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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.09.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-09-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110925012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911092501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911092501
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-09
- Tag 1911-09-25
-
Monat
1911-09
-
Jahr
1911
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BezugS-PreiS tzk »nd Vorort« durchuns«« Iröa«r »»d Evrdtlrur« 2mal tä-lich m» Pau» -«dracht' » PI. monatig 2.7» Mk. vi«ttrUakrl. B«t »nl«rn Filialen u. Sn» natzmeßeü«« odardoU: 7» Pt. »oaatL, r.rs v«. virrieljährl. »urch dl, P»ft: lnnerbalb Deullchland» und der deutschen Kolonie» olerleljährl. S.SV Mk., monatl. i.rö MI. a»»jchl. Pollbeftellaeld Ferner in Brlgte», Lanemark, den Donanliaaren. Italien, ».'uiemdura. Niederlande. Nor- rr«s«n, Lenerreich - Ungarn. Rußland, Schweden. Schwei» u Spanien. In allen übrigen Siaaien nur direkr durch bi« <b«ichäit»ftell« de» Blakte» erhältlich. La» L«iv,tg«r Tageblatt «rlcheinl 2mal raglich. Sonn» u. Feiertag» nur morgen». Lbonn«mrnt»»Annatzm« 2»hanni»»all» >. bei unieren Trögern, Filialen. Spediteuren und Annahmestellen, iowi« Postämtern urrd Brieiträgern. Morgen-Ausgabe. KWigcr Tagtblaü ^1..^.^»^"-"^"" Handelszeitung. «..^1.^!^'"— Amtsblatt des Nates «nd des Nolizerarntes der Ltadt Leipzig. Auzeige«-Prei- Mr A>K««t» »»» Uetp^a »nd Umgebung dte^tpnMgrBetit»»il, L Ps- die Neklame» »etl« 1 Mk.' oon au»wärt» SV Ps. Nellamen llll ML' Inserat« »o» Behörden im amt- UHa» Teil dl« P«tttieile 50 Pf ch«kchüft»an4rigen mit Platzvorichriften t» Preis« erhöht Nabatt»ach Taril. Betlagegedühr Gesamt- auflag« 5 ML P Tausend ertl. Postgebühr. Tetldetlage höher. Festerteül« Aufträge können nicht »uriick- aeeoge» «erdeu. Filr da» Erscheinen an destiuneben Tagen »nd Plätzen wird kein« Garantie übernommen. Anzeige»»Annahme: Johanni »goss« ll, d«t sämtliche» Filiale« ». allen Annoncen- Erpedttione» de» Ja» und Au»la»de». Deurk wrd Bering »on Fischer L Kirrste» Inhaber: Paul KIrstea. ««davion nnd Geschäft-stell,: 2ohan»t»gais« st. Haupt' Filiale Dreodeu: Eeestrage < l (Telephon 4L.1). Nr. 2SS Montag, »en 25. September lSll. 105. Zshrgsng. Die vorliegende Angabe umfaßt 12 Leiten. vss DilhtWe. * Auf der Schelde ertranken bei einem Zusammenstoß zweier Boote 14 Personcn. (S. Letzte Dep.) * Bei einem Zusammenstoß eines Zuges mit einem Leiterwagen wurden bei Appleton 14 Personen getötet. (S. Letzte Dep.) * Im Leipziger Stiftungspreis siegte am Sonntag die Graditzerin „Sentenz". — Den Hammoniapreisin Hamburg-Groß- borstel gewann Frhrn. v. Oppenheims „Dolo mit" unter Nixe. (S. Sport.) * Am Sonntag errang Walter Rütt auf dem Sportplatz den Sieg und Meisterschafts- titel von Europa über die Strecke von 1 Km. Im Großen Preis von Europa über 100 km wurde Walthour Erster. (S. Sport.) * In dem internationalen Karlsbader Schachturnier, das am Sonntag sein Ende fand, wurde erster Sieger Teichmann. (S. Sport.) " Armenpflege uns Ltrsfgeletzkuch. Der in den letzten Tagen in Dresden abgehaltene deutsche A r me n p f l e g e t a g hat sich auch mit dem Vorentwurf zum zukünftigen deutschen Strafgesetzbuch beschäftigt und sich in einer Resolution dahin ausge sprochen, daß er vom Standpunkt der Armenpflege aus die bisherigen Vorarbeiten als geeignete Grund- lagen für ein neues deutsches Strafgesetz ansieht. Man hat auf diesem