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Sächsischer Landes-Anzeiger : 23.05.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-05-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189005235
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18900523
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18900523
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-05
- Tag 1890-05-23
-
Monat
1890-05
-
Jahr
1890
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 23.05.1890
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skr, iit. — ly. Jahrgang. Die an jeden, Wochentag Abend (mit de« Datum der folgende» Tage») zur Ber- fendung gelangende unparteiische Zeitung „Sächsischer LandeS-Anzeiger" mit täglich einem Extra-Beiblatt: i. Kleine Botschaft g. Sächsischer Erzähle« L Sächsische Gerichtszeitnng 4. Sächsisches Allerlei b. Jllustr. Unterhaltungsvlatt s. Tonntagsvlatt 7. Lustiges Bilderbuch kostet bei de» Aurgabeslellen uionatlich 70 Pfg., bei de» Post-Anstalte» 75 Pfg. Sächsischer jt»i»kS-Aillti-kr. BerbreitetsteS unparteiisches tägliche- Lokalblatt. Die Hauptblätter de» „SSchs. LandeS-Anzeiger»" erscheinen (ohne dessen Extra-Beiblätter) auch In einer billigeren Sonder-Au-gabe al»r „Chemnitzer General-Anzeiger" für Cheninitz monatlich 46 Pfg. frei I»S Haus; außerhalb Chemnitz monatlich SO Pfg. mit Zutragen. Postzeitung-Prei-Iiste für 1890: Nr. 1307. Freitag, 23. Mai 1890. Der Stichs. Landed-Aazriger ist ringet»»««» i.d. 18VOerPost-Ztg».-Vrei«liste: Rr.chM. Verlags-Anstaltr Alexander Wied« Chemnitz, Theaterstraße Nr. 5. Fernsprech-Anschluß Nr. ISS. Telegr.-Adr.: LandeS-Anzeiger. Chemnitz, Anzeigenpreis: Mann, einer schmalen CorpuSzeile 15 Pfg. — Bevorzugte Stelle (lspaltige Petitzeile) SO Pfg. — Bei Wiederholung großer Anzeigen Preisermäßigung. — Be, Bestellungen von «»-wärt- wolle den Eimück»»gsbetraa (in Briefmarken) beifügen ije S Silben Corpusschrift bilden ca. 1 Zeile.) — Anzeigen können nur bi» Bonnittag angenommen werden, da Druck und Verbreitung der großen Aiulaqe längere Zeit erfortwm. — Die Anzeigen sinden ohne Preisaufschlag gleichzeitig Verbreitung durch den »Chemnitzer General-Anzeiger" (billigere Sonder-Au-gabe der Hauptblätter de» »Sächsischen Lande»-Anzeiger-" ohne denen tägliche Extra-Belblätte». Drahtnachrichten nuferes Anzeigers. Vom 22. Mai. Berlin. Der Kaiser und die Kaiserin werde» am SS. Juni der Kaifer-Regatta in Gms beiwohnen. Rom. Hier verlautet, der Papst habe sich tu seiuem Briefe an den Prinz-Regenten Luitpold über das Ver- bot bezüglich der Abhaltung des Katholikentages in München beklagt. Eine Antwort ans dieses Schreiben ist bis jetzt noch nicht erfolgt. Paris. Fast die gesammte hiesige Presse nimmt von der Broschüre des radikalen Deputlrten Drehs ns, worin dieser Frankreich zum sofortigen Kriege gegen Deutschland ausfordert, nicht die geringste Notiz. (Das Nähere siehe unter Frankreich. D. Red.) Triest. Bet der hiesigen Central-Landescasse ist ein gefälschter Check mit 47,000 Llres ansgezahlt worden. Zur gegenwärtigen Lage. Hs Chemnitz, den 22. Mai. Das Pfingstfest sicht in diesem Jahre noch stillere Tage, als in den vorangegangenen Jahren; wvhl hat der Reichstag bis unmittel bar vor dem Feste getagt, »vohl sind in der deutschen Volksvertretung schwerwiegende und für die Nation bedeutsame Fragen erörtert worden, von deren Entscheidung für unsere Zukunft außerordentlich viel ab- hängt, aber der Wunsch nach Ruhe