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Dresdner Nachrichten : 19.02.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-02-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187502197
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18750219
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18750219
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-02
- Tag 1875-02-19
-
Monat
1875-02
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 19.02.1875
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«ML«,nt «»,„» stt» e Utr in d«r irl»kdl,i»a Martenstrnße I«. Lbon- nem«nl»»rei» »tertiliül-r- >tch»Marei:S «»«-.,dur» di« Voll » M»rl »» Pigc. »int«I- Nummern >0 Vl,e. «»st,,«- 26000 »r»l. NU, di« vtülkgnd« «in»«» sandlcr Manulcriote »,«> Nch dt« «edaclto» oiqt »«rdtndttch. 8nseroi«n-Ilnn«dme oud- ivitrl-: n»a»«u»l»i» und V»,I«« in Hamdura, Ber it», Me», Lei«»,. Balel, vreslan, strankluri a M. — Lud. «»,>, t» verlta, Lelpita, Wien, Lanidur», ürinifur» ». Mi, Mlln. «den. — v»»d» « t». in Nranstu« a. M. — le. V»>,l tn llhemnls. — ll»- r»»,l»>ätt». tinlli«« t L«, tn Pari». Druck und Eigcnthum der Herausgeber: Lrtpsch L NeicharLt in Dresden. Lnlerale werden Marten- « >rni>« IS angenommen ins Ad. Ü UIir. SonnIU» Ilid BlNtag« >2 Udr. In N-nUadn große Atdller- gaiie ü bli Siachm. » Uhr. — Der diamn einer etll- IpaUigcn P.mzeile ioilet iö Ps, Ginzelandl di« Zeile Sa Psg«. Eine Garantie iUr dad «ach i> tägige Eriche,» »e« der Jnjerale wird" nicht gegcd»». «ndwlrtige Annonce»» Auiträge von un» undr» kanniir dvrmcn und Per ionen inicriren wir nur gegen Pränumerando» Zadtuna durch Brtet- inaiien oder Polieinjah» lung Nenn Lüden toiien IL Pige. Inierale iur die Moniog» , Nummer »der »ach eurem Jemag» die Pl'üieitk US Plge. Politisches. Außer dem preußischen sind jetzt auch der bairische und der mecklenburgische Landtag versammelt Es gehört wenig Propheten- gäbe dazu, die Bemühungen der mecklenburgischen Regierung um Vereinbarung einer konstitutionellen Verfassung mit der Ritterschaft als aussichtslos zu erkennen. Die Ritter zu Malchim verspüren blutwenig Lust, aus die materiellen und politischen Vortheile zu ver zichten, die ihnen die jetzige feudale Verfassung bietet. Die Ein künfte au» dem sogenannten Klostergute stießen zu nicht geringen Bruchtheilen den Rittern zu; ohne Zwang verzichten sie nicht auf diese angenehmen Stipendien. Ungewisser ist die Entwickelung, welche der bairische Landtag nehmen wird. Was ihm an Berathungsstoff vorliegt, ist nicht von so tief einschneidender grundsätzlicher Bedeutung, als daß es zu Ministersturz oder Kammerauslösung zu kommen brauchte. Der bairische Militäretat wird schließlich von Patrioten wie Fortschritt lern — unter dieser Flagge segeln in Baiern Clericale und Natio nalliberale — bewilligt werden müssen; die Frage der Reform des Landtagswahlgesetzes ist so oft auf die lange Bank geschoben worden, als daß sic jetzt nicht nochmals bis zur Zeit leidenschaftsloser Erör terung vertagt werden könnte. Trotzdem ist die Luft im Landtags saale auf der Prannergassen zu München mit Electricität geschwän gert. Man fühlt cs in Baiern, und cs wird außerhalb der blau weißen Grenzpfähle mitempfunden, daß das Schicksal Baierns an einen wichtigen Wendepunkt gelangt ist. Die Patrioten, um die selbstgewählte Bezeichnung