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W chmtz -Minz Nr. 136 Dienstag, den 17. November 1891 57. Jahrgang -Mi, Verantwortlicher Redacteur: Päul Irhnc in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Unierhaltungsblatt." Mit land« und hauSwirthschaftlicher Monatsbeilage. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Trotz der ungünstigen Witte rung war die Konferenz des Landlehrervereins Dippoldiswalde am 13. d. M. gut besucht. Der stell vertretende Vorsitzende, Herr Kirchschullehrer Kühn- Höckendorf, eröffnete und leitete dieselbe. Zunächst kam eine dem Verein gestellte Aufforderung, der Amos Comenius-Stiftung beizutreten, zur Besprechung; man kam überein, der Aufforderung nicht Folge zu leisten. Sodann schritt man zur Wahl der Abgeordneten für die demnächst stattfindenden Sitzungen der „Bezirks unterstützungs-Kaffe"; die Wahl fiel auf die Herren Kirchschullehrer Rentsch-Seifersdorf und Lehrer Ranft- Obercarsdorf. Daran schloß sich die Neuwahl des Gesammtvorstandes des Vereins; das Ergebniß derselben war folgendes: Es wurden gewählt Herr Kirchschul lehrer Brückner-Reichstädt als Vorsitzender, Herr Kirch schullehrer Kühn-Höckendorf als dessen Stellvertreter, Herr Nanft-Obercarsdorf als Schriftführer und Kassirer und Herr Müller-Paulsdorf als dessen Stellver treter. Die nächste Versammlung wird voraussichtlich am 19. Dezember stattfinden. Möge der Verein, wie bisher, so auch unter der neuen Leitung von Gottes Segen begünstigt dem Zwecke der Schule dienen und als eine Pflegstätte treuer Kollegialität sich erweisen. — „Glück zu!" Am Sonnabend hielt der Ver ein seine erste Versammlung in diesem Halbjahr unter dem Vorsitze der Herren Albrecht und Kaufmann. Aus der Bürgerschaft waren viele Gäste erschienen, u. A. die Herren Rentier Wendler und Stadtrath Bucher, welche die Mitglieder des Vereins, besonders die neu eingetretenen, freundlichst begrüßten. In längerem Vortrage sprach Herr 0r. Kirbach über die „Verfälschung unserer wichtigsten Nahrungs- und Ge- nußmittel", als Brod, Fleisch, Wurst, Butter, Käse, Kaffee, Thee, Bier und Wein, indem er deren Eigen schaften in gutem, wie in verfälschtem Zustande und Erkennungszeichen hierfür angab. — Möge der Verein wieder öfters solche Vortragsabende veranstalten, die Bürgerschaft wird es freudigst begrüßen und dem Ver ein gereicht es zum Nutzen. Amtsblatt für die Königliche UmtshaupLmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein — In dem Verein junger Landwirthe er stattete Herr Hofmann-Poffendors Bericht über feiste Erkundigungen und Erfahrungen über die für unsere Gegend sich am besten eignenden Rindviehschläge und gelangte zu der Meinung, daß GebirgSraffen, wie Simmenthaler und dergleichen und zwar bei eigener Züchtung am meisten zu empfehlen seien. Hierauf begann Herr Bruno Nitzsche seinen Vortrag über „Kapital und Arbeit", Wesen, Werth, Verwendung, Vermehrung und Verminderung des Grund- und Be triebs-Kapitals, sowie die Arbeit der Zugthiere, der landwirthschaftlichen Arbeiter und der Maschinen in ihrer Verschiedenheit besprechend. Nachdem Herr Jung nickel einen Bericht über einen Ausflug der Mitglieder nach Lohmen gegeben hatte, wurde beschlossen, in diesem Winter einen Ball zu veranstalten. — Anläßlich des auf den 20. bez. 22. d. Mts. fallenden Bußtages und Todtenfestsonntages machen wir auf die folgenden, die Feier dieser beiden Tage betr. gesetzlichen Vorschriften aufmerksam: Am Bußtage und dessen Vorabende, sowie Todtenfestsonntag sind Tanzbelustigungen aller