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Mitredacteur: Ltze»d,r Lutssch. »s«. S« Sonnabend, den 30. Januar 1864. Dresden, den 30. Januar. — Von der aus 165 Personen bestehenden Schleswig- Holstein Deputation, die über München vorgestern Abend in Leipzig eingetroffrn und dort sehr enthusiastisch empfangen wor den ist, sind gestern Mittag zehn Abgeordnete in Dresden zu dem Zwecke angelangt, um sich hier eine Audienz bei Sr Ma jestät, dem König zu erbitten, welche vermuthlich heute statt finden wird. Trotz der erst kurz vorher bekannt gewordenen Ankunft dieser Herren hatte sich am Leipziger Bahnhofe eine ansehnliche Menschen-Menge zur Begrüßung eingefunden, deren Gefühlen Herr Bürgermeister Neubert Namens der Stadt und Herr Professor vr. Wigard im Namen des hiesigen HilfeomiteS Ausdruck verlieh. Herr Advocat Wiggers aus Rendsburg dankte für die herzliche Aufnahme und brachte ein Hoch auf Se. Ma jestät dm König von Sachsen „als den treuen Schirmer der schleswig-holstein'schen Sache." — Vom BahnhofeauS gabmandm Herren das Geleite zu ihrem Absteigequartier km Hotel Ml» KtoG Prinz. Im Laufe des Nachmittags besuchte die Deputation daS Bel vedere der Brühlschen Terrasse, wo sie schon beim Eintritt auf Veranlassung der Herrn Marschner vom Mufikchor mit „Schles wig-Holstein meerumschlungen" und mit enthusiasmirtem Bei fall der Anwesenden empfangen wurden. Schon in dm Nach mittagsstunden beriefen große Placate an den Ecken die Sänger de- Dresdner Allgemeinen SängervereinS zu einem Fackelständ- chm am Abmd, um den norddeutschen Gästen eine. Ehtenmusik zu widmen, die im Verein mit einem Musikchor ünttr großer Theilnahme des Publikums vor gmanntem Hotel auSgeführt wurde. Ein großes Publikum vereinigt« sich später mit d.m geachteten Gästen im Saale des Lincke'schen Bades, wo mancher patriotische Wunsch, manches aufmunternde Wort sich den ge preßten Herzen entrang und die von Prof. Wigard Lei der Begrüßung ausgesprochene Mahnung: „daß ein abermaliger Verrach Schleswig-Holstein- von schweren Folgen nach oben und unten sein werde" allseitigen Wiederklang fand. — Als Reinertrag de- BallfepeS zum Besten hilfsbedürf tiger Angehöriger der in Holstein stehenden sächsischen Unter offiziere und Soldaten ergießt sich d e Summe von 135STHK., welche dem k. Kriegsministerium zur Vertheilung übergeben wird. Gezen 175 Frauen mit 42V Kindern sind zur Unterstützung bereitS angemeldet. — Der Stadtrath veröffentlicht die Ergebnisse der Ver waltung des zu Begründung eines Bürgerhospital- zu bildenden Fonds auf das Jahr 1863. Nach denselben betrugen die Ein nahmen im gedachten Jahre 6449 Thlr., darunter 1272 Thlr. Vermächtnisse und Geschenke, 1000 Thlr. Antheil an dem Reinerträge der Nr. Güntz'schm Stiftung im Jahre 1862 und 779 Thlr. von Bürgerrechtsertheilungen. Die Ausgaben be standen in 1225 Thlr. und zwar in 360 Thlr. stiftung-mäßig zu zahlende Renten von erhaltenen Vermächtnissen, 751 Thlr. Verpflegungs-Aufwand re. für 7 HoSpitalite» und 114 Thlr. Verwaltungs-Aufwand re. Durch den sich ergebenden Gnnah-, auf 72,563 Thlr. angewachsen. Außerdem werden noch vier Stiftungen im GesammtbetrLge von über 2007 Thlr. bei diesem Fond mit verwaltet, die für besondere Zwecke bestimmt sind. — Concert. Mittwoch, den 27. d. Mts., gab Herr Kammervirtuos I Lotto sein 2 und letztes Concert im Hotel de Saxe, diesmal von der k. Kapelle in würdiger Weise unter stützt. Unter Direction des Herrn Hofkapellmeister Krebs leitete eine vom Publikum beifällig aufgenommene Concert-Ouverture von August Horn das Ganze ein. Fräulein Marie Wieck, die als Clavierspielerin rühmlichst bekannt ist, trug «in Adagio und Rondo aus dem Chopin'schen k-moll-Concerte vor und Frau Schubert sang die weichgehaltene Scene und Romanze au» Romeo und Julie (Act 1) mit wirksamem Au-drucke, ferner 2 Liederchen von L Schubert, auf welche sich, nach Mehreren Concertprogrammen zu schließen, ihr Lkder-Repertok zu be schränke« scheint. Herr Lotto spielte den ersten Satz au» dem 17. Concerte von Viotti mit einer von sich eingelegten brillan ten Cadenz; ferner eine neue Ballade und Polonaise von Vieux- temps (den Carneval von Venedig als Zugabe uicht zu ver gessen), schließlich ein Andante und Moto perpetuo, beides von Paganini. Was über da» Spiel des Herrn Lotto bereits nach dem ersten Concerte Ehrenvolles gesagt worden ist, bedarf in diesem zweiten kaum der Bestätigung. Allmählig erkennt da» Publikum unter dem Großen »MDrößere heraus und fühlt selbst, wie die fabelhafte 23jährigen charmanten Künstlers ebensosehr von tiejMMkigkeit des Gefühl- wie von dem lodernden Feuer einerMühenden Phantasie dictirt ist. H«r Lotto und s.in Instrument sind zu rimm seltenen, glück-. uchen Bunde verwachsen. DaS sagte auch der rauschende Applaus, der sich bis zum dreimaligen Hervorrufe de» Künstlers steigerte. Wenn Herr Lotto in reifer» Jahren an künstlerischem Ernst noch mehr zunehmen wird, kann er in der -allerersten Reihe der Biolin-Virtuosen stehen. Armin Früh. — In Betreff der hier herrschenden Blatternkrankheit er- fahrm wir, daß dieselbe noch immer im Zunehmen begriffen ist und allein im hiesigen Krankenhause über 40 Personen an der selbe« behandelt werden. Einen tödtlichen Verlauf soll dort die Krankheit nur in drei Fällen gehabt haben, klebrigen».ist die selbe neuerdings auch in Äuge» Häusern auf der Ha«pW*ßS und Rhänitzgasse aufgetreten. — In einem Bodenraum des Hauses Nr. 8 auf d« Schäferstraße ist vorgestern Abend gegen tO Uhr eine Parthie Holzkohlen auf bisher noch unermittelte Weise in Brand ge- rathen. Der Lehrling des in diesem Hause wohnhaften Töpfer meisters hat im Begriff, sich zu Bett zu begeben, an dem die oberen Räume diese- Hause» durchdringenden Rauche da» Schaden euer zuerst bemerkt, sofort Lärm gemacht und dadurch schnelle Hilfe herbeigerufen. Ar die Kußdrcke, auf der die Kohle ge- «An, ist ein Loch gebrannt und durch dasselbe sogar eine bren nende Kohle in da» daruuter befindliche Zimmer gefallen. Em meüberschuß von 5223 Thlr. ist da» Vermöge«, deö HOitalS weiter« Schaden, ist nicht angerjchtet worden, doch war die.