Kongreß dankbar anerkannt, daß die Grundgedanken dieses Entwurfs der mo dernen Entwicklung entsprechen. Landgerichtsdirektor a. D. Dr. Asch rott wies auf die große Macht hin, die das künftige Strafrecht dem Strafrichter in die Hände legt, um die von dem Gesetzgeber erstrebten Tendenzen der möglichsten Individualisierung der Verbrecher und ihrer Delikte zu erreichen. In den Debatten kam auch die legistatorische B e- kämpfung der Trunksucht zur Erörterung. Während man die im Dorentwurf auf diesem Ge biete festgesetzten sicheren Maßnahmen, insbesondere die vom Gericht anzuordnende Unterbringung von trunksüchtigen Verbrechern in besondere Trinker anstalten billigte, wollte der Referent Landgerichts direktor Dr. Aschrott das für die Zukunft geplante Wirtshausverbot gestrichen wissen. Nach dem 8 43 des Dorentwurfs ist nämlich bestimmt, daß, wenn eine straftbare Handlung auf Trunkenheit zurück zuführen ist, das Gericht neben der Strafe dem Ver urteilten den Besuch der Wirtshäuser auf die Dauer bis zu einem Jahr verbieten kann. Das Wirts- hausoerbot ist als Nebenstrafe in zahlreichen Schweizer Kantonen gebräuchlich und ist auch in den deutschen Entwurf übernommen worden. Schon in der Begründung des Vorentwurfs wurde erwähnt, daß manche Sachverständige gegen dieses Verbot protestieren, weil diese Maßregel, die in den meist kleinen Verhältnissen der Schweiz gute Wirkungen erzielen mag, in den zahlreichen größeren Städten Deutschlands und in den dichtbevölkerten Industrie bezirken mit ihren guten Verkehrsmitteln sich prak tisch als wertlos erweisen werde. Es bleiben nun aber, wie in der Begründung mit vollem Recht be tont worden ist, in Deutschland noch zahlreiche Ge genden mit einfacheren Lebensbedrngungen, wo das Verbot leicht praktisch durchgeführt werden kann und segensreichen Wirkungen von ihm erhofft werden können. Außerdem hat man auch in Betracht ge zogen, daß das Wirtshausverbot auch da, wo seine Befolgung nicht leicht zu kontrollieren ist, schon wegen seiner beschämenden Wirkung auf den noch ehrliebenden Verurteilten nicht selten mit guter Wirkung erlassen werden dürfte. Diese Erwägungen haben wohl auch den Armen pflegetag veranlaßt, entgegen dem Vorschlag des Re ferenten, das Wirtshausverbot gutzuheißen. In der betreffenden Resolution wurde allerdings die Forderung aufgestellt, daß die Verhängung des Ver bots durch Las Gericht in öffentlichen Blättern bekanntgegeben wird. In Ergänzung des Wirts hausverbots wäre es nach unserer Ansicht nötig, daß noch eine Strafbestimmung festgesetzt würde, nach der Gastwirte bestraft würden, die kreditweise Branntwein an Trunkenbolde oder sonstige Personen abgeben, von denen bei Einräu mung eines Kredits die Gefahr eines übermäßigen Vranntweingenusses vorliegt. Uebrigens hat das preußische Oberverwaltungsgericht in einer kürzlich ergangenen Entscheidung der Polizei die Befugnis zugesprochen, derartige Verbotvorschriften zu er lassen. Ein derartiger reichsgesetzlich eingeführter Paragraph wäre sicherlich geeignet, sehr viel Unheil abzuwenden, denn gerade der kreditweise Verkauf von Branntwein an Trunkenbolde ist mit den größ ten Gefahren verbunden. Viele strafbare Trunk suchtsexzesse haben, wie jeder Kriminalist bestätigen wird, in dieser in manchen Gegenden sehr verbrei teten Unsitte ihren Grund. Da 75 Prozent aller strafbaren Handlungen mit der Trunksucht in kausaler Verbindung stehen, würde der Gesetzgeber seine Pflicht vernachlässigen, wenn er nicht an alle im Reiche der praktischen