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Wchmtz -ZeitW Donnerstag, den 18. Mai 1899. Nr. 56 4 x H Verantwor-tlicher Redacteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde. Mit abseitigem „Jllnstrirten UuterhaltnvgSblatt". Mit land- und hau»wirthschastlicher Monat-beilage hierbei zu erfüllen, als daß die Erzielung einer für die Praxis geeigneten Verständigung in dieser speziellen Frag« mit Sicherheit erwartet werden könnte. Die Möglichkeit indessen, daß Letzteres doch geschehen könnte, ist immerhin nicht völlig ausgeschlossen, und wenn sich die Haager Konferenz wirklich hinsichtlich der Ein führung fakultativer Schiedsgerichte einigte, so hätte sie in der That dann bereits ein höchst bemerkenS- wertheS Ergebniß zu verzeichnen. Um so unwahr scheinlicher ist es jedoch, daß man in Haag zu einem Abkommen wegen der vorläufigen Sistirung weiterer Rüstungen, wegen der Einführung neuer Schußwaffen und Explosivstoffe in den Armeen und Flotten, wegen Beschränkung in der Anwendung schon vorhandener furchtbarer Explosivstoffe in künftigen Kriegen u. s. w. gelangen sollte. Ja, es muß geradezu als ausgeschlossen gelten, daß die Haager Konferenz in diesen Kern punkten ihres Arbeitsprogrammes irgend welche be stimmte Entschließungen fassen sollte; zu sehr kreuzen sich hierbei die LebenSintereffen der Staaten und Völker, um Hoffnungen auf Erfüllung dieses wichtigsten Theiles des Konfercnzprogrammes hegen zu können. So wird denn die Welt gut thun, nicht mit allzuhoch gespannten Erwartungen aus die Haager Friedens konferenz zu blicken, eine Enttäuschung dürfte sonst kaum ausbleiben. Man wird vielmehr schon zufrieden sein können, wenn sie wenigstens, wie angedeutet, in diesem und jenem Punkte eine Vereinbarung zu er reichen vermag, durch welche sich die Schrecknisse künftiger Kriege in etwas mildern ließen. Darüber hinaus indessen noch Beschlüsse herbetzuführen, welche die Völker förmlich verpflichten würden, sich nicht mehr mit den Waffen in der Hand entgegen zu treten, d,S wird zweifellos weder der jetzt zusammentretenven Abrüstungskonferenz noch künftigen ähnlichen inter nationalen Veranstaltungen bekchieden sein. So lange unser Erdenball bestehen bleiben und von Menschen bewohnt sein wird, so lange werden auch die Kriege und dementsprechend die Rüstungen fortgehen, an dieser durch die menschliche Natur bedingten harten Thatsache wird keine Friedenskonferenz je ernstlich zu rütteln vermögen. Tales zmp Sächsisches. Dippoldiswalde. Das Pfingstfest rückt nun immer näher, und Fahrplan und Eisenbahnkursus werden nun auch die besten Freunde aller wanderlustigen Gemüther. An schönen Gegenden ist ja im deutschen Vaterlande kein Mangel; von den Alpen bis zum nordischen Meere fehlt eS nirgends an köstlichen Fleckchen Erde, wo eS sich schön uno gut sein ließe. Aber man soll auch über der Sehnsucht nach der Ferne nicht vergessen, was nahe liegt und doch auch recht hübsch ist. Es giebt eine ganze Menge Landsleute unter uns, die außerhalb der Reichsgrenzen und an allen möglichen Punkten in Deutschland vorzüglich Bescheid wissen, die aber ein paar Meilen von ihrem Wohnsitz gar nicht« kennen und über die Erwähnung einer der Heimath benachbarten schönen Gegend nur spöttisch lächeln. Und doch würden sie wohl zugeben müssen beim Anblick einer schön.n Waldparthie, eine» romantisch oder idyllisch gelegenen Dörfchens, daß man auch in der Nähe Schönes und AussuchenswertheS finket und billiger dabei fährt. Eisenbahn und Stahlrad find für den Pfingstausflügler heute vielfach das Beliebteste, weil Modernste, aber das Schönste für eine Pstngst- Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr wirk same Verbreitung^ stndew werden mit 1V Pfg. di« Epaltenzeile