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Ottendorfer Zeitung I i - - - « Bezugspreis: vtertelMMch l,2o Mark frei In der Geschäfts stelle abgeholt viertel- jährlich i Mk. Einzelne Nummer w pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag n»d Sennabend Nachmittage » — Ü Unterüaktung«' nmt Anzeigeökatt Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen ,Handel nad Maadel* „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Veutsche Made". Diack »ab Verlag »an Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Gkrilla. Verantwortlich für die Redaktion H. Rühl« in Oreß-GDMa. Nummer sOO Sonntag, den 22. Autzust Vs5. Jahrgang Amtlicher Teil. Sonnabend, den 21. August, abends '^9 Uhr öMül. Kemcinderais-Sihung in der nknen Sckiul^. Die Tagesoidnuva bänat am Amtsbiett im Gemeindeamt aus. Ottendorf-Moritzdorf, am 20. August 1915. — Der Grmeindevorstand. Der Kursus t. Konservierung v. Obst u. 6emüse findet Montag und Dienstag, den 23. und 24. Angnst d. I. abends 8 Uhr in der Schulküche (Bahnhof Ottendorf) statt. Anmeldungen dazu noch bis heute avenv beim Unterzeichneten. Ohne Anmeldung kein Zutritt. An einem Kursus können nur 25 Personen teilnehmen. Melden sich mehr, so wird ein zweiter Kursus zu einer Zeit, die noch bekanntgegeben wird, abgehalten. Der Kriegshilfe-Ausschutz Schuldirektor Endler. Neuestes vom Tage. Nowogeorgiewsk genommen. Ein englisches Unterseeboot ver nichtet! Ein englischer Amerika- Dampfer torpediert! Das sind drei Meldungen, die zur Freude berechtigen. Daß Nowo Georgiews! nach seiner völligen Ein schließung sich nicht lange mehr halten werde, stand fest, doch daß der Fall durch Hinden burgs Strategie auch hier so schnell erreicht werden würde, das wurde wohl kaum gehofft. Nun gehts auf Brest-Litowsk zu! Auch dessen Tage sind gezählt! Falls es gelingt, hier die Bahnlinie Kowel zu isolieren, so sind die Russenheere vom Zentrum Rußlands ab geschnitten! Aber wie der Russe, so hat auch der Engländer heute „deutsche Präzisions arbeit" kennen gelernt. Die Bestätigung dafür geben folgende Meldungen: Das eng lische Unterseeboot L 13 ist am 19. August vormittags durch ein deutsches Torpedoboot am Südausgang des Sundes vernichtet worden. Dazu wird weiter gemeldet: Das englische Unterseeboot „U 13" ist nachts um 3 Uhr, während es von einem deutschen Torpedoboot verfolgt wurde, an der Südostseite der Insel von Saltholm auf Grund gelaufen. Es hißte die Notflagge und geriet wahrscheinlich irr Brand. Ain dänisches Torpedoboot ist ansgelaufen, um das Unterseeboot zu internieren. Und weiter die dritte Kunde: Das Neutersche Bureau meldet: Der Dampfer „Arabic" der White Star Linie (10000 Tonnen) ist auf dem Wege nach Amerika torpediert worden. Die Reifenden und die Besatzung wurden gereitet. Nach dem Zeppelinbesuch über der Londoner City und der Niederlage in dem Seegefecht an der jütländischen Küste ist das für die Engländer wieder eine schwere Heimsuchung. Ein 10000 Tonnen-Dampfer ist kein „Appel kahn". Die Vernichtung eines solchen Amerikafahrers entspricht mehr der Aufgabe unserer U Boote, als die Versenkung von Fischdampfern, wennschon natürlich die Ver senkung eines jeden einzelnen Fischdampfers dahin wirkt, daß England den Brot- oder richtiger Fischkorb sich etwas höher hängen muß Rücksichtslosestes Vorgehen unserer U-Boote ist erforderlich, wenn England noch mehr als bisher geschädigt werden soll und das hinwiederum muß geschehen, wenn Eng land auch nur einigermaßen zur Sühnung seiner schweren Blutschuld gebracht werden soll. — Die Franzosen haben es nach einigen Tagen verhältnismäßiger Ruhe wieder einmal mit einer kleinen Offensivbewegung versucht, und zwar im Raume zwischen Angres und Souchez. Aber obwohl sie ihren Angriff während des ganzen Tages durch Artillene- feuer vorbereitet hatten, so war der Erfolg doch nur höchst bescheiden. Sie drangen hier und da in unsere vordersten Gräben, von denen sie einen Teil noch besetzt halten, im großen Ganzen aber wurden sie zurück geworfen. Auch in den Vogesen entwickelten