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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. ^330 18S1 Dieses Blatt erscheint mit Au-nahme Preis für da-Vierteljahr 1'4 Thater. de-Sonntag-täglich in l Bogen und ist 3/kttrW06^, ^84. ^^000^4^0^ Insertion--Gebühren für den Kaum durch alle Postanstalteu zu beziehen. einer gespaltenen Zeile 1 Neugroscheu. Amtlicher Theil. Verordnung an sämmtliche KreiSdirectionen, Amtshauptmannschaften und Polizeiobrigkeiten, die Karbe der Paßkarten betreffend. i Nachdem beschlossen worden ist, vom 1. Januar 1852 an für die Paßkarten die graue Farbe »inzuführen, so wird die« sämmtlichen KreiSdirectionen, Anitshauptmann- schaften und Polizeiobrigkeiten zur Nachachtung hierdurch bekannt gemacht. Zugleich wird denjenigen Obrigkeiten, welche noch un- auSq,füllte Paßkartenformulare von der im heurigen Jahre giltig gewesenen blauen Karbe besitzen, nachgelassen, diesel ben längstens bi« zum SL. Januar 18S2 an die vorgesetzte KreiSdirection wieder einzureichen und da bei sich zu erklären, ob sie die Restitution der dafür ge leisteten Zahlung, oder den Umtausch der zurückgelieferten Formulare gegen eine gleiche Anzahl von grauer Farbe wünschen. Dresden, am 20. December 1851. Ministerium des Innern. v. Friesen. Eppendorf. Bekanntmachung. Nachdem von der in Gemäßheit §. 3 des Gesetzes vom 25. November 1848 bei der StaatSschuldencasse in neuen Eassenbillets niedergelrgten Einen Million Thaler — — ein in defekten Eassenbillets eingetauschter Nominalbe trag von Drei Hundert Tausend Thalern mit 52.600 Thlr. von lit. ä., 97,700 - - . u, 149.700 - - - 0. uls. auf Grund der Bestimmungen in tz. 5 deS obangezogenen Gesetzes und §. 3 des Gesetzes vom 16. Januar 1851 nm heutigen Vormittage im Hofe vrs Land- änd Steuerhauses allhier durch Verbrennung öffentlich zur Vernichtung ge bracht worden sind, so wird Solches hiermit bekannt ge macht. Dresden, den 23. December 1851. Die Commiffarien für Casseubillets-Creirung und Einziehung. v. LVeifsenbach. v. Zehmen. Bekanntmachung, die vermittelst des unterseeischen Telegraphen her gestellte telegraphische Verbindung des Königreichs Sachsen mit Großbritannien betr. Mit Bezug auf die Bekanntmachung deS königlichen Finanzministeriums vom heutigen Tage, die telegraphische Verbindung des Königreichs Sachsen mit Großbritannien betreffend, bringt die unterzeichnete Direktion hiermit zur öffentlichen Kennlniß, daß das Publicum vorläufig mit nachbenannten 81 Städten Großbritanniens, und zwar mit Rsnbur^. — kangor. — Derwiclc. — Lirlcenkesri. — öirminßkam, — Lrstltortl. — Lrigdton. — Lucking- tism. — öurtvn. Cnmbrirlge. — Cbelmskorck. — Cbelteosiam. — Ödester. — Cbesterlielck. — Colchester. — Conws^. — Coven try. — Crewe. Dsrlioßtoo. — Derb). — Dorckester. Dover. — Durham. Lrlinburgd. — LI^. CatesdesO. — dasßow. — Cloucester. Corport. — Crantoo. DaOtiillßtoo. — Halifax. — Harrogate. Hettsorri. — Uohdeatl. — Ducktlernkelci. — Dull. T-eeelr. — 1-eicester. — T,eitk. — Täocoln. — ITvvrpool. — 1»oo«lon — I^owestoil. lAaceleaLelö. — lAalton. — tzlanedeattr. 