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r Mit- iqcn licht. er und noch- vn weise nsern i allen )ützen- e Be- s uns rnszu- «v Pf- , Mar! Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Siebenlehn und die Umgegenden. AmtsölaLt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. 56. Freitag, den 21. Juli 1876. » Lü- "" — ». > ——— Bekanntmachung. Mit Genehmigung des Königlichen Ministeriums des Innern ist die Verwaltung der Amtshauptmannschaft Meißen auf die Dauer der Beurlaubung des Herrn Amtshauptmann Schmiedel, vom 16. Juli bis 12. August dieses Jahres, dem Herrn Regierungs- Assessor Freiherrn von Wirsing übertragen worden. Dresden, den 15. Juli 1876. Der Kreishauptmann. von Einsiedel. Der zweite Grasschnitt auf der Vogelwiese soll Montag, den 24. dieses Monats, Nachmittags 3 Uhr, im hiesigen Schießhause unter den daselbst bekannt werdenden Bedingungen an den Meistbietenden verpachtet werden. Wilsdruff, am 19. Juli 1876. Der Stadtgemeinderalh. Ficker, Brgmstr. Tagesgeschichte. Wilsdruff. 20. Juli 1876. Unser Bürgerschützenfest hat auch dies Jahr einen sehr günstigen Verlauf gehabt. Sonntag Nachmittag fand festliche Aus führung des Scheibcnkönigs statt, hierzu waren gleich wie in früheren Jahren die Behörden und Corporationen geladen und diesmal auch zahlreicher wie manckes andere Mal erschienen; auf der Schiebwiese entwickelte sich ein sehr bewegliches volkssestartiges Leben und erhielt sich bis in die späten Abendstunden. Montag Nachmittag that der Kürschncrmcister Springsklee den besten Schuß auf die Königs- fcheibe, was allgemeinen Jubel hervorrief. Derselbe wurde nach eingetretener Dunkelheit als neuer Bürgerschützenkönig in die diesmal durch Illumination und bengalisches Feuer prachtvoll erleuchtete Stadt cingesührt. Dienstag Nachmittag belustigte sich die Schützengescllschaft im Garten zum Lindenschlößcheu bei Concert mit Vogelschießen und Abends in der Restauration zur guten Quelle. Mittwoch Vormittag fand wie alljährlich das Königsfrühstück statt, wozu wiederum Ein ladungen ergangen waren. Der Herr Bürgermeister Ficker, welcher Ehrenmitglied der Gesellschaft ist, eröffnete die Reihe der Toaste mit einem feurigen Hoch auf Se. Mas. den König Albert, hieran reihten sich die übrigen officiellcn Toaste auf den neuen und alten König, auf das Direktorium, auf die Behörden rc., bis später volle Redefrei heit gewährt und im weitesten Sinne benutzt wurde. Das für Nach mittag beabsichtigte Damen - Vogelschießen wurde leider durch eintre- tcndcn Regen zu Wasser und mußten sich dieselben im Saale so lange Unterhaltung schaffen, bis der eigentliche Genuß für dieselben — der Ball — begann, welcher denn auch die meisten Schützen brüder und Schwestern bis in die späteren Nachtstunden fesselte. Und so läge denn das Schützenfest, welches durch keinen Mißton ge stört wurde, glücklich hinter uns, während wir anderen Festlichkeiten entgegensteuern. — Nächsten Sonntag feiert der Sängerbund „Saxonia," bestehend aus neun Städten, sein Bundesfest in unserer Nachbarstadt Nossen. Freunde des Gesanges sind dazu eingeladen. Siehe auch Inserat in heutiger Nr. unseres Blattes. — Die diesjährigen Gerichtsferien bei den Untergerichten nehmen am 21. Juli ihren Anfang und enden am 31. August. Während dieser Zeit finden nur die dringlichsten Sachen Erledigung. Die Friedensliebe ist augenblicklich und vorläufig