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„W-ißerltz-Iektun^' «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Psg.. zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfq. Einzelne Nummem IO Psg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie di« Agenten nehnien Be stellungen an. Wchmtz -Zkitmz. Amtsblatt Inserat«, welch« Sri dr» bedeutenden Auflage des Blatte- eine sehr wirk same Verbreitung find««, werden mit 10 Psg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und compkicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, mi reoaktionelle» Theile, die Spaltenzeil» MPfg. für die Königliche Umtshaupimannschasi Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redaeteur: Daul Ikhne in Dippoldiswalde- Et schtsrit-gem ,Muflrirten llntkkhültungsblett". q: Mit humoristischer tvochendrikge „Srifeubl-lseil". » Mit l««d- und huuswirthschsfUicher L-u«t»beil«ze. Nr. 105. Donnerstag, den 7. September 1893. 59. Jahrgang. -Lokales und Sächstsches. Dippoldiswalde. Auf eine Zeit von 31 Jahren feit seiner Gründung vermag jetzt der hiesige Mili tärverein zurückzuschauen. Zu seinem Stistungsfeiie und zur Feier des Sedantages versammelte derselbe am vergangenen Sonntage seine Mitglieder zu einer einfachen Feier im SchießhauSsaale. Von Nachm. 4 Uhr an konzertirte die Stadtkapelle, und zahlreich hatten sich die Mitglieder des Vereins nebst ihren An gehörigen eingesunden, um bei dem Genuß der musi kalischen Darbietungen einige Stunden in echt kamerad schaftlichem Verkehr unter einander zu verbringen. Auch wurde dem Verein die Ehre zu Theil, als Ehren gast Herrn Hauptmann Diltrich, Bezirksosfizier des hiesigen Meldeamtes, sowie eine große Anzahl Kame raden nebst Angehörigen des Militärvereins Zauckerode, welche eine Parthte nach hier unternommen hatten, zu begrüben. Nach dem ersten Theil des Concertes sprach Herr Vorsteher Lotze über die Bedeutung des Sedan- lages und endete mit einem Hoch auf den hohen Pro tektor, Se. Maj. den König, dem sich der Gesang der Sachsenhymne anschloß. Damit war zugleich fröhliche Feststimmung entfacht, welche dann noch erhöht wurde, als dem Mitglied Herrn Stadtwachtmeister Ullmann, welcher dem Verein 25 Jahr als Ausschußmitglied an gehört, von dem mitanwesenden Bundespräsidialmitglied Sekretär Uhde-Zauckerode, di« vom König!, sächs. Mi- litärveretnsbund gestiftete Ehrentafel überreicht wurde; als weitere Auszeichnung schloß sich hieran noch für 3 Kameraden, die Herren stellv. Vorst. Schmidt, Dietel und Schmieder-Beerwalde, welche dem Verein seit 25 Jahren angehören, die Dekorirung mit der hierfür ge stifteten Denkmünze. Ein Festball hielt die Kameraden noch lange beisammen. Alle Festtheilnehmer aber gaben der Freude über das Gelingen des Festes wiederholt lebhaft Ausdruck. — In der am 1. ds. Mts. abgehaltenen gemein schaftlichen Sitzung der städt. Kollegien wurde über die selten des Kirchenvorstandes beabsichtigte Ausnahme eines Darlehns von 8000 M. zur Heizbarmachung der Stadtkirche anderweit berathen, nachdem vom evangelisch-lutherischen Landeskonsistorium vor Abgabe einer Entscheidung zunächst noch weitere Verhandlungen zwischen den politischen Gemeinden und dem Kirchen vorstand veranlaßt worden waren. Man konnte nicht anerkennen, daß die Einführung der Kirchenheizung so dringend sei, um nicht noch einige Jahre damit warten zu können und hielt bei den jetzt so ungünstigen Er- werbsverhältnissen eine stärkere Belastung der Gemein den für bedenklich. Weiter wurde hervorgehoben, daß gerade in den letzten Jahren nicht unbedeutende Summen für kirchliche Zwecke verausgabt worden seien, sowie daß die für die Heizbarmachung bis jetzt vorliegenden Anschläge zu niedrig bemessen seien, da man besonders bei derartigen Anlagen auf unvorhergesehene Ausgaben rechnen müsse. Die städt. Kollegien hielten deshalb ihren früheren Widerspruch gegen die Darlehns-Auf nahme aufrecht. Auch die meisten betheiligten Land gemeinden sollen sich dem Vernehmen nach ablehnend in der Sache erklärt haben. — Mit Rücksicht darauf, daß unsre Stadtschule den Rang einer