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M. SSI. Munter Jckhrg. Montag, r- Decbr. 1864. Erscheint: Täglich früh 7 VH». Inserate werde» angenommen: dis Abends 6,Sonn tags r>» Mittags i IL llbr: < Maricufraße 13. IBmeig. in dies. Viatle, ita« jc'^r in Exemv^arcn er'ckeinl, . fiiit cu eine erfolgreiche Bervrcilung. ^iSsunemmL: Vierteljährlich 20 Ngr. bei uneiitgeldlicher Lie*- serung in'S Haur. Durch die Kömgl. Pos! vierteljährlich 22 Ngr Einzelne Nummern I Ngr. Tageblatt für Nnterhaltnug und Gcschiistsvcrkchr. Mitredacteurt Theodor Drobisch. Ansetatenpreile: Für den Raum «ine» geipalreucn Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" li« Zeile L Ngr. Druck und Aigenchum der Herausgeber: iüikpsH St Nktchordt. — Verantwortlicher Redacteur: Julius Zeilhard!. j' Beim nahen Ablauf d«S Quartals ladeu wir die geehrten Abonnenten und Freunde un« fereS Blattes höflichst ein, ihre Bestellungen auf die Dresdner Nachrichten" z» wuchs«. ^ Der Prei* bleibt unverändert der bisherige. M Dresden im Deeember 1864. ^ . > Die Expedition der Dresdner Nachrichten. Dresden, den 26. Deeember. — Der von Herrn Ingenieur Krlling im Gewerbever- eine gehaltene und durch viele Zeichnungen und Apparate er läuterte Vortxag über Dampfkessel dürfte auch für riä größeres Publikum, besonders für alle die, welche Dampfkes- felanlagcn beabsichtigen oder die in der Nähe von Dampf kesseln wohnen, von Interesse sein. — Herr Krlling faßte die Dampfkessel als gesetzlich beaufsichtigte Apparate auf und theilte dieselben in 3 -lassen ein: 1) in solche bi» mit Atmosphären Spannung und bis mit 40 Fuß Heizfläche, 2) in solche bis mit 2 Atmosphäre« Spannung, 3) in Dampf kessel mit über 2 Atmosphären Spannung. Eine Atmosphäre Spannung ist gleichbedeutend mit ca. 14 Zollpfund Dnick auf 1 sH" sächs. In der sächs. Verordnung über Dampfkessel ist die absolute Dampfspannung angenommen, in der preußischen die Spannung über den äußeren Luft druck (Ueberdruckspannung). In dieser Beziehung kom men häufig Verwechslungen vor, die von dm Laim gewöhn lich nicht eher bemerkt werden, als bis der Kessel im Betriebe ist. Hat der Dampf 1j Atmosphäre absolute Spannung, so wirkt derselbe auf jeden Kolbenfläche einer Dampfma schine ohne Kondensation nut nur 7j Pfd.; den andern 14 Pfd. Druck von der Kesselspannung wird durch den Luftdruck das Gleichgewicht gehalten. Dampf von 1 Atmosphäre Span nung im Sinne der sächs. Verordnung Iblvtlf de« K8kt«l einer Maschine ohne Kondensation noch gar keine Wirkung aus, weil der Gegendruck der Luft auch 1 Atmospäre Span nung besitzt. Unter Heizfläche hat man diejenige Fläche eines Dampfkessels zu verstehen, welche auf der äußern Seite von Feuer oder von den Heizgasen, auf der inner» vom Wasser berührt wird. Kessel der 1. und 2. Classe können in jedem beliebigm Arbeitsraume ausgestellt werden, wenn dazu die Genehmigung der Behörde eingeholt wird, welche an dem betr. Orte die Baupolizei verwaltet. Es sind diese Kessel mit 2 Probirhähnm, 1 Schwimmer und 1 Standrohr zu versehen. (Es werden diese Apparate vorgezeigt und erklärt.) Ein Kessel der 1. Klasse, welcher zum Betriebe einer 2pferdigen Maschine, sowie zum Kochen und Heizen verwendet wird, kann nach erlangter Genehmigung aufgestellt oder eingemauert werden. Hierauf ist die Revision durch dm technischen Beamten zu beantragen. Wird der Kessel den Ge setzen gemäß aufgestellt befunden, so erhält der Besitzer einen Erlaubnißschein und kann den Kessel in Betrieb setzen. Das Anfeuern vor der Revision ist verboten. Erferderlich ist eine lothrecht aufgeführte Esse und 6 Zoll Abstand der Kesselmauer