Art, sowie Concertmusiken und andere, namentlich mit Musikbegleitung verbun dene geräuschvolle Vergnügungen an öffentlichen Orten verboten. Schaustellungen und theatralische Vor stellungen dürfen am Bußtag gar nicht stattfinden, während am Todtenfestsonntag die Aufführung ange messener ernster Theaterstücke nachgelassen ist. Oeffent» liche Versammlungen aller Art, sowie Versammlungen der Innungen und anderer Genossenschaften dürfen am Bußtag und am Todtenfestsonntag nicht abgehalien werden. An beiden Tagen ist nur der Verkauf von Arzneimitteln, sowie von Brod und weißer Bäcker maare gestattet, außerhalb der Zeit des VormittagS- gottesdienstes auch der Verkauf der sonstigen Eß- und Materialwaaren, sowie der Kleinhandel mit Heizungs und Beleuchtungsgegenständen nachgelassen, hingegen der Handel mit allen übrigen Gegenständen verboten. Während der Zeit, zu welcher der öffentlichen Handel nicht gestattet ist, sind auch die Kaufs- und Gewerbs laden, Magazine, sowie die Schaufenster geschloffen zu halten und Verkaufsstände nicht mit Maaren zu belegen. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des am 21. Sept, dss. Jahres bei dem Gutsbesitzer Koch in Nassau in folge Blitzschlages entstandenen Brandes hat die Kgl. Brandoersicherungskammer den Spritzen der beiden freiwilligen Feuerwehren von El ausnitz und Frauen stein Prämien nach Höhe von 30 M. und beziehentlich von 25 M. bewilligt. L Glashütte. Das am Sonntag, den 29. d. M., im Saale des „goldnen Glas" zum Besten des Ge birgsvereins stattfindende „große Künstler-Con cer t" wird unsere Bekanntschaft mit Künstlern von ausgezeichnetem Ruf vermitteln. Die Mitwirkung der Concert-Sängerin Milly Mehlig ist gesichert; diese Dame hat bereits große Erfolge erzielt. Die Bariton- Vorträge hat Herr Max Gerson, Schüler deS Herrn Prof. Scharfe in Dresden, übernommen. Ludwig Hartmann schreibt über den jungen Künstler, daß seine Singweise der des in Dresden gefeierten Hofopern sängers Scheidemantel ähnlich sei. Herr Max Zeidler, Schüler des Herrn Prof. Grützmacher, hat als Cello- Virtuos wiederholt große Erfolge erzielt und wird schon jetzt ein Meister in der Behandlung seines Jn- stumentes genannt. Als Klavier-Virtuos wird sich endlich Herr Eugen Wallach, von Herrn Prof. Sher wood ausgebildet, vorstellen. Seine bisherigen Erfolge garantiren ebenfalls ausgezeichnete Leistungen. Alles in Allem: das Concert, zu welchem sich bereits eine größere Anzahl Besucher von auswärts gemeldet hat, wird uns einen Kunstgenuß ersten Ranges bieten. Änü't'üll' Lnp nehmen an: in Dippoldiswalde: die Expedition, — in Altenberg: Buchbinderinstr. Schütze, — in Frauenstet»: Nadlermstr. Hardt, fnr Nlr mann, — in Glashütte: Buchbindermstr. Schubert, — in Kreischa: Buchbinder Berger, — in Potschappel: Kaufmann Theu erkauf. hältnisse der Geistlichen und Lehrer ausgesprochen. In diesem Sinne werden Ihnen einige Gesetze nnd mehrere Aenderungen der statutarischen Bestimmungen der Landcsuniversilät zn ver fassungsmässiger Beschließung zugehcn. Ungeachtet der hiernach eintretenden erhöhten Anforderungen an die Staatskasse ist es möglich gewesen, aus einen Thcil der Einnahmen aus der Schlachtsteuer zu verzichten und einem auf dem letzten Landtage kundgegebenen Wunsche entsprechend, eine mäßige Herabsetzung der Schlachtstcucr für Schweine in Aus- sicht zu nehmen, zu welchem Zwecke Ihnen ebenfalls ein Gesetz entwurf unterbreitet werden wird. Die bei der Verwaltung der Altersrentenbank im Laufe der Zeit gewonnenen Erfahrungen haben ergeben, daß