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Dresdner Journal : 22.03.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188703228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870322
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870322
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-03
- Tag 1887-03-22
-
Monat
1887-03
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 22.03.1887
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1887. Dienstag, den 22. März, abends. OK« H»«ur«prel»l Dres-mrIMNml Lo»i«rdoldä«, äovttcliso koiobo» tritt koot- vvü 8tvallp«I,i»vll»^ iüvru. Ir» r»»»«» 4«»t,<L»v Ittivd«: iLdrlieü: . . . . l« u»rll. ^jLtutliod: 4 i1»r^ SO?k Livoolv» !i UVUlI«ri> : 10 kk. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Dtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte LvätlnälxuvxoxedllLrea« ?Sr äov k»um eiver jkeap»It«Q«ll 2»il« llsiusr Lekrikt 40Unter ..k!>nir»i'»n<tt" äi» 2«ü« SO kk. ö«i o. 2iL«r»»»t» «nttpr. Aafovlü»^. Lrvvdet»»», ^t^liot» mit An«n»1>mo ävr 8ons- nnä ?«isrt»^< »denüi. Uer»n»xed«r: Uünist. k!rp«<titi<>o äe» Vrooävor /oarvolltz Vr««isn, Ho. »0. »uaovw« von L»«ttu»t«iuiss»» oainArt»» LotpttU: ^r. Lraneirtett^, Lommimiookr äo» Orosänor ^ourrmli; Lomdnr» - S«rliL-Vj.» - l^ip^g o. H: //eiarerlrtnn <t ^o§/«r, >«rU»-Vt«o-L»»dvU- kr»U.1^tp,tU-rr»nktarl o. N.»,«««: Lo«t Lto«e, kort, Looätm - L«rU» - 7r»nkt»rt * N - »MtlL»rt: Oa-L« <e 5?o./ L-rUnt /nrat,-t«»<to«L, vrow«: L LeUott«, : L §ta„-<n'» Lo^eao <Lm»t Lo-at^-, S»rUm: ^ac->/o/-er,- U»nnor«r: O. Lcknitmtor, L»u« o. ».: /. Loret et 60. Westelkungen auf da» „Dresdner Journal" für das nächste Vierteljahr werden zum Preise von 4 M. 50 Pf. angenommen für Dresse« bei der unter zeichneten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), für e«S»irtS bei den betreffenden Postanst alten. Lönigl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben dem Stellvertreter des Generaldirector« der Staatseisenbahnen, Geheimen Finanzrath l)r pbii. Gustav Woldemar Freiherrn von Biedermann den Titel und Rang eines Ge heimen Rathes Allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Rittergutsbesitzer Georg von Oppel zu Dresden die ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen ver liehenen Insignien eines Ehrenritters de» Johanniter» ordens annehme und anlege. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wachrichten. Berlin, 22. März. (Tel. d Dresdn. Journ.) Dir Königin von Sachsen und Prinz Friedrich August von Sachsen wohnten heute der Frühmesse iu der HedwigSkirche bei. Heute früh fand Glocken- getaute von allen Türmen und Choralblasen vom NathauS- und Schloßturm statt. Jedes Haus strahlt in glänzendem Schmuck, in den Straßen wogt eine festlich bewegte Menge. Um 9 Uhr be gaben sich die Schulen in geordneten Kestzügen mit Musik zu den KestgotteSdieusten. Eben bk- giunt die Auffahrt der Mitglieder der Königs- familie zur Gratulation. Berlin, 22.März, nachmittags. (Tel.d.Dresd-- Journ.) Die ganze Straße „Unter den Linden" ist vom Publikum dicht besetzt. Um 10 Uhr begann die Auffahrt der deutsche« Studentenschaft in mehreren huudert Wagen. Begleitende MufikkorpS in mit telalterlicher Tracht zu Pferde spielten die Natio nalhymne, das Preußenlied und die Wacht am Rhein. Die Cbargirten der Studenten zu Pferde eröffneten und schlossen d n Zog, der eine volle Stunde dauerte. Beim Nahen des ersten Wagens trat der Kaiser anS Fenster. Die Volksmenge schwenkte Tücher und Hüte, hoch rufend. Der Kaiser grüßte mehrfach, hierauf begann die feier liche Auffahrt der Mitglieder deS Königshauses, sowie der anwesenden Fürstlichkeiten zur Gratu lation, alle von der Volksmenge mit jubelnden Hochs begrüßt. Paris. 