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.«eiherttz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal : Dienstag, Donners tag nnd Sonnabend und wird an den vorhergehen denAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1 M. 25 Psg., zweimonatlich §4 Psg., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern lv Psg. Alle Postan galten, Postboten, sowie unsereAusträgernehmen Bestellungen an. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate werden mit 12 Psg., solche aus unserer Amtshanptmannschaft mit 10 Psg die Spnltzette oder deren Naum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (mir von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 30 bez. 25 Psg. Tabellarische und tvmplizierteJnserate mit entsprechendem Auf schlag. Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 30 Pfg. Amtsblatt für die Königliche AmlshauptmanMaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Aippoldiswat-e. Mit achtseitigem „Illustrierten Unterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschastlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle mid an bestimmten Tage,» wird keine Garantie übernommen. Veranttvorklicker Mdakkeur: Paul Jehne. - Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Nr. 24. - I Sonnabend, den 23. Februar 1907. 73. Jahrgang. Der Gemeindevorstand und Ortsrichter Herr Friedrich Hermann Richter in Beer walde ist für die Zeit bis Ende September 1908 zum Friedensrichter für den Bezirk: „Beerwalde" ernannt worden. Dippoldiswalde, am 1y. Februar 1907. V. Ueg. 76/07. Königliches Amtsgericht. Die neue Friedenskonferenz im Haag. Das Zustandekommen der geplanten zweiten inter nationalen Friedenskonferenz im Haag kann nunmehr wohl als gesichert betrachtet werden. Der russische Staats rat v. Martens, welcher gewissermaßen als Vertrauens mann des Zaren während der letzten Wochen die Kabinete der Grotzmächte besuchte, um sich über deren Stellung zu dem neuen Konferenzprojekte zu informieren, hat überall die besten Eindrücke empfangen, und konnte er sich darum mit Recht äußerst befriedigt über den Verlauf seiner Mission äußern. Augenblicklich weilt Herr v. Martens im Haag, um mit der holländischen Regierung die näheren Verein barungen über die Aeußerlichleiten der Konferenz zu treffen. Wie er in einem Interview erklärte, fleht die Eröffnung der zweiten Friedenskonferenz für Anfang Juni zu er warten, so daß allerdings für die Vorbereitungen zu der selben nicht allzuviel Zeit mehr übrig wäre. Da Rußland abermals der Einberuser der Konserenz ist, so ist es selbst verständlich, daß es auch den Vorsitzenden des Friedens kongresses stellt, zu welchem wahrscheinlich der russische Botschafter in Paris, Baron Nelidow, der erste Delegierte Rußlands für die Friedenskonferenz gewählt werden wird. Im übrigen sollen die Verhandlungen der zweiten Friedens konferenz geheim geführt werden, wie dies schon bei ihrer Vorgängerin der Fall war. Schon jetzt kann man es als zweifellos aussprcchen, daß die neue Friedenskonferenz der warmen Sympathien aller Friedensfreunde beider Hemis phären sicher sein darf, finden doch die Bestrebungen, auftauchcnde Streitfragen zwischen den einzelnen Völkern aus dem Wege güilicher Verständigung wieder aus der Welt zu schaffen, in immer weiteren Kreisen Teilnahme und Förderung. Aber freilich muß es doch auch zugleich wieder ausgesprochen werden, daß der von idealen Schwärmern ersehnte und geträumte ewige Weltsriede trotz aller Friedenskonferenzen eben nur