und Friede tönte auch aus den meisten Parlamentsrede» deutlich wieder, so daß das deutsche Volk keinen Anlaß hat, zu Pfingsten sich irgend welchen Sorgen hinzu- gebcn. Die beiden großen Vorlagen im gegenwärtigen Reichstage, welche vor Allem die Aufmerksamkeit auf sich lenken, die Vermehrung der Friedensstärke der Armee und das Arbeiterschutzgesetz haben im Reichstage mehrtägige Beraihungen erfordert, an welche sich noch längere Verhandlungen in den bezüglichen Commissionen anschließen werden. Aus dem Für und Wider wird das Nichtige hervorgehe» und werden damit zwei neue, feste Bollwerke zur Wahrung des äußeren und inneren Friedens geschaffen werden. Wir wissen aller dings zu gut, daß es hier, wie da nicht an geheimen und offenen Versuchen fehlen wird, wider den Frieden Sturm zu laufen. Wir können auch dem mit Ruhe eutgegcnsehen. Was sich Feind des äußeren und des inneren Friedens nennt, handelt nicht mit klare», Kopfe und ruhiger Ueberlegung; Leidenschaftlichkeit und Ueberreizung spornen diese Elemente zu Schritte» an, die vor dem nüchterne» Menschenverstände nicht bestehen können, und die darum vor der ruhige», aber festen Kraft wirkungslos zerschellen. Deutschland hat die Macht und hat auch die Kraft, und sein Kaiser versteht es, sie anzuwenden. Das ist die Lage heute, eine sehr befriedigende, die noch besser sich gestalten wird, wenn nur erst die Nachwirkungen der Unruhen sich verzogen habe», welche nicht Deutschland allein, sondern ganz Europa bewegten. Die deutsche Reichsrcgierung, das deutsche Volk, der deutsche Kaiser, sie alle haben nicht nur einmal, sondern wieder und wieder feste und klare Versicherungen gegeben, daß Deutschland nie und nimmer an eine» Angriffskrieg denkt, höchstens sich vertheidigen will, wenn eS angegriffen wird. So bestimmte Versicherungen sind von keinem unserer Nachbarstaaten erfolgt, und das ist zu bedauern; wäre es der Fall gewesen, das Tapitel „Vermehrung der Soldaten" wäre längst z»m Abschluß gebracht worden. Statt dessen ist heute der Entschluß hillgestellt, daß die Nation, welche heute den Frieden bricht, auch dafür wird zahlen müssen, wie nie ein Volk zuvor. Der Friedcns- brecher wird nicht allein besiegt werden, cs wird auch seine politische und wirthschaftliche Vernichtung erfolgen. Deutschland hat in der auswärtigen Politik die versöhnende Hand ausgestreckt, ohne daß sie ergriffe» worden wäre. Nun wird wiederum eine Hand zur Ver söhnung geboten, und diesmal gilt cs dem inneren Frieden. Nach den Gesetzen über die Altersversicherung, die Krankenversicherung, die Jnvalidenversorgung folgt der Arbciterschntz, der in Zukunft, wenn auch im Anslande gleiche Schritts vorliegc», „och weiter aus gedehnt werden soll, es wird auch die Beseitigung des Gesetzes folge», welches umstritten gewesen ist, wie kein anderes, des Socialistengesetzcs. Es fehlt heute nicht an Stimmen, welche meinen, zu viel Entgegenkommen einer gewaltthätigeu Richtung gegenüber werde als Schwäche ansgelegt werden! Aberdas ist doch nicht zu befürchten, alle Welt weiß» welche Macht Deutschland hat, und die deutschen Landeskinder wissen eS am besten. Es war ein arger Sturm, der durch unser Deutsches Vaterland gerauscht ist, aber er hat bisher seine Grundvesten nicht erschüttern können, und in Zukunft wird cs nicht anders sein. Im Gegentheil, heute regt sich bereits auch im Innern der Wunsch nach Friede», und die znr Versöhnung ausge- streckte Hand ist von Vielen