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Rallemuer Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis ein schließlich Zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,50 Mk. Zeitung für UmM SkiseMrs, klein- n. HüWn Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf., für auS- . wSrtige Inserenten 1S Pf. Reklamen 1 20 Pf. Annahme von An zeigen für alle Zeitungen. Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 95. «mi 2120 Donnerstag, den 14. August 1913. »er«»--«---: «mt r-ub.» 2120 L6. Jahrgang. üekannimachung. Mit Zustimmung des Stadtgemeinderates ist beschlossen worden, für den Verkehr mit Kraftfahrzeugen und Fahrrädern innerhalb der bebauten Ortsflur der hiesigen Stadtgemeinde eine Höchstgeschwindigkeit von 20 km in der Stunde festzusetzen. Bei den verschiedenen, scharfen Kurven der hies. Durch gangsverkehrsstraße ist ein schnelleres Fahren mit Gefahren für den allgemeinen Verkehr verbunden. Zuwiderhandelnde werden mit Geldstrafe bis zu 75 Mk. vder entsprechender Haft belegt. Rabenau, den 12. August 1913. Der Bürgermeister, vekannimachung. Entsprechend den Bestimmungen in HZ 9 slgd. der Ver ordnung des Königlichen Ministeriums des Innern vom 31. Juli 1912 zur Ausführung der Maß- und Gewichtsordnuug für das Deutsche Reich vom 30. Akai 1908, wird in Rabenau, deu 29. August Nachmittags von 3 bis 6 Uhr, den I. September, und den 2. September Vor- mittags von 8 bis 10 Uhr, eine Nacheichung der von den hiesigen Gewerbetreibenden u. Landwirten im öffentlichen Verkehre benutzten Maße, Gewichte, Wagen und Meßwerkzeuge stattfinden. Die Nacheichung wird im Rathause, 1 Treppe (Gesell schaftszimmer), vorgenommen. Jeder, der eichpflichtige Längenmaße, Flüssigkcitsmaße, Meßwerkzeuge für Flüssigkeiten, Hohlmaße und Meßwerkzeuge für trockene Gegenstände, Gewichte und Wagen im öffentlichen Verkehre verwendet, hat sie in der Zeit, die für die Nacheichnng am Orte festgesetzt ist, an der Amtsstelle dem Eichbeamtcu zur Prüfung vorznlegen. Bandmaße von mehr als 2 Meter Länge n. Präzisions meßgeräte sind zum Zwecke der Nachcichung bei dem Haupt eichamte vorzulegen. Die Meßgeräte sind zur Nacheichnng gehörig hergerichtet und in reinlichem Zustande vorzulegen. Andernfalls ist der Eichbcamte befugt, sie zurückzuweisen. Zur Nacheichung der Meßgeräte, die am Gebrauchsort in nicht oder nur schwer lösbarer Weise befestigt sind, vder deren Herbeischaffung zur Nacheichungsstelle wegen ihrer Größe und sonstigen Beschaffenheit mit besonderen Schwierig keiten verbunden ist, hat sich der Eichbeamte an Ort und Stelle zu begeben. Die Besitzer solcher Meßgeräte haben sie aber bei Beginn der Nacheichung dem Eichbeamten anzumelden, der die Zeit bestimmt, wann die Nacheichung stattfinden soll. Die Gebühren für die Nacheichung sind sofort bei der Nacheichnng nach den bestimmten Sätzen zu entrichten. Ohne Bezahlung der Gebühren werden die vorgelegten Meßgeräte nicht ausgehändigt, lieber die Bezahlung der Gebühren wird eine Bescheinigung ausgestellt, die von dem Besitzer des Meß gerätes zum etwa später nötig werdenden Nachweise der er folgten Nachcichung aufzubewahren ist. Meßgeräte, denen bei der Nacheichnng der Stempel und das Jahreszcicheu entzogen worden sind, dürfen im öffent lichen Verkehre nicht weiter verwendet werden. Zuwiderhand lungen sind mit deu in H 22 der Maß- und Gcwichtsvrdnnug vom 30. Mai 1908 angegebenen Strafen bedroht. Rabenau, den 17. Juli 1913. Der Bürgermeister. Hus Nad una ftln Rabenau, den 13. August 1913. — Schon seit Jahren waltet über der hiesigen Gärtnerei ein bedenkliches Mißgeschick. Vor ungefähr 30 Jahren wurde das Grundstück von dem