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Wochenblatt keensst,ecken 2 und Umgrgend Erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Inserate für denselben Tag find bis vormittags zo Ul>r aufzugeben. Einspaltige Zeile oder deren Raum za Z. Lokalpr. to Reklame 20 I Bei Wiederholungen Rabatt Rlle Rnnoncen-Expeditionei . nehmen Inserate entgegen. r liv. >8. H Amts-Blatt , -es Königl. Hmtsgei»ickts und -es §ta-ti»akkes su pulsnit». Telegramm-giesse: Meßenblaffplllsnür Beiblätter:Illustr.Sonntags- ! blatt u. 0"mor. Wochenblatt ' H Abonnement. Monat!. soL, vierteljährlich , i-2S Ke: freier Zustellung in» Haus, durch die Post bezogen unter Nr. St02 i-2S. Amtsblatt für den Bezirk des Uönigl. Amtsgerichts Pulsnitz, umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz AI. S., Böhmisch-Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Oberlichtenau, Niederlichtenau, Friedersdorf-Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Alein-Dittmannsdorf Druck und Verlag von L. L. ^Srster', Erben l^nh.: ). w. Alohr.) Expedition: pntsniy, Bismarckplatz Nr. 2L5. Verantwortlicher Redakteur Otto Vorn in Pulsnitz. Sonnabend, den 1. April 1905 57. Jahrgang. Neueste Ereignisse. Die „Hamburg" mildem Kaiser an Bord ist gestern Vormittag 8 Uhr 35 Min. in der Bucht von Tanger eingetroffen. Die Batterien und die französischen Kreuzer „Duchayla" und „Linois" feuerten Salut. Bei der Landung wurde der Kaiser von den Vertretern des Sultans und dem diplomatischem Korps empfangen. Der Bundesrat stimmte dem Entwurf einer neuen Maß- und Gewichtsordnung und der vom Reichstage angenommenen Novelle zum Personen standgesetz zu. Freitag Nachmittag 3 Uhr passierte der General gouverneur Trepow in seiner Equipage die Ecke der Morskaja- und Poststraße zu Petersburg, als ein Dienstmann plötzlich auf den Wagen zueilte und zwei Schüsse auf Trepow abfeuerte, die indes beide fehlgingen. Sofort sprangen drei Geheimpolizisten hinzu und verhafteten den Attentäter. In Petersburg wurden zwölf Mitglieder der Kampf- Organisation, als deren Führer Sawitzki gilt, und worunter mehrere Frauen sich befinden, wegen einer Verschwörung gegen den Großfürsten Wladimir, Trepow und Bulygin verhaftet. B i s m a r ct. Am heutigen Sonnabend sind 90 Jahre verflossen, seit Bismark geboren wurde. Wenn auch dem deutschen Bolle die Psorten einer neuen Zett mit neuen Ausgaben weit aufgetan sind und die Blicke der heutigen Geschlechter nur noch selten sich zurücklenken auf die vergangenen Jahr, zehnte und ihre Errungenschaften, so wird und darf der Name „Bismarck" nie verklingen. Die Dichter haben ihn verherrlicht in unzähligen begeisterten Liedern und Besängen, und die Werke und Bücher, welche über ihn geschrieben worden, sind Legion. DaS Standbild de» eisernen Kanz ler- erhebt sich, gleich dem seine- alten Herrn, deS großen Heldenkaisers Wilhelms I., in allen Bauen des deutschen Reiches, und die wichtigen Ereignisse seiner wechselvollen politischen Laufbahn haben die Maler sestgehalten in großen weltbekannten Bemälden. Was er seinen Königen und dem deutschen Volke ge wesen ist, da» ist unauslöschlich eingegraben in die Stein. . tafeln der Beschichte. Kaum ein Name wird leuchtender und länger glänzen als der seine. Nicht dem 19. Jahr- hundert nur hat BtSmarck sein Bepräge ausgedrückt; er steht wie ein Markstein an Ser Schwelle einer neuen Zeit. DaS Deutsche Reich ist sein Werk. Er hat eS geplant und gegründet, gebaut und gestiftet, — nicht allein, aber ollen voran, nicht als Bauherr, aber als Baumeister, nicht zu eigenem Ruhme, sondern in treuem Dienste. Ohne ihn, ohne seine markige Kraft, ohne seine maßvolle Klugheit, ohne seine trotzige Treue, ohne sein« goldene Rücksichts losigkeit hätten wir nimmer die Zeit so groß, Deutschland i° einig gesehen. Die andern über, neb n und unter ihm haben auch ihr hohes Verdienst; aber neidlos haben sie ihm Palme gereicht. Sein Name bezeichnet Deutschlands L.bbte Zeit, des deutschen Volke, herrlichste Blüte. Seine und Feinde, er hat deren viele gehabt, haben ihm Ma«'.