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WWMiMNM Wochen- und Rachrichtsblatt zugleich KWfk-Anzeizer für K-Hndsrs, KSMß, Künsdorf, Msdors, St. Midien, Keinrichsort, Naricnan u. MM AMsvlatt für den Ktadtrat M Klchtenstein. ——— rrs. Jahrgang. — Nr. 151 Freitag, den 3. Juli 1903 relegraarmadrrge r ^ngeblntt. Diese« Blatt erscheint t ägl ich (außer Sonn- und Festtag«) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mk. 2S Pfg., durch die Post bezogen 1 Mk. SO Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 6, alle Kmserl. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. Inserate werden die fünfgespaltene KorpuSzeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bi« spätestens vormittag lO Uhr. — Im „Amtlichen Teil" wird die zweispaltige Zelle oder deren Raum mit 30 Pfennigen berechnet. Für auswärtige Inserenten kostet die Sgespaltene Zeile IS Pfennige. — Städtische Sparkaffe Lichtenstein. Spareinlage« werden an allen Wochentagen angenommen und zu rückgezahlt. Expeditionsstunden: vormittag 8—12 Uhr, nachmittag 2—4 Uhr. Alle am 1., 2. und 3. eines jeden Monats bewirkten Einlagen werden auf den vollen Monat der Einzahlung verzinst. Deutschland und Amerika. Der „Voztländische Anzeiger und Tageblatt" schreibt: In seiner Kieler Rede hat der deutsche Kaiser als seinen aufrichtigsten Wunsch bezeichnet, daß die Deutschen und die Amerikaner sich einander besser kennen lernen. In der Tat befördert nichts so sehr die Neigung, mit einem fremden Lande Händel anzufangen, als die Unkenntnis mit seiner Eigenart, mit seiner Sprache, seinen Sitten, seinen Einrichtungen. Ein Deutscher, der lange Jahre in Frankreich, in England gelebt und sich mit den dortigen Sitten vertraut gemacht hat, kommt zu der Einsicht, daß viele Urteile, die in seiner Heimat über diese Länder gefällt werden, Vorurteile sind. Und dem Engländer oder Franzosen, der lange in Deutschland lebt, geht es ebenso. Es herrschen bei uns v i e l e f a l s ch e A n - schauungen über Amerika; dahin gehört vor allen Dingen die Vorstellung, daß der Amerikaner nur das Bestreben habe, Geld zu verdienen, und daß ihm dec ideale Sinn gänzlich fehle. Es giebt ebenso in Amerika viele schiefe Urteile über Deutsch land, und sie sind in boshafter Weise genährt wor den durch die Presse, die man die gelbe nennt. Zur Beseitigung solcher verkehrten Ansichten trägt nichts so sehr bei, als wenn man einander fest ins Auge sieht. Der Besuch des Prinzen Heinrich in Amerika hat das bewiesen. Unser Kaiser hatte durchaus recht, als er zum Bot schafter Tower sagte: „Ich bin glücklich, daß meine Hoffnungen auf bessere gegenseitige Verständigung zwischen unseren beiden Ländern infolge des per sönlichen Verkehrs, den mein Bruder Prinz Heinrich mit Eurer Exzellenz Landleuten pflegen konnte, in großem Maße verwirklicht worden sind und daß das Band der Freundschaft zwischen Deutschland und Amerika dadurch enger geknüpft wurde." Die freunschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern reichen ins 18. I a h r h u n d e r t zu rück. Es ist bekannt, daß Deutsche an dem Unabhängigkeitskampfe der Ame rikaner gegen England hervorragenden Anteil genommen haben, und daß eine Reihe der besten Führer in diesem Kampfe deutschen Stammes gewesen ist. Man denke z. B. nur an den preu ßischen Major und amerikanischen „Generalinspektor" Steuben! Zu gleicher Zeit nahm in der alten Heimat der größte König aus dem Hause der Hohenzollern entschieden Stellung für die Amerikaner und wußte manchen Transport an England verkaufter deutscher Landes- kinder zu verhindern, indem er den Durchzug durch preußisches Gebiet verweigerte. Friedrich der Große war auch einer der ersten Fürsten, die die junge Republik anerkannten. Der große Monarch hat