oder der« Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, in, redaktionell« »heile, die Spaltenzeile 20 Pfg- Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt für die Königliche Umtshauplmannschast, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrath zu Dippoldiswalde. tour ist eS nicht. Wer das liebliche Fest und seinen ganzen Reiz völlig in sich aufnehmen und genießen will, der marschiere auf eigenen Füßen durch die lachenden Fluren und den grünen Wald mit lustigem Lied und frohem Herzen. — Zum Raths- und Poltzeidiener hier ist der vormalige Unteroffizier bei dem Kgl. Sächs. Schützen- (Füselier-)Regiment Nr. 108, Herr Friedrich Wilhelm Rößiger, zur Zeil Aufseher in der Bezirksanstalt Eaalhausen bei Potschappel, gewählt worden. Der Amtsantritt de» Genannten erfolgt am 1. Juni. — Auf Nr. 8856 der Dresdner Pferdelotterte wurde in der hiesigen Kollektion des Herrn Kaufmann Schmidt ein Pferd gewonnen. — Zu den bevorstehenden Pfingstfeiertagen wollen wir ein Wort für unsere Gastwtrthe einlegen. G-geu einen Uebelstand, der sich regelmäßig bet fast täglich überfüllten Vergnügungsgärten sehr zum Schaden der Gastwirthe bemerkbar macht, kämpfen diese seit Langem vergeblich. Wir meinen die an den Tisch gelehnten oder mit Garderobe belegten Stühle. Während oft Hunderte ermüdeter Gäste vergeblich ein Plätzchen zur Ruhe und Erquickung suchen, müssen sie erfahren, daß alle diese ihren Beruf verfehlenden Sitze „besetzt" stad, ihre Inhaber nur augenblicklich nicht anwesend seien, während dieselben, wenn sie überhaupt je erscheinen, ost erst in Stunden eintreffen. Es ist da» eine Rück sichtslosigkeit des Publikum» gegen andere Gäste und Lokalinhaber, wie sie ärger nicht gedacht werden kann. Oft werden die Stühle nur umgelegt, daß sich kein Fremder an den Tisch, an dem man allein sein will, setzt. Im allgemeinen Interesse sollte das Publikum gegen solche Rücksichtslosigkeit etnschreiten. — Bezüglich de» Färbens von Wurstwaaren, Hack- oder Schabefleisch besteht vielfach die Meinung, daß der Verkauf solcher gefärbter Maaren dann zu lässig und nicht strafbar sei, wenn die zur Färbung benutzten Mittel unschädlich find und in kleinen Mengen zur Verwendung gelangen. Im Interesse der hierbei betheiligten Kreise machen wir darauf aufmerksam, daß diese Ansicht auf einem Jrrthum beruht. Jedes Färben von Fleisch- und Wurstwaaren ist strafbar und zwar, wenn eS mit unschädlichen Mitteln geschieht' nach Z 10 deS Nahrungsmittelgesetzes, bei Verwendung gesunvhettschädltcher Mittel aber nach U 12 und 14 desselben Gesetzes. Nur dann kann gegen den Ver kauf von Fletsch- und Wurstwaaren, welche mit un schädlichen Mitteln gefärbt sind, nicht eingeschritten werden, wenn diese Färbung bei jedem Verkauf der bezeichneten Maaren dem Käufer mitgetheilt wird, was aber jedenfalls schon deshalb unterbleibt, weil sonst das Färben seinen Zweck, den Käufer zu täuschen, nicht erreichen würde. Glashütte. Das Gesangs fest der Gruppe Pirna des ElbgausängerbundeS, welches am Himmel- fahrtStage hier abgehalten werden sollte, wurde Tag» vorher wegen Hochwafferbefürchtung von Pirna au- telegraphisch abgesagt und sollte auf einen späteren Termin verschoben werden. Da jedoch hier Alles vorbereitet war und sich die Gastwtrthe darauf ein gerichtet hatten, so wurde durch den hiesigen Verein vermittelt, daß es Sonntag, den 14. Mai, abgehatten werden konnte. Die Befürchtung, daß durch die Ver legung des schon seit 2 Jahren bestimmte« Tages da« ganze Fest verpfuscht werden würde, hat sich Bekanntmachung. Am Nknast-DienStag, den 23. Mai, verkehren auf der Linie Hainsberg-KipSdorf die Eonntagszüge " Nr. 2914, ab Hainsberg 1.25, in Kipsdorf 3.10 Nachm. „ 2915, ab Kipsdorf 5.35, in HainSberg 7.14 Nachm. „ 1917 von Dippoldiswalde bis HainSberg, Abfahrt 8.57, Ankunft 9.51. Dresden, am 16 Mat 1899 Königliche GisenbahnBetriebSdirektiou Die ,.Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — «reis vierteljährlich 1 M. Sk Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatkch 42 Big. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- ftalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellung« an. Zur Eröffnung -er Abrüstungs- Konferenz. Am kommenden Freitag, den 19. Mai, soll im Haag, der im politischen Weltgetrtebe eine so bescheidene Rolle spielenden Hauptstadt der Niederlande, die inter nationale Konferenz endlich zusammentreten, welche einberufen worden ist, um sich über die hochherzige Anregung des Kaisers Nikolaus zur allgemeinen Min derung der Rüstungslasten der Völker zu entscheiden. Der zufällige Umstand, daß die Haager-FrtedenS- konferenz am Vorabend deS diesjährigen Pfingstfestes zusammentrifft, wirft gewiß einen freundlichen Schein auf diese unter allen Umständen bedeutsame Ver anstaltung, trägt doch Pfingsten allenthalben in der Christenheit die Bedeutung eines friede- und freude kündenden hohen Festes. Aber freilich, wird auch in jener feierlichen Versammlung die in dem historisch berühmten „HuiSten Boosch" sich nun einfindet, wirk lich der Geist der Pfingsten wehen, wird sie zu jenen Entschließungen gelangen, welche dem jungen Ruffen kaiser bei seinem Ausrufe zu der Abrüstungskonferenz vorschwebten! Sicherlich wünschen dies alle Friedens freunde von Herzen, aber schon jetzt möchte man be zweifeln, ob der Haager Kongreß eine Verständigung über die verschiedenen Punkte des ihm unterbreiteten und im Allgemeinen ja bekannten Programmes in einer praktisch auch durchführbaren Weise erzielen wird. Ber us die technischen Schwierigkeiten in der ihm überwiesenen Aufgabe dürsten deren ersprießlichen Lösung große Hindernisse bereit-n, außerdem aber will die ganze Grundstimmung in der gegenwärtigen politischen Weltlage nicht zu dem Gedanken einer selbst nur beschränkten Abrüstung der Völker passen. Ueberall liegen die Keime zu kriegerischen Konflikten und Wirren verborgen, und demgemäß gehen fast allenthalben auch die Rüstungen v"r einzelnen Staaten weiter, was angesichts der anhebenden Friedens, konferenz im Haag eigenthümlich genug anmuthet. Dennoch kann man schon die Thatsache, daß der AbrüstungSkongreß überhaupt zu Stande gekommen ist, mit Genugthuung begrüßen, eS gab nicht wenig Zweifler, welche der Meinung waren, es würde aus der Verwirklichung dieses Konferenzgedankens wohl schwerlich etwas werden. Und mindestens voreilig wäre es, zu behaupten, daß die Konferenz ganz er- gebnißlos verlaufen würde, im Gegentheil, es steht zu erwarten, daß sie wenigstens hinsichtlich einiger der vor ihr Forum verwiesenen Fragen zu einer Ueber- einkunft gelangen wird. ES gilt dies namentlich von jenen russischen Vorschlägen für das Konferenzprogramm, welche sich auf die Ausdehnung der Bestimmungen der Genfer Konvention von 1864 auch auf Seekriege, auf Neutralitätserklärung der während eines See- . "der nach einem solchen mit der Rettung Schiffbrüchiger betrauten Boote und auf die Revision der in der Brüsseler Konferenz des JahreS 1874 auS- gearbeiteten und bis heute noch nicht ratifizirten Er klärung betreff» der Kriegsgesetze und KriegSgepflogen- heilen. Fraglicher erscheint dagegen schon das Zu standekommen einer Vereinbarung über den weiteren Vorschlag, der die grundsätzliche Annahme von Ver- Mittelungsdiensten und eine» fakultativen Schieds gerichtsverfahrens zur Verhütung bewaffneter Zu sammenstöße zwischen den Völkern aussprtcht; beinahe zu viel Voraussetzungen und Vorbedingungen wären 65. Jahrgang