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Schönburger Tageblatt UND Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Herrn und Mittwoch, Sen 1. Mai 1901 100 wollen, deutsch- die sich auf dem die Mächte des Zweibundes ackern liegt auf einem anderen Gebiet. Sollte die Wiederherstellung der intimeren russisch-französischen Beziehungen für Ostasien, vernehmen für Ostasien zurückkehrte. Auch die stattgchabte Conferenz des französischen und russischen Ministers des Auswärtigen in Petersburg vermag nicht cndgiltige Beschlüsse für die Lösung der chinesischen Frage zu fassen; Rußland und Frankreich, die Bereinigten Staaten von Nord-Amerika und Japan dazu mögen denken, was sie wollen, Deutschland vor nehmlich und die ihm nahestehenden Slaaten haben ebenfalls ein Wort in die Waagschale zu legen; und daß wir Deutsche in China das erste Recht zum Ver weilen und den größten Anspruch auf eine Kriegskosten- Entschädigung haben, kann wohl von ausländischen Sensationsblättern in Abrede gestellt werden, aber von keiner ernsthaft denkenden Regierung. Wenn alfo die beiden Minister jetzt in Petersburg darüber nachgedacht haben, wo und wie sie in China am Besten ihre Pfeifen schneiden, so sind sie doch sicher so gescheidt gewesen, daran zn denken, daß sie nicht in deutsches Interessen- Gebiet kommen. Sobald das nicht geschieht, hat die Reichsregierung keinen Anlaß, ihren beiden Nachbarn im fernsten Osten irgendwie hemmend in den Weg zu treten. Ob andere Staaten, etwa England und die Vereinigten Staaten von Nord-Amerika und Japan, einem Vorgehen des Zweibundes lange so gleichgiltig gegenüber bleiben wür den, ist eine andere Sache, obgleich von Paris und Petersburg selbstverständlich sicher erklärt werden wird, man halte unverbrüchlich am alten uneigennützigen Pro gramm fest. Aber daß so etwas heute nicht viel be sagt, weiß Jeder! Man darf weder die russisch-fran zösische Staatskunst, noch die ihr zu Gebote stehende reale Macht zu gering einschätzen; wenn beide Staaten genau wissen, was sie wollen, kann ihnen in Ostasien keine der besonders landhungrigen Mächte mit Aussicht auf starken Erfolg entgegentreten. Unsere Ansprüche sind, wie bekannt, bescheiden; darum glauben wir auch nicht daran, daß Rußland und Frankreich besonders viel daran liegt, uns irgendwie zu verletzen. Der mög liche Erfolg lohnte den Kraftaufwand nicht. Das Feld, wollen bis 10. Mai a. o. selbstgeschriebene Gesuche an den unterzeichneten Gemeinde- Vorstand richten. Altstadtwaldenburg, den 28. April 1901. Der Gemeinderat h. Moritz Sieber, G.-V. auch jetzt noch Vortheilhaft bewähren würde, nicht mög lich sein? Daß man von Petersburg aus mit Miß trauen aus unser Verhältniß zu England blickt, mag noch so oft bestritten werden, es ist so, und den Russen am Ende gar nicht groß zu verdenken. Wenn aber die Reichsrcgierung, wie sie gesagt hat, wirklich nicht daran denkt, für England irgendwo und irgendwie die Kastanien aus dem Feuer zu holen, so ist nicht einzu sehen, warum das alte praktische Verhältniß mit Ruß land nicht doch noch einmal wieder erneuert werden könnte. Bekanntmachuna. Die hiesige Gemeindedienerstelle, verbunden mit Nachtdienst und Gemeuide- bausauincht die bei freier Wohnung im Gemeindehause incls. Bekleidungsgeld o Mk. einträg't, ist vom 1. Juni 1901 ab neu zu besetzen. Geeignete Bewerber sodann das badische Großherzogpaar in Karlsruhe be suchen und von da zur Auerhahnjagd beim Fürsten zu Fürstenberg nach Donaueschingen sich begeben. Am 12. Mai dürfte das Kaiserpaar in Urville bei Metz ein treffen. Vorher wird die Kaiserin mit ihren Kindern in der Krupp'schen Villa zu Baden-Baden achttägigen Aufenthalt nehmen. Am Sonntag empfing die Kaiserin : die in Potsdam auf Besuch weilende Königin-Mutter ! der Niederlande. Das Befinden der Kaiserin Friedrich wird von