sie eine lebhaftere Tätigkeit. Sie rannten in den letzten beiden Tagen gegen unsere Stellungen auf Lingekopf und Schratzmännle nördlich von Münster an mit dem Ergebnis, daß sie am Lingekopf überall zurückgeschlagen wurden, während am Schratzmännle der Kampf noch im Gange ist. Diese neuen An griffe lehren, worauf auch unser Heeresbericht vom Mittwoch mit ein paar kurzen Worten besonders hinwies, lediglich das eine, daß die Franzose» keinerlei Munitionsmangel mehr leiden. Denn sie gingen, zumal in den Vogesen, mit. ihrer Munition sehr ver schwenderisch um Wenn sie aber bisher be haupteten, daß es ausschließlich der Munitions mangel war, der ihnen in der letzten Zeit Zurückhaltung auferlegte, und daß es nach dessen Hebung sehr rasch vorwärts gehen werde, so hat aber der Verlauf der Kämpfe während der beiden letzten Tage diese Hoffnung jedenfalls nicht bestätigt, und man wird, so fern, wie anzunehmen ist, auch die weiteren Anstrengungen kein besseres Ergebnis zeitigen etwas andres ersinnen müssen, um die merk lich sinkende Siegeszuversicht des französischen Volkes aufs neue zu beleben. — Das Londoner Preffebureau gibt be kannt, daß am Mittwoch Zeppelinluftschiffe über den östlichen Grafschaften erschienen und Bomben abwarsen. Die Abwehrgeschütze und Luftpatrouillen traten iu Tätigkeit, infölge des wolkigen Himmels waren die Luftschiffe aber nicht zu sehen. Mehrere Häuser und eine Kirche wurden beschädigt, zehn Personen getötet und 36 verletzt. — Die Meldungen über sehr schwere Be schädigungen des englischen Ueberdreadnought „Queen Elisabeth" und der Dreadnougths „Jnvincibl" und „Inflexible" durch das Feuer der türkischen Batterien an den Dar danellen werden durch eine Nachricht bestätigt die die „B. Z." nach der „Cincinnati Enauirer" auf Grund der Mitteilung eines Offiziers des in New York eingetroffenen englischen Dampfers „HarpakuS" veröffentlicht. Nach dieser Darstellung mußten die drei Schiffe vor den Dardanellen zurückgezogen werden und lagen in Gibraltar lange Zeit in einem Trockendock. Ueber die Beschädigung der „Queen Elisabeth" war Genaues nicht zu erfahren. Am „Inflexible", der neben dem „Harpakus" im Dock lag, war eine Anzah großer Einschlagstellen am ganzen Schiffsrumps zu sehen. Nach der Erzählung von Mann- chaften konnte das Schiff nur unter großen Anstrengungen nach Malta gebracht werden, wo es erst notdürftig ausgebeffert werden mußte, ehe es die Weiterfahrt nach Gibraltar antreten konnte. Es hat sich herausgestellt, daß das Schiff in Gibraltar nicht instand gesetzt werden konnte, worauf es nach England j weitergeschafft wurde. Es wird völlig um gebaut werden müssen, ehe es wieder in Dienst zestellt werden kann. — Die Nachrichten von der Einnahme Kownos trafen gerade nach der Veröffent lichung eines Londoner Telegrammes in Italien ein, in dem gesagt wird, daß zum Glücke der furchtbare Schlag des Falles von Kowno Rußland jedenfalls erspart bleibe. Deshalb unterdrückt die Zensur alle Nach richten über vie Einnahme der Festung und gestattet nur den Abdruck einer angeblichen russischen Betrachtung, ist der auf voraus- ichtliche weitere Erfolge der Deutschen und Oesterreicher im Osten vorbereitet wird. ' Das Vorgehen der Zensur beweist, daß die Regierung auch hinsichtlich fremder Kriegsschauplätze die Volksstimmung fürchtet. Oertliches nnd Sächsisches. Vttenüorf-Dkrilla, 2z. August W5. — Am Montag den 16. August, hielt der Stenographenverein Gabelsberger eine Monatsveriammlung im Gasthof zum Hirsch ab, die sehr gut besuch: war. Der Vorsitzende Lehrer Dittrich, gab einen Rückblick auf das verflossene erste Vereinsjahr. Er ge dachte vor allem der lieben Mitglieder, die jetzt zu den Fahnen einberusen sind. Eine anschließende Sammlung für Liebesgaben brachte 30 Mark. Eine der prächtigen Kriegsnovellen von Liliencron und Stücke aus eipem Kriegstagebuch wurden vor getragen. Die nächste Uebungsstunde findet' Montag abend 8 Uhr in der neuen Schule statt. - K.M. Am 17. August ist seiner Majestät dem König folgende Nachricht aus dem Großen