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Die „Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich «4 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Mchmtz-Milg. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welch« bet da bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Berbreitunä finden, «erden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.—Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile M Pfg. Amtsblatt für die Königliche AmLshauptmannschafi, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichnc in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirteu Nr. 137. Sonnabend, den 28. November 1896. 62. Jahrgang. -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Mit dem morgenden Sonntage treten wir ein in die Adventszeit, die dem Weih nachtsfest, dem Fest der Liebe und Freude, voran geht. In dieser Zeit ist es eine Herzenssache, eine Herzenspflicht, der sich ein Jeder nur zu willig unter wirft, Thränen zu trocknen, wo sie fließen, Freud zu erwecken, Kummer zu mildern. Eine offene Hand der Liebe, die besonders der verschämten und scheuen Armuth gedenkt, ist die beste Förderin aller Sozial politik, aller sozialresormatorischen Bestrebungen, denn auch das größte Gesetz wird wenig Helsen mit seinen trockenen Paragraphen, wenn seine Ausführung nicht von wirklicher menschlicher Theilnahme und aufrichtiger Nächstenliebe beseelt ist. In der Weihnachtszeit, in welcher der Winter anhebt, ein ernstes Regiment zu zeigen, läßt sich viel Gutes thun und das Gute ge winnt doppelt an Werth, wenn es rechtzeitig geschieht. Bedürftigen kann ein Jeder rechte Weihnachtssreude bereiten und braucht damit gerade nicht zu warten, bis nun ein Christbaum aus dem Tische steht. Wer nur Augen hat zum Hetzen und Ohren zum Hören, dem wird zu Weihnachten schon von selbst sich dar stellen, wo zu helfen und wie zu helfen ist. Gewiß sind sie feierlich und eindrucksvoll, die Hellen, feierlichen Weihnachtsversammlungen, aber mehr Freude bereitet es dem Geber.gewiß, wenn er still, unbelauscht hilft und seinen Dank steht in einer Thräne der Freude. Mit dem nächsten Sonntage, als dem ersten Advent, beginnt die auf zehn Stunden erweiterte Ge schäftszeit an den vier letzten Sonntagen vor Weih nachten. Der Gewerbebetrieb an diesen Sonntagen ist danach allgemein von Vormittags 1l bis Abends 9 Uhr ununterbrochen gestattet. — Am vergangenen Sonnabend versammelten sich die Mitglieder des konservativen Vereins, um zu Per diesjährigen Ergänzungswahl zu dem Stadt verordneten - Kollegium Stellung ,u nehmen. Es scheiden diesmal aus die Herren Bäckermeister Baumgart, Privatus Gössel als Ansässige, Amtsgerichts sekretär Ulbricht und Bezirkssekretär Ludwig als Un ansässige. Weil man es für rathsam hält, wenn Männer dem Stadtverordneten - Kollegium erhalten bleiben, die durch mehrjähriges, eingehendes Mit- berathen mit den Angelegenheiten und Bedürfnissen unserer Stadt vertraut geworden sind, und die selbst von anderen Mitgliedern des Kollegiums als brauch bar, gewissenhaft, gerecht, unparteiisch und umsichtig bezeichnet werden, zumal wenn sie von Beruf mit allen gesetzlichen Bestimmungen der Verwaltung bekannt sind, so kam man darin überein, der Bürgerschaft die Herren Baumgart, Ulbricht und Ludwig zur Wieder wahl vorzuschlagen. Nun galt es aber noch, an Stelle des Herrn Gössel, der nicht mehr zu den An sässigen gehört, einen solchen auszuwählen. Bei Auf zählung der Berussarten, die im Stadtverordneten- Kollegium vertreten sind, fand man, vorausgesetzt, daß obige Herren gewählt werden, 8 Gewerbetreibenoe und 3 Beamte, aber das Handelssach nicht vertreten. Wenn auch Jnteressenpolttik in städtischen Kollegien keinen Boden findet, so ist doch die Auffassung von verschie denen Gesichtspunkten aus für die Beschlußfassung mancher Fragen von Wichtigkeit, die nicht hoch genug geschätzt werden kann. Denn ein jeder muß sich jetzt seines Berufes so annehmen, daß er fast darin auf geht; läuft dabei aber