22. März, früh. (W. T. B.) In der deutschen Botschaft fand gestern Abend zur Vor- feier deS Geburtstages Sr. Majestät deS Kaisers rin großer Empfang statt, welchem alle Minister, der Chef deS MilitärstaateS deS Präsidenten Gr^vy, General Brug^re, der frühere Minister- Präsident Freycinet, der Herzog v. La Roche foucauld, Clemenceau, LSon Say, der Herzog v. Mouchy, Leroyer, Kloquet, sowie viele Damen in glänzenden Toiletten beiwohnten. Rom, 21. März, abends. (W. T. B.) Die heutigen Abendblätter bringen sehr sympathische Artikel anläßlich des Geburtstags Sr. Majestät deS Kaisers Wilhelm. London. 21. März. (W. T B ) Dir heutige Sitzung deS Unterhauses war eine bedeutsame. Der Staatssekretär sür Irland. Balfour, erklärt unter dem Beifall der Konservativen, er werde morgen eine Bill einbringen, betreffend die wirksamere Ver hinderung und Bestrafung der Verbrechen in Irland. — Der erste Lord des Schatzes, Smith, teilt mit, daß er für diese Bill die Dringlichkeit zu beantragen beabsichtige. Morley kündigt an, er werde die Dring lichkeit durch folgenden Unterantrag bekämpfen: DaS Haus erklärt sich gegen die Beiseitesehung der StaatS- geschäste zu Gunsten der Abänderung de» irischen Strafrechts, da keine Mittel vorgeschlagen würden, den Mißbrauch der Gesetze zu beseitigen, welcher durch die Erpressung übertriebener Pachtsummen zu Tage trete. — Balfour erklärt,^ die Regierung werde baldigst ihre Ansichten über die irische» Bodengesetze dem Hause mitteilen. — Der Unterstaatssekretär für Indien, Gorst, teilt mit, es sei kein Grund sür die Annahme vorhanden, daß Rußland einen Vormarsch gegen Afgha nistan beabsichtige. Im Pishinthale sei auf einer Strecke von 100 Meilen Eisenbahnmaterial angehäuft; sobald der Plan für die Ausdehnung der Bahn festgestellt sei, werde er dem Hause darüber Mitteilung machen, falls dies den Interessen de» Staates nicht zuwiderlaufe. — Der erste Lord der Admiralität, Lord Hamilton, zeigt dem Hause an, es werde zur Feier des 50jährigen Regierungsjubiläums der Kö nigin am 23. Juli im Beisein der Königin eine Flottenrevue in Portsmouth stattfinden, an welcher zahlreiche Kriegsschiffe, Kanonenboote, Fahrzeuge zur Küstenverteibigung und Torpedoboote teilnehmcn wür den. Während der Operationen der Flotte werde da» Kriegsreglement in Kraft treten. St. Petersburg, 21. März. (W. T. B.) Die Abordnung des Kaiser Alexander Garde- grenadierregimentS ist gestern abend von Berlin hier einaetroffen und hat sich heute dem deutschen Botschafter, General v. Schweinitz, dem Krieg»- ministrr Wannowski und dem Chef deS General- stabeS, Generallieutenant Obrutscheff, vorgrstellt. Morgen begiebt sich die Deputation nach Gatschina. Anläßlich deö morgigen GcburtStage» de» Deut- schen Kaisers sist das gesamte Personal der deut schen Botschaft nach Gatschina zum Diner geladen. Mittwoch findet bei dem deutschen Botschafter, General v Schweinitz, ein Galadiner statt, zu welchem der Minister deS Auswärtigen v. Gier», Geh. Rat Blangali, Baron Zomini, Geh. Rat Sinowj ff, die Botschafter und Gesandten ge laden sind. St. Petersburg, 22. März. (Tel d Dresdn- Journ) DaS „Journal de St. PsterSbourg" schließt sich voll und herzlich den Wünschen an, welche die deutsche Ration heute ihrem Kaiser darbringt, sowie den ehifurchtSvollen Gratula tionen, welche dem Kaiser von allen Seiten zu- gehen.