von den massiven, § Elle von den nicht massiven Wänden deS Raumes, wo der Kessel steht. Ehe ein Kessel der 2- Klasse aufgestellt werden darf, müssen erst 2—3 Kesselzeichnungen und -Beschreibungen, sowie ein Cituationsplan, woraus die Lage des Kessellocals gegm die Umgebung ersichtlich ist, eingrgrben werden. Vor der Ein mauerung wird ein solcher Kessel erst probirt (die Armaturen solcher Kessel werden vorgezeigt). — Das Resultat der Ein sprachen, welche die Nachbarn eines Dampfkessels gegen Auf stellung desselben an Gerichtsstelle erheben, ist fast ohne Aus nahme eine abschlägige Antwort, da es unter allen Umständen möglich ist, dm Kessel so anzulegcn, daß die Nachtheile, welche der Nachbarschaft daraus erwachsen, nicht mehr zu beachten sind. S» fällt z. B. die Belästigung durch Rauch weg, wenn man mit Cncks heizt. Dampfkessel der 3. Klasse er fordern zu ihre, Ausstellung ein besonderes Kesselhaus. Redner vcrmuthet, daß der Grund, weswegen Dampfkessel explodirten, wohl in den meisten Fällen Wassermangel sei. Zur Erkennung des Wasserstandes seien aber Probirhähne und Wasserstands- zeigcr oder auch Schwimmer und Standröhren mit den Kes seln verbunden. Wenn durch Wassermangel eine Explosion hcrbeigcführt werde, so sei dies allemal ein Zeichen grober Fahrlässigkeit und Unaufmerksamkeit des Heizers. (Ein Stück von einem explodirten Kessel und Phowgraphien von einem solchen werden vorgezeigt. In elfterem sind noch Stücke eines Balkens eingekeilt, durch den jenes Kesselstück hindurchgefahren ist). — Der Vortragmde führt gewöhnliche und ebenso die von Herrn Negierungsrath Prof. Schubert erfundenen Sicher heitsventile vor und zwar letzter« mit und ohne Moderator. Er bespricht die letzteren ausführlicher und beweist, daß die selben den Namm Sicherheitsventile in der That verdienen, da sie den Dampf nicht nur soweit abblasen, als er über die vorgeschriebenr Spannung wächst, sondern auch noch etwas mehr. Letzterer Umstand hat dm Erfinder zur Anbrin gung des Moderators bewogen. (Es werden solche in Zeichnung und ausgesührt vorgelegt.) Der Moderator hat dm Zweck, den Unterscheid zwischen! der Spannung, bei welcher die Schubert'schen Patentventil« sich öffnen und wieder schließen, möglichst klein zu machen; sie beträgt circa Atmosphäre. Redner erläutert nun die verschiedenen Systeme der Dampfkessel durch Zeichnungen, erwähnt, daß er in der angenehmen Lage sei, an einet Stelle, von welcher aus immer das Ausländische gepriesen wordm sei, zu bemerken, daß hiesige Fabrikanten vollständig im Stande wären, in Bezug auf die Güte der Dampfkesselarmaturen mit auswärtigen Fa briken zu konkurirm und schließt mit der Bemerkung, daß Dampfkessel, mit den gezeigten Vorrichtungen armirt und so wie es sich gehört, bedient, keineswegs so gefährliche Nachbarn seien, als Viele glaubten. Die vorgelegten Armaturen waren aus dm rühmlichst bekannten Geschäften der Herrm Glockengießer Vierling und Mechanik»» Lindig von hier. — Wie wir hören, liegt unser Herr Tichatscheck schon seit mehreren Tagen am Nervmfirber krank hier danieder. Er ist am 18. Deeember au- Münster, woselbst er zu gastiren gedachte, schon krank hier angekvmmen. — — Die königl. Akademie von Mailand fordert zu Be werbungen um die disponible Professur der Landschaftsmalerei auf. Künstler aller Rationm, welche Befähigung dazu fühlen, find zu der Concurrenz eingeladm. — — Die Reform schreibt: Der Herausgeber der Garten laube, Hr. Keil, ist endlich in den Genuß der bürgerlichen Ehren rechte wieder eingesetzt, die ihm wegen einig« Preßprozesse ent zogen warm. — In der Nacht vom Freitag zum Sonnabmd