die jetzt für die Altersrenten geltende Sterblichkeitstabelle nicht den thatsäch- lichen Verhältnissen entspricht. Es hat sich deshalb die Nolh- Wendigkeit herausgestellt, dieselbe zu berichtigen und cs wird Ihnen ein hierauf bezüglicher Gesetzentwurf vorgelegt werden. Mit der seit dem vorigen Landtage erfreulicher Weise ein- getretenen weiteren Steigerung des Verkehrs hat die von meiner Negierung fortdauernd iin Auge behaltene Vervollkommnung der bestehenden Eisenbahnanlagen und die Vermehrung der Betriebs mittel nicht gleichen Schritt zu halten vermocht. Wegen Be friedigung der in dieser Hinsicht entstandenen Bedürfnisse werden Ihnen die Vorschläge meiner Regierung zugehen. Dieselben er- strecken sich zugleich auf den Bau einiger Sekundär-Eisenbahnen sowie eines den Interessen der Elbschisssahrt wie der Eisenbahnen entsprechenden Verkehrs- und Winterhafens in Dresden und ans die Herstellung von Wohnungen für niedere Beamte und Arbeiter der Eisenbahnverwaltuug. Wegen Bereitstellung der zur Aus führung erforderlichen Mittel werden Ihnen von meiner Regie, kling geeignete Vorschläge eröffnet werden. Es wird Ihnen weiter der Entwurf einer Notariatsordnung und einer Kostenordnung für Notare und eines Gesetzes über die Dienstverhältnisse und Kosten der Ortsgerichtspersonen zugehen. So mögen denn auch die Verhandlungen dieses Landtags zum Heil und Segen des Landes gereichen! Inserate, welche bet de» bedeutenden Auflage deS Blattes eine sehr wirk same Verbreitungsinden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entspreche dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theil«, die Spaltenzeil« SO Pfg. Thronrede bei Eröffnung des sächsischen Landtages. Meine Herren Stände! Ich habe Sie zur Wiederaufnahme Ihrer verfassungsmäßigen Thätigkeit berufen und heiße Sic herzlich dahier Willkommens Der Zeitpunkt, in welchem Sic von Neuem in Ihre Thätig keit cintrelen, fällt zusammen mit einem für mein Hans nnd für das Land höchst erfreulichen und Glück verheißenden Ereigniß, mit der in den nächsten Tagen bevorstehenden Vermählung des Prinzen Friedrich August,f meines Neffen. Ich zweifle nicht, daß Sie, meine Herren Stände, mit dem ganzen Lande, hieran den herzlichsten und aufrichtigsten Anthcil nehmen. Wenn auch die gegenwärtige Lage des wirthschaftlichen Lebens keine besonders glänzenden Erscheinungen darbieiet, so kann doch auch Gott Lob von einem wirthschastlich ungünstigen Zustande des Landes im Allgemeinen nicht die Rebe sein. Auch die er- heblichcn Beschädigungen, welche ein Theil des Landes zu meiner großen Betrubniß ini vergangenen Jahre durch Ueberschwcmmung erlitten hat, Haden zu meiner lebhaften Befriedigung unter wirk- samcr Theilnahmc opferbereiter Wohlthiiligkeit im Wesentlichen ausgeglichen werden können. Das stetige Wachsthum der In dustrie in den letzten zwei Jahrzehnten bat allerdings im laufen den Jahr einen Stillstand erfahren. Erfreulicher Weise haben sich aber die an diesen Geschäftsrückgang geknüpften Befürchtungen nicht erfüllt; in größerem Umfange haben ebensowenig Ableh nungen als Verminderungen der Lohnsätze stattgefunden, wie wohl mannigfache Beschränkungen der Arbeitszeit sowohl die Lohnhöhe der Arbeitnehmer, als die Erträgnisse der Arbeitgeber ungünstig beeinflußten. Der bevorstehende Abschluß einiger wich tiger Handelsverträge gicbt der Hoffnung Raum, daß ein er- wcitcrlcr Absatz neue Arbeitsgelegenheit schassen und die längere Bertragsdaner dem Fabrikations- und Handelsgeschäft eine größere Stetigkeit verleihen