—Lie russische „St. PeterSb. Ztg." widmet dem Kaiser einen sehr sympathischen Aufsatz, in welchem der Verdienste des Kaisers um die Erhal tung deS Frieden» und der Freundschaft zwischen Deutschland und Rußland gedacht und dem Rat geber des Kaiser», dem Kürsten v. BiSmarck, warme Anerkennung gezollt wird. — Auch „Nowost" und „Neue Zeit" erkennen die friedliche Bedeutung der heutigen Feier an und äußern sich sympathisch über die hohen persönlichen Eigenschaf ten des Kaisers. Sofia, 21. März. (W. T. B.) Stoiloff ist beute früh nach Konstantinopel abgereist, wo er morg.n eintrcffen wird. RadoSlavoff hat seine Abreise auf 2 bis 3 Tage verschoben. Dresden, 22. März. Die Beziehungen de» Königreichs Italien zum Deutschen Reich und der österreichisch-ungari- schen Monarchie. Noch ist zwar die italienische Ministerkrifis nicht beendigt, aber eS bestätigt sich, was unser Wiener Mitarbeiter in der am Sonnabend erschienenen Num mer unseres Blatte» meldete, daß die deutsch-öster reichisch - italienische Friedensallianz eine vollzogene Thatsache ist. DaS dem Auswärtigen Amte nahe stehende Wiener „Fremdenblatt" schreibt hierüber das Folgende: „Selten ist ein Ereignis mit so ungeteilter Befriedigung ausgenommen worden, wie die in der letzten Zeit zur Thatsache gewordene Erneuerung jener Vereinbarungen, durch welche Italien wieder an die Seite der beiden eng mit einander verbundenen Kaiser staaten getreten ist. Selten auch hatte die Staats kunst ein Werk vollendet, welches einer Mißdeutung weniger ausgesetzt wäre, als dieses, in welchem man mit Recht eine ganz ungetrübte Quelle der Beruhigung und der Sicherheit erblicken darf. Es giebt eine Art mißtrauischer Auffassung der Politik, welche an Allian zen ohne bestimmte eigennützige Zwecke nicht leicht glauben kann. Die Ziele der einstigen Diplomatie, die Verirrungen der Geschichte wirken noch auf das Anschauungsvermögen der gegenwärtigen Generation ein, welche stets nach Beispielen in der Vergangenheit sucht, oder unwillkürlich auf dieselben stößt. Aber in der That wäre es schwer, für jene Situation, in der gegenwärtig Europa sich befindet, em Gleichnis zu entdecken. Man darf die meisten jener großen Völker fragen, welche noch vor Dezennien die Behaup tung eines dauerhaften Friedens erschwerten und zwischen den Kontinentalstaaten die Trachensaat der Zerwürfnisse auSstreuten, für gelöst und zur Be friedigung der wichtigsten hierbei in Betracht kom menden Staaten abgeschlossen erachten. Noch giebt eS viele Angelegenheiten, welche das Interesse der einzelnen Staaten in größerem oder geringerem Grade in Mitleidenschaft ziehen können, welche eine sorgsame Beachtung, eine wachsame Verteidigung er fordern und die Kräfte der Staaten in Anspruch nehmen können, aber die meisten der kontinentalen Staaten sind in ihrer Entwickelung bis zu einem Punkte vorgeschritten, in welchem in der Thal die Behauptung der bestehenden staatlichen Ordnung, die Wahrung des Frieden» und die Abwehr von Kon flikten, welche ihn gefährden könnten, die entscheidenden Zielpunkte der Staatskunst geworden sind. Osterreich- Ungarn und daS Deutsche Kaiserreich haben dieses Pro gramm ihrer Politik offen bekannt. In ihnen erblickt Europa die Träger derselben. Kaum ein Staat ist nach seiner natürlichen Beschaffenheit und nach der Vollendung seines nationalen Aufbaues in vollerem Maße geeignet, diesen Ideen ungeteilt und ohne Rück halt beizutreten, als Italien, das nicht mehr das Be dürfnis empfinden kann, von großen internationalen Wirren in ihre Kreise gerissen zu werden Es kann deshalb nur das gleiche Wollen teilen, an der Ver