gegm 12 Uhr wurde ür hem,Hose «me^ hi.stW» «-HeuseS unter nnetn' Wägen versteckt eine ^aümsperso« von hi« aufge funden, deren krankhafter Zustand ihre sofortige Unterbringung im Krankmhause erforderte. — — Das Berliner Polizeipräsidium wird vom 1. Januar ab der Unsitte ein Ende machen, welche mit sogmannten sepa raten Zimmern in Wein- und Delicatessenkellern getrieben wird. Sämmtliche Besitzer dergleichen Zimm« haben sich vor einige» Tagen verpflichte« müssen, mit dem 1. Januar die Thürm dieser Zimmer zu entfernen. — Vorgestern Vormittag ist der durchgebrannte Markt- Helfer eines hiesigen Kaufmann» sammt dm mitgenommenen und dem letzteren gehörigen Jagdutensilien, einschließlich des Hundes hier wieder eingetroffen. Er hat sich die vergangenen Tage und Nächte über im Freien Herumgetrieben, war bis in die Gegend von Bodenbach gekommm, dort wieder umgekehrt und zu seinen bei Bautzen wohnhaften Eltern gereist. Sein Vater hatte ihn vorgestern zu seinem Principal zurückgebracht, von wo ihn die Behörde spät« freundlichst abholte. — — Einem fremden Federviehhändler ist am Freitag aus seinem auf de« Markte befindlichen Verkaufsstande eine Geld katze mit über 90 Thalern Inhalt abhanden gekommm und unstreitig gestohlen worden. Er hatte sie vorher um den Leib getragen, später aber abgeschnallt und unter das im Verkaufs stande befindliche Stroh versteckt. Es muß dies jedenfalls Jemand geschen, und den Augenblick zur Verübung des Dieb stahls benutzt haben, wo der arme Beschädigte einmal seinm Stand verlassen gehabt hat. — Köln, 22- Deeember. Seit einiger Zeit werden hi« Massen von preußischen Silberthalern aufgekauft, die, wie man hört, über England nach Indien gehen. Die alten Thaler von großem Format sollen dort am beliebtesten sein. Da auf 100 Gilberthaler bis zu 15 Ngr. Aufgeld gezahlt wird, so dürfte m dem Silbervorrath bald Ebbe eintreten. Paris, 22. December. Gestern standen 4 junge Burschen, wovon der älteste 19« der jüngste 16 Jahre alt war, wegen nächtlichen Raubanfalles auf offener Straße vor dem hiesigen Assisenhofe. Derselbe trat sehr streng auf, da in der letzten Zeit die nächtlichen Naubanfälle in Paris sehr häufig sind und die in Rede stehende Sache die dritte dieser Art ist, in welcher seit einem Monat die Pariser Gefchwornm ihren Spruch zu thun hatten. DrS Opfer dies« Bande war ein Setzer der „Gazette des Tribunaux", der, als « nach seiner Wohnung zurückkehrrn wollte, des Nachts um 1 Uhr (die Gazette de- Tribunaux wird des Nachts gesetzt und gedruckt) in der Rue de la Goutte d'or Lachaprlle von derselben angegriffen, zu Beden geworfen, zerschlagen und seines Geldes beraubt wurde. Obgleich die jungen Burschen sich schnell aus dem Staube machten, so wurde doch ein« von den herbeieilmdcn Polizei- sergeantm ergriffen, was ermöglichte, die ganze Bande aufzu heben. Der Gerichtshof sprach dm jüngsten frei, die drei an deren wurden, der eine zu 6 Jahren Zwangsarbeit, der zweite zu 5 und der dritte zu 4 Jahren Gcsängniß verurtheilt. Paris, 21. Teccmbcr. Alexander Dumas, d« trotz seiner 2—300,000 Frcs., die er jährlich verdient, stets in Geldnoth ist, soll — von Barnum in Amerika herumgesührt werden! Er will dort Vorlesungen über Gegenstände halten, die Bar num bestimmt. Ein trauriger Verfall! Rom, 20 December. Hier ist die Geldverlegenheit so- groß, daß Antonrlli befohlen hat, die meisten Soldatm zu entlassen. Sie nützen ja doch nichts! * Die Gräfin Danner ist nach der südsranzösischen Stadt Cannes übergesiedelt. Ihr Vnmögm beläuft sich, wie „Folkebladet" wissen will, auf das artige Sümmchen von 8 Millionen Bankthal«», die