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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.07.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192307104
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230710
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230710
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-07
- Tag 1923-07-10
-
Monat
1923-07
-
Jahr
1923
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' - Da» 8«ip»is«r Tageblatt -»«VStt amtttch« «-ranatt»»»»»»»»«, »»» Nata» dsrAttedt »et»»,«, de» Woli»«tt»»»sldt»«r» «et»»»«. »*» «mt»«erlcht» «ei»zi», sowie verschiedener andeeer ve»»rdcn kir. isr Linrvlnummsr »aoo ll»ark a«o »o. Juli i»22 Ssen-^u»zsd« 117.1-drg. Unsere Lage I.. s. Leipzig, 9. Juli Wo stehen wir? Der Reichstag hat nicht das Bedürfnis gefühlt, diese Frage vor dem Antritt der Sommerferien noch einmal auf- zuwerfen, und das erstaunliche Reichsministe- rlum, dessen wir uns erfreuen, .hat es nicht als Pflicht empfunden, sie dem Parlament und Volk noch einmal zu beantworten. Anders die fran zösischen Staatsmänner, die — jeder Tag bringt eine neue Gelegenheit, es fcstzustellen — die Wichtigkeit der politischen Apologetik für das In- und Ausland erkannt haben, und daher nicht müde werden, sie zu üben. So wurde gestern wieder ein an sich gewiß unpolitischer Anlaß, eine Pascal-Gedenkfeier, vom Präsiden ten der Republik selber wahrgenommen, um von neuem die Predigt von den braven Franzosen und den bösen Deutschen an den Mann zu bringen. Und man würde sich sehr täuschen mit dem Glauben, daß solches Tun müßig sei. In Wahrheit gibt es keinen anderen Weg, das eigene Volk bei guter Laune zu erhalten und die öffentliche Meinung des Auslandes, das zum großen Teil nur gerade die Kundgebungen der leitenden Staatsmänner zu Gesicht bekommt, für sich zu gewinnen. Daß den gegenwärtigen Lei tern der Reichsgeschäfte der Wille und offenbar auch die Fähigkeiten zu einer so nützlichen und notwendigen Betätigung fehlen, gehört zu den Schwächen unserer politischen Lage. Wenn man kurz die Elemente unserer gegen wärtigen Weltlage zusammenfassen will, so muß man bis zu R 0 s c n b c r g s Reichstagsredc vom 16. 2lpril zurückgchen. So unbedeutend sie war und so sehr sie der Ergänzung durch die anderen Redner des Tages bedurfte, so ist sie doch die einzige öffentliche Kundgebung unseres bemer-, ksnswerten Außenministers geblieben, dessen Eifer und Genie ohne Zweifel ganz und gar in den „Akten" stecken, auf die uns Herr Cuno ver tröstet hat. Immerhin läßt sich ein gewisser Zu sammenhang vermuten zwischen jener Reichstags- sitzung und der Rede, mit der Marquis Curzon vier Tage später ein - neuer? deutsches Angebot hervorzurufen und damit das erstarrte Nepara« tionsproblem wiederum in Fluß zu bringen suchte. In der Tat wurden Curzons Erklärungen von der Reichsregierung als Anregung zu einem neuen Angebot aufgefaßt, das dann am 1. Mai veröffentlicht wurde. Freilich griff es mehr auf ältere, bereits mit dem Einmarsch in das Ruhr gebiet beantwortete Gedanken zurück, als daß es neue ausgestellt hätte. Die Aufnahme, die ihm zuteil wurde, war denn auch wenig günstig. Die mit großer Eile erteilte französische Antwort war eine schroffe Ablehnung, während die eng lische und italienische zwar im kritischen Urteil kaum weniger entschieden waren, doch immerhin die Einladung zu neuen Vorschlägen enthielten und somit den Verhandlungsweg offen ließen. Es vergingen mehrere Wochen, bis die Reichs regierung mit der vom 7. Juni datierten Note, hcrauskam, die im Gegensatz zu den bisherigen, ins einzelne gehenden Vorschlägen nur noch ein in großen Zügen umrisscnes Erfüllungsprogramm enthielt. Eine offizielle