bcizubehaltcn, glauben den Tag gekom men, da das fortschrittliche Ministerium Lutz-Fäustle gestürzt und ein klerikales Cabinet Jörg-Franckcnstein eingesetzt werden kann. Selbst wenn der Landtag nicht aufgelöst werden sollte, so erlischt sein Mandat im Oktober l. I. Neuwahlen stehen unbedingt vor der Thür, die Mehrheit im Landtagssaal hoffen die Patrioten sicher zu erreichen. Nehmen wireinmal dies als wahrscheinlich an. Was dann? — Baiern ist mit einem jugendlichen König gesegnet, über dessen Auffassung von Regentenpflichten, Lebcnsgewohnheiten und könig lichen Rechten wir uns nur mit der größten Vorsicht äußern kön nen. Aber eS verschafft keine näheren Beziehungen zum Staats anwalt, wenn man behauptet, daß seine Politik von einem Extrem in'« andere schwankt. Heute bietet er dem König von Preußen die deutsch« Kaiserkrone an, morgen geht er dem deutschen Kronprinzen in der auffälligsten Weise aus dem Wege; heut«-hätschelt er die Elericalen, morgen führt er die Civilehe ein, und so fort im bunten Wechsel. Nehmen wir daher einmal als nicht unmöglich an, daß der junge Einsiedler von Hohenschwangau ebenso, wie er jetzt mittelst eines fortschrittlichen Ministeriums regiert, auch eines schönen Tags ein patriotisches Cabinet aus den Reihen der patriotischen Mehrheit sich gefallen ließe. Was kann ein solches Ministerium erreichen? Davon ist doch keine Rede, daß, wie Or. Sigl den Bauern in Alt- baiern und Lberschwaben erzählt, der alte Kaiser Friedrich Rothbart, der jetzt gar grausig im Untersberg bei Salzburg spektakelt, schießt und rumort, die Felsenthore sprengen, in mittelalterlicher Pracht und Machtfülle herausziehen, dem Kaiser Wilhelm Wcißbart die ketzerische Krone vom Haupte reißen, ein mächtiges Bajuwarenreich zwischen Main und Alpen, Böhmerwald und Schwarzwald errichten und das Werk mit einem Römerzuge krönen, mit Hilfe bairischer Bayonncite die weltliche Herrschaft des Papstes in der Siebenhügcl stadt wieder aufrichten wird. Nein! Jedes bairische Ministerium wird die Zugehörigkeit Baierns zum deutschen Reiche als unantastbaren obersten Grundsatz anzuerkennen, die Reichsgesetze, seien sie auch sonst so unbequem, wie z. B. den Patrioten die Civilehe, loyal auszuführcn haben. Nur vaterlandslose Parteien, wie die der Römlinge und der internatio nalen Revolutionspartei, können am Sturze des Reichs durch eine Allianz mit dem Auslande arbeiten. Ein bairisches Ministerium, da- nur entfernt eine solche Möglichkeit in sein Programm auf nähme, würde vom Sturm des Unwillens der Nation augenblicklich aus seinen Stühlen gefegt werden. Etwas himmelweit davon Ver schiedene» wäre eS, wenn sich in Baiem ein nichtfortschrittliches Ministerium fände, das, auf den Boden der Reichsvcrfassung ent schlossen sich stellend, einen besonnenen Ausbau der Reichsinstitutio nen erstrebte, im Vollgefühl einer guten Sache den nationalliberalen EinheitLtendenzen cntgegenarbeitetr und jetzt, nachdem für die Machtfülle der Neichsgewalten alle irgend erforderlichen Kräfte der Nation disponibel gestellt worden sind, für den Ausbau bürgerlicher Freiheit mittelst bundesstaatlicher Garantieen sorgte. Leider ist eine solche Lösung der bairischen Wirren nicht zu erwarten. Die Patrio ten sind dort so in der Wolle gefärbte Römlinge, daß Niemand im sonstigen Deutschland mit ihnen gehen kann