7- IVlatlock. — Melton -tzlowbr»)'. diewcastle. — Newmarket. — dlormanton. — ^orwieli. — ^ottingdam. , Oxforrl. l^eterirorougii. <— koole. — ?ortsmoutk. Kociulale. — 8carborougd. — 8kel6el«i. — 8outkamz»ton. — 8outd- 8t>iel<is. — 8taLfor<l. — 8tainsur«j. — 8tnckpnrt. — 8tolie on Irent. — 8unrierlantl. — 8winton. I'awwortli. — Tring. Cttoxeter. Wskekelck. — Walsall. — Winchester. Wisveacli. — Wolverton. Varmoutii und Ulr in telegraphische Verbindung treten kann. Ein Tarif, nach welchem die Gebühren für Beförderung telegraphischer Depeschen nach diesen Orten Großbritanniens bei den königlich sächsischen Telegraphenstationen zur Er hebung kommen, ist zum Abdruck gebracht worden und für den Preis von 1 Ngr. das Exemplar in den Staatstele- graphenbureaux zu Dresden, Leipzig, Hof und Kodenbach zu erlangen. An verschiedene Adressaten in ein und demselben Orte gerichtete, sowie unterwegs an Telegraphenstationen abzu setzende Depeschen, nicht minder Nachtdepeschen und De peschen, deren Bestimmungsorte über die Telegraphenlinien hinausliegen, und welche mithin von der letzten Telegraphen station auS durch Post oder Staffelten «eiter versendet werden müßten, können vor der Hand zur Beförderung nach Großbritannien nicht angenommen werden. Für die Kuren» rentnat v,rbt«U»,nben Hhspeschen tritt eine Abminderung der Gebührentaxe nicht «in. Alle nach Großbritannien bestimmten De peschen müssen in französischer Sprache abge faßt sein. Dresden, den 13. December 1851. Die königliche Direktion der Staatstelegraphen. F. K. Prestler. Tagesgeschichte. Dresden, 22. December. Dem Vernehmen nach wird Herr Obcrpostdirector v. Schimpfs auS Leipzig feiten der sächsischen Regierung zu den Zollconfererr.zen in Wien abgesendet werden und Ende dieses Monatö da.hin abgeken. Derselbe ist, wie verlautet, auch dazu auSersehen, bei dem darauf folgen werdenden Zollvereinscongresse in. Berlin als Bevollmächtigter Sachsens zu fungiren. Der „N. Pr. Z." wird aus ALien vom 19. December geschrieben: Ofsiciellen Aktenstücken zufolge dürfte der Ab schluß des Eoncordats zwischen Piemont und R'.om nahe be- vorstehen; das Cardinalscollegium soll bereits be schlossen ha ben, die durch den Chevalier de Sambuy überreichten Vor schläge der sardinischen Regierung dem Papste z ur Annahme vorzulegen. In den hiesigen diplomatischen Ki eisen glaubt man, daß die befriedigende Lösung dieser Frage hauptsäch lich dem Einflüsse de« Fürsten Altieri zuzuschreiben fei, wel cher sowohl in Turin als in Rom gleich beliebt ist. — Gestern hatte der französische Gesandte de la Cour eine Au dienz bei Sr. Maj. dem Kaiser, welcher ihn sehr gnädig empfing. Die ossicielle Zustimmung seilens Oesterreichs zu den Ereignissen vom 2. December ist bereits nach Paris adgegangen. — Der Graf von Chambord hat Prag wieder verlassen und wird in einigen Tagen in Frohsdorf erwar tet. Die Reise nach Brüssel ist aufgegeben worden, da gegen dürfte der Graf den ursprünglich gefaßten Plan inS Werk setzen und den Winter in Venedig zubringen.— Der österreichische interimistische Geschäftsträger in Konstantino pel, Herr v. Klehl, hat einen Bericht nach Wien gesen det, in dem gesagt wird, daß die Pforte bereit ist, der öster reichischen Regierung jede Satisfaction zu gewähren, die sie billigerweise verlangen kann, um die neulich besprochene eigenmächtige Handlung des Gouverneurs der Dardanellen schlösser zu sühnen. — Der österreichische Gesandte in Eng land, Graf Buol-Schauenstein, derzeit in Brüssel, h.kt be reits von Wien aus die Weisung erhalten, sich wieder auf seinen Posten nach London zu begeben. — Se. kais. Ho heit Erzherzog Johann soll hier in den letzten Tagen dieses Monats eintreffen und einige Zeit hier verweilen. Hannover, 20. December. In der heutigen Sitzung der ersten Kammer zeigte der Präsident die erfolgte Ueber- reichung der Eondolen; - und Gratulationsadresse an Se. Majestät und deren gnädige