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Nr. 7S Z Donner-rag, de« 81. März IV1V « Jahrgang MMeWkszeitlMtz Irkcheblt tSgltch nach«, «it «uSnahme der Sonn, und Festtage. ^ SL" « L°"» Unabhängiges Tageblatt "'M-DWUNSKÄL fiir Wahrheit, Recht und Freiheit J«se»at« werden die «gespattene Petttzeile oder deren Raum mit 1L4 ReNamen mtt Stt ) die Zeile berechnet, bei Wiederholungen entsprechenden Rabatt. «nchdroikeret, Redaktiou und Geschäftsstelle! Dresden, Ptlluttzer Ltrahe 4». - Fernsprecher I»«« «s» Rückgabe »nderlanat. Lchrtststück« keine Verbindlichkett Redaktion«.Sprechstunde: 11—LS Uhr. 0»L8V«M » L^rLniI. viral. 8elmoi»«1r»üv 81. chltrsnoininiort. Sorrlieksr kartreartoa. lponnio. Uvotists «rrisklied» Vorteils. WM' Lr»te l-edelerltt« Me Spe.cd.n, VVI«»en»cd,tt»n, INu.IIe, Nnteo a»v. . Pintloo.II.dr.elonea i. L. I'siagoevit. u. KNnsl. Lus- dUSana Vorettxl. Xörporvtisgo; LLiter. Ligen«» Nerleokelm »ut Weeg.ioSd«: poklee-tt»u», Lo«»«d»u<I-, nsds am Velcke. Xoitcdt»- peoipeier« g. Voritederto. — Vorstekerio: VrLoleio X. podlee. Vom 1. allgemeinen katholischen Frauentag in Wien. Wien, den 29. März IS 1V. Am heutigen Tage begannen unter zahlreicher Teil nahme -er katholischen Frauen Oesterreichs die Beratungen des 1. katholischen Frauentages. Die katholischen Frauen Oesterreichs treten hiermit zusammen, um zu Len Fragen, welche die Zeit bewegen, Stellung zu nehmen. Fünf Tage sollen die Beratungen währen und über ein Dutzend Refe rate erledigt werden. Unter großer Beteiligung begann um 10 Uhr vor mittags nach einem feierlichen Gottesdienste die erste be ratende Versammlung. Ihr voran war am gestrigen Nach mittage eine Delegiertenversammlung gegangen, zu d>.^ außer dem Präsidium der Reichsfrauenorganisation Ver treterinnen der Frauenorganisation von Böhmen, Nieder österreich. Salzburg, Steiermark und Tirol erschienen waren. Der Tätigkeitsbericht der Reichsfrauenorganisation gibt einen allgemeinen Ueberblick über den Stand der katho- lischen Frauenorganisation in Oesterreich. Sodann er statteten die Vertreterinnen der einzelnen Kronländer den Tätigkeitsbericht. Am Abend fand ein kurzer Begrüßungsabend statt. Die erste beratende Versammlung wies einen zahlreichen Besuch auf, u. a. bemerkten wir folgende Persönlichkeiten: Fürstin Windischgraetz, Erbgräfin Trautmannsdorff, Land gräfin Fllrstenberg, die Gräfinnen Zichy-Metternich, Rech- berg, Chamarch Wallis, Daun, Czernin-Mor, Desseraffy, Waldburg-Zeil (Salzburg), Harrach, Anna Paar, Thun- Auquoi, Wanda Debiska (Galizien), Wenkheim, Chotek, 'AzKnm-Freis, Waldstein (Graz), Korti (Graz), Szereniy (Mähren), ferner die Frauen Brentano, Baronin Kopal (Prag), Dr. Mathoi, Baronin Fuchs, Baronin Carnab (Köln), Exzellenz v. Abrahamovicz, Frl. v. Solder (Inns- druck), Frl. Einhauser (München), Frl. v. Schalcha (Ber lin), Frl. v. Auegg (Graz), Frl. Bestard (München), Frl. v. Schmidt (Berlin). Gräfin Zichy-Metternich eröffncte die Versammlung und begrüßte alle Anwesenden. Hierauf wurden Huldi gungstelegramme an Papst Pius X. und den Kaiser Franz Joseph I. abgesendet. Hierauf begrüßte Gräfin Walters kirchen die Vertretungen der einzelnen Kronländer und die ausländischen Gäste. Nach Verlesung der Geschäftsordnung ergreift Msg. Weitz (Brixen) das Wort zu einer be geisternden Ansprache, in der er den Frauentag unter Len Schutz der seligsten Jungfrau Maria stellt. Nach ihm ergreift U. Rösler (Mautern) das Wort zu seinem Referate „Der mütterliche Beruf der Frau": Unlängst hat Wien die Gedanken auf sich gelenkt. Das Sterben des Bürgermeisters Lueger hat die Teilnahme weit über die Grenzen Oesterreichs wachgerufen. Es war ein Weltereignis. Könnte wohl Wien und Oesterreich sich eines Luegers rühmen, wenn dieser Mann nicht auf dem Schoß und unter den Augen einer Mutter aufgewachsen wäre, die