Volltext Seite (XML)
S3 Januar I8SS »Mchrheit uad Recht, Freiheit a«d Besitzt^ Deut sch land. Die Jnde'pendaM belg« erhält auS Frankfurt a. M. den Text einer Depesche, welche Graf Nesselrode unterm 14. Dec. an Hrn. y. Bud berg gerichtet hqt. Dieselbe lautet: Die Sprache, welche der Bevollmächtigte der beiden aroßherzoglich mecklenburgi schen HSfe auf den: Bundestage zu Frankfurt,in den verschiedenen Fällen geführt hat. wo diese Versammlung Veranlagung hatte, sich über die orientalische Frage auvzuspre- chen, ist jur Kenntotß de» Kaiser« gelangt. Bereit« in der Sitzung am 2-1. KM batte Hr. v. Oertzen gelegentlich her Berathungen über den Vertrag von» 28. April erNSrt, daß die beiden Hvs«. welche zu vertreten er hie Ehr» hat, während sie ßch zu der zwischen de» Eabineten von Wien und Berlin hergestellten Eintracht Glück wünschten, sich keineswegs verhehlten, daß der Beitritt des Deutschen Bundes zu diesem Schutz- und Trutzbündniß weder dem Geist der Bundesatte noch der Stellung entsprechen würde, welche dieselbe Deutschland als ^europäischer Wachs anweist, daß. er sogar dtt seiner eventuellen Kooperation durch Art. 47 der Wiener Schlußaete gezogenen Grenzen über schreiten wurde und daß in Erwägung dieser Grülide stine erhabenen Auftraggeber dem- selben nicht beitreten zu dürft» glaubten. Dieser AussassungSweise getreu hat der Bc- votdnächtigte Wecklegburgs sich noch letzthin, «l« e» sich beim BundrStage daruur tzau- dette, sich über den Zusatzartikel vom 26. No». auSzusprecheu, sich dessen enthalten. Es ist zu bedauern, Herr Baron, das, die so correcte Sprach« des Hr». v. Oertzen aus der Bundesversammlung nicht durchgedrungen ist. Sie hatte zum Zweck, Deutschland die Verwickelungen zu ersparen, für weiche dasselbe da» wiener Kabtnet mehr und mehr solidarisch zu machen sucht. Es ist Ihnen nicht unbekannt, daß unser erhabener Ae- bieter stets sorgfältig jede Einmischung st, die den Beratbungen de«-Bundestags vor liegenden und zu dessen ausschlieplichcr Zuständigkeit gehörigen Fragen vermieden hat. Allein Se. Kaiser!. Mas. kann sich nicht da« Vergnügen vertagen, den beide» großher zoglichen Hosen' kundjUthnn, wie hoch er ihre edle Haltung eitler Politik gegenüber schätzt, die unter dem Vorwande, die Rückkehr des Friedens zu sichern, geeignet ist, aus dem gegenwärtigen Kriege einen ganz Europa umfassenden Kampf zu machen. Lasse» Si« auf die Ahne;, am angemessenste» scheinende Weise diese Bezeugungen de» Interesses von Seiten unftrs erhabenen Gebieters zur Kenntlich Ihrer Muigl. Hoh. gelangen. Preußen, t Berlin, 21. Zan. Cs ist mehrfach von einer bcvorst-hen- den Sendung des Obersten v. Manteuffel nach Petersburg gesprochen worden. Wie wir indessen mit Bestimmtheit andeuten hören, ist von einer solchen Sendung bisjttzt noch keine Rede gewesen, und scheint das Ganze nur auf Vermuthrmgen zu beruhen. Der Oberst v. Manteuffel wohnte gestern auch dem Festmahl bei, welches der Ministerpräsident zu Ehren der Mitglieder der l. Kammer veranstaltet hatte. — Während von einer Seit,« behauptet wird, die Sendung des Hrn. v. Usedom habe beim pariser Ca- binet einen gütifligrrn Erfolg gehabt als beim londoner Cabinet, sodaß eS doch noch gelingen werde, unabhängig von dem Verträge vom 2. Dec. Ver handlungen zwischen Preußen- und den Weltmächten zustande zu bringen, um eine Einigung herbeizuführen, will man von der andern Seite wissen, daß von einen, in Paris eriangsen Erfolge der Art nicht füglich die Rede sein könne. — Die hier stattgehabte sehr lebhafte Betheitigung an der neuen französischen Anleihe durch namhaft« Zeichimngcn hat in den russen- freundlichen Kreisen natürlich keinen erfreulichen Eindruck hervörgebrachr, umsoweniger, als von vielen Seiten diese lebhafte Betheiligung im politi schen Sinne