erfaßt worden, die eingesehen haben, daß es besser geworden ist. Noch mehr aber werde» sich Jenen anschließen, wen» kein Stillstand ans dem betretenen Wege erfolgt, und der wird nicht eintreten, der Stein ist im Nolle» und nicht aufzuhaltcn. Aber können wir wollen, daß-er zu schnell sich fortbewege, daß an kein Aufhalten zu denken ist, Allen die Zerschmetterung droht? Nein! AllAineincr, stetiger Fortschritt durch treue Arbeit im ganzen Reiche, das brauchen wir, und sind wir soweit, dann bleibt auch der Segen nicht aus. Politisch- Rundschau. Chemnitz, den 22. Mai. . Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm hat in Königsberg in Pr. wiederholt sehr entschiede» sei» warme- Interesse für die Landwirth. schast betont. Mau geht wohl nicht fehl, wenn man anninimt, daß der Monarch damit hat sagen wollen, die verbündete» Negierungen würden einer Aeuderung der landwisthschaftliche» Zollgesetzgebung nicht zusiimme». UebrigenS wird der BsmdeSrath wohl vorläufig nicht in die Lage kommen, sich mit einer solchen Forderung des Reichstages zu befassen, denn derselbe weist bekanntlich heute eine unverrückbare Mehrheit zu Gunsten der Kornzölle auf. — Der Rücktritt des preußischen FiiianzmimsterS von Scholz wird entweder noch vor, oder sonst gleich nach Pfingsten erfolgen. Eine persönliche Differenz hat zu dem Rücktrittsgedanken des Ministers keinen Anlaß gegeben. Herr von Scholz ist längst seines Amtes müde, da seine Gesundheit sehr erschüttert ist. Wenn er nicht schon früher gegangen» so lag daS daran, daß eS an einem geeignete» Nach folger fehlte; jetzt scheint Herr Miquel bereit zu sein, den nicht leichten Ministerposten zu übernehmen. — In diesen Tagen wurde mitgetheilt, eS habe ein eifriger Schriftwechsel zwischen dem alten und dem neuen Reichskanzler statt- gesunden. Nach der „Nordd. Allg. Ztg." ist kein Wort davon wahr. . — Ueber eine Audienz, welche ain Dienstag die elsaß-loihringischen Neichstagsabgeordneten, vr. Petri und Baron Hugo Zorn von Bulach, beim Reichkanzler von Caprivi hatten, berichten Straßburger Blätter: Die Herren wurden sehr freundlich ausgenommen. Die von ihnen nachgesuchte Unterredung bezog sich vorwiegend auf die Paßvcrordnung, welche seit längerer Zeit de» Gegenstand des lebhaftesten Interesses aller deutschfreundlichen Elemente im Reichslande bildet. Wie ver lautet, erklärte Herr von Eaprivi, das einer gänzlichen Aufhebung der Verordnung Gründe ans internationalem Gebiete entgegenständen, daß dagegen die mildere Handhabung der Paßvorschrift, wie sie in »euerer Zeie vielfach bemerkbar geworden ist, auch in Zukunft geübt werde, und man darf daran wohl die zuversichtliche Erwartung knüpfen, daß weitere Milderungen folgerichtig nicht anSbleiben werden. — Aus der Militärcommission des Reichstages. Kriegsminister von Berdy legte am Mittwoch die Grundzüge dar, nach welche» künftig unsere Armee sich entwickeln soll. Sie beruhen darauf, den Spuren zu folgen, welche unsere Nachbarn von rechts und links vorzeichneu. Das Endziel sei die systematische Durchführung der allgemeinen Wehr pflicht ; dadurch werde die Armee verjüngt, so daß im gegebenen Mo ment die letzten Jahrgänge nicht einbemsen zu werden brauchten. Abg.Richter(frs.) betonte, diese weiteren Pläne würde» so kolossale Snmmen kosten, daß cs vielleicht besser sei, schon die jetzige Militärvorlage ab- zulehnen. Kriegsminister von Verdy antwortete, die gegenwärtigen Forderungen seien hinreichend