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ZrWkrMer NkkoftmA Tage- Md Ämlsklatl GH für die Gcrichtsümtcr imd Stadträthe Grünhain, Johanngeorgenstadt, Schwarzenberg, Wildenfels, Aue, Elterlein, Hartenstein,. Lößnitz, Neustädtel und Zwönitz. i 1VL. > Freitag, den 5. Mai. > > 18SS. Preis vierteljährlich 15 Ngr. — Jnseraten-Aunahme für die am Abend erscheinende Nummer bis Vormittags 11 Uhr. ^^ie wegebanpflichtigen RittergutSherrschaften und Gemeinden des hiesigen amtshauptmmmschaftlichen Bezirks loschen hierdurch an die Verpflicht -2 ) tung erinnert, die von ihnen zu unterhaltenden Communications- und Dorflvege nunmehr nach Eintritt geeigneter Witterung, betreffenden Falls nach vorheriger, da nöthig zu wiederholender Ableitung des Wassers und Abziehuua des KotheS, gehörig zusainmen zu tteiben und einzugleisen, sodann aber die verschlämmten Seitengräben zu heben und die Fahrbahnen mit dem erforderlichen Kies- oder sonstigen geeigneten Steinmaterial zu überfahren. Die Säumigen haben sich zu gewärtigen, daß gegen sie mit Einlegung militärischer Execution verfahren werden wird. Auch werden die Rittergutsherrschaften und Gemeinden in ihrem eigenen Interesse und zu Vermeidung der so lästigen Nothwendigkeit im Winter, nach jedesmaligem Schneefalle die Bahnen der Communicationswege abzustecken, hierdurch aufgefordert, die letzteren insoweit dies nicht bereits geschehen ist, und überhaupt mit Rücksicht auf die örtlichen Verhältnisse und die Breite der betreffenden Wege thunlich erscheint, mit Bäumen bepflanzen zu taffen, in welcher Beziehung sowohl, als auch sonst die betreffenden Straßenmeister die nöthigen Anleitungen zu ertheilen beauftragt sind. Zwickau, den 21. April 1865. Königliche Amtshaupt mann schäft. I» Jntcrimsverwaltung: Heymann. Tagesgefchichte. Lincoln s Ermordung und deren wahrscheinliche Folgen für die Anion beschäftigen die ganze gebildete Welt dieß- und jenseits des OceanS. Seit vielen Jahren hat kein Ereigniß einen so gewaltigen Eindruck, ein so großes und gerechtes Aufsehen gemacht, ist kein Ereigniß von so ungemein großer Tragweite so urplötzlich eingetreten, wie Lincoln's Abtreten vom großen Schau platze seiner Thätigkeit und seines großartigen Wirkens. Doch abgesehen von dem tieferschütternden Eindruck, den ein verabschenungSmürdiger Meuchmclmord überhaupt dann aber an einem Manne von so hoher und bedeutungsvoller Stellung begangen, ans jeden Fühlenden und Denkenden machen muß, liegt doch in vorliegendem Falle vorzugsweise die wichtige Frage ganz nahe: Welche Folgen wird Lincolns Ermordung für die Union, ja vielleicht selbst für Euro pa haben? Wenn freilich in Wahrheit beruhte, was namentlich mehre englische und auch einige preußische Zeitungen so recht geflissentlich zu verbreiten suchen, daß der zeitherige Vice-Präsident und nunmehrige Präsident der Union, An drew Johnson, von Geschäften gar nichts verstehe und knrz gesagt, ein ganz gewöhnlicher — Trunkenbold sei: dann stünde cs unter gegenwärtigen Verhältnissen wahrhaft traurig nm die Zukunft der Union, und man könnte ihr nur Schlimmes, vielleicht eine harte, unerträgliche Militärdiktatur, oder deir allmüligen Zerfall unter blutigsten Zuckungen und größten Grcuclthatcn voraussagen. Aber zum Glück scheint an den geflissentlichen Verläumdungen des neuen Präsidenten Johnson kein wahres Wort zu sein. Und in der That läßt sich doch wohl, bei ruhiger Ucberleguug, nicht wohl denken, daß eine große, gebildete Nation, trotz der vielen Schattenseiten, die ihr ankleben, bei der Wahl eines Vice-Präsidenten ihre Stimmen einem ganz nnfühigen Mann, einem gewöhnlichen — Trunkenbold zngewendet haben sollte. (Vcrgl. gcstr. den Ar tikel unter „Amerika.") Ein Mann, den man in den Wahldistricten als Candidaten für die Vice-Prüsidentenstelle aufsteltt, über den monatelang in allen Wahlbesprechungen mit der größten Offenherzigkeit, gesprochen und be richtet wird; über den Freund und Feind öffentlich und rücksichtslos ihr Ur theil aussprechcn können: ein solcher Mann kann doch ganz unmöglich ein beschränkter Kopf, kann doch unmöglich ein gewöhnlicher Säufer sein, wenn er bei der Wahl als Vice-Präsident aus der Wahlurne hcrvorgeht. Allein England hat sich von jeher darin gefallen, die Präsidenten der Union gering- schützend, lieblos und hart zu bcurtheilcn, und hat England je ein ganz weg werfendes Urtheil gefüllt, so war cs vor vier Jahren über den nun hinge mordeten Lincoln. Da war nichts so schlecht, nichts so wegwerfend, was die englische Presse nicht über Lincoln gesagt Hütte. Und jetzt? — Jetzt gestehen alle englischen Zeitungen zu, daß Lincoln einer der umsichtigsten und tüchtigsten Staatsmünner war. Wir wollen also hoffen, daß Johnson, wenn