und mag; sie sind, politisch betrachtet, zugleich so dornirte Particularisten, daß sie, um einen Fetzen bairischen Sonderrechts zu erhalten, werthvolle Rechte der anderen Staaten ruhig dem Einheitsstaat« opfern lasten. Statt daß Baiern in Berlin der natürliche Hort des Bundesstaates wäre, ist es sein schlimmster Gegner. Mag also auch das jetzige Ministe rium in München einem oppositionellen Platz machen, wir ver sprechen uns doch für Deutschland nicht einen Pfifferling Vortheil davon. Graf Lamezan, der Staatsanwalt im Proeeß Ofenheim, hat in fünfstündiger Red« seinPlaidoyer gegen den talentvollen Ritter vom schwarzen Meere gehalten. Das sittliche Gefühl loderte aus seiner Rede in allen ihren Sätzen hervor, und das Bild, das er der Kor ruption in Oesterreich vorhielt, war meisterhaft ausgeführt. Dem Angeklagten gegenüber bef. lgt er nicht die Methode, durch die immer enger sich zusammenziehenden Ringe der Schlüsse ihn endlich zu er sticken: er sucht ihn vielmehr durch die Wucht von Keulenschlägen zu zermalmen. Dem Erzgründer GiSkra tparf der.Staatsanwalt vor, daß er die Freiheit verkauft habe, um MS prachtvollem Palais mit leidig auf die armen Teufel herabzusehen, die immer noch an Ehr lichkeit, Tugend und Ideale glauben. Graf Lamezan untersuchte den Neichthum und seine Entstehung mit den feinsten und empfindlich sten Reagenlien der Ehre und Sittlichkeit auf seine Reinheit. Manchmal zuckte Ofenheim aus, als er ohne verhüllende Phrase als Betrüger hingestelll, der List, des Truges, des Hinterhaltes, der Un redlichkeit, der Irreführung beschuldigt wurde; manchmal lächelte er ironisch, manchmal richtete er die Augen empor, manchmal wendete sich der Blick den Geschworenen zu, die mit unverrücktester Theil- nahme und Aufmerksamkeit bis in den sinkenden Tag hinein den Ausführungen des Staatsanwaltes folgten. Die edlen, würdigen Schlußsätze seines Plaidoyers lauteten: „ES muh entschieden weiten, meine Herren, ob cs möglich Ist, tah auch aui tem Gebiete bco materiellen Verkehres, teö Hantcls mit Wandels taS Sitkciigcsctz. tie Grundsätze der ewigen Mvinl, Geltung baden ober nicht, ob tag Stra'gcsctz auch bier gelte, otcr ob tte Verwaltung ircmtcn Vermögens vvllstäntig unbeschrankt, ich möchte lagen, vogcllrci ist; cö nuih cntichlcten werten, ob unser Valerlant, ob Oesterreich, well eü Gelt u»t Gut in einer bctancruüwcrtbcn Epoche ver loren bat, noch mehl als vergängliches Gut verloren bat. Durch Ihren Ausspruch sollen Sie beweise», tah ter Kern unseres Volkothu» s ein gestillter sei, tah tas ü alcrland seine sittliche Wiedergeburt von seinen eigenen Bürgern erwarten dürfe, und tah, wad auch in Oesterreich verloren sein mag, nur Eines nicht verloren ist, und tatz ist die Ehre!" TagS darauf sollte die Verlheidignng die Mohrenwäsche begin nen. Was Lamezan nur schwarz malt, wird Ncuda kreideweiß waschen. Wo ist die Wahrheit? Locales uud Sächsisches. — Dem Rendanten Alschner des MontirungS-TepotS ward die goldne Medaille des Albrcchtsordcns verliehen. — Der Appellationsgerichts-Vicepräsident Schilling von hier ist vom Bundesrathe zum Mitglieds des ReichsOberhandclsgerichtS in Leipzig gewählt worden. — Der Reichstags-Abgeordnete für Dresden, Herr Stadtrath vr. Minckivitz, wird morgen Abend 8 Uhr im Dianasaal vor einer von der social-demokratischen Partei