durch die Maßnahmen unserer Nachbarn gerechtfertigt. Abg. Windthdrst fragt, wer denn aber die kolossalen Svldateumassen schließlich erhalten solle. Alle Welt wisse, daß im Herbste schon wieder neue Militärforderunge» kommen würden. DaS Volk rede schon von FltttfhtMdkrl Millionen. Sek das wahr? Stciäts- secretär von Maltzahn erklärte, im Schooße der Regierung sei nur die Deckung der gegenwärtige» Forderungen erörtert, aber keine neuen Forderungen. Der Kriegsminister führt aus, wir seien gezwungen, den Armeeverstärkungen unserer Nachbarn Rechnung zu tragen. Ob und welche neuen Forderungen kommen würde», könne er heute selbst nicht sagen. Graf Stolberg-Wernigerode constatirt, daß die Annahme der jetzigen Vorlage keine Verpflichtung für die Zukunst in sich schließe. Abg. Frhr. von Hüne (Ctr.) wird für diese Vorlage stimmen, weitere Forderungen müßte» aber selbst eine» alten Osficier schwer berühre». Die Einsührung der zweijährigen Dienstzeit werde sich nicht vermeiden lassen. Abg. Rickert (freis.) spricht für zweijährige Dienstzeit und jährliche Feststellung der Friedensstärke. Oberst von Falckenstein ist gegen Einführung der zweijährigen Dienstzeit durch Gesetz. Nur wirk lich tüchtige Leute könnten mit zwei Jahren entlassen werden. Die Ausbildung müsse gründlich sein. Ein Jcrthum sei cs auch, als ob eine zurückgelegte tüchtige Schulzeit von besonderem Einfluß auf die Ausbildung des Soldaten sei. Das ganze deutsche Bundesschießen sei nicht so viel Werth, als ein Tag Landwehrübung. Die Einführ- ung der zweijährigen Dienstzeit durch Gesetz sei schlechthin heute un möglich. Sollte sie möglich werden, so werde die Militäverwaltung sofort dazu übergehen. Hierauf vertagte sich die Commission bis zum 6. Juni. — Ueber Vorgänge innerhalb der freisinnigen Partei berichten die freisinnigen Berliner Zeitungen übereinstimmend: „Zum Vor sitzenden des geschäftsführenden Ausschusses der Partei ist der Abg Schräder (bisher Enge» Richter) und zum Stellvertreter des Vorsitzenden der Abg. Zelle (bisher Rickert) gewählt. In den beiden Wahlen kam er sichtlich der Wunsch zum Ausdruck, die persönlichen Gegensätze, welche sich seit einiger Zeit in der freisinnigen Partei herausgebildet haben, dadurch znrückzudrängen, daß die Geschäftsleitung in die Hände von Partei genossen gelegt wird, deren Vergangenheit und deren Unabhängigkeit von einzelnen Preßorganen eine Gewähr dafür bietet, daß sich an ihre Namen keine einseitigen Parteibestrebungen knüpfen." — Der preußische Landtagsabgeordnete von Schenckendorff hat dem Minister des Innern eine Uebersicht der in den verschiedenen Regierungsbezirken getroffene» Einrichtungen zur Förderung des er ziehlichen HandfertigkeitsunterrichtS für Knaben mit dem Anträge eingereicht, dieselbe den Behörden mitzutheilen. Der Minister hat den Regierungspräsidenten darauf anempfohlen, für die weitere Ver breitung dieses Unterrichts zu wirken. — Die Gewerbecommission deS Reichstages hat die beiden ersten Abschnitte deS Schiedsgerichtsgesetzes genehmigt und sich dann bis 3. Juni vertagt. — Der Abg. Bebel war an einem Darmkatarrh recht bedenklich erkrankt, befindet sich jetzt aber wieder auf dem Wege zur Besserung. — Die Cartellparteien im preußischen Abgevrdnetenhause habe» sich über eine Abänderung der Sperrgeldervorlage geeinigt. Mit derselben, welche die Verwendung der vom Staate den preußischen Bischöfen zu zahlenden Renten betrifft, wird die Vorlage wahr scheinlich angenommen werden. — Preußisches Abgeordnetenhaus. 