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Wechsel in entfernte Tonarten, aber immer auf tonaler Grundlage, liedhafte und tänzerische Elemente, brillante Virtuosität des Klavierparts und farbige Instrumentierung des Orchesters. Es ist eine dramatisch erregte, von lyrischen Episoden durchzogene Musik. Das Hauptthema des ersten Satzes ist eine Melodie von großartigerSchwungkraft über dem Vollklang einer in Trioien mit Quint- und Quart-Intervallen wogen den Begleitung. Dieses breit strömende Thema (mit der Vortragsbezeichnung narrante - erzählend) hat epischen Charakter. Dagegen gibt sich das Seiten thema, ausgeschmückt mit einem Gerank glitzernder Klavierpassagen, graziös und kapriziös. Es wird in komplizierter Weise abgewandelt. Eine starke drama tische Zuspitzung vollzieht sich im Durchführungsteil mit seiner grandiosen Klavierkadenz. Dunkle, drohende Wolken verdüstern die Landschaft. Im Schluß teil wird das epische Anfangsthema wieder aufgenommen. Der zweite Satz, ein wirbelndes Scherzo, stürmt in unaufhaltsamer, motorischer Bewegung in der Art eines Perpetuum mobile vorüber. Der dritte Satz ist ein unheimlich-phantastisches Intermezzo mit grellen Or chestereffekten, ebenfalls in gleichmäßiger Bewegung gehalten und ohne eigentlich melodische Entfaltung . Der kontrastreichste Satz ist das Finale mit einer Musik voll ungebändigter Urwüchsigkeit und überraschender Übergänge. Dem derben, von verzwickten Figurationen umspielten Hauptthema wird im lyrischen Mittelteil über schau kelnder Begleitung ein gemächlich trällerndes Thema in der Intonation eines russischen Volksliedes gegenübergestellt. Dieses volksliedhafte Thema wird man nigfaltig abgewandelt. Mit dem wieder aufgenommenen ungestümen Haupt thema in der Reprise, in die auch das Seitenthema eingreift, wird der Finalsatz effektvoll abgeschlossen." Anton in Dvorak schrieb seine Sinfonie Nr. 5 F-Durals 34jähriger im Jahre 1875. Das Werk wurde fälschlicherweise lange Zeit als dritte Sinfonie bezeichnet, da es Dvoraks Verleger Simrock aus kaufmännischen Erwägungen 1888 unter dieser Nummer und mit der zu hohen Opuszahl 74 (eigentlich erst op. 24!) veröffentlicht hatte, nachdem vorher bei ihm die in Wirklichkeit später entstandenen Sinfonien D-Dur und d-Moll (ihrem Entstehungsdatum nach Nr. 6 und 7) als Nr. 1 und 2 erschienen waren. Die alte Bezeichnung der fünften Sinfonie als Nr. 3 bezog sich also lediglich auf die Reihenfolge der Heraus gabe. Der Komponist widmete das einem sehr fruchtbaren Schaffensjahr ent stammende Werk dem großen Dirigenten Hans von Bülow, der ein tatkräftiger Förderer seiner Kompositionen war und ihn in einem Brief aus dieser Zeit den „nächst Brahms gottbegnadetsten Tondichter der Gegenwart" nannte. Dvorak dirigierte seine am 25. März 1879 unter der Leitung von Adolf Cech in Prag uraufgeführte F-Dur-Sinfonie auch selbst häufig, u. a. in Brünn, Prag, Moskau und am 13. März 1889 auch als Gast des Gewerbehaus-Orchesters in Dresden, des Vorläufers der Dresdner Philharmonie. Das Werk, das bereits in starkem Maße die Meisterschaft und Ausdruckssicherheit des Komponisten erkennen läßt, wurde von dem Musikforscher Hermann Kretzschmar übrigens als Dvoraks „Pastorale" bezeichnet - ein Name, der allerdings eigentlich nur für die ersten drei Sätze der Sinfonie, ganz besonders für den ersten, Gültigkeit hat. Eine idyllische, naturverbundene Grundstimmung besitzt der sonnige erste Satz (Allegro, ma non troppo). Die Klarinetten und danach die Flöten stimmen das freundliche, aus zerlegten Dreiklängen bestehende Grundthema an, dem ein kraftvolles zweites Thema (Grandiose) und ein melodisch einfaches Seiten thema in D-Dur folgen. Nach der frischen, farbenfrohen Durchführung führt die Coda mit einer Vereinigung von Grund- und Seitenthema im Fortissimo zu einem letzten Höhepunkt, um dann im Pianissimo zu verklingen. Der zweite Satz, ein etwas melancholisches Andante, dessen kantables Haupt thema zuerst von den Violoncelli vorgetragen wird, ist in dreiteiliger Rondoform angelegt. Der Mittelteil (Un pochettino piü mosso) bringt im Kontrast zum ersten Teil eine Aufhellung der Stimmung. Mit einer rezitativartigen kurzen Überleitung schließt sich der dritte Satz nach einer „ganz kleinen Pause" unmittelbar an den vorhergehenden an; dann setzt das Allegro scherzando mit liebenswürdig-tänzerischen Klängen ein, die wieder unmittelbar die nationale Zugehörigkeit der Ausdruckswelt des Komponisten spiegeln. Über den pastoralen Charakter der schlichteren ersten drei Sätze hinaus geht das meisterhafte Finale, das mit seiner breit ausladenden Anlage, seiner star ken dramatischen Spannung und seiner auch harmonisch kühnen, neuartigen Konzeption bereits zu Dvoraks bedeutendsten sinfonischen Sätzen gezäd* werden muß. Nach schwankenden Stimmungen, dramatischen Konflikten lyrischen Episoden kommt es zu Ausbrüchen jubelnder Daseinsfreude. Die hym nische Steigerung des Schlusses gipfelt in der sieghaft-strahlenden Wiederkehr des F-Dur-Hauptthemas des ersten Satzes in den Posaunen, mit der ein Brückenbogen vom Anfangs- zum Schlußsatz geschlagen wird. VORANKÜNDIGUNGEN : 13. und 14. April 1968, jeweils 19.30 Uhr, Kongreßsaal 14. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Kurt Masur Solistin: Cecile Ousset, Frankreich, Klavier Werke von Bartök, Mozart und Grieg 11. und 12. Mai 1968, jeweils 19.30 Uhr, Kongreßsaal 15. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Kurt Masur Solist: Ralph Kirkpatrick, USA, Cembalo Werke von J. S. Bach, Mozart, de Falla und Ravel Programmblätter der Dresdner Philharmonie — Spielzeit 1967/68 — Chefdirigent: Kurt Masur Redaktion: Dr. Dieter Härtwig Druck: Grafischer Großbetrieb Völkerfreundschaft Dresden, Zentrale Ausbildungsstätte 40749 III 9 5 1,8 368 ItG 009/29,68 [•Hi I H a rmoni 8. PHILHARMONISCHES KONZERT 1967/68