Durchführbarkeit liegenden Maßregeln dächte. Reichsüeutlcher Mittelltsnüstag (:) Dresden, 24. Sept. Unter großem Andrange trat heute vormittag l/°12 Uhr der Reichsdeutsche MittelstanVsverband zu seiner ersten Tagung zusammen. Der große Saal des Evangelisck)en Vereinshauscs war schon eine Stunde vor der Eröffnung der Verhandlung überfüllt. Im Anschluß an die gestrige gründende Versammlung nmrde noch der Gesamtvvrstand des neuen Verbandes gewählt und folgende Herren in denselben berufen: Architekt Höhne- Leipzig, Buchdruckereibesiber Baumann- Kulmbach, Schcrnsletnfcgcroberme.stcr Konradt- Breslau, Ingenieur Frilsch - Leipzig, Rechtsanwalt Koylmann -Dresden, Verbandsdirek tor L i e b o l d - Braunschweig, Kaufmann Seifert- Leipzig, Jnstizrat Dr. Baumert-Spandau, Bür germeister Dr. Eberle-Nossen, Obevjustizrat Dr. Kühlinorgcn - Dresden, Kommerzienrat Buchbin- dermeistcr Nag le r-Münchcn, Generalsekretär Fäh re n b a ch - Leipzig, ferner Pl a te-Hannover, I a n s s e n - Barmen, R e m p p i s - Stuttgart, Ver narb- Berlin, Nikolau S - Bremen, I u st-Leipzig, Dreßler-Berlin, Lohmann-Danzig, Thier kopf- Magdeburg, Strosser - Straßburg, Stüb- ler - Würzburg, Schimmer- Erfurt, Gräfe- An klam, Ga ! mert - Berlin. Ter heutigen Versammlung wohnten die Staats minister Dr. Äeck, Graf Vitzthum von Eckstädt und von Ssydewitz, ferner Ministerialdirektor Dr. Schroeder, Geh. Regierungsrat Stadler, Oberbürgermeister Geh. Rat Dr. Beutler, lMnisterialdirektor Geh. Rat Heink, die Bürgermeister Dr. Kretzsclgnar und Dr. Map, ferner zahlreiche Mitglieder beider Kammern, Mitglieder beider städtischer Kollegien usw. lieh Archi tekt H ö h n e - Leipzig begrüßt die Versammlung im Auftrage des gestern fast lückenlos begründeten Reichs deutschen Mitlelstandsverbandes, um dann die Elxren- gäste willkommen zu heißen. Beim Verbände sollten parteipolitische Bestrebungen ausgeschlossen sein, trotz dem seien Vertreter der verschiedenen Parteien, mit Ausnahme der Sozialdemokratie, zur heutigen Ver sammlung eingeladen worden. Dcr Mittelstand be sitze zwei internationale Feinde, die goldene und die rote Internationale. Der Mittelstand bilde daS Rück grat des Staates, ihn stärken, heiße den Staat stär- jen. Aus dem Mittelstände seien die Führer der Industrie erwachsen, die den Staaten zu Wohlstand und Ansehen verhelfen. Das Bestreben des Verban des solle sein, daß auch der Mittelstand seinen Platz an der Sonne erhalte. Der Redner schloß mit einem brausend aufgenommenen Hoch auf Kaiser und König. An beide Monarchen wurden Huldigungstelcgranime abgesandt. Dann sprach der Ehrenvorsitzende des Tages Herr Oberbürgermeister Geh. Rat Dr. Beutler, der die Versammlung in Dresden herzlich willkommen hieß. Staatsminister Graf Vitzthum von Eckstädt begrüßte die Tagung im Namen des Sächs. Ministeriums des Innern und erinnerte an den ersten sächsischen Mittelstandstag, den er s. Z. begrüßt habe. Er spreche seinen Glückwunsch dazu aus, daß es gestern gelungen sei, den gesamten deutschen Mit telstand fast lückenlos zusaminenzuschließen. Wenn auf den Mittelstandstagen, die hoffentlich zu einer ständigen Einrichtung würden, nach dieser Richtung hin fruchtbringende Gedanken entstehen, dann würden sich diese Tage bald zu einem Krichallisationspunkte für daS Wohl des gewerblichen Mittelstandes gestal ten. (Langanhaltender Beifall.) Staatsmini st ervonSeydewitz begrüßt die Versammlung als Teile des Sachsisüzen Finanz ministeriums. Jede staatliche Finanzvcrwaltnng, die ihren Pflichtenkreis