veranstalteten großen öffent lichen Partei-Versammlung Bericht über die verflossene Reichstags- scssion erstatten. — Das kgl. Gymnasium in der Neustadt ward gestern Vorniittag 9 Uhr von Sr. Majestät dem König in Begleitung des General-Lieutenant Krug von Nidda durch einen Besuch beehrt. In der mit dem königl. Bildniß und mit Draperien geschmückten Aula ward Se. Majestät vom Staatsminister i)o. v. Gerber, Geh N. Do. Gilbert und Hrn. Landbaumeister Canzler, dem Erbauer des Gymnasiums empfangen. Der König nahm mit sichtlichem Interesse von den Einrichtungen, dem Unterricht und den Unter richtsmitteln, auch von de» Turnübungen Kenntnis;, ließ sich auch bas Lehrer-Collegium vorstellen und unterhielt sich eingehend mit verschiedenen Herren. Erst gegen Hz 12 Uhr verließ Se. Majestät daS Gymnasium. — Freifrau von Benz, welche vor Kurzem auf ihrem Schlosse zu Vrandis bei Wurzen mit Hinterlassung mehrerer Millionen ohne LeibeSerben gestorben, hat außer anderen Legaten für milde Zwecke auch eine Stiftung errichtet, wonach Beamte aller Kategorien einen Nentengenuß bis jährlich 5,00 Thlr. beziehen können. Die darum Ansuchendcn sind nicht gehalten, ein Armuths- oder Bedürftigkeits- zeugniß bcizubringcn. — Das gestrige Eisconeert zum Besten des AlbcrtvereinS im K. Großen Garten war sehr dürftig besucht, was die Eisbahn selbst anlangt; und auch die sonst Mittags mächtig belebte Promenade um den Teich herum siel nur müßig aus. Das halbe Dutzend Dienstmänner, welche mil Blechbüchsen b—itten gingen, an denen geschrieben stand „Zum Besten des Albertvcreins" werden schwerlich Reichthümer gesammelt haben. Hübsch machte sich die Dekoration des Teiches. Quervor in hoher Luft war vor dem Palais ein Flaggentau gespannt, an dem die riesige deutsche Paradcslagge (schwarz-wciß-roth mit dem deutschen Adler) und daneben das englische und amerikanische Banner wehten: daneben waren Däne mark, die Schweiz, Scknvcden, Rußland, Italien — kurz ziemlich alle Staaten Mitteleuropa s vertreten. An der Eisbahn sieht man Recht, wie sehr cs Dresden zur Zeit an wohlhabenden Fremden mangelt. — Mit der demnächstigen Eröffnung der Wasserleitung wird auch in die öffentlichen Spring- und Zierbrunnen ein neues frisches Leben einströmen. Durch die Speisung aus dem Wasserwerk wer den sie nicht nur ununterbrochen das kühlende Element ausströmcn, eS wird das Wasser selbst auch ein besseres sein und zuversichtlich nicht, wie das bislang nichts Seltenes war, stinken. Bei den nach dem Rathsprotocoll specicll genannten öffentlichen Brunnen, die durch das Wasserwerk gespeist werden sollen, vermissen wir den Brunnen aus dem AntonSplatze. Gerade dieser bedarf indessen einer gründlichen Regeneration dringend, denn von ihm ans strömte in diesem Sommer und Herbst zum Schrecken der unglücklichen Um wohner ein oft entsetzlicher Gestank! Es wäre sehr bcllagcnSwcrth, wenn man hier die Zuführung eines reinen Wassers unterließe. Auch der Bürgerwiese und dem zoologischen Garten soll das Wasser werk zu Gute kommen; der in ersterer gelegene, von hübschen Busch- gruppirungen umgebene kleine Teich wird gleichfalls endlich mit Wasser versehen werden. — Zahlen beweisen. Wie tief die Pferdebahn bereits in die Dresdner Verkehrsverhältnisse eingreift, geht aus der Frequenz im Vorjahre hervor. Es sind 00,000 Touren gefahren und in diesen