Antwort darauf ist bis jetzt nicht erfolgt, doch ist zwischen England und Frankreich ein Meinungsaustausch im Gange, über dessen einzelne Etappen und gegenwärtigen Stand wir uns schon deshalb als ungenügend unterrichtet bezeichnen müssen, weil in solchen Fällen schwer zu unterscheiden ist, was an den Zeitungsberichten aus den beiden Lagern als Mitteilung von Tatsachen, was als bloße Mut- maßung, Stimmungsmache oder „Versuchs ballon" zu gelten hat. Nach den bisherigen Erfahrungen wäre es sicherlich verfehlt, aus- schweifende Hoffnungen in die englische Politik zu setzen, wenn diese auch nach der vorläufigen Erledigung ihrer östlichen Sorgen den euro- päischen Angelegenheiten gegenüber um einige Grade aktiver auftreten dürfte. Das Eingreifen des Papstes ist, so hoch man es auch unter sittlichem Gesichtspunkt einschätzen mag, unter politischem doch wohl nur d:r Vollständigkeit halber zu erwähnen. Auf jeden Fall sollten wir ims in erster Linie weder auf die englische noch auf die päpst liche, sondern auf die deutsche Diplomatie ver lassen können, die allein von den täglich größeren Schwierigkeiten und Gefahren des passiven Widerstandes hinlängliche Anreize zu gesteigerter Tätigkeit empfängt. Doch wenn wir sehen, wie die gegnerischen Staatslenker unermüdlich vor der Ooffentlichkelt stehen, der die unsrigen immer wieder ausweichen, so fühlen wir das Ver trauen, das unser Volk seiner Regierung ent- gegenbringen kann, von starken Vorbehalten - begleitet. . . Baldwins aktive^eparationspoliiik Neue Mecha-en zur Lösung -er Reparationsfragen? Londe», v. Juli. (Eig. Tel.) Heute vormittag l>at da» englische K«binett den Bericht Lord Curzon» über seine bisherigen Verhandlungen mit den Ententebotschaftern entgegengenommen. Als dann beriet die Regierung, wie die Lösung der Reparationsfrage durch andere Me thoden, die neben der weiteren diplomatischen Aussprache unter den Entente-Regierungen an- gewendet werden sollen, beschleunigt werden könne. Daily Telegraph glaubt zu wissen, daß dem Kabinett folgende Punkte al» Grundlagen eines selbstän digen Vorgehen» Englands in der Repara- tionsfrage zu prüfen hatte: 1. Wann und in welcher Form kann das deutsche Memorandum über ' die Repara- tionsfrage beantwortet werhey? - 2. Welches Verfahren soll angewendet werden, um Deutschlands Zahlungsfähigkeit von einer internationalen. Sachverständigenkommission abschätzcu zu lassen? 3. Soll Sir John Dradbury beauftragt werden, in der Rcparationskommission eine Interpretation des umstrittenen 8 18 des II. Anhanges des Fricdcnsvertrages über die Reparationen zu bean tragen?' Soweit sich über diese Interpretation in der Rcparationskommission keine Einigung herbei führen läßt, soll diese Frag: dann dem Weltschieds- gcrichtshof im Haag unterbreitet werden? 4. Soll der Schiedsgerichtshof beauftragt wrrdsn, den ss 248 des Friedensvertragcs zu interpretieren, wonach das deutsche Staatseigentum nur den alliier ten und assoziierten Mächten al» gemeinsames Pfand zur Verfügung gestellt sei, das allein nur gemeinsam au»gebeutet werden kann? . 8. Welche Forderungen soll England an seine Alliierten bezüglich der Fundierung ihrer Schulden richten? Vezüglich Punkt 2 hebt der Daily Telegraph her vor, daß England wahrscheinlich zuerst versuchen werde, die Reparationskommisston zu veranlassen, einen, Ausschuß internationaler Sach- v erstand igrr. zu bestellen, der.unter Vorsitz de» amerikanischen Beobachters seine Aufgabe durch- zuführen hätte. Bezüglich der Frage unter Punkt 4 verweist das Blatt darauf, daß die amerikanischen, die belgischen und die englischen Sachverständigen in der Reparationskommisston sich kürzlich dahin ausgesprochen haben, daß der Artikel 