ein schöner Wahn bleiben, in internationalen Konfliktsfällen, in denen die Lebensinteressen und die Ehre der beteiligten Völker mit ins Spiel kommen, wird niemals eine kriegerische Ausein andersetzung durch papierne Beschlüsse und Abmachungen verhindert werden, worüber sich natürlich die Irltenoen Politiker der einzelnen Staaten selber durchaus klar sind. Es kann sich daher bei Veranstaltung von Friedens konferenzen immer nur um Beschlüsse handeln, die geeignet find, eine Beilegung internationaler Streitfragen unter geordneten Ranges herbeizusühren, und das ist ja bereits auf der ersten Haager Friedenskonferenz geschehen, auf welcher eine Reihe von Bestimmungen über das schieds gerichtliche Verfahren genehmigt wurden, die dann in der Folge auch zu Schledsgerichisoerträgen zwischen ver schiedenen Staaten führten. Aber alle Versuche, sozusagen einen dauernden Friedenszustand zwischen den Völkern zu etablieren, müssen von Anfang an als aussichtslos er scheinen, und da ist es denn sehr lehrreich, daß bald nach der ersten Friedenskonferenz der Krieg zwischen Rußland und Japan ausbrach, obwohl beide Staaten zu den Konferenzteilnehmern gehört halten. Darum wäre es auch praktisch zwecklos, die geplante neue Friedenskonferenz mit der Abrüstungsfrage zu befassen, wovon die Rede ist. An- geblich wollen, wie eine weitere Mitteilung des Staals- rates o. Martens besagt, England und Amerika der Konserenz eine Begrenzung der Rüstungen Vorschlägen, indessen seien Rußland, Frankreich und Deutschland der Ansicht, die Frage der Abrüstung sei für die Entscheidung durch die Konserenz noch nicht reif. Nun, man kann ge trost behaupten, die Abrüslungssrage wird niemals reif zur Entscheidung werden, das gegenseitige Mißtrauen zwischen den Regierungen und Völkern ist eben viel zu groß, als daß eine ausrichtige Verständigung über eine allgemeine Abrüstung je zu erwarten stünde. Ls würde deshalb auch bei einer Besprechung der Abrüslungssrage aus der bevor stehenden neuen Friedenskonferenz nichls Greisbares heraus- kommen, und letztere tut gut, ihr Arbeitsprogramm nur auf das praktisch Erreichbare zuzuschneiden. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der Männergesangverein „Ein tracht" veranstaltet nächsten Sonntag abend in der „Reichskrone" eine aus Konzert, Theater usw. bestehende öffentliche Abendunterhaltung mit anschließendem Ball. Das Programm bietet viele Abwechselung, und ist dem erst wenige Jahre bestehenden Verein ein guter Besuch auch deshalb zu wünschen, weil der Reinertrag seiner Notenkasse zusließt und in einem „jungen Haushalte" ja immer so manches anzuschaffen ist. Das Eintrittsgeld ist sehr niedrig. — Die 4. Klasse der 151. kgl. sächs. Landeslotterie wird am 6. und 7. März gezogen. Die Erneuerung der Lose hat vor Ablauf des 25. Februar zu erfolgen. — Zum 24. Februar. (Matthias.) Der heutige Tag führt im Kalender die Bezeichnung „Matthias", zu Ehren des Apostels mit gleichem Namen. Als durch den Verrat des Judas die Zwölfzahl derselben nicht mehr vollständig war, wurde unter den zwei in Betracht kommenden Jüngern dieser Heilige zum Nachfolger des Jscharioth gewählt. Er war unter den 72, welche Christus aus seinen Gängen be gleiteten, gewesen und führte seinen Namen, der auf deutsch „Gottesgabe" bedeutet, mit Fug und Recht. Die Über lieferung erzählt uns zwar nur wenig von den Lebens schicksalen dieses Apostels, wir erfahren jedoch als gewiß, daß er heidnischen Völkern das Christentum verkündete und als Märtyrer starb. Im