bei allen Großmächten obenauf. Der Kaiser von Rußland verließ Reichstädt mit den Worten: Wir werden keinen Krieg bekommen! Der Kaiser von Oesterreich sagte: Ich kann Sie beruhigen, ich bin sehr glücklich, wir werden Frieden behalten. Und der englische Minister Disraeli bläst auch die Friedensschalmei. Es ist sehr unwahrscheinlich, sagte er dieser Tage auf feierliches Anrufen, daß aus den türkischen Wirren ein allgemeiner Krieg sich entwickeln wird. — Das war sein Thema und die einzelnen Großmächte und ihr Verhalten waren die Theile seiner Friedenspredigt. Deutschland hat geringes unmittelbares In e- resse an der Sache; Oesterreich hat einen Krieg am meisten zu fürchten und geht am wenigsten auf Friedensstörung aus. Rußland Hal zwar starke Sympathie für die Aufständischen, aber sein Kaiser, von dessen persönlicher Entscheidung mehr abhängt als von der irgend eines anderen Menschen, ist ein aufrichtiger Freund des Friedens. Auch Rußlands Finanzen verlangen den Frieden. Alle Mächte, England voran, stimmten überein, daß man sich in den gegenwärtigen Krieg nicht cinmischen dürfe, und wenn später eine Vermittelung nöthig wird, wird sie mit Zustimmung Aller erfolgen. Disraeli schloß seine Rede mit den bedeutsamen Worten: Ob das türkische Reich aus inner» Gründen im Zustande des Niederganges ist, das ist eine Frage, über die ich mich nicht aussprechen will, und wenn es der Fall, so wird der Beistand auswärtiger Mächte kein Heilmittel sein. Wir (England) haben dem kranken Manne unseren Schutz zugesagt gegen Jeden, der ihm nach dem Leben trachtet, aber wir können ihn nicht schützen gegen Selbstmord oder gegen den natürlichen Tod. — Das ist das wahrste Wort, das Disraeli je gesprochen hat, cs ist aber auch eine beständige Bedrohung des Friedens. Ein Jeder, der die vom Kriegsschauplätze eingclaufenen Depeschen gelesen, wird sich sagen, daß unmöglich Widcrspruchvollcres berichtet werden kann, wie es von Belgrad, Ragusa und Constantinopel aus geschieht. Die Belgrader Depeschen dementiren die türkischen Mel dungen und umgekehrt wollen die Siegcstclegramme der Pforte der Welt glauben machen, die türkischen Truppen hätten bisher nirgends Mißerfolge gehabt und seien überall siegreich gewesen, ja viele Re- contres, die wirklich staltgefunden haben und zuungunsten der Türken abgelaufen sind, wie dies kürzlich notorisch in Ler Herzegowina der Fall gewesen ist, werden als gar nicht stattgcfundcn geradezu abge leugnet. Diesen Uebclständen gegenüber bleibt für den, der sich einiger maßen über die Lage der im Kampfe Gegenüberstchenden orienliren will, als einziger, sicherer Anhaltepunkt die Karte. Nehmen wir diese bei der Lesung der neuesten Meldungen zur Hand, so ergiebt sich jetzt, nachdem der Krieg bereits gegen drei Wochen gewährt hat, ungefähr dasselbe Bild der Aufstellung der Truppen, wie es schon vor ca. vierzehn Tagen existirte. Die Serben stehen heute noch immer an den meisten Punkten auf türkischem Gebiete, in welches sie nicht weit einzudringen vermochten, weil ihnen an allen den wenigen über haupt vorhandenen schlechten Straßen, Verschanzungen der Türken ein Halt geboten. So ist General Tschernajeff allerdings bis Pirat I gelangt, hat dasselbe besetzt, er ist aber nicht weiter in Bulgarien vormarschirt; ferner befindet sich die früher vom General Zach be fehligte Abtheilung noch immer in der Gegend von Novibazar; Mi-