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WKMMWWW v WffMWWWW -M Amtsblatt für die Königliche Miishauptmannfchast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Sonnabend, den 2. Juli !910. 76. Zahrganß Nr. 76. Mit achtseitigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschaftlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehno. — Druck und Verlag von Carl Johne in Dippoldiswalde. DK. Melkeritz-Zeltunt'' «scheintwöchentlich drei mal: Dienstag, Donners zag und Sonnabend und wkd anden vorhergehen- -enAbenden ausgegeben. Preis viert eijährlich 1M. 2b Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern LO Pfg. — Alle Postan- kalten, Postboten, sowie msereAusträger nehmen Bestellungen an. Inserate werden mit 1« Pfg., solche aus unsere» Amtshauptmaw'schast mit 12 Pfg. die Spaltzeile oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei- gespaltene Zeile 35 bez. 30 Pfg. - Tabellarische und komplizierte Inserate mit entsprechendem Auf schlag. - Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 30 Pfg WHeritz-Mmg. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Herr Bürgermeister Friedrich Bruno Opitz in Glashütte ist als Standesbeamter für den zusammengesetzten Standesamtsbezirk Glashütte mit Luchau bestellt und heute verpflichtet worden. Dippoldiswalde, am 27. Juni 1910. Nr. 728 b. K. Königliche Amtshauptmannschaft. Mit der Stellvertretung des vom 2. bis 30. Juli beurlaubten Herrn Bezirkstier, arztes vr. Lange in Dippoldiswalde ist Herr Bezirkstierarzt vr. Otto in Dresden-Ältst, beauftragt worden. Dippoldiswalde, den 30. Juni 1910. Königliche Amtshauptmannschaft. Aus Blatt 112 des Handelsregisters, die Firma Sächsische Holzwarenfabrik Mar Böhme L Co, Aktiengesellschaft, in Dippoldiswalde betr., ist heute eingetragen worden: Die Gesellschaft hat sich durch Beschluß der außerordentlichen Generalversammlung vom 24. Juni 1910 aufgelöst und ist in Liquidation getreten. Die Eintragungen der Vorstandsmitglieder Mar Böhme, Ludwig Scheuermann und Albin Heinrich Grießbach sowie des Prokuristen Carl Adolf Tippmann werden gelöscht. Zu Liquidatoren sind bestell!: a, der Kaufmann Wilhelm Müller in Leipzig-Eutritzsch, . b., der Fabrikdirektor Mar Böhme in Dippoldiswalde, c., der Bankbeamte Richard Mehlhose in Dippoldiswalde. Zur rechtsverbindlichen Vertretung der Liquidationsgesellschaft ist die Mitwirkung zweier Liquidatoren erforderlich. Dippoldiswalde, den 29. Juni 19 io. Das Königliche Amtsgericht. Der Bau des Wärterhauses für die Talsperre bei Malter soll als Gesamt- unternehmung an einen Unternehmer mit Vorbehalt der Auswahl unter den Bewerbern und der Zurückweisung aller Angebote verdungen werden. In dem Preisangebot sind alle bis zur Schlüsselübergabe des Gebäudes gehörenden Leistungen einzurechnen. Preis listen nebst ausführlicher Baubeschreibung sind — soweit der Vorrat reicht — beim unterzeichneten Bauamte für 1,0 Mark zu entnehmen, oder sie werden unter Nachnahme dieses Betrages einschl. der Postgebühren zugesandt. Bei Einreichung eines Angebotes wird der Betrag unter Portoabzug erstattet. Bauzeichnungen können hier eingesehen werden. — Die Angebote sind bis Montag, den 18. Juli dieses Jahres, vormittags >/2l l Uhr mit der Aufschrift „Bau des Wärterhauses für die Talsperre Malter" ver siegelt und postfrei hier einzureichen. Zur genannten Stunde erfolgt im Bauamt die Eröffnung der Angebote. Die Bewerber bleiben bis zum 8. August dieses Jahres an ihr Gebot gebunden. Malter bei Dippoldiswalde, den 30. Juni I9l0. ILünigüvkvs Tslspvi-nvn ISsusmI. Bekanntmachung. Montag, den 4. Juli, abends 8 Uhr, Pßüvkttsuvnuvski'-Uskung. Dippoldiswalde, am 30. Juni 1910. Der Stadtrat. Der jüngste Personalwechsel in der Reichs- und preußischen Regierung. Schon beim Rücktritt des Kolonialstaatssekretärs Dern burg und der preußischen Minister v. Moltke und v. Arnim hatte es geheißen, daß hiermit die Veränderungen in den Staatssekretariatsposten des Reiches und den Minister ämtern in Preußen wohl noch nicht abgeschlossen seien. Diese Vermutung hat sich sehr rasch bestärigt, denn jetzt sind auch der preußische Finanzminister v. Rheinbaben und der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes v. Schoen aus ihren Ämtern geschieden. Herr v. Rheinbaben über nahm im Mai 1901, damals Minister