Kunst- u. Handels gärtner Johannes Ebner mit dem nicht unbedeutenden Ver mögen sciner Ehefrau erworben. Er ließ ein massives Wohn haus erbauen, legte Gewächs- und Treibhäuser an und sorgte für das nötige Wasser durch Ausrichtung einer Windturbine. Jedermann hielt dieses Unternehmen für ein ganz rentables, nur wenige gab es, die daS Grundstück wegen seiner Lage nicht recht geeignet für den Betrieb einer Gärtnerei erachten wolllen- Die Familie E. war sehr rührig und besonders die Ehefrau zeichnete sich durch großen Fleiß und Sparsamkeit, sowie durch Höflichkeit und Freundlichkeit gegen die Kundschaft vorteilhaft aus. Trotzdem wurde, vielleicht auch infolge des reichen Kindersegens, das eingebrachle Kapital der Frau E, vollständig aufgczehrt und vor 6-8 Jahren ging E. Pleite. Mit schweren Herzen trennte sich die Familie von dem so gern bewirtschafteten Stückchen Erde, um in der Harzgegend eine neue Heimat zu suchen. Jetzt ist Besitzer der Vorschußverein zu Tharandt, der Geld darauf stehen hat und für den es immer mehr ein Schmerzenskind, eine große Sorge wird. Denn es ist schon ein zweiter, der Kunstgäctner Erwin Adam, der das Grundstück 4 Jahre besaß, Pleite geworden und jetzt verwaltet es eine Gärtnerin im Auftrage des genannten Vorschubvereins. — Ueber den Unglücksfall im Heidemü hlenteich bei Wendischcarsdorf — siehe letzte Nummer — bei dem der Schlosser Kahl aus Coschütz den Tod fand, wird berichtet: Die Turnabteilung für Kaufleute im Allgemeinen Turnverein zu Dresden veranstaltete am Sonntag eine Turnfahrt, wobei ein Bad im Heidcmühlenteich genommen wurde. Um halb 4 Uhr waren die Turnfahrer zum Abmarsch bereit, als plötzlich Hilferufe aus der Mitte der Teichfläche ertönten. Sie bemerk ten einen Mann, der aber regelmäßige Schwimmbewegungen machte und deshalb glaubte man zunächst an einen schlechten Scherz. Die Hilferufe wiederholten sich und bald versank der Schwimmer, vom jenseitigen Ufer nur noch wenige Meter ent fernt. Turnwart Herrmann dieser Abteilung sprang sofort in die Flut und fand nach mehrmaligem Tauchen den Unter gegangenen, der mit Hilfe des inzwischen nachgesprungenen Turners Ohme ans wer gebracht wurde. Die dreiviertel stündigen Wiederbelebungsversuche waren leider erfolglos und der herbcigerufene Arzt konnte nur noch den Tod feststcllen. Anerkennung verdient die brave Tat der beiden Turner. — Die Wahl des Professors Dr. Jentsch zum R ktor der Forstakadcmie Tharandt für 1913 bis 1914 ist vom König bestätigt worden. — Ein schwerer Radler uns all hat sich aus der ab schüssigen Saalhausener Straße zugetragen. Ein von Ober- pestcrwitz zur Arbeit unterwegs befindlicher Schlosser fuhr die steile Straße mit ziemlicher Geschwindigkeit hinab, als ihm plötzlich an seinem Rad die Lenkstange brach und er kopfüber auf das Straßenpflaster geschleudert wurde. Er blieb bewußt los liegen und wurde im Krankenautomobil nach dem Kranken haus Friedrichstadt gebracht; er Halle anscheinend eine Gehirn erschütterung und innerliche Verletzungen erlitten. Kleine Notizen. — Das 2jährige Töchterchen einer Dresdner Beamtensanulie, die in Hetzdorf zur Sommerfrische weilte, nahm eine Kornähre in den Mund, Eine Rispe kam in die Luftröhre. Trotz sofortiger ärztlicher Hilfe und Ueberführung in die Dresdner Kinderheilanstalt ist das Kind nach 2 tägigen schweren Kämpfen an Erstickung gestorben. — In eine fast unzugängliche Schlucht dcs Erzgebirges soll sich oer 50jährige kalh. Pfarrer aus Göhren grflüchtet haben. In den letzten Tagen trieb ihn der Hunger nach Komotau, wo er verhaftet wurde. Ec soll sich an etwa 60 Schulmädchen von 12—14 Jahren vergangen haben, darunter an den Töch tern des