt des Landes Böhmen für sich in Anspruch nehmen und während der ganzen kritischen Zeit eine geradezu bewundernswerte Mäßigung an den Tag ge legt haben. Die Fakultät muß endlich mit aller Entschiedenheit daraus Hin weisen, daß die Angriffe des tschechischen Pöbels sich nicht so sehr gegen die deutschen Studenten allein wenden, als daß vielmehr das öffentliche Erscheinen dieser als Deutsche sich bekennenden jungen Leute zum Vor wand genommen wird, um den Bestand derganzen deutschen Universität zu gefährden und die Vernichtung des gesamten Deutschtums in Prag zu erzielen. Da nach den unverhüllten Ankündigungen der tschechischen Zeitungen für den nächsten Sonntag eine maßlose Hetze gegen die Deutsche» veranstaltet werden soll und die Befürchtung nicht unbegrün det ist, daß es dabei sogar zu Blutvergießen kommen wird, so sieht sich die Fakultät veranlaßt, an Seine Exzellenz den Herrn Minister präsidenten die dringendste Bitte zu richten, es möge der unerhörten Agitation gegen die deutschen Studenten endlich in gebieterischer Weise durch die Regierung entgegengetrcten, sowie die Bewegungsfreiheit und das Leben der Angehörigen der deutschen Universitäi mit allen zu Gc- bote stehenden Mitteln geschützt werden * Ein tschechischer Rowdy. Ferner telegraphiert uns unser Prager ^..-Korrespondent untcrm 29. d. M.: Heute mittag- wurden aus dem Wenzelsplatz zweispazie rengehende deutsche Studenten von einem Tschechen über fallen. Einer von ihnen erhielt von dem Banditen einen Schlag, wodurch ihm die Kappe vom Kopse gerissen wurde. Der Mann, der überdies die umstehende Menge gegen die deutschen Studenten auf hetzte, wurde verhaftet. *- Tie böhmische Nationalitätenfrage im österreichische» Abgeardnetenhaase. Aus Wien wird schließlich unterm 29. Januar telegraphiert: Im Abgeordnetenhaus« wurden heute die Verhandlungen über di: Dringlichkeitsanträae betreffend die nationalen Ler- HLItnisse in Böhmen fortgesetzt. Nachdem Hubka als General redner in tschechischer Sprache erklärt hatte, daß zur Regelung der Iprachenfrage nur der böhmische Landtag kompetent sei, wie'en Stölzel und v. Stranski die Beschimpfungen der deutschen farbentragenden Studentenschaft durch den Grafen Sternberg zurück, dessen Angriffe und Schmähungen nicht ar die Würde und .Höbe der deutschen farbentragendcn Studenten schäft Oesterreichs hinanreichen. (Beifall links.) Abg. Michl erklärte, die Deutschen erwarten von Wien nichts mehr und seien entschlossen, sich selbst zu helfen, wenn es geht, im Wege des Gesetzes, wenn nicht, auf dem Wege der Gewalt. Wolf erklärte im Schlußwort, die Deutschen hätton es entschieden satt, sich noch länge: eine Behandlung, wie sie den deutschen Studenten in Prag zuteil werde, gefallen zu lassen, und würden z u d e n ä u ß e r st e n undschwersten Mitteln greifen, um fick Schutz zu verschaffen, aber auch zu den schärfsten Mitteln gegen die Regierung, die in solcher Weise Furcht vor den Tschechen und Abneigung und Mangel an Inter esse für die Deutschen bekunde, woraus Fresl die Bedrückung der deutschen Minorität in Böhmen besprach. Vorn Balkan. Die türkisch-bulgarische Situation ist noch nicht aus der Phase ihre' Entwicklung getreten, in der sie sich vor zwei Tagen befand. Von beiden Seiten liefert man sich Friedensversicherungen. Bulgarien gibt schon praktisch einen Beweis davon, daß es gegen das Ottomanische Reich keine agrressiven Tendenzen verfolgt: es hat, laut einer türkischen Blätter meldung, einen Teil seiner Granztruppen entlassen. Dagegen fährt die Türkei noch fort, ihr Grenzmilitär zu verstärken. Diese Nachrichten scheinen jedoch nicht weiter alarmierend in Sofia zu wirken. Es liegen vorläufig folgende Mitteilungen vor: Zur türkisch-bulgarischen Arisir. Konstantinopel, 29. Januar. (Telegramm.! Von ministerieller Seite wurde gestern auf der Pforte erklärt, die türkische Regierung habe der bulgarischen Regierung mrt- geteilt, sie sei bereit, die Unterhandlungen auf der Basis von fünf Millionen Pfund wieder anfzunchmen. Nach einem gestern an oic Pforte gelangten Telegramm hat die bulgarische Negierung