damit der spätem preußischen und deutschen Staatskunst mit Bezug auf Amerika die Richtung gegeben, die stets innegehalten wurde und die namentlich während deS nordamerikanischen Bürger krieges Preußen die neutrale Stellung anwies, die im schärfsten Gegensatz zum Ver - halten Englands stand. Gewiß hat es hier und da nicht an Miß verständnissen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten gefehlt; indessen sind dies Er scheinungen, die sich im großen Völkerverkehr selbst zwischen den befreundesten Nationen nicht immer vermeiden lassen. „Die Kraft, die uns zusammen, führt, ist — wie der Kaiser sehr richtig bemerkte — zu stark, um das Entstehen eines Antagonismus (Feindschaft) zu erlauben." Es ist zu erwarten, daß man verstehen wird, worauf der Kaiser mit seiner Rede abzielt. Er hat keine politischen Geschäfte irgendwelcher Art dabei im Auge; aber ihm liegt daran, daß die bei- den stammverwandten Nationen, die in der Welt keine Gegensätze politischer Art miteinander auszufechten haben, die aber umgekehrt die mannigfaltigsten und will kommensten Berührungspunkte durch Handel, Kun st und Wissenschaft sowie durch die zahlreichen in Amerika wohnenden Deutschen besitzen, einander näherrückening eg en- seitiger Kenntnis von Land und Leuten, in wechselseitigem Vertrauen und in beiderseitiger Hochschätzung. Zur Erreichung dieses erstrebenswerten Zieles wird auch der Aufenthalt der amerikanischen Kriegsschiffe in den deutschen Gewässern unzweifelhaft bei tragen. Die Dankees, die bis Dienstag abend deutsche Gastfreundschaft genossen haben, werden ihren Landsleuten von den „Oermang" schon das richtige, freundliche Bild mitbringen. Politische Rundschau deutsches Vekch. * Kiel. Das amerikanische Geschwader hat vorgestern abend gegen 7 Uhr den Hafen verlassen. Sämtliche amerikanischen Schiffe feuerten Salut, der von allen im Hafen liegenden deutschen Kriegs schiffen mit 21 Schuß erwidert wurde. Die ameri kanischen Schiffe führten im Großtop die deutsche, die deutschen Schiffe im Großtop die amerikanische Flagge. Die Mannschaften der deutschen Schiffe paradierten auf der Seite, auf der die amerikanischen Schiffe vorbeifuhren. * Eine peinliche Verwechselung. Beim Pommernbank - Prozeß ist ein Darlehen zur Sprache gekommen, das sich der Berliner „Presseklub" von den Direktoren der Pommernbank in Höhe von 25 000 Mark hat geben lassen. Die Anklageschrift aber bezeichnet als Entleiher nicht den Presseklub, sondern den „Verein Berli n er Presse". Der letztere besteht tatsächlich nur aus Leuten der Feder, während dem Klub Bankiers, Großkaufleute, Staatsbeamte usw. angehören, die mit der Presse in persönlichen Beziehungen zu stehen wünschen. Peinlich ist diese vom Gericht verschuldete Verwechse lung besonders deshalb, weil vor Gericht jedes kleine Versehen der Presse als Todsünde angesehen wird. Vielleicht erkennen nun die Berliner Herren vom Gericht, daß auch sie menschlichen Fehlern unter worfen sind und behandeln in Zukunft Versehen der Presse auch als Versehen und nicht als bös willige Verdrehung oder dergleichen. * DieNiederlage derZentrums- Partei im Landkreise Straßburg führte in der Nacht zum Montag zu Ausschreitungen der Katho liken gegen Protestanten und Juden. Sie wurden meist von jungen Burschen begangen, die sich vor der Wirtschaft „zum goldnen Löwen" zusammen rotteten und das ektrische Licht durch Kurzschluß aus löschten. Durch Gendarmen wurden zwölf der schlimmsten Exzedenten nach dem Wachtlokal abge führt, wobei der Ruf ertönte: „Mit dem Messer heraus, das Wachthaus muß gestürmt werden !" Mit wüstem Geschrei drängte die Menge nach dem Wacht lokal, das an zwei Seiten demoliert wurde; es ge lang jedoch nicht, die Gefangenen zu befreien. Mit gelasenem Revolver in