Mittelalter wurde der 24. Fe bruar in manchen Gegenden festlich begangen, auch hat er noch heute im Volksglauben eine besondere Bedeutung für die Witterung der nächsten Zeit. So lautet eine alte Bauernregel: „St. Matthias kalt, die Kälte lang' anhalt!" Auch heißt es: „Am Matthiastage geht kein Fuchs mehr über's Eis", und den Grund dafür verrät ein anderer Satz: „Matthias bricht das Eis." Somit hätten wir mit diesem Tage die schlimmste Kälte hinter uns, womit freilich nicht die unfehlbare Richtigkeit dieser aus Hoffnung und Be obachtung gemischten Ansicht des Landmanns beschworen werden soll. Eine andere Wichtigkeit ist dem 24. Februar dadurch verliehen worden, daß nach ihm alle vier Jahre der Schalttag eingerückt wird. Dadurch tritt der Tag selbst für die fehlenden Stunden ein, wie der Heilige da mals für den fehlenden Apostel eintrat. Der Name Matthias ist jetzt nicht mehr sehr verbreitet. Wir haben zwar einen Kaiser gehabt, der ihn führte, und der sich durch den Be ginn des dreißigjährigen Krieges unter seiner Regierung einen Platz in der Geschichte errungen hat. Auch ein be liebter Dichter, Matthias Claudius, dessen Abendlied, „Der Mond istaufgegangen, die gold'nen Sternlein prangen", sich all gemeiner Beliebtheit erfreut, hatte diesen Heiligen zum Namens patron. Ebenlo wurden Münzen nach ihm benannt. Man prägte im Mittelalter Geldstücke, auf deren Vorderseite ein Bildnis des Apostelmärtyrers angebracht war und die deshalb „Matthiasgroschen" hießen. Schon um das Jahr 1400 kamen solche in Goslar in den Handel. Ihr Wert sank im Lause der Zeit von 4 Pfennigen auf 3 herab, heute aber kann man sie nur noch als seltene Eremplare bei Sammlern finden. — Nach dem amtlichen Berichte der Kgl. Kommission für das Veterinärwesen herrschten am 15. Februar im Königreiche Sachsen überhaupt acht verschiedene ansteckende Tierkrankheiten, und zwar: der Milzbrand in 4 Ge meinden mit 4 Gehösten, die Räude der Schafe in einem Gehöft, die Räude der Pferde in 5 Gemeinden mit 6 Ge höften, die Schweineseuche einschl. Schweinepest in 10 Ge meinden mit 11 Gehöften, die Geslügelcholera in 3 Ge meinden mit 3 Gehöften, die Brustseuche der Pferde in 8 Gemeinden mit 12 Gehöften, die Rotlaufseuche der Pferde in 9 Gemeinden mit 9 Gehöften und die Gehirnrücken- marksentzündung der Pferde in 20 Gemeinden mit 20 Gehöften. — Die Amtshauptmannschast Dippoldiswalde war am angegebenen Tage von ansteckenden Tierkrank heilen frei. Dippoldiswalde. Nach der Zusammenstellung des Jahresberichts hat sich die Tätigkeit der hiesigen Schutz- mannschaft im Jahre 1906 aus 26 Festnahmen, 453 An zeigen, 260 Revisionen, Überwachung von 15 Versamm lungen, 133 Vergnügungen, 211 sonstige polizeiliche Vor kommnisse nnd 9210 Austragungen erstreckt. Die Anzeigen verteilen sich auf Verbrechen, Vergehen und Übertre ungen wie folgt: 4 Festnahmen und 4 Anzeigen wegen Wider setzung gegen die Staatsgewalt, 3 Anzeigen wegen stall- gefundenen Bränden, 3 Festnahmen und 21 Anzeige« wegen Diebstahl, 1 Anzeige wegen Forstdiebstahl, 10 An, zeigen wegen Betrug, 4 Festnahmen und 11 Anzeigen wegen eines sonstigen Kriminalvergehens, 14 Festnahmen und 18 Anzeigen wegen Betteln, 136 Anzeigen wegen polizeilicher Uebertretungen, 1 Festnahme und 2 Anzeigen wegen steckbrieflicher Verfolgung, 7 Anzeigen über Ver wendung minderwertigen Fleisches auf der Freibank und 248 Anzeigen über sonstige Polizei-und Dienstsachen. Die Revisionen erstrecken sich: 88 auf Butter, 49 auf Milch, 27 auf Bierdruckapparate, 