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chönburger TaaMlüt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge stnd erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr deS vorhergehenden Tages. und Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 5» Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Sonntag, den 24. Februar 1884. 2VV« Mark —- Stiftungsgelder liegen zur Ausleihung gegen sichere Hypothek bereit. Stadtrath Waldenburg, am 21. Februar 1884. Helbig. Nuhrinden-Auction. Im Gasthof „Stadt Hamburg" in Glauchau sollen Freitag, den 7. März 1884, von Vormittags 11.1/2 Uhr an die auf den nachbenannten Fürstlichen Re vieren in diesem Jahre ausfallenden Nutzrinden und zwar ca. 20 Ctr. Eichenrinde > . - 20 Festmeter Fichtenrinde j N.ederwaldenburger Revier, - 20 - - - Oberwaldenburger - - 30 - - - Remser - - 25 - - i . - 15 Ctr. Eichenrinde j ° Lichtensterner - - 40 Festmeter Fichtenrinde - Streitwalder - - 60 - - - Oelsnitzer - - 70 - - - Steiner - « 30 - - - Pfannenstieler - unter den im Termin bekannt zu machenden Bedingungen meistbietend verstei gert werden. Waldenburg, am 21. Februar 1884. Fürstlich Schönburg'sche Forst-Jnspection. "Waldenburg, 23. Februar 1884. i Der amerikanische Gesandte in Berlin, Mr. Sargent, ist plötzlich zu einem Hauptgesprächsthema der Zeitungen aller Parteischattirungen geworden. - In einem Artikel des „Deutschen Tageblattes" wird s Sargent der Betheiligung an dem schlimmsten ameri kanischen Eisenbahnschwindel beschuldigt und weiter hin mit folgenden Worten abgekanzelt: Daß ein Mitglied des diplomatischen Corps in der Weise, wie es von uns mitgetheilt wurde, von den Blättern seiner Nation blohgestellt wird, daß ein Mann, der am deutschen Kaiserhofe eine so große Nation wie die der Vereinigten Staaten re- präsentirt, eines der gemeinsten Gewerbebetriebe bezichtigt und von der Presse seines Landes der Verachtung aller anständigen Leute preisgegeben wird, ohne daß er bei Nacht und Nebel auf und davon geht, wird in den besten Kreisen unserer Gesellschaft als unerhört bezeichnet und man ist durchaus nicht geneigt, sich mit diesem Vorgang ohne Weiteres abzufindrn. In der Thal bedeutet derselbe auch nicht mehr und nicht weniger als ein vollständiges Novum. Auf uns aber hat auch schon früher die Art und Weise, wie Mr. Sargent seine hiesige Stellung wahrzunehmen beliebt, den Eindruck gemacht, als ob er eine neue Ordnung der Dinge einzuführen gewillt sei. Wie Mr. Sargent seine hiesige Stellung aufzu- fafsen scheint, macht es durchaus den Eindruck, als ob er mehr bei einer bestimmten Partei beglaubigt fei, als bei einer Regierung. Brauchen wir Be weise hierfür anzuführen, wo solche offen zu Tage liegen und wo es, um nur an eins zu erinnern, jedermann bekannt ist, wie sich Mr. Sargent im vorigen Jahre zum Sprachrohr der Herren Barth, Rickert und Bamberger machte, als die Reichsregie rung endlich damit vorging, die internationale Schmalz- und Schweinepolitik dieser Herren zu kreu zen und auch den kleinen Mann bei uns vor der amerikanischen Trichine zu schützen, nachdem dies die Franzosen ihrerseits längst gelhan? Ob es in Amerika bekannt ist, wie einseitig Mr. Sargent seine hiesige Stellung auffaht, und ob man von dem Abhängigkeitsverhältniß, in das sich der Gesandte hier zu einer Partei eingelaffen hat, die immer mehr aus allen ihren Positionen gedrängt wird, und welcher (wenn etwas sicher ist, so ist es dies) unter keinen Umständen die Zukunft gehört, entzieht sich zur Zeit unserer Kenntniß. So viel allerdings glauben wir zu wissen, daß Mr. Sargent viel Einfluß bei der amerikanischen Regierung hat, ob er aber auch deren Achtung noch genießt, muß uns mehr als zweifelhaft und nach den fortgesetzten Enthüllungen der amerikanischen Presse geradezu un glaublich erscheinen. "Waldenburg, 23. Februar 1884. Politische Rundscha«. Deutsches Reich. Der Kaiser nahm am Freitag Vormittag die üblichen Vorträge entgegen und arbeitete mit dem Polizeipräsidenten v. Madai, sowie dem Minister v. Schleinitz. Heute Sonnabend Abend findet bei dem französischen Botschafter de Courcel eine Ballfestlich keit statt, welche der Kaiser sowie der ganze Hof besuchen wird. Der Kaiser Hal den Wirkt. Geh. Ober-Medicinal- rath Professor vr. Frerichs in den Adelstand er hoben. Wie aus Plymouth gemeldet wird, ist Prinz Heinrich von Preußen an Bord der „Olga" daselbst wohlbehalten eingetroffen. Ob der Kron prinz sich zum Empfang seines Sohnes nach Kiel begiebl, steht nicht sicher fest. Die „Nationalztg." bringt folgende Zeilen: Die