des Innern, das durch den plötzlichen Rücktritt Miquels erledigte Finanz ministerium, welches er also über neun Jahre geleitet hat. Herr v. Rheinbaben versicherte in einer Unterredung, er verlasse ganz freiwillig seinen jetzigen Posten, da er sich nach einem weniger ausregenden Amte sehne; auch ver sicherte er hierbei, daß er sich während seiner Minister- tSIigkeit stets in vollem Einverständnisse mit dem Reichs- kanzler v. Bethmann-Hollweg befunden habe Wenn Herr v. Rheinbaben glaubt, hiermit der allgemein ver breiteten Annahme, er sei als Opfer in seinem heimlichen politischen Duell mit dem Kanzler gefallen, den Boden entziehen zu können, so befindet er sich allerdings im Irrtum. Denn die politischen Spatzen pfeifen ja von den Dächern, daß der bisherige preußische Finanzminister vom Reichskanzler aus der Regierung „hinausgegrault" worden ist, weil dem leitenden Staatsmann die allzustark ausge prägte hochkonservatioe Haltung Herrn v. Rheinbabens nicht mehr paßte; außerdem galt ja v. Rheinbaben als der „kommende Mann" für das Reichskanzleramt, selber Grund genug für Herrn v. Bethmann-Hollweg, einen solchen gefährlichen Konkurrenten auszuschiffen. Aber der scheidende Finanzminister ist vom Kaiser und König sehr gnädig verabschiedet worden, er wird also zweifellos wieder im preußischen Staatsdienste Verwendung finden, und zwar höchstwahrscheinlich als künftiger Oberpräsident der Rheinprovinz, was schon jetzt als gewiß gilt. — Zum neuen Finanzminister an Rheinbabens Stelle ist der Ober bürgermeister von Magdeburg, vr. Lentze, ernannt worden. Der neue Leiter des preußischen Finanzwesens genießt den Ruf eines sehr erfahrenen Verwaltungsbeamten und tüchtigen Finanzpolitikers; parteipolitisch ist er bis jetzt noch nicht sonderlich heroorgetreten Der bisherige Staats sekretär des Auswärtigen, Freiherr v. Schoen, bekleidete diese Stellung seit 1907, als Nachfolger des damals nach Wien als Botschafter gegangenen Staatssekretärs v. Tschirschky. Man muß sagen, daß Herr v. Schoen in der Leitung der auswärtigen Angelegenheiten keine sonder lich glückliche und erfolgreiche Hand bewiesen hat. Viel leicht, daß ihm mehr Erfolg in seiner künftigen Stellung als deutscher Botschafter in Paris beschieden ist, hatte sich doch Herr v. Schoen bislang weit vorwiegend der diplo matischen Laufbahn gewidmet. Sein Nachfolger im Staats sekretariatsposten ist der jetzige Gesandte in Bukarest, v. Kiderlen-Wächter. Er hat sich in verschiedenen diplo matischen Stellungen ausgezeichnet, dazwischen gehörte er eine Reihe von Jahren — von 1888 bis 1894 — dem Berliner Auswärtigen Amt als vortragender Rat an. Schließlich hat er im vorigen Jahre bereits die Geschäfte des Auswärtigen Amtes vorübergehend geleitet, als Stell vertreter des damals kranken Staatssekretärs v. Schoen. Herr v. Kiderlen-Wächter ist also auf seinem nunmehrigen Posten an der Spitze des Berliner Auswärtigen Amtes kein Neuling mehr, vielleicht darf man deshalb erwarten, daß er die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten des Reiches energischer und erfolgreicher als sein Vorgänger führen wird. Definitiv aus dem Reichsdienste scheidet der 1841 geborene bisherige Botschafter in Paris, Fürst Radolin, aus; er bekleidete diesen schwierigen diplomatischen Posten seit 1901. — Was schließlich die aufgetauchten Gerüchte anbelangt, denen zufolge auch der Staatssekretär des Reichsmarineamles, Admiral v. Tirpitz, und der preußische Handelsminister Sydow aus ihren Aemtern scheiden würden, so bedürfen sie vorerst noch einer Be stätigung. Immerhin ist es in Anbetracht der einschlägigen Verhältnisse nicht unwahrscheinlich, daß binnen einer ge wissen Zeit auch diese beiden Herren von ihren hohen Posten zurücktreten werden. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat Juni d. I. 640 Einzahlungen im Betrage von 86881 M. 71 Pf. geleistet, dagegen erfolgten 366 Rückzahlungen im Betrage von 74 294 M. 96 Pf. Dippoldiswalde. Herr Bezirksschulinspektor Schulrat Vang ist an Stelle des am l. Oktober d. I. in den Ruhestand tretenden Schulrat Fink, Vezirksschulinspektor für Dresden II, berufen worden. An seine Stelle tritt Schuldirektor Kuhne in Bautzen. — Herr Bezirkstierarzt vr. Lange ist vom 2. bis 30. Juli beurlaubt. Mit seiner Stellvertretung ist Herr Be zirkstierarzt vr. Otto in Dresden-A. beauftragt worden. — Das Königliche Ministerium des Innern hat be schlossen, den seit 1. Oktober 1900 bei der Königlichen Amtshauptmannschaft hier beschäftigten Diätisten Herrn Breitfeld vom 4. Juli 1910 ab der Königlichen Kreis hauptmannschaft Bautzen zur Dienstleistung beizugeben. — Line Reihe interessanter Prozesse, welche zwischen der bekannten „Nomos-Uhr Gesellschaft" in Glashütte und der gleichfalls dort ansässigen Weltfirma in Glas hüt ter Uhren, Lange L Söhne anhängig waren, ist jetzt durch einen Vergleich beendet worden, nachdem ein Urteil des Oberlandesgerichts Dresden vom 17. Dezember 1909 zu- ungunsten der „Nomos-Gesellschaft" ausgefallen war. In dem Vergleich hat sich die „Nomos-Gesellschaft" bei Straf auslage verpflichtet, fernerhin ihre Uhren nicht mehr mit Bezeichnungen zu versehen, welche zu der Meinung An laß geben könnten, daß es sich bei den Fabrikaten der „Nomos-Gesellschaft" um „Glashütter Uhren" handelte, die von der „Nomos-Gesellschaft" oder überhaupt in Glashütte hergestellt seien. Auch in den Reklamen sind alle solche Bezeichnungen zu unterlassen. Damit ist endlich dem ge- schäftlichen Mißstand, daß die „Nomos-Uhren", die schweizerisches Fabrikat sind, als „Glashütter-Uhren" ange sehen werden, begegnet. Nach Abschluß des Vergleichs haben die Parteien alle Klagen, bezw. eingelegten Rechts mittel zurückgenommen. Auch Lange L Söhne haben sich verpflichtet, solange der Vergleich eingehalten wird, nichts mehr gegen die „Nomos-Gesellschaft" zu unter nehmen. Schmiedeberg. Das am vorigen Sonntage vom hiesigen Militärverein veranstaltete Sommerfest erfreute sich bei günstiger Witterung eines lebhaften Zuspruches und nahm nach jeder Richtung hin einen befriedigenden Verlauf. Der Reingewinn soll zur Unterstützung hilfs bedürftiger Kameraden Verwendung finden. Attenberg. Nachdem noch die letzten Arbeiten an dem auf dem Damme des Großen Galgenteiches durch den hiesigen Ruderverein errichteten Bootshauses (Er- frischungs- und Unterkunflsraum) veendet sind, soll nächsten Sonntag, den 3. Juli, nachmittags 3 Uhr, die feierliche Eröffnung durch einen kurzen Festakt erfolgen. Frauenstein. Ein langjähriger Wun ch der Bewohner unserer Parochie geht seiner Verwirklichung entgegen. Der Bau der Kirchenheizungs-Anlage hat begonnen und soll in etwa vier Wochen beendet sein. Während dieser Zeit wird der Gottesdienst in der Hospitalkirche abgehalten. Dresden. König Friedrich August trat am Donners tag nach eintägiger Pause eine auf zwei Tage berechnete neue Landesreise in verschiedene Städte und Ortschaften der Kreishauptmannschaft Leipzig an. Die Bevölkerung bereitete dem Monarchen überall stürmische Ovationen. — Von weiten Kreisen unbemerkt, hat sich in der großen Dresdner Heide im Laufe der letzten Jahre ein ziemlich starker Bestand an Wildschweinen ent wickelt. In letzter Zeit sind die Tiere aber lästig ge worden, haben Saaten arg beschädigt und das Hochwild stark beunruhigt Man erzählt sogar, daß ein Mutter schwein einen Briefträger aus Langebrück angenommen haben soll. Es ist nun neuerdings der Abschuß der Wild schweine in der Dresdner Heide angeordnet worden. — Zum Studium der Nonnenkalamität wurde kürzlich eine wissenschaftliche Exkursion in die von dem Schädling besonders schwer heimgesuchte Lausitzer Heide von der Königlichen Forstakademie Tharandt aus unter nommen. Besonders wurde das Okrillaer Revier besucht. Dabei zeigte sich, daß das Ende der Kalamität, wie auf der kürzlich stattgefundenen Tagung des Sächsischen Forst vereins konstatiert wurde, bevorsteht. Die Wipfelkrankheit ist dieses Jahr in der Laußnitzer Heide im Gegensatz zum Jahre 1909 sehr eingetreten, wovon ein besonderer Erfolg der Selbsthilfe der Natur gegen die Nonne zu erwarten ist. Als weitere interessante Tatsache wurde das starke Auftreten von Tachinen festgestellt. Man fällte einen stark mit Nonnenraupen besetzten Stamm, las die Raupen ab und nun ergab eine Untersuchung durch den Biologen Professor vr. Escherich, daß 70 Prozent der Raupen von Tachinen befallen waren. Die Tachine ist insofern der Nonne über, als sie sich sechs- bis achtmal stärker ver mehrt als jene. Dazu kommt, daß eine einzige Tachine 800 bis 1000 Nonnenraupen vernichten kann. Um eine Falteroernichtung großen Stils vornehmen zu können, ist