Aufnahme an. Auf die Be nachrichtigung von des Kanzleidirectors v. Bothmec Er nennung zum Bundestagsgesandten interpellirte Abg. Brcu- sing, ob bei dieser Ernennung der bekannte Thatumstand erwogen sei, daß jener an den, nach des Interpellanten Meinung, unzulässigen Schritten der betreffenden Pcovin- ziallandschaften und Ritterschaften beim Bunde Theil ge nommen, und den einschlagenden tz. 33 des Verfassungs gesetzes vom 5. September 1848 wiederholt als nichtig erklärt habe. Eine Antwort erfolgt hierauf nicht, vielmehr übergiebt der Ministerpräsident Freiherr v. Schele dem Prä sidium daS schon gewärtigt« und sofort verkündete, königliche V-rtagungsschreiben, wonach Stände bis zum 15. k. M. Januar vertagt sind, und deren Wiedererscheinen am 16. desselben Monats gewärtigt, zugleich auch genehmigt wird, daß die zur Prüfung deS mit der Krone Preußen am 7. September d. I. abgeschlossenen Vertrages niedergesehte Commission während der Vertagung ihre Thätigkeit fortsetzt. Stuttgart, 18. December. Die zweite Kammer bat heute beschlossen, die Besoldung ihres Präsidenten von 5000 auf 3600 Fl. und die Diäten der Abgeordneten von 5 Fl.- 30 Kr. auf 4 Fl. 30 Kr. herabzusetzen. Darmstadt, 19. December. DaS landständische Wahl gesetz kam nach dem Willen der Regierung gestern zur Ver handlung. Die nölhige Zweidrittelmajorität fand sich nur für wenige Paragraphen, es wurde das Princip der in- direclen Wahlen verworfen, und einstimmig erklärte sich die Kammer gegen den Passivccnsus. Am Schlüsse der Beralhung blieben nur einzelne Trümmer des Regierungs entwurfs stehen, so daß sich als Resultat zwar die Annahme des Zweikammersystems ergab, ohne daß man einen Para graphen für die Zusammensetzung der ersten Kammer und einen Wahlmvdus für die Mitglieder der zweiten hat. — Heute ging die Kammer auseinander, um am 12. Januar wieder zusammenzutreten. Die erste Kammer hat sich auf unbestimmte Zeit vertagt. Kiel, 18. December. Nachdem heute auf dem Schlosse die Commission zur Vernichtung der schleswig-holsteinischen Cassenscheine bekanntlich wieder schleswig-holsteinische Cas- senscheinc zum Belaufe von 500,000 Mrk. verbrannt, sind Hoftheater. Montag, 22. December. Zum ersten Male: Alte Fiebc rostet doch. Lnstspül in drei Acten von I. E. Hartmann. Hierauf zum ersten Male: 's Forle, oder: Ein Kcrliner im Schwarzwalde. Schwank mit Gesang in einem Acte von I. G. WageS. lieber daS erste Stückchen, das gar nichts von den seinern Eigenschaften eine« Lustspiels, aber AlleS von den qröbern und schlimmen einer schlechten Posse hat, kann der gute Geschmack deS Publicum« weiter nichts thun, als hinter einem Achselzucken sein verletztes Gefühl verbergen. Die« Gefühl deS Bedauerns und Unbehagens wird noch dadurch erhöht, daß der Verfasser, Herr Hartmann, immerhin noch leidliche Fähigkeiten genug bekundet, um so gut wie mancher Andere ein erträgliche- Lustspiel zusammenschmieden zu können. Zu diesem Zwecke wäre «S aber unerläßlich nölhig, der Handlung einen gewissen Grad von Natürlichkeit und de» Charakteren etwa- Wahrheit und Durch führung zu geben. Vor Allem müßte sich aber Herr Hartmann jener unanständigen Späße und glatten, ordinären Anspielungen enthalten, welche nur in Bierschänken ein Publicum finden, da bescheidene Ansprüche mit einem gesunden Magen verbindet. — Herr Heese stellte den Humor eine- trunkenen Studenten, zu welchem u»S der Verfasser mit frugaler Gewöhnlichkeit herab gesetzt hatte, übrigen« vortrefflich dar. DaS Niveau der