der Hand trieben die Gen darmen die Ruhestörer auseinander. Von Straßburg ays wurde militärische Hilfe angeboten. Die Prote stanten und Juden wurden geschäftlich boykottiert. — Im Wahlkreis Straßburg Land siegte der freisinnige Kandidat, der doch gewiß kein „Kulturkämpfer" ist. England * London. Die Morgen blätter stellen fest, daß die Zollfrage anfange, das allgemeine Interesse Englands auf sich zu ziehen und man sich auf eine wichtige parlamentarische Debatte gefaßt machen müsse, noch vor Schluß der Session. Chamberlain werde Aktionfreiheit nehmen, bevor er seinen Herbstfeldzug beginne. „Morning Post" versichert, daß dieser Feldzug sofort Neuwahlen zur Folge haben wird. Frankreich. * Die Vorlage, betreffend die Bewilligung von 600000 Franks für die Reise des Präsidenten Loubet nach England und den Empfang des Königs von Italien in Paris, wurde auch vom Senate einstim mig angenommen. * P a r i s. In Dinard begab sich gestern der Unterpräfekt mit einigen Kommissaren nach der Kapelle der Kapuziner von La Vicome, wo gericht liche Siegel angelegt werden sollten. Gendarmen umzingelten die Kapelle. Die Kapuziner hatten die Trikolore auf Halbmast gehißt und läuteten Sturm, um die Bevölkerung herbeizurufen. Eine Anzahl Frauen und Kinder hatten sich in der Kapelle ein schließen lassen und tonnten nur mit Gewalt ent fernt werden. Als die Gendarmen abzogen, wurden sie mit einem Steinhagel überschüttet. Rutzland. *DieAushebungderschwerstenKörper- straffen für Verbannte wird in derrussischen Ge setzsammlung bekannt gemacht. In diesem vom 2. Juni 1903 datierten Gesetz heißt es unter anderem, daß an Strafen, die für Verbrecher bestimmt sind, die zur Zwangs arbeit und zur Ansiedlung ausersehen sind, wegfallen sollen das Scheren des Kopfes, das Prügeln mit Ruten oder Knuten, sowie das Anschmieden an Karren. Spanien Madrid. Der Finanzminister, welcher bisher Präsident der Nordbahn war, soll um seine Ent lassung gebeten haben. Die Bewohner der um liegenden Ortschaften drohen, keine Züge mehr passieren zu lassen. Sie stürmen die Züge, ohne im Besitz von Fahrkarten zu sein. Zwischen dem Spezialrichter und dem Bahningenieur, welche wahrscheinlich Spuren ver wischen wollten, kam es an Ort und Stelle zu heftigem Streit. Bulgarien. * Sofia, Der bulgarische Kriegsminister Sawow erklärte, daß es niemals mit der Türkei zu einem Kriege kommen werde, dagegen gingen Bul garien und die Türkei gemeinsam gegen einen christ lichen Feind. Sollte eine Palast-Revolution den Sultan absetzen, so würde Bulgarien nach Kostanti nopel marschieren und Burchaneddin auf den Thron setzen. Affe«. * Was geht in Ostasien vor? Das „Reutersche Bureau" meldet aus Tientsin: Hiesige Zeitungen heben die auffällige Ansammlung eng lischer, amerikanischer und japanischer Flotten im Norden des Golfs vonPetschili hervor. 57 russische Kriegsschiffe, worunter sich Fahrzeuge aller Gattungen befinden, sollen in Port Arthur liegen. Japanische Reserveoffiziere, die sich auf Urlaub im nördlichen China aufhielten, sollen zugückgerufen worden sein. Abessinien. * Abessinier überraschten die Speerreiter des Mullah, töteten etwa 1000 und erbeuteten den gesamten Viehvorrat. Aus Stadt und Land Lichtenstein, 2 Juli. * — Vorficht! Gestern abend gegen 9 Uhr erschien bei einem hiesigen Rentenempfänger ein in den fünfziger Jahren stehender unbekannter Mann, fragte nach verschiedenen Familienverhältnissen und versprach, ein Gesuch zu machen, damit die Rente des in Frage kommenden Rentenempfängers um etwas erhöht werde. Es gelang dem Schwindler, durch diese falschen Vorspiegelungen dem vertrauens seligen Rentenempfänger einen Geldbetrag abzulocken. Der Unbekannte war bekleidet mit dunklem Jackett, schwärzet Hose, schwarzem steifen Filzhut und