gedeutet und als ein Beweis angesehen wir-, daß die Zuver sicht in die Beständigkeit der gegenwärtigen französischen Regierung in den Handelskreisen sich augenblicklich sehr befestigt hat. Bon diesem Standpunkt aus beurtheilt, sind die nicht unbeträchtlichen Zeichnungen in h-wsiger Haupt stadt für die neue französische Anleihe allerdings sehr bemerkenswerth. — Die vom Kaiser Napoleon an sämmliiche Herrscher derjenigen Staaten Europas, welche sich an der in diesem Jahre zu Paris statthabendcn In dustrieausstellung betheiligen, gesendete Einladung, die französische Haupt stadt zu jener Zeit durch ihre persönliche Gegenwart zu verherrlichen, wird für bas Viertel jahr 1'/, Thlr.; jede ein- z«l>« Rum«»» 2 Rgr. G«s»rtion«sedühr für den Naum einer Zeile 2 Ngr. Dienstag.. , Mfaftint »Ut 8aMi«-m«-v«« Mont«« täglich «ntz wird Nachmittag« 4 Uhr aa«. gegeben. Zit bestehen durch alle Postämter de« In« und Auslände«, sowie durch hie Erpehitlon i» Leipzig lOuerstcaße Nr. 8). lehnt und dabei die Verträge mit Oesterreich in einer Weise interpretirt, wodurch sie in der Thät fast illusorisch werden. Die Rücksicht auf Das, was Preußen eben gethan, und die Bcsorgniß vor Dem, was eS etwa noch thun könnte, bewogen Oestnreich, sich mit der russischen Annahme im Allgemeinen zufrieden zu erklären. Welches ist nun die Haltung Oesterreich-? ES hat, wie Niemand leugnen kann, durch seine bloße Kriegsdrohung die jetzige Nachgiebigkeit Rußlands erzwungen. Dadurch iss der CsHus belli für Oesterreich einst weilen susptndirt. ES wird im Cinvepstäudniß mjt den Westmächten über die mit denselben vereinbarten vier Punkte mit Rußland verhandeln. Da neben hindert es die Kkiegsaclionez, seiner Alliirten nichts verhqndelt mit ihnen unausgesetzt über das Offensivbündniß, setzt seine KriegSrüstungen und die Bemühung, Preußen und Deutschland zu gewinnen, rastlos fort- Wo ist nun da ein Grund zur Beschuldigung und Verdächtigung? Ist es Rußland mit der FricdenSbereitschaft nicht Ernst, so wird es alsbald den Ernst der österreichischen Kriegsbereitschaft kennen lernen. Wollte es dem österreichischen Cabinet «ine Grube graben, so darf eh versichert sein, daß daS populäre Sprüchwort an ihm in Erfüllung gehen wird. Die Haltung Oesterreichs. PÜS Otsttsreich, 20. Zan. Bei jeher der tonangebenden Mehrheit miSnebigen Phase der orientalischen Frage wird Oesterreich als die Ursache getadelt, fvird es geradezu d«S geheimen Einverständnisses mit Rußland be- zichtiat, ssnd zwar« was besonders lehrreich ist, gerade von Denjenigen, Welche her österreichischen Politik unmittelbar vorher großes Lob gespendet. Dies ist auch jetzt wieder der Fäll. Di« Unzufriedenheit über die der Mehr zahl unerwünschte Nachgiebigkeit Rußlands wird nicht gegen dieses, sondern gegen Oesterreich loSgelassen. Oesterreich, sagt man, habe absichtlich die hier Punkte so gjmstig formulirt, um Rußland aus der Verlegenheit zu helfen nnb den Vertrag vom 2. Dec- zu illudiren. Pabei gehen manche Blätter so weit, jetzt nachträglich die ganze wiener Politik zu verdammen, ja Oesterreich für die bisherig« Erfolglosigkeit deS Kampfe- der Wckstmächte verantwortlich zu mgchen. Die Thatsachen haben jede solche Verdächtigung yekerreichS widerlegt; sie werden huch di« neueste widerlegen, ja es ge- schieht dies H-n^ jetzt- Man hgrf' sipfichttt sein, daS österreichische Ca- yiüss stimmt iss di« Lvbe-Hymnty, welche einige wiener Correspondenten der Msbüsgex Asigeweinen Zeitung über die Seeley-ryße de- sich selbst be herrschenden Selbstherrscher- aller Reußen singen, dnrchau- nicht rin. DaS ykaMn de-schweren Geschützes, wsschcS zu Wien fortwährend über die Donau nach Norden braust, glossirt haS jüngste diplomatische Ereigniß ganz ander- qlS der „Glossätor von der Donau", und die neue