ander- weiten Darstellung zeigte dir Nummer der Elbe im Sommer, welche, in Dresden bekannt, den Bewohnern der Niederungen an genehm und den Schiffern ein Gräuel ist. Wir theil,n darüber die Anficht der letztern. „'S Lorle" erschien dagegen nach so trister Kost gar gemütlich, Feuilleton. ein harmlos parodirender Schwank auf die Dorfgesich ichtenpoefie; mit wenig Witz, aber viel Behagen gleichsqm als Fortsetzung „des Versprechens Hinterm Herde" ursprünglich für ein Vorstadt theater Berlins erdacht und von den mannichfachm 'An knüpfungS- punkten an diesen reichen Zeitstoff so unterstützt, daß e« dein Verfasser, ohne geistvoll zu sein, doch möglich war, das Pnblicunr ein Stündchen zu unterhalten. DaS Gelingen dieses HlmusementS liegt in den Händen zweier Rollen: Freiherr v. Stritzow und Lorle. Beide fanden hier eine sehr erheiternde Darsteillung durch da- derb-komische, zur Burleske geneigte Talent deS Her rn Räder und durch die immer gerundete, überaus natürliche Planier der Frau Heese, die, wenn auch nicht geübt im sichern, sv beliebten Schwäbeln, doch ihre Partie gar anmuthig und frisch belebte und im Liedervortrage, besonders in Hinsicht auf l. richte, kecke, gelungene Schattirung desselben, den Soubretten der Oper inter essant und instruktiv sein muß. Das Volkslied : „ Sitz' ich am Brünnele, trink' aber nid", gab hierzu genugsam Gelegenheit. O. Aler. Banck. Harfe und Kreuz. Geistliches Liederschatzkästl-in, h,r«us- gkgebtn von Julin« Lkopold Pasig. L,ipzig b,i Teubiirr. I8L2*). Schon durch verschied,ne Werke hat man in neuester Zeit an- gefangen, auch für die geistlichen Lieder da« nachzuholen, Wa den weltlichen längst zu Theil wurde: dies« Sorgfalt de« Sammelns. Man darf sich übrigens nicht wundern, wenn diese *) Dresden, Arnold'schr Buchhandlung. ehrenvollen Unternehmungen spärlicher sind und einen schwacher« Anklang finden, als die Blüihenkränze weltlicher Dichtung, denn der frömmste Sinn muß gestehen, daß die religiöse Poesie bei aller GesühlSreinheit u»d Hingebung an das Erle doch, isoliri be trachte«, an einer gewissen Eintönigkeit und freiwillige» prosaischen Beschränkung leidet, und daß wir darin oft den guten und edlen Willen mit treuherziger Breite die Stelle dichterischer ProkuctionS- kraft einnehinen sehen. Leider aber vermag, wenn wir das religiöse Lied zugleich al« literarisches Erzeugniß und Kunstwerk betrachten, die gläubigste Begeisterung mcht sür die fehlende Schöpsungskraft gedankeNgebender Poesie zu entschädigen. Hieran ist besonders die Thatsache schuld, daß sich rin großer Theil unserer bedeutendsten Dichter dem religiösen, namentlich dem kirchlichen Lieke gänzlich entzogen hat. So mußten denn wenige Namen ersten RangcS, wie Luther, Paul Gerhard«, Panl Flemming, Klopstock, die Schweigsamkeit ihrer ebenbürtigen oder größerer Brüder übertragen. Da« Talent ist in der Regel irdisch gestimmt. Herr Pasig hat, da da- weibliche Geschlecht sich reiner» Herzen« erhalten hat als da« männliche, die vorliegende Samm lung seiner Frau und „allen christlichen Krauen und Jungfrauen zum gesegneten Gebrauche gewidmet". Man sieht hieran«, d.rfi er ein gotte-fürchtiger, wackerer, frommer Mann ist; weil aber sein Buch doch mehr literarische« Interesse als eine gebet befördernde Wirkung haben wird, so wäre e« angenehm gewesen, wenn er ein Jnhaltsverzeichniß der darin vorkommenden Autoren nicht vergessen hätte. Die einzelnen Lieder, unter denen wir die schönsten und rührendsten Ergüsse unerschütterlicher Glauben«.