leicht Gefahr, in seinen An sichten über allgemeine Fragen einseitig zu werden und bedarf darum dann und wann einer Richtigstellung aus anderen Kreisen. Da nun gerade jetzt einschnei dende gesetzliche Bestimmungen für die Handeltreibenden getroffen worden sind, oder noch getroffen werden sollen (Sonntagsruhe, Ladenschluß rc.), so fand man es für gerecht, daß auch dieser Beruf im Stadtverord- neten-Kollegium vertreten sei. Man einigte sich also dahin, den Bürgern als 2. Vertreter der Ansässigen Herrn Hermann Lommatzsch jun. vorzuschlagen, der schon als Bezirksvorsteher und bei der Einschätzungs kommission sich als brauchbar und rührig, als un parteiisch und ohne ängstliche Rücksichtsnahme nach rechts und links gezeigt hat. In dem guten Glauben, daß die hiesige Bürgerschaft in den dargelegten Prin zipien und Anschauungen mit dem konservativen Verein einverstanden ist, meint derselbe im Interesse der Stadt zu handeln, wenn er zur Ergänzungswahl vor schlägt die Herren: Baumgart und Lommatzich als Ansässige und die Herren Ludwig und Ulbricht als Unansässige. — Krankenversicherung betr. Auf Kosten der Versicherungsanstalt kann auch während der Winter monate Versicherten, welche wegen Lungentuberkulose oder wegen anderer Leiden zur Abwendung ihrer In validität der Behandlung in einer Heilanstalt bedürfen, zu diesem Zweck in geeigneten Fällen der Gebrauch einer Kur in einer Lungenheilanstalt (ReiboldSgrün, Görbersdorf) oder je nach Art der Krankheit auch in einer anderen Heil- oder Krankenanstalt bewilligt werden. Die Entschließung über daraus gerichtete Gesuche und Vorschläge hat sich der Vorstand der Ver sicherungsanstalt wie über die Einleitung jedes anderen Heilverfahrens nach Z 12 des Jnvaliditäts- und AlterS- verstcherungsgesetzes jür jeden einzelnen Fall Vor behalten. Um indeß nicht durch den Hinweis auf die Füglichkeit der Krankenfürsorge Seiten der Ver sicherungsanstalt aussichtslose Anträge auf Uebernahme einer solchen zu veranlassen oder aber bei Kranken unerfüllbare Hoffnungen zu erwecken, hat der Vorstand der Versicherungsanstalt in der neuesten Nummer seines Amtsblattes — „Die Jnvaliditäts- und Altersversiche rung im Königreiche Sachsen" — diejenigen Bestim mungen und Gesichtspunkte bekannt gemacht, welche im Allgemeinen bei jeder Anordnung eines Heil verfahrens nach § 12 des Gesetzes von ihm zu be achten sind und für den Fall der Stellung oder Ver mittelung vim Anträgen oder Vorschlägen aus Ein leitung eines HeilverfahrehS von anderer Seite zu berücksichtigen sind. — Durch Herrn Knorr wird jetzt ein neuer Ge werbszweig, die Cigarrenfabrikation, hier eingeführt. — Am Mittwoch Abend gingen die Pferde der Herren Spediteure Standsuß u. Tzschöckel durch, wobei der Geschirrsührer Legler vom Wagen fiel, überfahren wurde und neben kleineren Verletzungen einen Bruch des linken Beines davontrug. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des Brandes bei der Wittwe Protze in Hermsdorf i. E., am 18. Oktober d. IS., hat die König!. Brandverstcherungs- kammer den Spritzen von Seyde und Schönfeld Prämien nach Höhe von 30 Mk. und 25 Mk. be willigt. SeiferSdorf. Vergangenen Sonntag wurde vom hiesigen Turnverein ein Theaterabend veranstaltet, bei welchem das Schauspiel ,Am Allerseelentag oder das Gebet auf dem Frtevhos" zur Aufführung gelangte und solch allgemeinen Beifall erzielte, daß vielseitig der Wunsch ausgesprochen wurde, dasselbe noch einmal zur Ausführung zu bringen. Wie wir hören, wird diesem Wunsche auch entsprochen werden können, indem dasselbe nächsten Sonntag nochmals zur Aufführung gelangen wird. Hoffentlich wird ein ebenso zahlreicher Besuch wie das erste Mal den Verein für die vielen aufgewendeten Mühen, welche die Einstudtrung dieses wirklich schönen Stückes beansprucht, lohnen, so daß dem Turnhallenbaufond, zu dessen Besten auch diese Veranstaltung geschieht, ein Ansehnliches zugeführt werden kann. Possendorf. Bei den kgl. Standesämtern unserer Parochte sind im Monat Oktober zur