Lehrers und Gemeindevorstehers. -- In Niedcr-Alt- hausen in Posen wurde der 70jährige Organist Chranowski und seine Wirtin ermordet aufgesunden. Beide waren durch zahlreiche Axthiebe getötet, die Wohnung ausgeplüudert worden. — Der 45 Jahre alte Gendarmeriewachtmetster Paul Feith in Darmstadt hat seinen 16 jährigen Sohu durch einen Schuß in die Schläfe gelötet und dann sich selbst durch einen zweiten Schuß lebensgefährlich verletzt. — Der Hilfs- Weichensteller Richard Baumann aus Werdau wurde in Zwickau von einem Güterzuge erfaßt, zu Boden geschleudert und schwer verletzt. Er wurde ins König!. Krankenstift Zwickau gebracht, wo er bald darauf starb. — Das Dienstmädchen Anna Rumiich wurde, als sie mit ihrer Muller nach Kulm ging, nahe der Kapelle bei Pristen von einem abgewiesenen Liebhaber namens Wenzel Kurz überfallen und durch Messer stiche schwer verletz«. Kurz flüchtete darauf zu der oberhalb Priesten gelegenen Bodenbacher Bahn und warf sich vor einen Zug, der ihm de» Kopf vom Rumpfe trenule. — Im Orle Mühlgrün bei Eger spielte der 13jährige Sohn Albin des dortigen Grundbesitzers Michael Kiiebhan mit einem Jagd gewehr, das, ohne daß der Knabe es wußte, geladen war. Hierbei legte er auf seinen jüngeren Bruder Wilhelm an, der, von der Ladung getroffen, tot zusammenstürzte. — In den rauhen Bergen bet Steglitz bei Berlin spielten die beiden Knaben Fritz und Waldemar Müller im Sande. Plötzlich stürzte» die Sandmasse» über ihnen zusammen und begruben die beiden Kinder unter sich- Waldemar Müller ist tot, sein Bruder schwer verlltzl. — Nachdem sie 30 Jahre im Zucht haus gestss » haben, sind jetzt zwei Mörder in Freiheit gesetzt worden. Es sind dies die beiden Insassen der Straf anstalt Sonneburg, Schröder und Weber aus Zechlin, die im Jahre 1883 vom Schwurgerichte Neuruppin wegen Mordes zum Tode verurteilt worden waren. — In Leipzig ist der Leiter des 12. Deutsche» Turn festes, Turnwart Oberlucnlehrer Wltzgall einem schweren Magenleiden erlegen. — Der Stickerei-Fabrikant Josef Vrbata in Plauen, über dessen Vermögen der Konkurs verhängt worden war, ist wegen Verdacht des Konkursvergehcns verhaftet worden. — In Almerswind erschlugen zwei Ziegeleiarbeiter aus Rache den 61jährigen Gastwirt Kcummholz. — In einer Gastwirt schaft in Auerbach kain es zu Streitigkeiten, in deren Verlauf der Feuermann Spritzner von einem Steinsetzer einen gefähr lichen Dolchstich in den Rücken erhielt. Der Täter wurde ver haftet. — In der mechanischen Baumwollzwirnerei von Weiß bach in Lengenfeld wurde der 32 Jahre alte Arbeiter Meier von der Transmission erfaßt und ihm der linke Arm und das rechte Bein vollständig aus dem Körper gerissen. Er starb nach wenigen Minuten. Meier hinterläßt Frau und 6 Kinder. — Bei dem Erweiterungsbau der Gasanstalt in Plauen machte sich der 28jährige verheiratete Handarbeiter Eichler an der Betonmaschine zu schaffen und wurde von dieser erfaßt. Dabei erlitt er sehr schwere Verletzungen. — Auf dem Truppenübungsplätze Hammerstein übt gegen wärtig das dritte Feldartillerieregiment Nr, 79, das in Ost ende garnisoniert. Dort erhielt der Hauptmann Stern durch eine Ordonnanz den Befehl, sich unverzüglich beim Obersten zu melden. Der Hauptmann zog es aber vor, zu verschwinden. Sofort wurden alle Züge, die von Hammerstein abgegangen waren, telegrafisch benachrichtigt und so gelang es, den Haupt mann in der Umgebung des Truppenübungsplatzes auf einer kleinen Station zu verhaften. Die Verhaftung soll auf Spionage- Verdacht zurückjuführen sein. Hauptmann Stern stammt auS Neustettin, wo sein Vater als angesehener Rentier lebt. — Der 19jährtge Schmirdelehrling Schröder aus