248 es nicht zulafle, daß einer der Vertragschließenden sich mit Gewalt in den Besitz irgendeines beliebig heraus gesuchten deutschen Staatseigentum» setze, um es im eigenen Interesse au»zubeuten. Dieser Fall liege aber offenbar vor, da Frankreich und Belgien aus dem gesamten Reichseisenbahnnetz di« Ruhr-Rhein- bahnen herauslösten, um sie für eigene Rechnung zu betreiben. VielatentenMelnungsverschieöenheiten Beuesch soll zwischen Park« »«d Londou vermittel» Lo»do», S. Juli. (Eig. Te l.) Die pessimistische Auffassung, die in amtlichen Kreisen über die englisch französischen Verhandlungen gestern zum Ausdruck kam, findet heute in den radikalen und konser- vntiven Blättern lebhaften Ausdruck. Während die Time» darauf hinweist, daß die dauernde un veränderte diplomatische Lage die Beilegung der eng lisch-französischen Meinungsverschiedenheiten er- schwere, kommt im Daily Telegraph zum Ausdruck, daß eine Lösung durch einen moralischen Appellan dieWelt zugunsten de« von England eingenommenen Standpunkte« gesunden werden müsse. Die Daily New« erwarten, daß der zurzeit in Pa»i» weilende und auch in London erwartete tschechoslowakische Minister Dr. Benesch in der Lage sein werde, einen letzten Vermittlungs versuch zwischen englischer und französischer Auf fassung zu unternehmen. Die Tatsache, daß die Botschafter Belgien* und Frankreich» in London keine schriftliche Ausfertigung der Antworten ihrer Regierungen eingereicht haben, hat die maßgebenden Persönlichkeiten de» englischen Kabinett» — wahrscheinlich sind Baldwin und Turzon gemeint — oervnlaßt, in aller Eile noch am Sonn- abend abend drrrch Regirrungsmttglieder an die französisch« Adresse einige ernste Worte richten zu lassen. Der Erste Lord der Admiralität Amery erklärte, di« Lage sei für England ernst geworden, so daß es bald genötigt sein werde, in bestimmter Form seine Ansichten darüber zum Ausdruck zu bringen, wa« im englischen Interesse, im Interesse der Alliierten und im Interesse de» Weltfrieden» ge- schehen müsse. Chamberlain dagegen gebrauchte da» Bild, daß die Wolke am Himmel die Besetzung de» Ruhrgebiete« sei, die Frankreich gegen Englands Rat unternommen habe und die unglücklicherweise in ihrem Ergebni« die Befürchtungen England« be stätigt habe. Die englische Regierung könne den Dingen nicht weiter ihren Lauf lassen, denn die Frage, die auf dem Spiele stehe, berühre nicht Frankreich allein. , Lord Pounger, der franz»s«nfreundlich« Führer der aristokratischen Element« der Ilnionistischen Partei, und der Arbriterparteisührcr Thomas haben bezeichnenderweise in fast überein stimmenden Gedankengängen der französischen Regie rung in ihren jüngsten Reden zu verstehen gegeben, daß das Pariser Kabinett sich bei seinem weiteren Verhalten nach der auf eine beschleunigte Lösung der Reparationsfrage gerichteten englischen Auffassung zu richten.habe. . , O Zum Besuch de» tschechoslowakischen Ministers des Aeußern Dr. Benesch in Paris schreibt der diplo- malische Berichterstatter der Daily New», Benesch sei sicher n i ch t von Prag abgereist, um ungebeten die Rolle des Vermittlers zwischen Frankreich und England zu übernehmen; man dürfe vielmehr daran erinnern, daß Benesch durchdrungen sei von der Ueberzeugung, daß die Stabilität Europas auf einem guten Einvernehmen zwischen Frankreich und Eng land beruhe, und daß er schon früher bemerkens werte Dienste bei der Beilegung von Meinungsver schiedenheiten zwischen Frankreich und England ge leistet habe. Scharfe Sprache London, 8. Juli. Garvin schreibt im Observcr, England habe länger gewartet, als die Vernunft rechtfertige. Die Spannung zwischen London und Paris habe nicht nachgelassen. Die nächsten zehn Tage