Hauptquartier zugegangen „Brigade Pfeil und Teile einer Landwehr- Brigade nahmen gestern abend die hart näckig (verteidigte erste Stellung der aus zwei Stellungen gestehenden russischen Linie in NordcstfrontvonNowo-Georgiewsk. Zwei zwischen den Forts liegende starke Erdwerke gestürmt, 500 Gefangene, 4 Geschütze". Seine Majestät der König hat hierauf das nachstehende Telegramm an den Brigadekommandeuer gerichtet: „Oberst Graf Pfeil. Erfahre soeben durch den Militärvollmächtigen von Ihren gestrigen glänzenden Gefechte. Meine braven Land wehrleute haben sich ausgezeichnet ge schlagen. Ich spreche allen daran Be teiligten aus vollem Herzen meinen wärmsten Dank aus und freue mich, daß auch Ihre Brigade zu den vielen Ruhmes taten meiner Armee in diesem Kriege eine neue herrliche hinzugefügt hat". — Nach der Verordnung über die Höchstpreise für Speisekcntofftln vom 15 Februar 1915 war der Preis iür Früh- kcntoffelu auf 20 Mark p. är istgesetzt worden. Als Frühkartoffeln sind solche Kartoffeln anzusehen, die in der Zeit vom 1. Mai bis 15. August geerntet werden werden. Diese Höchstpreise haben infolge dessen heute keine Geltung mehr. Die Zeitungsnotiz, nach der für Kartoffeln, die nach dem 15. August geerntet werden, vor läufig der Höchstpre.S von 4,25 bis 4 50 Mark gelteu soll, ist falsch, Letztere bezog sich nur auf die Ernte 1914. Für Kar-j tofseln gibt es gegenwärtig überhaupt gar keinen Höchstpreis. — Zur Erleichterung der Prüfung der nach dem Auslande (offen) aufzugebende Brieie ist es dringend erwünscht, daß sie höchstens 4 mittelere Seiten umfassen und nicht zu eng geschrieben sind. Deutliche Handschrift ist unbedingt erforderlich. Unleserliche oder zu umfangreiche Briefe werden zurückgewiesen. — Züchtet Kaninchen! Da die Fleisch« preise immer noch sehr hoch sind, hat sich die Generaldirektinn der Königl. Sächs. Staatseisenbahnen entschlossen, jeder Be triebsdirektion einen bestimmten Betrag zur Verfügung zu stellen, der unter den Angestellten verteilt werden soll, die Kaninchen züchten wollen. Schon früher wurde den Beamten zum Gemüsebau Feld zur Verfügung gestellt, und es ist sehr erfreulich was für schöne Gemüseanlagen unsere Eisenbahner gebaut haben. Rochlitz. Nachdem erst vor kurzem Oberstabsarzt Dr. Zinßer, langjähriger praktischer Arzt hier, auf dem Felde der Ehre gefallen ist, hat jetzt wiederum ein hiesiger Bürger, Pastor Döhler, Vize feldwebel im Schützenregiment Nr. 108, nachdem er sich erst seit acht Tagen im Feindesland befand, den Heldentod erlitten. Herr Pastor Döhler, der im 38. Lebens jahre stand, wirkte seit 3^/z Jahren hier als Archtdiakonus, vorher war er 6 Jahre Pfarrer in Borsdorf bei Leipzig. Wurzen Bei einer Butterrevision auf dem Wochenmarkte in Wurzen wurden 32 Stückchen Butter wegen leichten Gewichts beschlagnahmt. Leipzig. Vor einigen Jagen nahm die Kriminalpolizei einen 16 jährigen Arbettsburschen in Haft, der sich am Ver kauf vermutlich gestohlener Fletschwaren beteiligt hatte. Bei den Erörterungen stellte es sich bald heranS, daß dieser junge Mensch einer organisierten gefährlichen Einbrechergesellschaft angehörte die schon seit Wochen in hiesiger Stadt, in dreister Weise ihr verbrecherisches Unwesen trieb. Es ergab sich, daß die drei anderen Diebes- gesellen zu einem neuen Beutezug nach Chemnitz abgeretst waren. Auch Dresden war von ihnen heimgesucht worden. Fünf Einbrüche konnten ihnen für dort nachgewiesen werden. Markneukirchen. Der Rentner Richard Adler von hier hat in Erfüllung eines letztwilligen Wunsches seines auf dem Felde gefallenen Sohnes, Leutnant der 2. Komp, des Jnf.-Regts. 134, eine Hans-Hugo-Adler-Stiftung mit einem Kapital von 4000 Mark errichtet. Die Zinsen der Stiftung sollen alljährlich am Geburtstage des Verstorbenen in erster Linie an hilfsbedürftige Hinte rbltenene von in diesem Feldzuge gefallenen Kriegern zur Verteilung gelangen. Zu gleichem Zweck, und zwar mit einem Kapital von 1000 Mark, hat Herr Adler eine Stiftung zugunsten des Unterosfizierkorps des Jnf.- Regts. 134 errichtet.