ihren mütterlichen Beruf musterhaft auffaßte? Er selbst hat die Antwort auf diese Frage gegeben, indem er sagte: „ihr energischer Geist soll mich stets umschweben!" Redner führt weiter aus: Auf dem aufgeregten und klippenreichen Meere der Frauenbewegung brauchen die Schiffer einen Kompaß. Die richtige Auffassung des mütterlichen Berufes der Frau kann aber mit einem solchen Kompaß verglichen werden. Der Mutterberuf oder die Mütterlichkeit ist und bleibt die Hauptaufgabe, welche das weibliche Geschlecht in der menschlichen Gestalt und für die Menschheit zu leisten hat. Der Beruf zur Mütterlich keit ist derart in der Natur des Weibes gelegen, daß mit Recht gesagt worden ist „Weib sein heißt Mutter sein". Die Frau mit ihrer Mütterlichkeit ist der festeste Schutzwall der Familie. Die Zerstörung derselben ist daher sicher, wenn die Frau ihrem Mutterberufe entzogen und ihre mütterliche Anlage verkümmert wird. Dieser Zerstörungsversuch wurde von zwei Seiten in verschiedener Weise unter nommen: Seinerzeit von seiten der französischen Revo lution, deren Grundsatz bis heute fortwirkend lautet: il n'v n guk l'etat et l'inäien; gegenwärtig von seiten der wirt schaftlichen Lage, welche die Frau gegen ihren Willen nötigt, bis zur Schädigung des Mutterberufes erwerbs tätig zu sein. Gegenüber diesen Angriffen auf den Mutter beruf ist vom Standpunkte der Vernunft und des Christen tums festzustellen, was von dem bisherigen mütterlichen Berufe der Frau festzuhalten ist und was daran den Zeit verhältnissen entsprechend zu ändern ist. Festzuhalten ist das Ideal der katholischen und christ lichen Mütterlichkeit nach folgenden Grundsätzen: Die Mütterlichkeit als mütterlicher Sinn und als Fähigkeit zur Betätigung dieses Sinnes ist nicht an die physiologische Mutterschaft gebunden, wenn sie auch bei der großen Mehr zahl der Frauen damit verbunden erscheint. Der frei willige Verzicht auf diese Art von Mutterschaft kann sogar zur höheren Betätigung der Mütterlichkeit in weiteren Kreisen befähigen. Ehelosigkeit bedeutet daher für die Frauen nicht notwendig die Verfehlung des Lebensberufes. Die katholische Kirche erkennt vielmehr der mit der frei willigen Jungfräulichkeit verbundenen Mütterlichkeit eine höhere Stufe der Würde über die natürliche Mutter schaft zu. Die mütterliche Tätigkeit in der Einzelfamilie wie in den daraus sich bildenden natürlichen Gesellschaftskreisen bleibt unbedingt notwendig und unersetzlich. Die Gesell schaft hat die Pflicht, die mütterlichen Leistungen des weib lichen Geschlechtes für gleichwertig mit den Leistungen des Mannes anzusehen und für die Hochhaltung der damit ver bundenen Mutterwürde einzutreten, indem sie nur die in der lebenslänglichen Einehe erworbene Mutterschaft als rechtmäßig anerkennt und die aus höheren Motiven be wahrte Jungfräulichkeit iin Sinne des Evangeliums schätzt. Der mütterliche Beruf bedarf völliger persönlicher Hingabe, so daß von einer Gleichstellung mit dem Manne im Er werbsleben keine Rede sein kann. Die Mütterlichkeit hat die Väterlichkeit seites des Mannes zur Ergänzung und Voraussetzung, daraus ergibt sich naturgemäß eine soziale Unterordnung der Frau in der Familie und den übrigen natürlichen Gesellschaftsorganismen. Verändern kann und soll sich die Ausübung des mütter lichen Berufes nach den Verhältnissen der Gegenwart. Der Maßstab für diese notwendige Veränderung ist die Be dingung, daß sie in keiner Weise der gottgesetzten Natur- aufgabe des Weibes Eintrag tue, sondern mit ihr im Ein klang stehe. Solche Aenderungen sind heute folgendermaßen anzustreben: der Geistesblick der Frau muß heute weiter reichen wie ehedem. Die Verschwommenheit und der Zwie spalt der Meinungen in den höheren Fragen der Religion und Sittlichkeit macht für den einzelnen eine tiefere und festere Begründung