ihr Friedrich VII. nach und nach „geschenkt" hat. Sie hat sich in Cannes einen prächtigen Pallast bauen lassen und wird dort mit ihr« einen noch un- verheirathetm Tochter wohnen. Kammerherr v. Scheele be gleite? sie dorthin, ob für immer, ist unbekannt. Ihre zweite Tochter hat einen Juweli« in Paris geheirathet, der eine sehr große Mitgift bekam. Tie war ursprünglich dem Sohne des Herrn v. Scheele bestimmt, der aber in frühem Lebmsalter in Pinneberg starb. Die so vielbesprochene Dame wird schwerlich je nach Dänemark zurückkehrm, vielleicht aber wie einst Lola Montez ihre „Denkwürdigkeiten" schreiben, die pikant genug ausfallm dürftm. * Lus Compiegne wird berichtet: Es war bei der letzten großen Jagd, d« d« Kaiser und der Prinz zu Pferde bei wohnten, daß d« alten bourbonischen Hofsitte gemäß, die eS erfordert, daß bei großm Hofjagden der dem Thron zunächst Stchmde dem Souverän das Gewehr zum ersten Schüsse hinrcicht, der Prinz Napoleon seinem kaiserlichm Vetter diesen Dienst leistete. Sri nun, daß der Kaiser die Flinte noch nicht fest gefaßt hatte, während der Prinz sich dessen versichert hielt oder daß eines d« Pferde durch eine plötzliche Be wegung die Ursache-war» , kurz, das Gewehr siel zur Erd«, entlud sich und dn Schuß durchbohrte des Kaisers Rockschoß und schleuderte den Hut zur Erde. Nach einem Mommt d« höchsten Bestürzung sprangen Beide, der Kaiser und der Prinz, zur Erde, umarmten und beglückwünschten einander wegm der sichtbar schützenden Hand d« Vorsehung, die über dem Hause Napoleon waltet u. s. w. * Man erzählt von Alexander Dumas dem Jüngeren, d« zu den Gasten in Compiegne gehörte, Folgendes: Die Kaiserin, welche den talentvollen Schriftsteller mit besonderer Huld behandelt, sagte ihm bei der ersten Begrüßung, daß in Compiegne Jedermann seine volle Freiheit habe. „Schade, Madame, daß nicht ganz Frankreich nach Cornpiegnr geladen ist beantwortete der geistvolle Dramatiker. * Gefärbter Liebhaber. In Gumpendorf hat sich verflossenen Samstag folgende drollige Geschichte zugetragen: Ein bekannter junger Kaufmann M. machte einer jungen Färbersfrau auf etwas zu nachdrückliche Weise die Cour und hatte das Unglück, von dem beleidigten Ehemann dabei be treten zu werden. Ohne weitere Umstände wurde der Galan von dem Färber mit Hilfe seiner Leute gepackt und in einen Kübel echter Blauflüssigkeit getaucht. Der arme Mann war so schön und gut blau gefärbt, daß er sich öffentlich nicht mehr sehen lassen konnte. Auf das Ersuchen der Freunde 'des Gefärbten, denselben wieder zu entfärben, soll der Mann der blauen Rache geantwortet haben: „Das geht nicht an. Er ist ächt gefärbt. Ich kann ihn mit bestem Willen nur grün oder violett machen." — Moral: Man mache kein« Färbersfrau die Cour. * In «iuem London« Blatte lieft man: „Wenn der junge Herr Jacky zu seinen beirütt» Eltern zurückkehrrn will, so wird ihm versprochen, daß seine älter« Schwester ihm nichts mhr zu befehlen habe« soll, und daß er selbst sich künftig den Zuck« zu seinem The« nehmen kann." Nacknitzplatz und Umgegend. Zur Bequemlichkeit des Publikums in dieser Gegend ist das vom Gärtner G. Pctzold ne« etablirte Verkaufsgeschäft von grüne« Gemüse und Blumen a« Näcknitz» platz und PortieuSstraßenecke Nr S, im zwei te« Gewölbe zu empfehlen, da man daselbst jederzeit (Sonntags bis früh und von 11—1 Uhr) frisches grü» «eS Gemüse und blühende Topf- und Blatt» pflanzen erhalten kann, welches auf Bestellung auch in» HauS geliefert wird. Auch werden daselbst Bestellungen auf Blumenbinderrien angenommen. 1 'I Bedenklicher Bier Niederlage Rampeschestraße Nr. 8 (Töpfchen 2 Ngr.)