anch geistig nicht so begabt, wie Lincoln, doch seinen hohen und jetzt doppelt und dreifach wichtigen Posten möglichst tüchtig vorstehcn werde. Und wird daS der Fall, dann liegt die Möglichkeit sehr nahe, daß Lincoln'ö Tod nicht die schweren Folgen nach sich ziehen wird, wie mau von vielen Seiten her fürchtet. Zum Schluffe unseres Artikels wollen wir noch einige große Zeitungen hören, über unser oben in der Ucberschrift ausgestelltes Thema. So sagt der Wiener „Botschftcr": „Daö Ereigniß ist erschütternd, aber in diesem Mo mente hat es glücklicherweise keine politische Tragweite mehr. Vor vier Mo naten Hütte Lincoln's Tod den Neubau der Union verhindern können; jetzt ist das große Werk so gut wie vollbracht und die ruchlose Händ des Meuchel mörders kann in dem Geschicke des Südens keine Veränderung mehr hervor bringen." — Die „Conslitutionelle Oesterreichische Zeitung" bemerkt unter Anderm: „Der Staat, der eine Armee schuf und ihr Generäle wie Shermann und Grant gab, wird auch Lincoln und Seward ersetzen können. DieGren- elthat des Doppelmords wird nur die Folge haben, die Wuth der Soldaten zu entflammen, die mm um so eifriger sein werden, den Rest der Rebellenarmee zu vertilgen. Die Freunde des Südens werden fortan zum Schweigen ver dammt sein, um nicht als Freunde der Mörderbande migesehen zn werden. Der Opfertod der beiden Männer macht jeder Opposition gegen ihre Stre bungen ein Ende, sie fallen als Befreier der Menschheit von der Schmach der Sclaverei." — „Ost-Deutsche Post": „Die Entwickelung und die großen Ereignisse jenseits des atlantischen MeereS haben diesseits desselben ein Echo, als wäre man hier direct dabei betheiligt. Und in derThat ist man es auch; immer klarer wird das Bewußtsein, daß jener Staatenbund, der einen so großen, furchtbaren Proceß seit vier Jahren durchgemacht, am Morgen seiner Welttolle erst steht, und daß vielleicht mir kurze Zcitund sicher nur wenige Jahre verstreichen, bis er mit mächtiger Hand herüber greifen wird in die Geschicke dieses alten Europas. Schon zittert England und auch in Frank reich fühlt man sich nicht behaglich vor der aufstrebenden Größe dieser sech sten Großmacht, die größer als alle übrigen zu werden verheißt." Deutschland. Oesterreich. Für den Mai ist ein Putsch für Tirol und Venetien an- gcsagt. Beide Länder sind nngcachtet der Bemühungen der piemontesischen und österreichischen Regierung mit revolutionären geheimen Waffendepots reich versehen. (Die „angesagtcn" Putsche siud die ungefährlichsten, mit dieser Wahr heit wird man sich in Oesterreich trösten.) Was den Stand der Kieler Frage betrifft, so scheinen sich die Behauptungen von Wien und Berlin fortgesetzt in fast unlösbarem Widerspruch gegenüber zu stehen: Preußen will und Oesterreich wird wollen müssen, sagt man man in Berlin, Oesterreich will nicht und Preu ßen wird nicht wollen können, antwortet man in Wien. Bor der Hand wird man mir die beiden Thatsachen festhaltcn dürfen, erstens, daß Graf Karokyi sowohl gegen die Befestigung des Kieler Hafens als gegen die Uebersiedelung der Marineetablissemcnts in aller Form Verwahrung eingelegt hat und zweiten», daß von der betreffenden preußischen CabinetSordre seither nichts zur Ausfüh rung gekommen ist. Preuße» mag gesonnen sein, einttetenden Falls ohne Oesterreich vorzngehen; ob aber auch gegen Oesterreich, ist denn doch eine andere Frage. — Der österr. Kaiser mar am 30. April, nach PreSburg ge reist, um einem großen Pferderennen beizuwohnen. Er wurde mit großer Be geisterung von den Ungarn anfgenommen. Bremen, 30. April. Hier ist eine Broschüre erschienen: „Andrew John son von Tennesee, der neue Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika und der Nachfolger Lincolns. Ein Wort der Verständigung an da» deutsche Volk und die deutsch« Presse von einem „Amerikaner", die mit der Aufforderung schließt, nicht auf leichtsinnig ausgesprochene Verleumdungen zu hören, da man gewiß sein kann, den Volksmann Andrew Johnson der Liebe und Achtung wür dig zu finden. (Bergk, unseren hcnt. Leiteartikel.) Frankreich. Ueber den Gesundheitszustand LouiS Napoleon'» gehen „bedenk liche Nachrichten" uni. Pon Personen aus Frankreich, die gut informirt sein können, sind darüber mündlich hier Einzelheiten erzählt worden, die ich nicht wiederholen will. LouiS Napoleon ist vor wenigen Tagen in sein achtund- fünfzigstc» Jahr eingetreten und er hat bekanntlich in jeder Beziehung ein stürmisches Leben geführt, soll dasselbe auch, trotz dem Rath seiner Aerzte und trotz erfolgter physischer Warnungen, noch fortsetzen. Man sagt, er setze jetzt seine Hoffnung auf die „Teufelsbäder" in Algerien. Es blecht abzuwarten, rückkomme/wird"" au» der afrikanischen Meerkatzenküche zu-