mittleren Volksschule einnimmt, wurde derselben eine staatliche Beihilfe von 800 Mk. jährlich zugesichert, und zwar zunächst bis zum Jahre 1897, dem Jahre, in welchem die Echulbauschuld getilgt sein wird. Außerdem erhält die Schulkasse den allen Schulgemeinden zufließenden staatlichen Zuschuß von 300 Mark für jeden ständigen und 150 Mark für jeden Hilfslehrer, hier 2850 Mark, sowie die Hälfte der Grundsteuer; in diesem Jahre 1122 Mark. Da ober auch der Fortbildungsschule eine Beihilfe von 150 Mark gewährt wurde, betragen also die staatlichen Unterstützungen zu dem hiesigen Volksschulwesen Heuer in Summa 4922 Mark. — Seit Freitag hat die von jedem Jäger sehn- lichst herbeigewünschte Hühnersuche begonnen und der scharfe Knall der Jagdflinte im Kleefelde und Kar toffelacker stimmt gut zu dem herbstlichen Charakter, den die Natur schon jetzt angenommen hat. Die Resultate der Hühnerjagd sollen befriedigende sein, noch mehr verspricht man sich aber Heuer von der Hasenjagd. — Die Bestellbeamten der Post sind von ihrer vorgesetzten Behörde angewiesen, darauf zu achten, daß die Empfänger von Einschreibebriefen, Postanweisungen u. s. w. die zu leistende Unterschrift recht deutlich und leserlich geben. Sind die Namen durch sogenannte „kaufmännische Handschrift" oder Schnörkel im Namens zuge verstümmelt, so sind Seitens der Briefträger die Unterschriften nicht anzuerkennen und müssen daher noch einmal in deutlicher und lesbarer Form geleistet werden. Weigert sich der Adressat, so kann ihm der Briefträger die Aushändigung der Sendung verweigern. — Mit Genehmigung der in Lvan^olieio beauf tragten Herren Staatsminister soll Sonntag, den 17. September d. I., zur Förderung des Baues einer evangelisch-lutherischen Kirche zu Schirgiswalde in der Oberlausitz eine allgemeine Kirchenkollekte ge sammelt werden. Das evangelisch-lutherische Landes- konflstorium macht dies in der soeben ausgegebenen Nummer 5 seines Verordnungsblattes mit dem Ver merken bekannt, daß diese Kollekte am 10. September und am Tage der Einsammlung selbst abgekündigt, in der sonst üblichen Weise veranstaltet und deren Ertrag an seine Kassenverwaltung eingesenvet werden soll. Die Geistlichen aber werden veranlaßt, bei diesen Ab kündigungen darauf Bezug zu nehmen, daß Schirgis walde, welches erst 1845 durch Uebereinkommen an Sachsen abgetreten worden, bis dahin die Geschicke Böhmens auch im kirchlichen Wesen getheilt habe, ins besondere im Reformationsjahrhundert eine evangelische Stadt gewesen sei und selbst eine evangelische Kirche besessen habe, später aber, als in Böhmen alles evan gelische Leben unterdrückt worden, wieder katholisch geworden sei und jetzt nur etwa 500 evangelische Einwohner zähle, die für den sehnlichst gewünschten Kirchenbau auch bereits gegen 10000 Mk. zusammen gebracht hätten. Da aber die projektirte Kirche, wenn auch auf das Einfachste geplant, nicht allzu sehr an Würdigkeit des Baues hinter der katholischen Orts kirche zurückstehen solle und bei aller Einfachheit über 45000 Mk. kosten werde, so wende sich die Gemeinde an ihre evangelischen Glaubensgenossen mit der Bitte um brüderliche Hilfe, die derselben auch hoffentlich zutheil werden wird. Schmiedeberg. Von der Kgl. Amtshauptmann- schast zu Dippoldiswalde ist den Hüttenarbeitern Massan und August Grahle hier, welche 30 Jahre lang im Hüttenwerke beschäftigt gewesen sind, die „silberne Medaille für Treue in der Arbeit" überreicht worden. — Das diesjährige Erntedankfest in unserer Parochie wird nächsten Sonntag, Nachm. 2 Uhr, feier lich begangen werden. Die Festpredigt hält für dies mal Herr Diak. Haucke aus Altenberg. Sadisdorf. Am vergangenen Sonntag wurde dem Herrn Gutsauszügler Karl Christlieb Schwenke hier, welcher dem hiesigen Kirchenvorstande seit 25 Jahren als Mitglied ununterbrochen ««gehört, nach dem er bereits vom Jahre 1855 an das Amt eines Kirchvaters ehrenvoll bekleidet hat, das ihm vom ev.