Offensive der Russen an der Donau gibt über dl« russische Friedensantwort ganz an- -er«. Erläuterungen als der wiener — - Correspondent des genannten Blat tes, der jetzt, um einige sanfte Hieb«, die er früher gegen Rußland ge führt, vergessen zu machen, sich beeilt, Lem Kaiser Nikolaus wieder den Ausdruck unveränderter Verehrung zu Füßen zu legen. Graf Buol theilt den Optimismus dieser Herren nicht und noch weniger die Ungeschicklich keit des Correspondenten einer berliner Zeitung, welcher die Welt durch die Versicherung beruhigen wollt«, daß Graf Buol, falls die Russen in Bulgarien weiter vordringen sollten, darüber eine Erklärung verlangen würbe. Er hat nicht ein« Erklärung verlangt, soüdrrn eine sehr energische gegeben. Daß Oesterreich auf jede ehrenhaft mögliche Weife den Frieden herzu- sielltn, resp. für sich zu erhalten wünscht, daraus hat es nie ein Hehl ge- macht/und daraus witd ihm wok auch Niemand ein Verbrechen machen, umsoweniger, da eS bei hiefem Frie-en-wunsch thatssästig das bekannte Ge bot -V Lki«-^«aitsch-st «rMt. f^EWrbeMung zum Kriege mit weiser Vorsicht trifft, daß «s di« Dchwietigkriten im voraus ins Auge faßt, um eS nicht «ist nach einem verunglückten Feldzug thun zu müssen, das wird ebenfalls Niemand tadeln können. Für Oesterreich ist ein Kampf mit Rußland überhaupt eine viel ernstere Sache als für d!« Wrstmächte. Diese senden bei völliger Sicherheit ihres eigenen Gebiets Flotten und Heere in ferne Gegenden; Oesterreich dagegen hat den Feind an einer weiten und schwierigen Grenze buchstäblich vor den Thoren, es muß sich darauf gefaßt machen, den Kämpf auf sein eigenes Gebiet getragen, ja im ungünstigen Falle sogar di« Hauptstadt des Reichs bedroht zu sehen. Mit gewissen hafter Beachtung aller dieser nothwendigen Rücksichten in Kriegsbereitschaft gesetzt, hat Oesterreich an Rußland sein Ultimatum gestellt. Dieses wurde aber nicht vom Grassn Buol allein formulirt, sondern mit den Vertretern -er Westmächte vereinbart. Wenn man nun auch annchmen wollte, daß -er „gutmüthige" korb Westmoreland sich von dem „imponirenden" Grafen Buol bestimmen lasse, so ist doch Baron de Bourgueney als sehr kritischer Maün bekannt, der durchaus nicht geneigt ist, dem neuen französischen Kaiser- thum irgendetwas zu vergeben. Als nun Fürst Gortschakow durch die Einwilligung seines Herrn überraschte, was hätte da Graf Buol thun sol len? Hätte er die feierlich g«st«üt«n Foderungen, weil sie angenommen wor den, sofort höherspann,n sollen? Ein solches Verfahren gilt selbst im ge wöhnlichen Lebensverkehr für unanständig. Schon die diplomatische Klugheit gebot, die russisch« Erklärung gleich festzuhalten. Wollte Rußland eine Schlinge legen, so sollte eS in seiner eigenen Schlinge gefangen werden. Die sofortige Er öffnung der Verhandlungen wäre in der That das einzige Mittel gewesen, ohne Zeitverlust zu erfahren, wieviel von der russischen Nachgiebigkeit zu halten sei. Wollte Rußland blos Zeit gewinnen, so haben ihm gerade die Vertreter -er Westmächte diesen Vortheil verschafft, indem sie die Verhandlungen hinau-gsschobrn.. Möglich, daß sie geneigt waren, die Antwort Rußlands für ungenügend zu erklären, denn sie hatten ohne Zweifel auf eine ableh nende Antwort gerechnet, um Oesterreich mit in den Kampf treten zu sehen. Daß nun Graf Buol dieser Ansicht nicht sofort und nicht in dem Grad« beipffichtete, daß er die ungenügende Antwort einer ablehnenden glsichgesteht hätte, dgvon ist die Ursache wahrlich leicht zu finden, und es hätte namentlich das oben erwähnte berliner Blatt diese Ursache nicht in Wien zu suchen brauchen. Preußen hatte eben die Mobilmachung abge :0-b' ? dV-4 wrs i i g '!» .cssn? , chZ äno* .c^>U . -> tzttk-bmoudH ü-ü ! b>iK > Son . < , !1ßra1'K -.1 Deutsche Allgemeine Zeitung.