und Kenntnis der Grundwahrheiten des Katholizismus notwendig. Dies gilt besonders für die Frau, damit sie für sich wie für den mütterlichen Ein- fluß der Erziehung gerüstet sei. Der Frau ist heute eine gewisse Kenntnis der sozialwirtschaftlichen Lage für ihre eigene Person wie für die etwaigen Schutzbefohlenen nötiger wie je. Je mehr nämlich die Frauenarbeit der Mutter im eigenen Heim eingeschränkt ist, destomehr hat die Frau auf die Verhältnisse außerhalb des Hauses mütter lichen Einfluß zu üben. Die Not und die Verhältnisse drängen heute auch die Mädchen entschieden dazu, neben der Hauswirtschaft eine zusagende Erwerbsarbeit berufsmäßig zu erlernen. Die soziale und caritative Hilfstätigkeit hat in der Gegenwart erweiterte Formen angenommen. Der Redner gedenkt nochmals des verewigten Bürger meisters sowie seiner Mutter und schließt mit den Wortent schafft tüchtige Mütter, gesunde, praktische, arbeitsame und frohe Mütter! (Großer Beifall.) Um 3 Uhr nachmittags fand die zweite beratende Ver sammlung statt. Frl. Kamilla Theimer (Wien) er stattete ihr Referat über „Die berufliche Erwerbstätigkeil der Frau". Die Referentin führte aus, daß es nach der letzten Volkszählung im Jahre 1900 an 6 Millionen er lverbstätige Frauen in Oesterreich gegeben habe, das sind 11 Prozent aller Frauen überhaupt. Im Vergleiche zur Berufszählung von: Jahre 1890 lvcist die Landwirtschaft eine Abnahme von 4^ Prozent, die Industrie eine solche von 1 Prozent auf, der Handel und Verkehr hingegen eine Steigerung von 20 Prozent und die freien Berufe um 30 Prozent. Die akademisch gebildeten Frauen — Schrift stellerinnen und Künstlerinnen — müssen heute buchstäb lich hungern, wenn sie nicht ein außerberufliches Ein kommen haben. Wie werden die Studentinnen der Medizin und Philosophie ihr Fortkommen finden, die jetzt nahezu an 1000 in der Wiener Universität inskribiert sind? Im Gegensatz zu der trostlosen Lage der im geistigen Berufe tätigen Frauen ist die Lage der qualifizierten Kräfte ist der Industrie und des qualifizierten Dienstpersonals eine geradezu glänzende zu nennen. Trotzdem jedes Lehrmädchen sofort einen Lohn bekommt, ist ein Mangel an Lehrmädchen für gewerbliche Berufe zu konstatieren. Die großen Wäsche reien führen laute Klage darüber, daß sie trotz sehr guter Bezahlung keine geschulten Arbeitskräfte finden können. Jir der Wäscheindustrie müssen männliche Arbeitskräfte selbst Unterricht im Zuschneiden nehmen, weil keine tüch tigen Zuschneiderinnen aufzutreiben sind. Ebenso schwer sei es, tüchtige Beschließerinnen, Wirtschafterinnen zu finden. Politische Rundschau. Dresden, den 30. März 1910. — Der bayerische Militärbevollmächiigte in Berlin Generalmajvr Freiherr v. Gebsattel wird mit seiner Be- förderung zum Generalleutnant demnächst von Berlin ab- berufen werden und wieder in den Frontdienst treten. — Gouverneur v. Schuck«auu hat sich über die Gründe seines bevorstehenden Rücktritts, wie die Windhuker Na Geschichte des katholischen Männer- gesangvereins zu Dresden (188S-1»»«). Der in Dresden bestehende Verein katholischer Wen den „Jednota" hatte auf Anregung des früheren Pfarrers späteren Kanonikus Michael Hornig f zu Anfang der 80er Jahre aus seiner Mitte mit einer sehr geringen An zahl sangeskundiger Mitglieder einen Sängerchor gebildet, und, von anderen, dem Vereine zwar nicht angehörenden, aber sangesfreudigen Männern deutscher Zunge verstärkt, bei den allvierteljährlich in der katholischen Hofkirche statt findenden wendischen Gottesdiensten, die zu der Zeit von oben erwähntem geistlichen Herrn abgehalten wurden, wen dische geistliche Lieder singen zu können. (Auch bei anderen Gottesdiensten, selbst bei gesungenen Aemtern, war es damals gebräuchlich, deutsche Kirchenlieder aus dem Diö- zesangesangbuche zu verwenden.) Die Erlernung wendi