Berlin hatte seinen Eltern 50 Mark entwendet, ein Rad gekauft und war nach Metz gefahren, um sich nach Frankreich in die Fremdeirlegion zu begeben. Er wurde jedoch dort sestgenommen und wegen Versuchs, sich der Wehrpflicht zu entziehen, zu 1 Monat Gefängnis verurteilt. — Beim Aufgraben des früheren Technitzschen HofeS in Kamenz stieß man auf verkohlte Balkenstücke und Topf scherben. Dabei fand man etwa 130 Silbermünzen und einige bemerkenswerte Silberschmiedearbeiten. Die gefundenen Mün zen rühren zum Teil von 1430 her. — GroßenUnterschlagungen ist man bei der Speditionsfirma Lorenz und Schmidt in Hamburg auf die Spur gekommen. Ein in dem Geschäft seit mehreren Jahren angcstellter Beamter war seit einigen Tagen verschwunden. Eine Revision der Kasse ergab, daß rund 110 000 Mark fehlten. Der Buchhalter ist nach Amerika geflüchtet. Drei andere im Verdacht der Mitschuld stehende Angestellte der Firma bestreiten, sich strafbar gemacht zu haben, da sie nur die Aufträge ihres Vorgesetzten ausgesührt hätten. Dresden Von der Friedlich August-Brücke stürzte sich nachts ein junges Mädchen, dessen Ellern in der Wilsdruffer Vorstadt wohnhaft sind, in die Elbe hinab und ertrank. — Im Hause Wachsbleichgasse Nr. 5 stürzte der 2'/, Jahre alte Sohn des Lagerhalters Watzke aus einem Fenster de- dritten Stockwerkes in den Hof hinab. Man brachte ihn sogleich nach dem Friedrichstädter Krankenhause, wo er bald darnach seinen Verletzungen erlag. — In einer Privalwohnung der Schnorrstraße wurde aus der Tasche eines Mantels, der im Vorsaale hing, eine Geldbörse mit 20 Mk. gestohlen. Die Börse wurde von der Polizei im Keller versteckt vorgefunden. Der hinzugezogene Polizeihund „Ralf" nahm daran Witterung und verbellte daS in jenem Haushalte tätige Dienstmädchen, das schließlich ge stand, den Diebstahl ausgesührt zu haben. — Auf Vorstellungen des Rates der Stadt Dresden wegen der Mißhelligkeiten, mit denen die Fernsprechteilnehmer der sächsischen Residenz seit der Einführung des neuen Betriebe- zu kämpfen haben, hat die Neichspostverwaltung geantwortet, daß sie bemüht sei, in möglichst kurzer Zeit alle Schwierigkeiten zu beheben, die sich aus der Ucbcrleitung des Handumschalte- ff-stemS in den halbautomatischen Betrieb im Anfang ergeben haben. Ein exaktes Funktionieren des Betriebes sei in Bälde zu erwarten. — Wie erinnerlich sein dürfte, erregte vor einiger Zeit eine Nachricht begreifliche Aufregung, wonach die Reichs postverwaltung gedroht haben sollte, sie würde Dresden all dem Fernsprechnetz ausschließen, wenn die beständigen Klagen über den Betrieb nicht verstummen würden. Natürlich hat sich diese ungeheuerliche Drohung als eine fette Ente herausgestelll. — Dem beim Abladen von Sandsteinen in Loschwitz vcrunglückien Steinmetzgehilsen Seifert von Bühlau mußte im Carolahaus der zerschmetterte Fuß abgenommen werden. — Ein Wirlschaflsbesitzer in Lengefeld i. E. der von einer Fliege gestochen wurde, starb an Blutvergiftung. — Wie der Bukarester Korrespondent der „Zeit" au- diplomatischer Quelle erfährt, ist, Nachrichten aus Sofia zu folge, die politische Lage in Bulgarien sehr ernst. DaS Tagesgespräch bildet die wahrscheinliche Abdankung des Zaren Ferdinand. Wenn Bulgarien in der europälschen Konkurrenz schlecht abschneiden sollte, so hält inan die Abdankung des Königs zugunsten seines ältesten Sohnes für sehr leicht möglich. Im Nebligen soll sich Zar Ferdinand wiederholt zu seiner Umgebung und zu feinen Ministern in diesem Sinne geäußert haben. Zar Ferdinand scheint selbst überzeugt zu sein, daß seine Abdankung das einzige Mittel ist, den Ausbruch einer Revolution in Bulgarien zu verhindern.