dem Berliner Professor Renvers, der neuer- ! dings in Kronberg geweilt hat, als sehr zufriedenstellend i bezeichnet. ! lieber den Aufenthalt des Kronprinzen in Bonn berichtet man: Kronprinz Wilhelm bewegt sich jetzt vollständig unbefangen in der Stadt; man sieht ihn, der die Borussenfarben trägt, gewöhnlich in Begleitung eines activen Corpsbruders. Er fährt nur in Be gleitung eines Dieners im offenen Wägelchen, das er selbst lenkt oder er schlendert zu Fuß mit einem Commilitonen durch die Straßen und nach der Kneipe. Nach einem stillschweigenden Uebereinkommen wird der Kronprinz jetzt in Bonn lediglich als stuäiosus suris behandelt. Man begrüßt ihn respektvoll, macht aber sonst kein Aufhebens, sobald er sich öffentlich zeigt. Am Sonntag unternahm der Prinz einen Bummel in die reizvolle Umgebung Bonns; mehrere Borussen hatten sich ihm angeschlossen. Der frühere Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, gegenwärtiger Botschafter in Konstantinopel, früherer Marschall von Bieberstein, soll wieder für eine Staatssekretärstelle in Aussicht genommen sein, so ver kündet die oft sehr gut unterrichtete Münchener „Allg. Ztg.". Für den Reichskanzlerposten komme der Freiherr dagegen nicht in Betracht, da Graf Bülows Stellung in keiner Weise erschüttert ist; wohl aber sei ein baldiger Wechsel im Reichsamt des Innern, resp. im Reichs schatzamt zu erwarten. Wir können diese Nachricht vor der Hand nur mit einem dicken Fragezeichen versehen. Die „Post" veröffentlicht einen Artikel des großen Kanalgegners Abg. v. Zedlitz, in dem der Regierung zu Gemüthe geführt wird, daß sie sehr zufrieden über die Consequenz der Conservativen in Sachen des Kanal« projectes sein könnte. Die Conservativen blieben sich selbst getreu, und diese Thatsache sei für die Regierung von höherem Werth als es selbst die Annahme des Kanals sein könnte. Bei der Kupplerin Brugier in der Zimmerstraße zu Berlin, die jetzt wegen ihres lichtscheuen Treibens hinter Schloß und Riegel sitzt, soll einer Andeutung des Berliner „Kl. Journ." zufolge auch ein bekannter socialdemokratischer Reichstags ab geordneter ständiger Gast gewesen sein und an den Orgien theilgenommen haben, die dort hinter verhängten Fenstern und bei verschlossenen Thiiren stattfanden. Namen will das Blatt nicht nennen, um dem wackeren Volkstribunen die Maifeier nicht zu stören. Spöttisch führt aber das „Kl. Journal" noch an, was der „Vorwärts" s. Z. zu der Skandalgeschichte Brugier gesagt hatte. Ter schreibt unter dem Titel: Tie Sittlichkeitszustände in der Frömmigkeitsära: Nieder mit der sogen, guten "Waldenburg, so. April 1901. „Dem Pudel, wenn er gut gezogen, wird selbst ein weiser Mann gewogen!" heißt es bei unserem großen Dichter. Wie viel mehr muß nicht der seinem Pudel gewogen sein, der nur für ihn allein sich abmüht in allen Stücken praktischer Dienstbarkeit? Frankreich ist es, das seit Abschluß der ^Uiauoo kranoo-russo die Pudelrolle in Europa meisterhaft spielt, und der Zar ist es, der nur zu pfeifen braucht, damit der Pudel wedelt. In der modernen Geschichte ist cs nicht be kannt, daß eine Großmacht eine solche Rolle ohne alle Nebensprünge executirt, treu, unermüdlich und mit nichts Anderem belohnt, als mit einem freundlichen Wort, das zu nichts verpflichtet, und mit mancherlei schönen Hoff nungen, die er sich selbst ausmalen kann. Von manchen Seiten ist die charmante Dame la France umworben, aber sie, die sonst anerkannt Unbeständige, hat nicht einen Moment vom russischen Verehrer gelassen. Und so hat das Moskowiter-Reich im Osten machen können, so ziemlich wenigstens, was cs wollte, weil Frankreich in blinder Ergebenheit den Westen, hauptsächlich das Volk der Briten, in Schach hielt. Diese Pudelrolle war einmal von Petersburg aus dem deutschen Reiche zugedacht; was Frankreich heute vornehmlich