* und Rücksichtslosigkeit in der Verfolgung seiner schlosfen^seworfen. Immer jedoch, w-nn er einen ent- den vielleicht gewaltsamen Schritt unternahm, mochten?»^" und kleinliche Bedenken ost nicht gutheißen Vaterland«r nur da» eine Ziel im Auge, fem und Ruhm zu machen, Deutschland» Ehre " Daß sein LL zu befestigen. war, da» läßt sich ntq?A?^ und sein Weg der richtig- deutung unsere» Neben deutU« Hessen, al» durch die Be al» tonangebenden Staate» i»" „verlande- al» Weltmacht, keit und der gesamten Kultur Fragen der Berechtig, arbeitet sein Leben lang mit Ün-A?«"" BiSmarck ge- allen Mitteln, die ihm zu Gebote Tatkraft, mit "undrn, »ad diese» groß: und unvergängliche Verdienst kann kein Neid, kann keine politische Gegnerschaft hinwegleugnen, da» müssen alle Deutschen anerkennen, und da» erkennen sie auch an. „Alle, zeit treu bereit für deS Reiche» Herrlichkeit l" — da» war sein oberster Wahlspruch, von dem er nie gelassen hat sein langes, tatenreiches Leben hindurch. Stolz-bescheiden sagte BiSmarck einst: „Mir ist e» vergönnt gewesen, meinen Namen in die Rinde der deutschen Eiche einzuschneiden zu dauernder Erinnerung. Daß d m so ist, dafür danke ich Bott, und darauf bin ich, so lange ich lebe, stolz." Die deutsche Eiche wird den Namen de» Fürsten BiSmarck tragen, so lange ihre Reiser grün sind, denn er hat ihr, die am Absterben war, neue» Leben ge. geben, indem er die Bedingungen schuf, unter denen allein ihr Gedeihen möglich ist. DeS Reiche- Bau wird mit seinem Namen geschmückt sein, so lange er mächtig dasteht unter den Staaten deS Erdballs, denn da- müssen auch sie Gegner eimäumen: ohne BiSmarck kein Deutsche- Reich! Ein Vorbild ist dieser treue, deutsche Mann unS gewesen in seiner kraftvollen Frische, in seiner unverwüstlichen Hei terkeit, in seinem warmen GemütSleben, und er wird unS ein Vorbild bleiben bi- in die fernste Zukunft. An ihm soll unsere deutsche Jugend lernen und sich bilden, an ihm soll deutsches Wesen immerdar seinen Spiegel und seine Richtschnur haben, und eher müßte da- deutsche Volk sein Selbst aufgeben, ehe eS diese» seines SohneS und Meister», seine» Führers und Vorbilde» vergessen könnte! vertliche rmd sSchfische Augelegeuheite«. Pulsnitz. Ein Jahrhundert ist mit heute, am 1. April verflossen, seitdem weilanv Herr Johann Gott lieb Hauffe in unsrer Stadt ein Bandgeschäst unter der Firma I. G. Hauffe gründete. Di« Vollendung eine» solche» Zeiträume» bedeutet für eine Pflegstätte gewerblichen Schaffens ein wichtige» Ereignis, da» mit um so freudigerer Genugtuung verzeichnet werden kann, wenn der stetige Auf. schwung und da» immer blühendere Gedeihen ein so spreche», de» Zeugnis ablegen von der ebenso zielbewussten, wie eifri» gen Tätigkeit mehrerer sich einander ablösender tatkräftiger Männer. Haben doch drei Generationen derselben Familie rastlos an dem Auf. uns Ausbau diese» Unternehmen» ge wirkt und unermüdlich Stein auf Stein gefügt zu dem um fangreichen Werk, wie e» heut« vor Augen steht. ES möge un» gestattet sein, an diesem Markstein in dem Entwickelung», gange diese» Unternehmen» auf die Entstehung und auf di« Wandlungen, welche dasselbe im Lause der Jahre erfuhr, einen geschichtlichen Rückblick zu werfen. Wie schon erwähnt, wurde die Firma 1805 von weiland Herrn Johann Gottlieb Hauffe ins Leben gerufen, ist seitdem ununterbrochen im Besitze der Familie Hauffe gewesen und befindet sich heute in den Händen der Enkel de» Begründer», der Herre« Alexander Hugo Hauffe und Albert Emil Hauff«. Großvater und Vater der der- zeitigen Inhaber betrieben lediglich Handweberei und besaßen nur ein beschränktes Absatzgebiet, da» sie durch Besuch der Messen und Märkte erweiterten und zu dem unter anderem auch die heutige preußische Provinz Sachsen gehörte. Als dieselbe 1815 nach den BesreiungS. kriegen an Preußen abgetreten und infolgedessen der Absatz dahin durch einen Eingangszoll erschwert wurde, errichtete Herr Johann Gottlieb Hausse in Ortrand (Reg.