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Unterhaltung und Geschäftsverkehr. t»v«rrp»ditto»: «rrd Waistnhanestrajlt S. Nr. 144. Mtredacteur: DrMfch. Freitag, den 24. Mai *»»««. »terteljStzrltch »0 «g». »et «mental. KeftNl«a t»'S «»rch »ie «gl. Post »ierteljährNO N «gr. «i»,el», «»»»er» 1 1861. Dresden, den 24. Mai. ?"!! — St. Maj. der König hat genehmigt, daß der. Aptl- lationSrath v. Christian Theodor Tauch nitz in Leipzig das ihm von Sr. Maj. dem Kaiser von Oesterreich verliehen« Ritterkreuz des LeopolvordenS annehme und trage. — Aus der Debatte der zweiten Kammer über den Riedel', scheu Antrag, Eentralgewalt und Volksvertretung betr., heben wir noch Folgendes hervor: Riedel motivirt seinen Antrag: Der Bun destag genieße kein Vertrauen beim Volke, man brauche eine ener gische Eentralgewalt. Oesterreich breche mit seiner Vergangenheit, mögen es auch andere Regierungen, die sonst zu ihm stehen. Dice- präsident Oehmichen (Mitglied des Nationalvereins): Die Ideen von 1848 seim neu aufgetaucht und fordern mehr fast als da mals Befriedigung nach Innen wie nach Außen. In den Jahren von 1806 bis 1813 haben nicht die Fürsten Deutschland gerettet, sondern Männer des Volkes, die man erst gebrandmarkt, wie Stein u. s. w. Leider haben die Fürsten Manches vergessen, seit sie in Leipzig auf den Knicen gelegen und versprochen. Möge Deutsch, land zu kräftigerer Gestaltung kommen, damit rin Palmerston «S nicht mehr beschimpfen könne. Denn in Preußen sei da- deutsche Volk verhöhnt. Selbst vom kleinen Dänemark lassen wir uns mißhandeln, weil wir uneinig. Abg. CichoriuS: Selbst nüchterne Männer, nicht blos idealstrebende, theilen den berechtigten EinheitS- gedanken. Mit der einheitlichen Stellung Deutschlands hänge die materielle und geistige Blüthr zusammen. Nicht einmal die Bun- deskriegsverfaffung komme, trotz aller Gefahr, zu Stande, die säch- fische Regierung habe zur Besserung nichts beigetragen. Günther: Man solle der nationalen Partei, die nicht radikal und revolutio- när sei. auch nicht nach französischer Chablone centralifiren wolle, ihren ehrlichen Namen lassen; sie sei nicht unpraktisch, wenn sie verfolge, was der Regierung selbst früher einmal praktisch erschie nen. Di« Hegemonie Preußens sei das einzige Mittel künftiger Einheit, v. Heyner in gleichem Sinne und mit herbem Tadel gegen die Diplomatie, di« mit ihrer Heilkunst bankerott sei. ZieS- ler vermißt im Deputation-bericht ein praktisches Ziel, da- ihm in der Frankfurter Reich-Verfassung liegt. Georgi ist mehr für Einheit in der materiellen Gesetzgebung. 0. Hertel glaubt nicht an friedliche Lösung der OberbefeylSfrage. Ihm ist jede Form recht, dir zur Einheit führt. Nöthig seien einheitliche Militärfüh- rung und Flotte, solle Deutschland eine Großmacht werden. Ge wiß werde «S nicht an Staatsmännern fehlen, die diese friedliche Riform erringen helfen. Reiche-Eisenstuck für einen Bund der Mittelstaaten, um dessen Unterstützung dann dir Großmächte buh» len würden, v Braun: Zm Einheitsstaat herrscht »bsolutis- muS, Freiheit im FSderattvstaat. Er wünscht «in Bundesgericht, an dessen Zusammensetzung dir Volksvertretung betheüigt sei. Ein solches hätte z. B. die kurhesfische Frage unmöglich gemacht. (Hieran reiht sich die Rede des Hrn. v. Beust) — Sitzung der I. Kammer am 24. Mai Vorm. 11 Uhr. 1) Bericht der 2. Deputation über Abtheilung 8 des Ausgabe- budgets, das Gesammtministerium nebst Dependenzen betr. 2) Be richt derselben Deputation über Abheilung L de- AuSgabebud« gets, das Departement der Finanzen betr. — Ooffentlich« Gerichtsverhandlungen. In der am vorigen Sonnabend abgrhaltenen geheimen Sitzung wurde die 34 Jahre alte, zeither noch unbestrafte Gertrud« btrrckfuß au« Coblenz wegen Geburt-Verheimlichung zu 2 Monaten Gefäng- niß verurtheilt. — Vorgestern stand der Weinberg-befitzer Fr. Lraug. Götze in Lindenau unter der schweren Anklage der böswilligen Znbrandsteckung seiner eigenen Gebäude vor den Schranken des Bezirksgerichts. Derielbe, jetzt 34 Jahre alt, hatte nach erfolgter Konsumation Handarbeit getrieben, dann seine Jahre als Soldat abgedient und sich, nachdem er in Lin- denau sem jetzige- Grundstück käuflich aw sich gebracht, im Jahre 1856 verheirathet. Die Höhe des KaufbetragS belief sich auf 1325 Thlr., von denen er jedoch nur ca. 300 Thlr. an den vormaligen Besitzer, Herrn Advocat Eunradi aühier, angezahlt hatte. Er gehörte also zu den vielen Unglücklichen, die durch Käufe mit wenigen Mitteln sich selbst in einen Pfuhl von Noth und Sorgen setzen, denn es leuchtet «in, daß einen solchen Mann schon geringe Reparaturen in Verlegenheit brin gen müssen, selbst wenn c- ihm immer gelingen sollt«, die laufenden Zinsen rechtzeitig zu bezahlen. Sehr bald erkannte er, daß sein Hau- außerordentlich baufällig sei, und er ge- wann die Ueberzeugung, daß er «S unter allen Umstände, nie» derreißen und neu bauen müsse; auch war ihm bereit- Sei ten de- GerichtSamlS Moritzburg eine Reparirung der Gebäude, besonder« der Dessen, aufgegeden worden. Woher aber sollte er da« Geld zu einem Neubau nehmen? Götze versuchte da« Mögliche; er begab sich zu seinem Bruder und zu anderen Leuten, die ihm schon früher auSgeholsen hatten, aber Alle schlugen ihm die Vorstreckung der nöthigen Summe rund ab. Bei solcher Lage Götze'« brach am ersten Osterfriertage diese« Jahre« Nacht- gegen 12 Uhr in der dicht am Wohnhaus« liegenden Scheune de- Angeklagten Feuer aus. Beide Gebäude wurden in wenigen Stunden bis auf dar Mauerwerk in Asche gelegt. Götze war noch gegen 'S Uhr Abend- in der Scheune gewesen, hatte sich aber mit Frau und Kindern dann zu Bette begeben. Um 12 Uhr wurde er durch eine- der Letzteren ge weckt und e» stand seiner Angabe nach bereits die ganze Scheune in Flammen. Da dir Gebäude von den andern Häu sern des Dorfes ziemlich weit entfernt liegen, so konnte nur