bürgung des Friedens, an der Erstarkung seiner Ga rantien teilzunehmen. Es vollzog auch den Anschluß an das deutsch-österreichische Bündnis noch unter an deren parlamentarischen Konstellationen, und es er neuerte nunmehr denselben, aller dagegen entfachten Agitationen und aller parlamentarischen Schwierig keiten ungeachtet, weil es in demselben die Sicherheit für seine eigene, ruhige Fortentwickelung und für die anerkennungsvolle Geltung seiner Stimme im Kreise der europäischen Mächte erkannt hat." „Es bleibt das unbestrittene Verdienst des Grafen Robilant, auf den die leitenden Staatsmänner Euro pas seit jeher mit besonderem Vertrauen blickten, in dessen klare Auffassung und in dessen Willensstärke sie eine berechtigte Zuversicht setzten, den Bund zu einer Zeit erneuert zu haben, da ver Friede von Gefahren verfinstert war, die, wenngleich sie noch nicht in wahr nehmbarer Nähe standen, doch von allen Völkern empfunden worden sind. Wenn ihm aber solches trotz der schwierigen über Italien hereingebrochenen parla mentarischen Krise gelingen konnte, so ist dieser Erfolg in erster Linie dem König Humbert zu danken, welcher Italiens Stellung und Aufgaben, und die Pflichten des Königreiches zu hoch hält, um den wechselnden Wogen politischen ParteihaderS einen Eingriff rn die selben zu gestatten. Der Monarch hielt e» für die vornehmste Aufgabe italienischer StaatSkunst, dem Königreich durch den Anschluß an eine mächtige Staatengruppe einen festen Boden zu leihen, auf dem dasselbe allen Krisen, die etwa Europa heimsuchen könnten, mit voller Beruhigung für die ungefährdete Sicherung seiner Interessen entgegensetzen könnte, ohne zu Wagnissen gezwungen zu sein, welche für ein großes konsolidiertes Staatswesen immerhin mit Gefahren verbunden sein könnten." „Indem Italien dem deutsch-österreichischen Bunde beigetreten, hat es sich mit den Ideen desselben iden tifiziert und diese sind und bleiben ausschließlich fried licher und defensiver Natur. ES ist der vereinten StaatSkunst gelungen, eine Friedenswacht von der südlichen Spitze Europas bis an die Nord- und Ost see zu schaffen, welche niemanden bedrohen und welch« Mißbehagen nur dort Hervorrufen kann, wo kein ehr licher Wille besteht, die friedliche Entwicklung Europas zu respektieren. Überall jedoch, wo man von dem loyalen Streben erfüllt ist, die bestehende Ordnung, die Ruhe des Weltteiles vor gewaltsamen Erschütte rungen zu schirmen und wo man nur von der Sorge erfüllt ist, solche Kalamitäten unmöglich, und demgemäß jeden Versuch, die bestehende Rechtsordnung zu brechen, zu einem im Vorhinein vergeblichen Beginnen zu machen, wird der Beitritt Italiens zu dem Bunde der beiden Kaiserstaaten als eine freudige Errungenschaft aufgefaßt werden, welche jenes politische Gefühl wesent lich befestigt und kompletiert, dessen unerschütterlicher Fortbestand daS wichtigste Fundament für die Ruhe deS Weltteils bildet Je größer die Zahl jener Mächte wird, welche rückhaltlos den Zielen des deutsch-öster reichischen Bundes beipflichten und seine Maxime an erkennen, um so unwahrscheinlicher gestaltet sich eine jede andere Konfiguration, welche, von anderen Ideen be herrscht, Europa vor die Eventualität eines gefährlichen An tagonismus stellen müßte. Italien, welches zu einem die Ge schicke des Kontinent« mit bestimmenden Faktor geworden, wird dadurch der Vorteile teilhast, welche au» einem solchen Verhältnis entspringen. In einem gesicherten Verhältnis zu zwei Großstaaten stehend, nimmt e» an ihrer vereinten Macht teil und hat den gesicherten Rückhalt