64. Sitzung vom 21. Mai. Zunächst wurde der Nachtragsetat im Ganzen angenommen; alsdann wurden mehrere Petitionen von Beamten und Lehrern wegen anderweiter Regelung ihres Einkommens der Negierung überwiesen. Der Gesetzentwurf betr. die Entschädigung für an Milzbrand gefallene THIere wurde in dritter Lesung angenommen, ebenso der Entwurf betr. die Verpflichtung der Landgemeinden in der Rheinprovinz znm Bullenhaltc». Darauf wurden Petitionen erledigt. Eine Petition der Subalternbeamtcn bei den Local-Justizbehörden betr. die Auf besserung ihrer Verhältnisse wird der Regierung zur Erwägung über» wiese». Ueber eine Petition von Familienvätern aus dem Ermland« betr. die Schließung der Mädchenpensionate bei der Congregatio» der Katharinerinnen geht das HauS znr Tagesordnung über. Direktor vr. Schauenburg in Krefeld hat eine Petition eingesandt betr. di« Berechtigung der Realschul-Abituriente» der Real-Gymnasien zu allen Studien und Staatsprüfungen. Die Petitionscommission beantrag^ dies Gesuch der Regierung znr Berücksichtigung zu überweise». An genommen wird ein Antrag Kropatschek, die Petition der Regierung als Material zu Erhebungen über diese Frage zu überweisen. Nach Erledigung einer Localpetition aus Falkenburg in Pommern vertag^- sich daS HauS. Nächste Sitzung: Donnerstag 11 Uhr. <Kl«iu« Vorlagen und Petitionen.) Oesterreich-Ungarn. Ei» Zug Infanterie wurde von streiken den Bergarbeitern im Pilsener Revier mit Steinen und KnApp ' angegriffen. Alle Warnungen halfen nichts, und t»V Infanterie feuerte nun scharf. 12 Arbeiter sind getödtet, 35 verKstndet, Am Mittwoch kamen neue Tumulte vor. DaS Militär griff abermal- ei». — Zn einem bedauerlichen Krawalle streikender Bergarbeiter ist es auch in Pankraz bei Nürschan in Böhmen gekommen. Das Militär schoß scharf. Fünf Arbeiter wurden getödtet, mehrere verwundet. Frankreich. Die Kammercommission hat ein scharfes Gesetz über den Kinderschutz beschlossen. — Der französische Militärattache Hue in Berlin soll abberufen werden. — Unter dem Titel: „Der nothweudige Krieg" veröffentlicht der als sehr excentrisch bekannte französische Abg. Dreyfus eine Broschüre, i» welcher er die Regierung, auffordert, sofort an das Deutsche Reich den Krieg zu erklären. Er sagt, heute sei Frankreich Deutschand noch etwas überlegen, sowie der russischen Buiidesgeiwssenschaft sicher. (I) Einmal müsse der Krieg doch komme», den» dauernd seien die Lasten nicht auszuhalten, also sei cs am Besten, sofort loszuschlagen. Nur wenige Pariser Zeitungen billigen schweigend diese verrückte Sprache; die meisten Blätter lvarnen davor» den Teufel an die Wand zu male». Dreyfus hat keine Politische Bedeutung. Belgien. Der internationale Bergmannstag in Jolimont in Belgien, welcher von 130 Abgeordneten besucht ist, zählte darunter nur fünf deutsche Vertreter. Die Veranstalter des Congcesses habe» keinen geringeren Endplau, als alle Vorbereitungen zu treffen, um in allen europäischen Kohlenländcrn an einem Tage einen großen Streik auSbrccheri zu Waffen. -c Schweiz. In Bern werden dke neu erösfneten Verhandlungen über den dentsch-schweizerischen Niederlassungsvertrug sehr flott-ge führt, und ist nicht zu bezweifeln, daß eine Einigung erzielt wird. Die deutschen Forderungen werden in den wichtigsten Punkten zuge- standen, doch soll eine ruhige Anwendung erfolge». — Die Schweiz plant eine Aenderung der bisherigen