England gegenüber besorgen muß, das soll ten wir Oesterreich-Ungarn gegenüber besorgen; der russische Panslawismus verstieg sich damals sogar zu dem von General Skobelew und Anderen ausgesprochenen kühnen Gedanken, man wollte die habsburgische Monar chie vernichten, während Deutschland sich neutral Ver halten sollte, und zum Schluß sollte dann das deutsche Reich kosackisch werden. Es war das die schöne Zeit, in welcher von dem berühmten Kosacken-Ritt die Rede war, nach welcher die Russen binnen 14 Tagen vom Niemen bis zum Rhein reiten und dort den französischen Brüdern in die Arme sinken wollten. Deutschland ver stand sich zu dieser Rolle nicht, mit Bezug auf Rußland sprach s. Z. auch Fürst Bismarck das ruhige, aber feste Wort: „Wir laufen Niemand nach!" In Petersburg ist man denn auch abgekommen da von, derartiges von uns zu fordern. Daß die deutsch russischen Beziehungen recht wohl zur Förderung ge- meinsamer Interessen dienen könnten, das hat sich namentlich 1896 nach dem japanisch-chinesischen Kriege gezeigt. Während des letzten Jahres hat in Ostasien diese Gemeinsamkeit der deutsch-russischen Interessen be kanntlich nicht bestanden, die Russen haben mehr schützend die Hand über die chinesische Regierung gehalten, als daß sie energisch die gerechtfertigten deutschen Forde rungen mit befürwortet hätten. Trotzdem ist die Reichs, regierung der russischen in keiner Weise in den Weg getreten, hat auch niemals die Bestrebungen der Peters burger Diplomaten auf die Gewinnung der Mandschurei zu durchkreuzen versucht. Graf Bülow konnte auch die deutschen Beziehungen zum östlichen Nachbar immer noch gute nennen, aber es scheint doch, als ob man an der Newa nicht all' und jedes Mißtrauen zu beseitigen ver möchte. Man macht dort lieber mit dem treuen Pudel Frankreich alles Weitere ab, als daß man wieder, wie früher, zum gedeihlichen deutsch-russisch-französischen Ein- den Städten Penig, Lunzena«, Lichtesstem-Callnberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Zugleich wert vcr rer e Allenberg, St. Egidien, Ehrenham, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langcnchursdorf, Langen- ^.^E^enburg^ Niederwiera, L berwiera, Lberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rüßdorf, leuba-Niederharn, Langem Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. Arruspeecher Str. 9. .... . Wittern«gsbericht, ausgenommen am 30. April, nachm. 4 Uhr. . .. . mw reducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerstaud 15° 6. (Morgens 8 Uhr -j- 10,»° 6.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Barometerstand ^50 n - - 3 0 Windrichtung: Nordwest. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis 12 Uhr mittags: 0,0 WM. Lambrechts 1. Mai: Wechselnde Bewölkung bis halbheiter, Niederschläge nicht ausgeschlossen. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser gedenkt heute, Dienstag, die Wartburg zu verlassen und nach Berlin zurückzukehren. Am 3. Mai will er zur Jagd nach Schlitz in Oberhessen reisen, Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Herrn täalick mit Ausnahme der Tage V Kaufmann Otto Förster; in Kanfungen bei ^^"na^^un- und Festtagen. 4 4 I . . . Herrn Fr. Janaschek; in La-genchursdorf »nnabnie von Fnseraten für die nächster- DDH 8 ^444 5 8 44^tl44'^444 bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Einende Nummer bis vormittags 11 Uhr. I I »84 I 88^88 88 88 8 »4 8^8 /I 88^8^8 88 8^8 Wilhelm Dahler, Cigarrenfabrikam an der A.' Abonnementspreis beträgt vierteljähr- 444 V 8 44^ 444444 4- '4^4 8 4 4 V 444^4-» Brücke; m Rochsburg bei Herrn Paul Zehä; - 'm,, 50 Pf. Einzelne Nrn. 5 Pf. in Wolkenburg bei Herrn Ernst Rösche; in Inserate vro Zeile 10 Pf., für auswärts 15 Pf. Ziegelhe m bei Herrn Eduard Kirsten. ZLLer Satz wird r Amtsblatt für den StadtratWzu Waldenburg.