scher Gesänge kam nicht zustande. Dafür schritt man zum Studium einer lateinischen Messe von F. Koenen. Der Sängerchor der „Jednota" löste sich bald nachher auf. Da aber jene dieser GesangSabteilung angehörenden Männer die erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten nicht drangeben und von den schönen und erhebenden Gesängen der katholischen Kirchenmusik nicht wieder lassen wollten, vielmehr sich gerade nach einer Betätigung auf diesem Ge biete zur Förderung des katholischen Lebens förmlich sehn ten, so versammelten sich auf eine vom jetzigen Ehrenmit glieds Herrn Ratssekretär Paul Nowak ausgegangene Ein ladung hin im Restaurant des Herrn Michael Wobsa-Dres- den, Schloßstraße 26, 1. Et., jetzt Schloßrestaurant, am 21. Febr. 1885 die Herren Rößler, Nowak, Giele, Kubas ch, Bitke, Nölke, Wagner sen., Domanja, Jesorka, Nonnaß, Schmidt, Wagner jun., Saring und Wobsa, um die Gründung eines neuen, eigenen katholischen Männergesangvereins vorzunehmen. Der junge Gesangverein erhielt in dem Einberufer Nowak seinen ersten Vorsitzenden. Herr Bllrgerschullehrer Jul. Rößler übernahm ohne Vergütung die musikalische Leitung. Alsbald traten die Herren Reinhardt, Hamann und Pree dem Vereine bei, obgleich sie jener ersten Zusammenkunft nicht beigewohnt hatten; ihnen folgten am 8. April 1885 die Mitglieder Dedcrding. Anton Ditt- rich, Hansel, Kockel und Stäche, von denen Herr Anton Dittrich dem Vereine als aktives Mitglied bis heute treu- geblieben ist. Die Vereinsliste wies in kurzer Zeit 26 Namen auf. In 8 1 des Statutes hatte sich der Verein die Auf gabe gestellt: 1. den Gottesdienst in den kleinen Pfarr kirchen Dresdens und dessen näherer Umgebung durch Auf führung lateinischer Messen zu einem besonders feierlichen zu gestalten, 2. aber auch den weltlichen Gesang zu pflegen. 17 Aktive und zwei Passive unternahmen in Verfol gung dieser Dereinszwecke am 15. Mai 1885 (Christi Him- melfahrt) die erste Sängerfahrt nach Radeberg, um, gemäß Abmachung mit dem dortigen Seelsorger Herrn f Pfarrer August Nowak, mit der dlissa !n üonorsm 6t. Ovrtruckis von F- Koenen beim festtäglichen Hochamts die erste Meßaufführung zu wagen. Diese Meßaufführung wurde wiederholt am 21. Juni 1885 in der Pfarrkirche zu Dresden-Neustadt, am 27. Sep- tember und 29. November zum wendischen Gottesdienste in der katholischen Hofkirche, am 11. Oktober im Königlichen Josephinenstifte. Am 6. Dezember konnte der Verein mit einer Messe von Singenberger in die Öffentlichkeit treten und sie wie derum in Dresden-Neustadt zu Gehör bringen. So schloß das erste Vercinsjahr mit sechs kirchlichen Mcßaufführungen. Am 23. April des Gründungsjahres sangen die Mit glieder im Katholischen Bllrgerverein zu Dresden bei der Vorfeier des Geburtstages Sr. Majestät des seligen Königs Albert und wirkten mit in einem Familienabend des Bllrgervereins am 1. November dess. I. Der erste Jahres bericht schließt mit den programmatischen Worten: „Also sei unser Wahlspruch: Fleiß, Treue und Einigkeit!" Das erste S t i ft u n g e s f e st feierte der Katholische Männergesangvcrein, der seine Uebungsabende in dem fast vergessenen, dem neuen Rathause gewichenen Restaurant „Boulevard" an der Kreuzkirche abhielt, in „Mein- holds Sälen" unter Teilnahme zahlreicher Freunds und Gönner. 9 geistliche Herren waren erschienen. Um die kirchenmusikalische Bedeutung des seine Jubel feier begehenden Vereins näher zu beleuchten, sei erwähnt, daß zur Zeit seiner Gründung in Sachsen bestanden: 1. Der St. Cäcilienverein, gegründet 1878, unter dem Vorstande des Herrn Pfarrers Joseph Juhr mit 20 Mit* gliedern. 2. Der Domchor zu Bautzen, gegründet 1883, Vorstands Kaplan Jakob Skala, mit 10 Mitgliedern. 3. Die „Cäcilia" zu Kamenz-Spittel, gegründet 1877» Vorstand: Pfarradministrator Joh. Nowak, 20 Mitglieder,