Volksabstimmungen. Rußland. Die Panslawisten in Petersburg haben einen Erfolg zu verzeichne». Der vor mehreren Jahren cassirte berüchtigte General Tschernajew ist wieder in die active Armee aufgenommen und zum Mitglied deS KriegsratheS ernannt. — Die russische Petersburger Zeitung widmete dieser Tage einen längeren Artikel der sogenannten Patriotischen Flotte Rußlands, welche seiner Zeit begründet wurde, Um in Kriegszeiten den Kreuzerdienst zwischen den einzelnen russischen Häfen zu versehen und im Frieden die Ausdehnung der russischen Handelsbeziehungen zu unterstützen. DaS Blatt erzählt, daß dieses hochpatriotische Unternehmen die in dasselbe gesetzten Erwartungen mir i» sehr geringem Maße erfüllt habe. Die ganze Flotte bestehe heute nur aus sechs Schiffen, von denen nur ein einziges die heute erforderliche Geschwindigkeit besitze. Heute werde der gesammte Handels verkehr der russische» Häfen am Schwarzen Meere durch deutsche und englische Schiffe vermittelt, welche jährlich damit Hundertlauscnde von Rubeln verdienten. Dieser ganze Transport müßte künftig von den nationalen russischen Schiffen besorgt werden, was dadurch zu erreichen sei, daß man die Vermehrung und Verbesserung der,/patriotischen Flotte ernsthaft in die Hand nehme. Es ist wohl kaum zu bezweifeln, daß das genannte Blatt durch diese Ausführungen einem in weiten und einflußreichen Kreisen gehegten Wunsche Ansdruck gegeben hat. England. Der Geburtstag der Königin Victoria wurde am Mittwoch unter großer Theilnahme begangen. Aus diesem Anlaß wurden die Generäle Simmons und Haines zu Feldmarschällen er nannt. — Der Colonialdirector Anderson kehrt nach Pfingsten zur Fortsetzung der Grenzverhandlnngen nach Berlin zurück. Im Par lament soll eine bündige Darlegung hierüber verlangt werden. Chemnitzer Stadt-Anzeiger. Die Freunde unsere« Blattes werden ersucht. nnS wichtige Begebenheiten güttgst mitjutheNe» Clieiiini'b, 22. Mai 1890. —* Ein Schwindler. Vor einigen Tagen erschien in de Wohnung eines hiesigen Arbeiters in dessen Abwesenheit ein un bekannter Mann, übergab der Ehefrau desselben ein Buch, mit dem Bemerken, ihr Ehemann habe es bei ihm bestellt, eS koste 75 Pfg. Die Frau übergab ihm anstandslos das Geld, erfuhr jedoch bei der Rückkehr ihres Mannes, daß dieser kein Buch bestellt habe. Jeden falls hat der Betrüger das Buch auch gestohlen. —* Mißgeschick. In einer Maschinenfabrik wurde gestern einem Arbeiter an der Drehbank der linke Daumen zerquetscht, in Folge dessen derselbe längere Zeit nicht arbeitsfähig sei» wird. "in nächtlicher Ruhestörer. In der Nacht de» 16. Mai wurde in der Linienstraße dadurch rnhestörender Lärm verübt, daß ein Mann in ein Hans eindringen und als er dasselbe verschlossen fand, die Hansthüre aufsprengeii wollte, wobei er di« Glasscheiben cinschlug. Da demselben Niemand öffnete, entfernte er ich schließlich. In dem Ruhestörer wurde ein Schlosser ermittelt, welcher an genanntem Abend ein in dem betreffenden Hause wohnende» Mädchen, mit dem er TagS zuvor in Streit gerathen war, aufsuchcn und mit ihr wiederum Streit anfangen wollte. verantwortlich: für Politische-, OertllcheS und Fenillcsonlstische-: Julius Theiß; ür Sächsische-; Franz SSLc,^für dtti gerichtet» Theil: O, Neunewitzi ür den Jnseratentheil: der Verleger Alexander W i Für nicht erbetene Zusendungen sind Verlag tz»dl -e;IS»»iiIIichin Lbemust ledaction nicht verbindlich
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