-Bez. Merseburg) rin Zweiggeschäft, da» von 1817—1840 bestand und in dem eine Anzahl Handwebstühle unterhalte» wurde». Im Jahre 1855 übergab der Begründer daS Geschäft feinem Sohne, weiland Herrn Heinrich Albert Hauffe, der bireitS Sachsen und Thüringen mit Mustern bereisen ließ und da» bisherige Absatzgebiet wesentlich erweiterte. Nach langjähriger, erfolgreicher Tätigkeit übernahmen sodann 1880 sein« Söhne, di« jetzigen Inhaber di« Firma. Sie erbauten eine mechanische Weberei, welch« sich in steter fortschreitender Entwickelung vergrößerte, bi» sie ihren heutigen Umfang erhielt und damit voll- berechtigt in die Reihe der sächsischen Großetabliffement» eintrat. Neben den früheren Artikeln wurden nunmehr auf den mechanischen Stühlen besonder» auch Gurte hergestellt, während die Handwebstühle zur Fabrikation von Bändern Verwendung fanden. Später kam noch die Herstellung von gummi. elastischen Bändern und Gurten hinzu, die bisher nur in den Rheinland«« und in Frankreich produziert wurde». Der Firma I. G. Hauffe gebührt daS Verdienst, dies« Artikel in der sächsische» Industrie heimisch gemacht zu hab«». Unter der fachkundigen Leitung der jetzigen Inhaber vergrößerte sich da» Etablissement von Jahr zu Jahr. Nach geraumer Zeit wurde auch noch zur Errichtung einer eigenen Färberei, Gurtdruckerei und Lederzurich terei geschritten. Da» Etablissement der Firma I. G. Hauffe ist auf da» stattlichste eingerichtet und mit allen Vorrichtungen der Neuzeit versehe». Eine überau» segenSreiche Wirkung übt die im Jahre 1880 gegrün- dete Krankenkasse, welche sehr gut fundiert ist. Um die Arbeiter zur Sparsamkeit anzuhalten, existiert fer ner eine Fabriksparkaffe, in welche die Arbeiter wöchentlich Beiträge einzahlen. Die Verzinsung geschieht mit 5'/, pro Jahr. Daß zwischen den Arbeitgebern und den Arbeitern daS denkbar beste Einvernehmen besteht, be» weist die vorhandene große Anzahl langjähriger Arbei- ter, darunter solche, welche bereit» 25 — 50 Jahre im Dienst« der Firma stehen. Die Rohmaterialen, welche zur Verarbeitung kommen, sind: Baumwolle, Wolle, Seide, Jute und Leinen. Die Fabrik, in welcher zirka 300 Arbeiter und Arbeiterinnen und außerhalb der selben eine grosse Anzahl Näherinnen und Arbeiter beschäf tigt sind, fabriziert alle Arten baumwollene Bänder, Stie fel. und Hosenträger-Gurte, gummi-elastische Bänder für Strumpfhalter, sowie gummi-elastische Hosenträgergurte. Hierzu gesellte sich noch die Anfertigung von Hosenträ gern und Gürteln au« einfachem und Gummigurt, so wie verschiedener Lederartikel. DaS Absatzgebiet erstreckt sich sowohl auf Deutschland, al» auch auf da» Ausland So gewinnt diese Jndustriestätte immer mehr und mehr an Bedeutung und Ausdehnung und ist ein beredte» Zeug nis deutschen Geistes und Fleißes. Au» vorstehendem sehen wir, daß die Firma I. G. Hauffe zu den bedeutendsten Häusern der Textilbranche gehört, möge ihr Rus in Genrra- tionen noch der gleiche, den Besitzern e» jedoch vergönnt sei», noch recht lange in voller Rüstigkeit sich ihres schönen Wer kes erfreuen zu können. Wenn ein so tätiges Lebe» dann weiter noch manches Jahr am Quell prometheischer Arbeit neue Kcast schöpft, -so werden an diesem Segen und Glücke Viele herzlichen Anteil nehmen. Pulsnitz. Das 100jährige Bestehen der Firma I. G Hauff«, hier, gestaltete sich zu einer Feier, wie sie im Geschäftslehen nur ganz selten zu verzeichnen ist. Am Morgen de» Festtages wurde den Herren Ches- je ei« vom Kaufmännischen Personal gestiftetes, künstlerisch au-- gestattete» Album mit Ständer, enthaltend die Photogra- phien des Personal-, unter entsprechender Ansprache über- reicht. Die Werkmeister und daS Arbeitspersonal stifteten ein Gruppenbild in schönem Rahmen. In überaus großer Zahl gingen alsdann im Laufe de» Tage» Geschenke ein. Hervorragend unter ihnen^ seien erwähnt die Blumenarran gement- deS Rates der Stadt Pulsnitz, sowie der Allge meinen Deutschen Lreditanstalt Dresden und daS Beschenk der Firma Alwin Rölhig-Löbau, eine prachtvolle Jahre-- uhr, e n Meisterwerk der Uh; macherkunst. Heute Nachmittag b Uhr findet ein Festmahl zu ca. 80 Bedecken im Hotel „Brauer Wols" statt. Für daS gesamte Personal wird im Sommer de- laufenden Jahre» ein größere- Fest abgehalte«.