rund 1,600,000 Personen (1,55,5),3 76 Erwachsene und 14,400 Schulkinder) befördert worden. — Die diesjährige Leipziger Earnevals-Almosen-Saminlung ergiebt gegen frühere Jahre ein auffällig geringeres Resultat, da an beiden Tagen durch die Almoseniers nur 1526 Mark eingenommen wurden, darunter 22,200 Kupfermünzen, und unter diesen wieder 49n ungiltigel — In der vorvergangenen Nacht sind abermals von dem Hause in der Bautznerstraße, dessen lockere Bauart durch Herabstürzen von Maucrwerk die schwere Beschädigung einer Frau herbeisührle, zwei Mansardensenster-Giebel herunlergestürzt, welche diesmal glück licher Weise Niemand beschädigten. Tic Passage in jener Gegend (Ecke der Marlmstraße; war gestern in Folge dessen eine Zeit lang gehemmt. Eine gerade zur Zeit des Unfalles vorbeifahrende leere Equipage konnte von dem Kutscher auf Zuruf eine« GenSd'armen, der den Simssturz bemerkte, noch rechtzeitig bei Seite gerissen wer den, so daß Wagen und Pferde nur mit Schnee über und über be spritzt wurden. .Hier möchte die Baupolizei doch recht ernstlich revi- diren, um weiteres Unglück zu verhüten. — Der bekannte socialdemolraüsche Agitator Otto-Walster hat am 16. d. eine ihm vom Bezirksgericht Dresden zucrkannle vier- wöchentliche Gcfüngnißstrase wegen Beleidigung des Schwurgerichts- Präsidenten, Bezirksgerichtsdirccror von Mucke in Bautzen, im Arresthause des hiesigen Bezirksgerichtes angctretcn. — In der 9. Stunde des vorgestrigen Abends ist ein Soldat des hiesigen PionnicrbataillonS auf der alten Elbbrücke, als er an einem Offizier grüßend vorübergehen wollte, ausgeglirten, nieder- gestürzt und von einem gerade vorüberfahrenden Omnibus am linken Beine verletzt worden, so daß nian ihn nach dem Garnisonlazareth geschasst hat. — Auf dem Central-Güterbahnhof ist am Mittwoch Nachmittag in der sechsten Stunde ein in Niedergorbitz wohnhafter Weichensteller, Namens Stert, beim Nangircn von Wagen auf einem Gleise zu Falle gekommen und von der Nangirmaschinc, die über ihn wegge gangen sein soll, erheblich verletzt worden. Er scheint nicht geradezu überfahren worden zu sein, so daß die Näder über ihn hinwegge gangen sind, sondern zwischen dieselben hineingefallen und von dem unter der Maschine befindlichen Kohlenkasten beschädigt worden zu sein. — Der vierzehnjährige Sohn eines hiesigen Markthelscrs war vor ungefähr vi-wzehn Tagen aus der in der großen Ziegelstraße befindlichen Wohnung seiner Eltern entlaufen und hatte sich sei« jener Zeit in der Stadt umher getrieben. Gestern früh wurde de« jugendliche Herumtreiber in einem Grundstück des Stallgäßchens w einem Fasse versteckt aufgefunden. Der Knabe soll über schlecht» Behandlung von Seiten seiner Stiefmutter geklagt und dies als Grund seiner Entfernung aus dem elterlichen Hause angegeben haben. — Am Montag kam auf hiesigem Ecntral-Schlachtviehmarkte ein schönes Exemplar in der Gestalt eines fetten Riesenmastochsen 2300 Pfund schwer, zum Verkauf. Derselbe wurde durch den Großhändler Gustav Lckert von hier aus Obcrschlesien eingefllhrt Herr Flcischcrmeisier Lutherer auf der Seestraßc hiersclbst hat sich dieses Thier durch Ankauf gesichert und ist dasselbe bereits gestern mittelst Schlachtmaske den Weg alles Fleisches gegangen. — Der Tod der Frau Möricke in der Amnionstraße, welche bekanntlich am vorigen Montag bei