- lutherischen Landeskonsistorium gewidmete Erinnerungs blatt in der Kirche vor versammelter Gemeinde im Beisein des Herrn Kirchenpatrons und des Kirchen vorstandes durch den Ortsgeistlichen in feierlicher Weise überreicht und ihm der gebührende Dank und die aufrichtigsten Segenswünsche der Kirchengemeiude dargebracht. — Das Erntefest unserer Parochie findet Sonn tag, den 17. d. M., statt. Der Gottesdienst beginnt Nachmittags 2 Uhr. Dresden. Seit längerer Zeit waren unter Ober leitung des städtischen Hochbauamtes zahlreiche Hände bei den Gründungs- und Ausstellungsarbeiten für die monumentalen Fahnenmasten thätig, die zur Er innerung der Anwesenheit des Kaisers Wilhelm I. ,in Dresden am 14. Septbr. 1882 dienen sollten. Diese beiden Monumentalstücke werden in 16 m Abstand von einander am südlichen Ausgange der Allee der Haupt straße, gegenüber dem Reiterstandbilde König Augusts des Starken, errichtet. Am Sonnabend nun wurde der eine dieser Masten in das Postament zunächst dem Neustädter Rathhause eingelassen. Der zweite Mast soll in dieser Woche in sein Standlager gebrächt werden. Die Masten sind herrlich gewachsene, 23 m hohe Kiefernstämme aus dem Dresdner Haiderevier. Der zunächst heute in Frage kommende Mast hat am Fuße 37, an der Spitze 19 om Durchmesser, ist am unteren Ende etwas zugespitzt und am oberen Ende mit einer nahezu 3 m langen, aus getriebenem Kupfer hergestellten vergoldeten Spitze bekrönt, diese läuft in einen 90 om Durchmesser haltenden Ring aus, den der ausgeschnittene preußische Wappenadler ausfüllt. Hohlkehlen schmücken den Mast in seiner ganzen Länge hin. Es war eine ziemlich schwierige, aufhältliche Ar beit, den loihrecht gestellten Mast, der ein Gewicht von etwa 20 Zentner hält, über 6 w auszuheben und in das Eisengestell des Monumentalsockels einzubringen. In dem genannten inneren Eisengestell gewinnt der Mast durch Halteringe und einen verstellbaren Masten schuh seinen Halt, so daß der gesammte Monumental mast eine Höhe von 25 w vom Erdboden bis zum Scheitel seines Bekrönungsringes enthält. Der Unter bau wird erst am Einweihungstage, den IS. Septbr., enthüllt. — Am 5. September sind 121 Jahre verflossen, daß man in unserm Lande, dem damaligen Kurfürsten- thume Sachsen, und zwar unter der Regierung Friedrich August des Gerechten, in Bezug auf daS Finanzwesen eine sehr wichtige Neuerung traf; es wurde nämlich da erste Papiergeld ausgegeben und betrug der Werth der angesertigten Kassenscheine 1'/» Million Thaler. Was war hierzu die Veranlassung gewesen? An die kurfürstlich sächsischen Staatskafleif wurden zu jener Zeit große und bedeutende Ansprüche erhoben. Die Kriegskontribution vom Siebenjährigen Kriege her war noch nicht völlig bezahlt und die gräßliche Hungers- noth, die in den Jahren 1771 und 1772 besonders das Erzgebirge in einer geradezu furchtbaren Weise heimgesucht hatte, hatte die Landeskassen in Anbetracht der sich nothwendig machenden Unterstützungen in nicht geringe Mitleidenschaft gezogen; hatte doch dec Kur fürst für seine Person allein gegen 36 000 Thaler zur Milderung der Nothstände geopfert, die übrigens später, im Jahre 1784, durch eine Hochflulh des Elb- stromes nur noch vermehrt wurden. Was Wunder, wenn unter solchen Umständen die Staatskassen fast vollständig geleert waren. I» dieser Nothlage ver- schritt die Landesregierung zu einem AuskunstSmittel, das zwar bereits in anderen Ländern bekannt, in Sachsen aber bisher noch nicht angewendet war. Es wurde, wie oben erwähnt, am 5. September 1772 das erste sächsische Papiergeld in Cours gesetzt, womit der Ersatz für das fehlende Silbergeld gefunden war. Mit mißtrauischen Augen mag wohl damals Mancher dieses neue Zahlungsmittel angesehen haben; doch bald erlangte das Papiergeld in den Augen des Vol kes volle Geltung. Heute sind zwar die alten Thaler- scheine von der Bildfläche des Handels und Wandels verschwunden, aber immer noch hat das Papiergeld überall Sitz und Stimme auf dem Geldmärkte, sowie im gewöhnliche» Leben und ist seinen silbernen und goldenen Geschwistern gleichgeachtet. — Durch eine Verordnung der königl. Ministerien der Finanzen und des Innern vom 18. August d. I. wird im Interesse der Sicherheit des Eisenbahnbetriebes