Reise des Kriegsministers Bronsart von Schellen dorf nach Friedrichsruhe wird vielfach in eine directe Verbindung mit der Anwesenheit des Fürsten Dolgorucki daselbst gebracht. Thatsache ist indessen, daß die Ankunft des Kriegsministers mit der Ab reise des russischen Militärbeoollmächtigten fast zu sammenfiel. Es werden somit alle an eine Begeg nung geknüpften Vermuthungen hinfällig. Dagegen I glauben wir als Zweck der Reise des Kriegsmi- nisters Besprechungen bezüglich des Militärpensions gesetzes bezeichnen zu dürfen. Während es in der Absicht des Reichskanzlers gelegen hat, das Gesetz, über welches in der letzten Session eine Einigung nicht hatte erzielt werden können, in der bevor stehenden überhaupt nicht wieder zur Vorlage zu bringen, hielt der Kriegsminister die Wiederein bringung für geboten. Wir hören, daß zwischen Fürst Bismarck und dem Minister eine Einigung erzielt worden ist, nach welcher im Lause der kommenden Session das Gesetz mit gewissen Ab änderungen an den Reichstag von Neuem heran treten soll. In der jetzt zum Abschluß gelangten und für den Reichstag bestimmten Denkschrift über das Marinewesen wird voraussichtlich auch die Stellung der Admiralität zu der vielbesprochenen Frage des Nord-Ostsee-Kanals erörtert werden. Die Marine behörden haben sich in dem letzten Jahre eingehend mit dieser Angelegenheit beschäftigt und die Sache drängt jetzt zur Entscheidung. Kann sich die Reichs regierung nicht dazu entschließen, den Bau des Kanals auf Rechnung des Reiches in Vorschlag zu bringen und will auch Preußen sich nicht damit be fassen, so bleibt als Letztes nur der Bau durch Private übrig. Schon im Jahre 1881 hat ein Herr Dahlström in Hamburg, dem ein Jahr vorher die Erlaubniß zum Nivellement ertheilt war, sein Project mit detaillirten Vorschlägen und Erläute rungen der Staatsregierung übersendet, aber eine Entscheidung ist noch nicht erfolgt. In Marine kreisen findet dies Project lebhafte Sympathie. Nach dem Dahlström'schen Plane würde das Profil des Kanals von 58 Mtr. oberer Weite, 22 Mtr. Sohlenbreile und 8 Mtr. Waffertiefe sein. Die Herstellungskosten sind auf 107,400,000 Mk. ver anschlagt unter der Voraussetzung, daß der Kanal im Stande sein müsse, den gepanzerten Korvetten, die den für die Ostsee sehr bedeutenden Tiefgang von 7 Metern haben, den Durchgang zu gestalten. Das wäre immerhin wichtig, wenn es sich darum handeln sollte, die Schlachtflotte in der Nordsee zu vereinigen, wo die Verhältnisse wegen der günstigen Rückzugslinie für uns am vorlheilhaftesten liegen. Wenn die Marine auf die Benutzung des Nord- Ostsee-Kanals verzichtet, dieser also nur der Größe der Kauffahrteischiffe entsprechend gebaut zu werden brauchte, so würde nach dem Project der Bau um 30 Millionen billiger herzustellen sein. Nach Dahl ströms Rechnung würde sich das Anlage Kapital vollkommen verzinsen. Das „Berliner Tageblatt" veröffentlich an erster Stelle eine Correspondenz aus Genf, welche sich mit dem spanischen Verschwörer Ruiz Zorrilla, der be kanntlich von dort aus seine Fäden spinnt, beschäf tigt. Wenn das „Tageblatt" für wahr hält, was sein Correspondent über eine gemeinsame Er hebung aller Internationalen, Nihilisten und Anarchisten in ganz Europa berichtet, bei welcher die Spanier den Tanz beginnen sollen, so verstehen wir nicht, wie man auf fortschrittlicher und sezessio- nistischer Seite (und auf dieser steht doch auch das genannte Blatt) die Nolhwendigkeit einer Verlänge rung des deutschen Socialistengesetzes in Zweifel ziehen kann. Interessant in der Meldung des Genfer Berichterstatters ist übrigens die Bestätigung der Muthmaßung, daß die spanischen Putsche oder Re volten durch französisches Geld genährt werden. Der „Kreuzzeitung" wird aus New-Jork mitge theilt, daß ein dort erscheinendes social-revolutio näres Blatt bei Besprechung des Wiener Attentats sich darauf beruft, es hätte bereits im Mai v. I. angekündigt, daß die Wiener Polizeibeamten Hlubek und Blöch dem „Richter Lynch" verfallen würden. Aus parlamentarischen Kreisen wird der „Voss. Ztg." von gut unterrichteter Seite mitgetheilt, daß der Ankauf der Blenheimer Galerie des Herzogs von Marlborough seitens der preußischen Museeen- Verwaltung vollständig gesichert ist, so daß keinerlei Einsprüche von englischer Seite den Uebergang der kostbaren Kunstschätze an den preußischen Staat mehr zu verhindern im Stande ist. Der Ankauf ist durch Vermittelung der Kronprinzessin zu Stande gekommen. In Amerika wird dec Bismarck-Lasker-Zwi- schenfall lebhaft erörtert. Die „New-Dork-Times"