die ins Grenzgebiet von Adrianopel gesandten Truppen zurückgezogen. Sofia, 29. Januar. (Telegramm.! Trotz der vorgestrigen Ablehnung der Einladung zur Erneuerung der Verständiaungsverhandlungen seitens des Ministerpräsidenten war gestern eine Besserung der Situation festzustellen. Der Minister des Auswärtigen Paprikow sprach sich einigen Diplomaten gegenüber über die Laae und die Aussichten einer Verständigung geradezu optimistisch aus. In Kreisen der Diplomaten herrscht die Ansicht, daß in nächster Zeit die Lösung der Krisis zu erwarten ist. Konstantinopel, 29. Januar. (Telegramm.) Ein Telegramm des „Tanin" ans Adrianopel meldet, daß Bulgarien einen Teil seiner Grenztruppen ent lassen habe. Beunruhigend wirken dagegen wieder zwei anderweitige Depeschen: Saloniki, 29. Januar. (Privattelegramm.) Die Entwaffnung der bulgarischen Bevölkerung in den Ortschaften in der Nähe der Grenze ist an befohlen worden. Es werden dagegen Anstalten zur Verstärkung der türkischen Grenztrnppen in den strategisch wichtigen Punkten getroffen. Die Re gierung erlaubte weitere Transporte serbischen Kriegs- Materials über Saloniki. Konstantinopel, 29. Januar. (Telegramm.! Obwohl die Pforte Bulgariens Maßnahmen fortgesetzt ruhig beurteilt, werden doch energische Vorbereitungen ge- troffen. Der Kriegsminister befahl die sofortige Repa rierung der alten und Herstellung neuer Forts in Adrianopel. Die türkische Diplomatie fordert jetzt entschiedener als zuvor die Rektifizierung der Grenzlinie bei Dschnma »nd Zuteilung der re i n m o s le m i s ch e n Dörfer an die Türkei. Pfortekreise behaupten, England unterstütze diese Forderung. Eine hohe türkische Persönlichkeit soll einen Brief des Generals von der Goltz erhalten haben, in dem die Türkei vor einer Okkupation des Sandschaks Novibazar durch Serbien gewarnt wird. Diese letzte Meldung bedarf noch der näheren Bestätigung. O . Notstand in Serbien. Zu der schweren wirtschaftlichen Krisis, in die Serbien durch seine maßlose Politik geraten ist und über die wir schon kurz berichtet haben, wird jetzt weiter gemeldet: Belgrad, 29. Januar. (Telegramm! „Beogradske Novine" sagt zum nächsten Ultimo infolge der er schreckenden Zunahme der wirtschaftlichen Krise mehrere Fallissemente voraus. Der erste Beweis der Krise sei die U e b e r b ü r d u n g d e s Handelsgerichts, bei dem kürzlich an einem Tage 250 Wech selproteste und 50 Exekntionsgesuche einliefen. * An» den, österreichischen Annexisneaneschust. Wien, 29. Januar. (Telegramm ! Im Ausschuß zur Beratung der Annexionsvorlage besprach der Ministerpräsident die Verhandlungen mit der Türkei und erklärte, es sei die Hoffnung gerechtfertigt, daß da? auf Grundlage des Anaebots von 2(,; Millionen Pfund sowie anderer der Türkei in Aussicht gestellter Konzessionen erzielte prinzipielle Einvernehmen mit der Türkei in kürzester Frist in einem Protokoll endgültig redigiert sein werde, das den beider seitigen Legislativen nach der Ratifikation unterbreitet werden solle. Ferner äußerte sich der Ministerpräsident auch über die Grund prinzipien der Bosnien und der Herzegowina zu ge währenden Verfassung und wies nach, daß diese auf vollkommen konstitutionellen und freiheitlichen Grundlagen aus gebaut sein werde. Bezüglich des liebere in kommens mit der Türkei und der B o y k o t t be w e g u n g erklärte der Ministerpräsi dent schließlich, dah die endgültige Textierung des Uebercinkommcns in naher Zeit zu gewärtigen sc, und daß dank der energischen Maßnahmen der Pforte auch die baldigste Beilegung der Boykottbewegung zu erwar ten sei, die setzt, da das freundschaftliche Verhältnis zwischen der Mon archie und der Türkei wieder hergcstellt sei, auch jeder politischen Grundlage entbehre. O International« Valkankenferenz. Von unterrichteter Seite wird uns geschrieben: Die Nachricht, daß Fürst Nikolaus von Montenegro gestern den Gesanden der fremden Mächte eine Note überreicht habe, worin die schleunige Einberufung einer Balkankonserenz verlangt wird, ist unbestätigt. Richtig ist aber,
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