überall, wo eS seiner Stimme Geltung ver schaffen will Was immer die Zukunft bringen möge, welche Ereignisse ihr auch entkeimen mögen und welche Stürme auch entfesselt werden könnten, es braucht die düsteren Erinnerungen und herben Erfahrungen der Vergangenheit nicht zu fürchten. Es steht auf festem Boden, gleichsam im gedeckten Hafen verankert. Mit- wirkend an der Verbürgung des allgemeinen Frieden», schirmt es seine eigene ruhige Entwickelung, und indem es ein Teil jener Macht geworden, deren maßgebenden Einfluß zu seinem eigenen Vorteile ganz Europa em pfindet, erhöht es auch die eigene Autorität, ein Re sultat, daß nicht ohne Folgen bleiben kann, so ost Italiens Interessen in verschiedenen, dasselbe berühren den Fragen eine Berücksichtigung verlangen sollten." Für uns iu Deutschland ist die Nachricht von der Wiedererneuerung des freundschaftlichen Verhältnisse» zu Italien jedenfalls eine Freudenbotschaft, eine Grund lage mehr für die Aussichten auf Erhaltung des Frie dens, welche zu keiner gelegeneren Zeit kommen konnte, Feuilleton. K. Hoftheater — Altstadt. Am 2l. März: König Richard III. Historisches Drama in 5 Akten von Shakespeare, nach A. W. v. Schlegels Übersetzung von Dingelstedt eingerichtet. DaS großartige Stück, welche» bei uns eine gute Einstudierung und nach der Bedeutung der passenden Kräfte des Personals in vielen Szenen und Rollen den Reiz einer begeistigten Darstellung für sich hat, würde nicht mit einer dementsprechenden Aufmerksam keit vom Publikum besucht. ES ist das eine Schädi- g»ng des klassischen, überhaupt deS ernsten Dramas, die nicht nur nachteilig mit einer allgemeinen Ge- fchmack-verflachunq Hand in Hand geht, sondern ge radezu au» derselben entspringt. Das gegenwärtige Nichtvorhandensein eines dämonisch ergreifenden und die dramatische Charakterschöpfung des genialen Dich ter» deckenden Richarddarstellers darf die Ausführung de» Werkes nicht gänzlich hindern. Wir haben in Dresden bei allem Aufwand von Mitteln auch nur ein einziges Mal einen echten, gewaltigen Richard III. gehabt; es war Dawison, und die Dawison» sind sel ten, man kann in demselben Jahrhundert nicht ost auf deren Wiederkehr rechnen. Gestern spielte zum ersten Male Hr. Klein die Titelrolle, nach einer Pause in seinem Wirken, herbei- geführi durch einen schweren Familienverlust Wir haben es in Hrn. Klein mit einem Künstler zu thun, der jeder Aufgabe vollen Fleiß und den Schmuck reich- licher EinzelauSstattung zuwendet Von solcher Be ¬ rufstüchtigkeit, von großer, oft feiner Technik unter stützt, ist die Wirkung nie ganz wegzulöschen; und da bei hilft noch eine Thatsache mit: jeder redliche gute Wille, auch wenn er stärker ist als daS Können, ver söhnt in der Kunst mit dem Resultat und überträgt einen Teil dessen, was etwa der Künstlerindividualität zu einer bestimmten Rolle fehlt. So auch hier. Der Darsteller bemächtigt sich, in Ermangelung der großen furchtbaren Thatkrast seine« verbrecherischen Helden, dieser Aufgabe besonder« in schauspielerischer Weise, wobei ihm Maske, Sprechton, überhaupt Methode in jedem Sinne de« Wortes die möglichsten Dienste leisten mußten. Für die Anna trat Frl. Brandtmann ein und brachte derselben zunächst schon da» Temperament einer jugendlichen Erscheinung und eine» lebhaft be tonten Ausdrucks entgegen. Den König Eduard IV. gab mit gut erfaßter Stimmung Hr. v d. Osten. Frau Bayer, Frl. Ulrich, Hr. Porth sind in ihren Leistungen al» Herzogin von Hork, Margarete von Anjou, Herzog Clarence vorzügliche Stützen diese» Werke». O. B. König!. Konservatorium