würden wahrscheinlich über das Schick- sal- der vor 20 Jahren gegründeten Entente entscheiden. Drei britische Premier minister hätten es für fast unmöglich gefunden, mit Poincare z us a m m e n z u a r b e i t e n. Poinearö scheine eher Neigung zu haben, der Entente ein Ende zu bereiten, al» seine Formeln abzu ändern. Poincarss persönliche Ehrenhaftigkeit stehe außer Frage. Denn er es ober nicht für möglich halte, den wichtigsten Interessen England« ange messene Zugeständnisse zu machen, so werde England nichts anderes üLrig bleiben, als seine volle Hand- lüngsfreiheit in auswiirtigen Angelegenheiten wieder in Anspruch zu nehmen. Die Engländer seien stets zu Kompromissen geneigt, wenn aber der Augenblick komme, da sie einsähcn, daß ihre Bemühungen um eine Verständigung vergeblich seien, dann faßten sie ihren Beschluß und führten ihn aus, ohne rückwärts zu blicken. Folgerichtigkeit! Eine politische Gedenkrede Millerands Pari«, 9. Juli. (Eig. Te l.) Im Verlaufe seiner Reise nach Elermont Ferrani, wo die Gedenkfeier für Pascal stattfavd, ergriff Präsident Millerand di« Gelegenheit, folgendes über die Politik Frank- reich« auszuführcn: Frankreich hat mit seinen Alli ierten unerhörte Opfer gebracht, um den Sieg zu erreichen. Wenn die Schlacht auch beendet ist, so hat der Kampf doch noch nicht aufgehört, und der Sieg ist noch nicht vollendet. Frankreich vollzieht da» Testament seiner Toten, wenn es die Wieder- gutmachung der entsetzlichen Zerstörungen, denen zehn seiner Departements -um Opfer gefallen sind, verlangt. Frankreich will bezahlt werden nicht nur, weil es sich um eine ihm rechtlich zustehende Wieder-, gutmachung handelt, sondern auch weil e» sonst weder Treue noch Gerechtigkeit auf der Welt gibt. Die Verhandlungen haben zu nichts geführt, und vor diesem Widerstand hat die französische Regierung sich gezwungen gesehen, ein« andrre Methode an- zuwenden. Zwischen den Verhandlungen von gestern und den Methoden von heute gibt e» keinen anderen. Frankreich hat den letzten gemeinsam mit seinen belgischen Freunden eingeschlagen. Es ist in da» Ruhrgebiet gegangen. E» befindet sich dort mit dem einzigen klaren Zweck, der auch erreicht werden wird, sich bezahlt zu machen. Diese Politik verlangt eine erste Eigenschaft: Folgerichtigkeit! Wir verbergen uns selber die Wahrheit nicht, es ist das eine Politik, die einen langen Atem erfordert, die während 4A Jahren unsere mutigen Soldaten durchgehalten haben, ohne sich zu fragen, ob das Resultat Morgen oder übermorgen kommen wird, aber fest ent- schlossen, eine Diertelstundr länger als der Gegner auazuhalten. So ist es auch in unserer augenblick lichen auswärtigen Politik nötig, daß Frankreich entschlossen ist, wie gestern in seiner Kriegspolitik, durchzuhalten bis zum Ziele, d. h. eine Viertelstunde länger als der Gegner. Geiseln in vesatzungrzügen Buer, 9. Juli. (Eig. Tel.) Die belgisch: De- satzungobehörde hat die vor einigen Tagen an gekündigte Drohung wahrgcmocht und jetzt an geordnet, daß i» jedem Personenzug, der die Strecke der belgisch-französischen Regie von Buer nach Oberhausen fährt, öv Deutsche al» Geiseln mitfahren müssen. Die ersten 80 Geiseln sind am Sonntag mit dem Franzosenzug« mttgeführt worden. S» awrea meist der gute» Bürgerschaft angehörende Personen. Für jeden Tag sind 50 andere Geiseln bestimmt, die nach der Reihe mit den Zügen fahren müssen. Gin Iahr Gefängnis für einen Zwischenruf Bochum, 9. Juli. (E i g. T e l.) Kürzlich hatte im Bochumer Stadttheater bei einer Aufführung, d:r französischer Offiziere beiwohnten, ein Theaterbesucher in den Zuschaucrraum hineingcrufen: „Denkt au Schlageter! Wahrt eure Würde!' Als Urheber wurde der Kaufmann Arnim