werde. Auch wird durch das Vertrauen ans die Erhaltung des Friedens die Zuversicht in der Erwartung weiterer fruchtbarer Erfolge befestigt. Es wird Ihnen einer bei dem letzten Landtage gegebenen Anregung zufolge ein auf die Abänderung der Gesindeordnung bezüglicher Gesetzentwurf unterbreitet werden, in welchem neben einer durchgehenden redaktionellen Aendernng in der Hauptsache daraus Bedacht genommen worden ist, die mit der neuen Gesetz gebung nicht allenthalben mehr im Einklänge stehenden Bestim mungen entsprechend abzuändcrn Weiter werden Ihnen mit Rücksicht auf die hervorgetretene Nothwendigkeit zur Aenderung des Vertretungsverhältnisses der Stadt Leipzig in der II. Kammer der Ständeversammlung be zügliche Gesetzentwürfe zugehen. Hiernächst werden ein Gesetzentwurf, betreffend einige Ab änderungen des Gesetzes über die Landes-Jmmobiliar-Brand- versicherungsanstalt und ein Gesetzentwurf über Regelung der Zusammensetzung der Bergschicdsgerichte im Einklänge mit dem Reichsgesetze, die Gewerbegerichte betreffend, zu Gegenständen Ihrer Berathungen gemacht werden. Die Finanzverhältnisse des Landes sind fort- dauernd in günstiger Entwickelung begriffen nnd ge statten auch ferner die Verwendung reichlicher Mittel zu Befrie digung vorhandener Bedürfnisse. Ohne Beschränkung der noth- wendigen und nützlichen Ausgaben für die verschiedenen Gebiete der Staatsverwaltung sowie der Aufwendungen zur Förderung der Wohlfahrt und des Gedeihens des Landes ist die Füglichkeit geboten, die in der laufenden Finanzperiode zum ersten Male den Schulgemeinden gewährten Beihilfen zu Bestreitung der Lchrcrgehalte dauernd aus die Staatskasse zu übernehmen. Ei» Gesetzentwurf hierüber wird Ihnen durch meine Regierung vor gelegt werden. Auch hat sich die Möglichkeit ergeben, nicht nur den Schulgemeinden wieder einen Thcil der Einnahme der Grund- steuer zu überweisen, sondern auch die bereits vor zwei Jahren als nothwendig erkannte Aufbesserung der Bcamten- gehalte zur Ausführung zu bringen. Hat sich dabei das Be dürfnis; einer durchgreifenden Ausbesserung auch allgemein fühl bar gemacht, so erfordert doch hinsichtlich des Maßes der Er höhung die Lage der niederen Beamten im Ganzen eine weiter gehende Berücksichtigung als diejenige der höheren. Im Laufe der Jahre sind unter dem Zusammenwirken verschiedener Um stände rn den Besoldungsverhältnissen der Beamten manche Un gleichheiten entstanden. Zu deren Beseitigung bietet die Erhöhung der Gehalte zugleich erwünschte Gelegenheit. Meine Regierung hat daher die Besoldungsverhältnisse der Beamten einer neuen und umfassenden Regelung unterzogen und wird solche in dem Staatshaushalts-Etat Ihrer Beschlußfassung unterbreiten. Bei dem hohen Interesse, welches sich sür das gesammte Staatslebcn an die unveränderte Erhaltung eines tüchtigen und berufstrcnen Beamtenstandes knüpft, darf ich erwarten, daß Sie den Vor- schlügen meiner Regierung mit Wohlwollen entgegenkomuien und Ihre Mitwirkung dazu nicht versagen werden, den Beamten eine auskömmliche Cristenz zu verschossen. In Ucbereinstimmung mit den Gründen, welche zu einer allgemeinen Ausbesserung der Veamlengehalte führen, wird Ihnen auch ein Gesetzentwurf über eine Erhöhung der Minimalgchalte der Bolksschullehrer vorgtlegt werden. Die letzte Ständeversamm lung hat sich ferner sür eine neue Regulirnng der PenstonSvcr- Me „Wcißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag nnd Sonnabend. — Preis vierteljährlich I M. 25 Pfg- , zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an.