für Musik. Der dritte Solistenabend der Prüfungrausführungen desselben wurde seiten deS Orchesters unter Direktion deS Hrn. Prof. Rappoldi mit einer recht gelingenden präiisen Ausführung der Ouvertüre zur „Zauberflöte" eröffnet. Musikalisch tüchtig und sicher zeigte sich da» Orchester auch in sämtlichen Begleitungen der Solovorträge. Unter den schulmäßig guten und befriedigenden der- selben seien nur die beiden talentvollsten Leistungen hervorgehoben. Eine Schülerin Hrn. Rappoldi» Frl. Brouk spielte zwei Sätze des Violinkonzerts in ^-äur von VieuxtempS nicht bloß mit trefflich geschulter Technik, kräftiger und zugleich leichter Bogenführung, sondern auch mit bereit- gewandter, indivioueller Be handlung und mit Esprit des Vortrags. Sie wird ihren Fleiß namentlich der feineren Ausbildung des TonS und feiner völligen Reinheit zuwenden müssen Eine Schülerin des Frl. Orgeni, Frl. Klein, deren Helle, reine und kräftige Sopranstimme nur noch an Schwäche der tiefen Lage leidet, sang Webers Oberon arie „Ocean du Ungeheuer". Wenn auch der hocher regte, rasch wechselnde Affekt im dramatischen Aus druck», der dieser schwierigen Arie ihre Bedeutung ver leiht, von der jungen Sängerin noch nicht erreicht werden konnte, so zeichnete sich ihre Wiedergabe der selben nicht allein durch sichere und gesanglich lobens werte Ausführung aus, sondern auch durch intelligente Auffassung, durch Pathos des Vortrags und durch eine Ausbildung desselben, welche ein einheitliches Bild der ganzen Scene mit entschiedenem Talent her stellte. Diese erfreuliche Leistung war eine ganz hervorragende unter allen gesanglichen, welche seit Jahren die Prüfungsaufführungen des Konservatoriums ergeben haben. Und ihr soll sich — wie mir berich tet wurde — in gleicher talentvoller Begabung — wenn auch nach anderer Richtung hin — die Leistung des Frl. Kreuziger (Schülerin des Lrn. Professors Scharfe) im zweiten Solisten - Abend angeschlosseu haben. Schon im vorigen Jahre wurde darauf hingewiesen, daß die Beifallsäußerungen seiten« der Schüler der Konservatorium» in diesen Prüfung-aufführungen sich nicht schicken und zu verbieten seien. Will man diese Aufführungen dem Urteil der Mitschüler unterziehen, so kann man überhaupt die zum Zuhören desselben eingeladenen Musikfreunde entbehren. C. B. Nur eine Strophe. Novelle von Erich Norden. (Fortsetzung.) Die Frau Professor. Eine» der elegantesten Quartiere auf der Brienner Straße in München gehörte dem Professor MieSner. Im ersten Stockwerk einer mit Gartenanlagen um gebenen Villa befand sich die geräumige Wohnung, eine Reihe stattlicher Zimmer, mit der Aussicht auf den Königsplatz. Die Einrichtung zeugte von Geschmack und Eleganz, war fast kokett zu nennen, da jede Ecke, jedes Plätzchen auf das vorteilhafteste und in die Augen fallendste geschmückt war. Zahlreiche schöne Topfgewächse und blühende Blumen waren um Gipsfiguren gruppiert, und ließen die Herrschaft de» Winter», der in diesem Jahre ungemein streng austrat, nicht merken. Es war abends gegen acht Uhr Alle Zimmer waren hell erleuchtet, und dienende Geister liefen ge schäftig hin und her, da Gäste zum Thee ermattet wurden. Im Empfangszimmer, das mit dunkelroten Vorhängen und Portieren versehen und dessen Fuß boden mit dicken Teppichen belegt war, und in welchem dunkelrote Ampeln eine zauberhafte Beleuchtung ver- breite'en, saß Eleonore in einem Fauteuil Wie immer, wenn Gäste ermattet wurden, trug sie auch heute ein weißes Kleid. Sie stützte den Kopf
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