Opp au» Bochum ermittelt, der sich jetzt vor dem französischen Polizeigericht in Hattingen zu verantworten hatte. Das Urteil lautete auf 1 Jahr Gefängnis und 1 Mil- lion Mark Geldstrafe. Einigung in Lausanne Lausanne, 9. Juli. Die Orientkonfcrenz tagte am Sonntag bis nachmittags um 3 Uhr und trat dann nachts 11 Uhr abermals zusammen. Um >,2 Uhr nachts gab die Konferenz eine amtliche Mit teilung aus, nach der die Delegationen der Alli ierten und die türkische Delegation über den Zah lungsmodus für die Coupons der ottomanischcn Schuld, über die Konzessionen und über die Rüu' mung Konstantinopels zu einer grundsätz lichen Einigung gelangt sind. Die Sachver ständigen sollen die hierüber vorbereiteten Texte endgültig feststellen. Wie wir hierzu weiter erfahren, beginnt die Rau- mung Konstantinopels sofort nach Ratifizierung des Vertrages durch die türkische Regierung und muß sechs Wochen nach der Ratifizierung beendet sein. Man rechnet damit, daß der Friedensschlutz in acht bis zehn Tagen erfolgen kann. Man rechnet in alliierten Kreisen mit der Unter zeichnung des Friedens etwa für den 17. Juli. Aus den Einzelheiten der Fricdensbestimmungen sei noch erwähnt, daß u. a. das ehemals deutsche Kriegsschiff Go eben, sowie alle Kanonen und Munition, die den Türken weggenommcn worden waren, zurück- gegeben werden. Ein seltsames Spiel des Zufalls ist es, das am 77. Tage der ersten Konferenz, cm Sonntag, den 4. Februar, der Abbruch der Verhand lungen erfolgte und am 77. Tage der zweiten Kon- fcrcnz das Uebercinkommcn zustande gekommen ist, das, bin Orientfrieden sichert. Vas Urteil im Prozeß Fuchs-Machhaus München, 9. Juli. (E i g. Te l.) Das Urteil im Hochverrate-Prozeß Fuchs-Machhaus wurde heute früh verkündet. Fuchs wurde wegen versuchten Verbrechens des Hochverets zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilt, ferner zu 2 Millionen Mark Geldstrafe und 10 Jahren Ehrverlust, Munk wegen Beihilfe zu diesem Verbrechen zu einem Jahre drei Monaten Zuchthaus und 30 Millionen Mark Geldstrafe, drei Jahren Ehrverlust und Ausweisung aus dem Gebiet des Reiches, beide zusammen zur Tragung der Kosten des Verfahrens. Die Angeklagten Berger, Rudolf und Richard Guthmann wurden frcigcsprochen. In der Urteilsbegründung wird ausgeführt: Kühl und Machhaus erscheinen trotz ihrer in der Stund: des freiwillig gewählten Todes schriftlich nicdergelcg- ten Unschuldsbcteuerung als restl 0 s überführt. Das gleiche gilt für den Angeklagten Fuchs trotz seiner Behauptung subjektiver Unschuld. Richcrr wird in der Urteilsbegründung als „politischer De- hcimkommissar der imperialistischen französischen Re gierung und militärpolitischer Geheimagent d--s französischen Generalstabes für Deutschland, insbe- sondere für Bayern' und al» „Meister französischer Propaganda und Spionagekunst' bezeichnet. Das Gericht verfügte die Verhaftung Muncks. * Der Strafantrag des Staatsanwaltes hatte gegen Fuchs auf lebenslängliches Zuchthaus und 10 Millionen Mark Geldstrafe, gegen Munkauf 5 Jahre Zuchthaus und 50 Millionen Mark Geldstrafe, gegen Berger auf 2 Jahre Festung und 300 OÖO Mark Geldstrafe, gegen Rudolf Guter mann auf 1 Jahr 5 Monate Gefängnis und 1 Million Mark Geldstrafe und gegen Richard Gutermann auf Frei sprechung gelautet. Die Höhe der Straf- bemessung verliert an Interesse gegenüber den Tatsachen, die durch die Prozeßverhandlungen offenbar geworden sind und die einerseits die Machenschaften des französischen Obersten Richert in München betreffen, anderseits aber die Verbindung Richerts mit den Kreisen der bayerischen Rechtsradikalen. tweruuuaraer Keumvia * «les I. ? VoedSr,« k-ettw» VorkSr—
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