8 auf Bäckereien, 17 auf die Ruhezeiten der Kellnerinnen usw. und 71 auf verschiedene Gewerbebetriebe. In den verschiedenen Hotels sind 1144 (1392) Personen und in der Herberge zur Heimat 1338 (1648) über Nacht geblieben. Die eingeklammerten Zahlen bedeuten die des Jahres 1905. An Stadtgeschenk sind 35 M. 20 Vf. verausgabt worden. — Im Jahre 1906 sind in hiesiger Stadt geschlachtet worden: 34 Stück männliche Rinder, 232 Stück weibliche Rinder, 550 Kälber, 1019 Schweine, 21 Schafe, 24 Ziegen, I Pferd und 2 Hunde. — Die Kgl. Kreishauptmannschaft hat dem Heizer Robert Mar Lehmann in Großölsa für die von ihm am 11. Januar 1907 mit Mut und Entschlossenheit b»- wirkte Rettung zweier Knaben vom Tode des Ertrinkens in der Ölsabach eine Geldbelohnung bewilligt. — Dank des Entgegenkommens des hiesigen Kaiser lichen Postamtes werden die Zeitungen nach Seifersdorf und Ölsa (Bez. Dresden) von Montag, 25. Februar, ab mit dem Zuge 2«7 ah hier befördert werden, statt wie bisher erst abends. Unsere dortigen Abonnenten werden also von genanntem Zeitpunkte ab noch am Ausgabetage in den Besitz der Zeitung gelangen. — Eine interessante Erinnerung an die Vergangenheit der sächsischen Armee tritt im laufenden Jahre in den Vordergrund. Vor 40 Jahren verlor die sächsische Armee ihre absolute Selbständigkeit durch Eingliederung in dar Heer des neuen Norddeutschen Bundes, der Vorstufe der gegenwärtigen Deutschen Reiches,- ferner erfolgten ganz wesentliche Reorganisationen des sächsischen Militärs in Bezug auf dessen Gliederung, Ausbildung, Bewaffnung und Uniformierung. Dies alles geschah unter dem Drucke der Verhältnisse, wie ste sich im Jahre 1866 entwickelt hatten. Als Muster für die Reorganisation des sächsische« Heeres, die schon in dem Fciedensvertrage zwischen Preußen und Sachsen vom 21. bezw. 24. Oktober 1866 ebenso grundsätzlich festgelegt worden war wie der Beitritt zum Norddeutschen Bunde, diente die preußische Armee. Die Einzelheiten der sächsischen Heeresreform wurden in großen Zügen in der Separatübereinkunft zwischen Preußen und Sachsen vom 7. Februar 1867 festgelegt. Obwohl die Neuerungen vertragsmäßig erst bis zum 1. Oktober 1867 durchzuführen waren, beschleunigte der damalige Kriegr- minister von Fabrice die Sache derart, daß bereits am 1. Juli des fraglichen Jahres alle Neuerungen als Tatsache nach Berlin gemeldet werden konnten. Damals erhielt die sächsische Infanterie das preußisch: Zündnadelgewehr; die Artillerie wurde mit nur gezogenen Geschützen ausge rüstet. Auch in der Uniformierung trat ein großer Wechsel ein; wobei jedoch die sächsische Kavallerie die Grundfarbe hellblau behielt und auch der Artillerie da; kleidsame dunkelgrün mit rotem Kragen belassen wurde. Das Kom mando über die sächsische Armee, die seitdem die Bezeich nung 12. (K. S) Armeekorps trug, wurde vom König von Preußen als Bundesfeldherrn in die Hände des da maligen Kronprinzen und späteren ruhmgelrönten König Albert gelegt. Was die Einteilung des 12. Armeekorps anlangt, so zerfiel dasselbe vor der Reorganisation in vier Jnfanteriebrigaden, eine Jägerbrigade, die Kavallerie und die Artillerie rc Die Neueinteilung war nun folgende: zwei Infanterie-Divisionen mit den Nummern 23. und 24. zu acht Regimentern Infanterie, einem Regiment Schützen und zwei Bataillonen Jäger, ferner eine Reiter- dioision mit zwei Brigaden zu je drei Regimentern Kavallerie, von denen die beiden Ulanemeg'mentec Nr. 17 und 18 (Garnison Oschatz, Rochlitz und Geithain) neuge-