Anmeldung gekommen: 7 Aufgebote, 7 Eheschließungen, 19 Geburts fälle (darunter 8 männl., 11 weibl., 1 uneheliche Ge burt), 14 Eterbefälle (darunter 3 erwachsene Personen, N Kinder). Tharandt. Eine Ausstellung lebender Salmoniden hat der Sächsische Fischereioerein am 13. dsS. Mts. in der Fischzuchtanstalt des Herrn Linke in Tharandt erstmalig in der Absicht ins Leben gerufen, den Besuchern des an diesem und dem folgenden Tage gleichzeitig in der Akademie zu Tharandt statt findenden öffentlichen Lehrkursus über Fischzucht und Teichwirthschaft Gelegenheit zu geben, sich praktisch zu überzeugen, welche Resultate bei der Aufzucht der zu den Salmoniden gehörigen Fische erreicht werde» können. Dergleichen kleinere Wanderausstellungen mit bestimmten namentlich auf Hebung der Fischrafsen gerichteten Preisaufgaben will der Sächsische Fischerei verein künftighin in den verschiedenen LandeStheilen abhalten und glaubt, damit gleichzeitig fördernd auf die Klein-Teichwirthschast htnwirken zu können, welche ihn bet der stetigen Vermehrung von gewerbliche» Anlagen, namentlich in der Nähe von fließenden Ge wässern, als das sicherste Mittel erscheint, um Ersatz zu schaffen für die in letzteren mehr und mehr zu Grunde gehende Fischfauna. An der obenerwähnten Ausstellung, welche vorerst nur für die Mitglieder und zwar ein Versuch des Sächsischen Fischereivereins sein sollte, betheiligten sich als Aussteller die Herren: R. Linke-Tharandt mit einer Kollektion selbstgezüchteter Seeforellen, Bachforellen, Regenbogenforellen, Bach saiblingen, Archen und Eatblingskreuzungen nach Art und Alter geordnet; Oberst v. Stieglitz - Lang- burkersdorf mit einer ebensolchen Kollektion selbst gezüchteter Bachforellen, Regenbogenforellen und Bach- saibligen; Lehmann-Zadel gleichfalls mit einer Kollek tion selbstgezüchteter Bachforellen; Weinhold mit Brut apparaten, endlich R. Linke mit Spirituspräparaten schädlicher und nützlicher Insekten, Crustaceen u. s. w. Es waren im Ganzen in 24 besonderen Abtheilungen 299 Stück Fische von durchgehend ausgezeichneter Qualität ausgestellt und zwar in offenen, transpor tabel» eisernen Aquarien, welche nach Vorschrift deS Vereins durch die Firma Gebrüder Barnewitz hergestellt waren. Für Prämien wurden von dem Verein 50 Mk. verwendet, von welchen die Herren Preisrichter dem Herrn Oberst v. Stieglitz (Vertreter Förster Ulbrich) einen Preis von 40 Mk. für die reichhaltigste Kollek tion selbstgezüchteter Salmoniden in den verschiedenen Altersstufen, und dem Herrn Mühlenbesitzer Lehmann- Zadel einen Preis von 10 Mk. für eine Kollektion der bestentwickelten Bachforellen in den verschiedenen Altersstufen zuerkannten. — Herr Fischzüchter Linke, dessen Kollektion selbstgezüchteter Salmoniden und deren Kreuzungen allseitig ganz besonders anerkannt wurde, blieb als zum Preisrichter-Komitee gehörig außer Konkurrenz. — Die Ausstellung erfreute sich eines sehr zahlreichen Besuches und erweckte allseitiges regeS Interesse. Dresden. Demnächst soll das alte Finanz ministertalgebäude am Schlossplätze abgebrochen werden, um Platz zu schaffen für den Neubau eines Ständehauses. Lommatzsch. Gelegentlich derPraterschütz-Markcitzer Treibjagd find drei Schützen angeschossen worden. Der Jäger Lauterbach erhielt einen Schuß nahe dem Auge, Altermann-Stahna einen solchen durch den Stieselschaft und Gutsbesitzer Hempel-Theeschütz wurde durch den Rockärmel geschossen. Zwickau. Für die Errichtung eines BiSmarck- Denkmals sind 2 Modelle zur engeren Wahl ge stellt worden. Die Enthüllung deS Denkmals soll bereits etwa im Juni 1897, die Aufstellung voraus sichtlich auf dem Kaiser-Wilhelm-Platz erfolgen. Merane. Eine nachahmenswerthe Einrichtung! In verschiedenen der vom Mineralwasserfabrikanten Broich in allen Theilen unserer Stadt ausgestellten Selterswafferbuden wird während der Winterszeit außer SelterSwasser auch reiner, wohlschmeckender Kaffee gegen den geringen Preis.von 5 Pfennigen für die Taffe verabreicht. Nicht nur die im Freien