inwendig verschlossener Thüre auf einem Sopha in den letzten Zügen liegend gesunden wurde und rrotz aller Wiederbelebungsversuche eines in der Nachbarschaft woh nenden Arztes nach zehn Minuten unter dessen Händen starb, wird noch viel besprochen und von manchen Seilen eine zufällir- Todes art bezweifelt, vielmehr Selbsttödtung, sei es nun durch absichtliche Einalhmung von KvhlcnoxydgaS oder Genuß eines ähnlich wirken den Giftes, angenommen. Für die Annahme eines Selbstmords dürste sprechen, daß man beim Betreten des Zimmers dasselbe wenig oder gar nicht mit schädlichen Dünsten angesüllt gesunden haben soll, dagegen spricht aber wieder, daß die kinderlosen Möricke'schen Eheleute in guten Verhältnissen und sehr glücklich miteinander ge lebt haben sollen, ein Grund zum Selbstmord also nicht vorhanden gewesen zu sein scheint. Auffällig ist es, daß der bekanntlich schon seit längerer Zeit verreiste Ehemann der Gestorbenen noch immer nichts von sich hat hören lassen, trotzdem aber, wie aus Vorgefunde nen Briefen hervorgehen soll, in der lctztvergangenen Zeit hier oder in der nächsten Umgebung sich aufgchalten haben muß. Die be hördlichen Erörterungen sind noch im Gange und dürfte zunächst das Resultat der in Aussicht stehenden Lection der Leiche abzuwar ten sein. — Wie wir vernehmen, ist gestern ein im englischen Viertel sehr elegant wohnender, seit vorigem Jahre hier aufhältlicher prcuß. Stabsarzt a. D., Or. Knorr, nebst seiner Ehefrau wegen betrügeri scher Handlungen von der Polizei arrctirt worden. Das Ehepaar soll nur vom Schuldemnachen hier gelebt haben und die Zahl dex bei ihm Hereingefallcnen eine ganz erhebliche sein. — Das Bobnenfest der D rcSdner K u n st»G c - nossensck'ait «Mittwoch Abend in den Sälen dcö Lusscrt- schcu Etablissements in der Königslraße). Mit verbältnißmäßlg einfache» Mitteln, unter Ausschließung aller pomphaften »nd glanzvollen Kostüme hat die Kunstgenossenschait durch die Aus- sübrung eines hübschen Eiiiiallcö ein Fell veranstaltet, dessen Ge- samintcharakter und reizende Arrangements Ihr alle Ebrc macht. Daö Fest sollte de» Evaraktcr eines ländlichen SchützenicsicS An fangs unseres Iabrbuntcrts krage» und Damen und Herren wa ren ersucht worden, nur in damaliger ländlicher otcr kleinbürger licher Tracht zu erscheinen. Dieser Gedanke war auch in der De koration des eine» Saales iestgcdaitcn. Inmitten praktisch und Hübsch grnvpirtcr grüner Tannen erblickte man ein Bierzelt. Schießbude, Picfferkucdcnbudc von „Zuckersüß aus PulSnitz" Würieibnde, Bratwurstbude, den Gabenteapel und auch cin Po- lizeIzclt, an dessen Eingang ein Plakat in altdeutscher Schrift undAuSdruckSwesse bing. welchesu.A. besagte: „Das schlechte tantzen au» dem tantzbodcn ist untersagt, Tabak- raucben ufs dein Tantzboden verboten." In dem via» bcntcinpel kamen prächtige alte Gesäße und hübsche Aguarellen, Gemälde re. re. zur Vertbellnng an die besten Schützen. Eine allerliebste Unterhaltung bot der fortwährend stark bestickste Wunder-Salon, ans dessen - man rann sage» Ironischen Programm - wir folgende SebenSwürdigkelten nennen: „Der letzte Abschnitt von Bismarck'ö drei Haaren. Eine P'crkcbabn, mit welcher man wohin und so oft man will, iahren kann. Der Gründer Von sonst »nd leist. Gesamm-ao-i Bi,st von r-r
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