richtig erfasse, werde sich bei allen Maßnahmen auch von allgemeinen politischen, vor allem volkswirtschaftlichen Rücksichten leiten lassen. Er habe diese pflichtgemäße Stellungnahme erst im letzten Herbste auf dem Sächsischen Mittelstandstage im Auftrage des Finanzministers von Rüger vertre ten und er widerhole diese Erklärung heute im eigenen Rainen. Tie Sächsische Staatsregierung habe wieder holt mit aller Entschiedenheit betont, daß nicht die billigste Offerte als solche, sondern nur ein in jeder Beziclzung annehmbares Gebot zu berücksichtigen sei, das eine tüchtige und rechtzeitige Ausführung ge währleiste. Zum Schlüsse sprach der Herr Minister der Versammlung die vollen Sympathien und das wärmste Interesse der Sächsischen Regierung aus. (Lebhafter Beifall.) Dann begrüßte Herr Geh. Oberregierungsrat Iaup - Berlin den Kongreß im Auftrage des Reichs amtes des Innern und des Staatssekretärs Dr. Del brück und wünschte den Verhandlungen den besten Erfolg. Er werde einen ausführlichen Vortrag über di« Tagung im Reicbsamte des Innern erstatten, ^ltumnehr referierten die Herren Bürgermeister Dr. Eberle-Nossen und der Vorsitzende des Hand- werker-Ausschusses des Württembergiscl>en Bundes für Handel und Gewerbe W. Wolf- Stuttgart über das Submissionswesen. Tie Versammlung nahm im Anschluß an die Aus führungen der beiden Referenten nachstehende Resolution einstimmig an: Ter erste Reichsdeutsche Mittekstandstag erklärt, daß er in der Vergebung der öffentlich» Arbeiten und Lieferungen nach dem Grundsätze des „angemesse nen Preises im Sinne der dem Reichsamt des Innern und den sächsischen Ministerien der Finanzen und des Innern überreichte Denkschrift einen sicheren Weg zur Beseitigung dcr schweren Sch den des jetzigen Submissionswewns erblickt. Er beauftragt seinen Vorstand bei den Regierungen nn Reiche und in den Einzelstaaten sowie l>ei den Parlamenten und ent wickelten Gemeinden ivegen der Einführung des ange messenen Preises vorstellig zu werden und außer halb Sachsens die staatliche Hilfe zur Erreichung von Submissionsämtern in den einzelnen Staaten und Provinzen nach Art des Submissionsamtes der Mittclstandsvereiniguna im Königreich Sachsen an- zu st reden. Weiter Ivnrde noch folgende Resolution, betref fend den 8 100g und die Zwangsinnungeu im Anschluß an das Referat des Herrn W. Wolf- Stuttgart angenonimen: „Ter Erste Reichsdeutsche Mittelstandstag fordert die Beseitigung des 8 100 g der Gewerbeord nung. Ter Mittelstaudstag bedauert die ablehnende Haltung dcr Regierungen und der Gewerbevcreine, wie sie sich auf der Haudwerkcrkonferenz im Reichs amt des Innern gezeigt bat. Der Mittelstandstag fordert die Mitglieder des Reichsdeutschen Mittel- standSverbandes sowie sümtliah Gewerbetreibende auf, bei den kommenden Reichstags Wahlen nur solche Kandidaten zu unterstützen, die sich für die Beseitigung des § 100 q der Gewerbeordnung aus sprechen." Tann sprach Herr Rechtsanwalt Hans Kohlmann- Dresden über Warenhäuser- Konsumvereine, Wanderlager, Hausier- und Bamtenhandel. Im Anschluß an sinne Ausführungen nahm die Ver- sannnlung folgende Resolution einstimmig an: Ter Erste Reichsdeutsche Mittelstaudstag heißt die zahlreich erschienenen Vertreter des Kleinhandels herz lich willkommen. Er bält einen Zusammenschluß aller Interessenvertretungen des >klcinhandels sowie dcr bisher nicht organisierten Tetaillisten für unbe dingt notwendig, ivenn der Detaillistenstand dein Drucke des Großkapitals und der Wucht der organi sierten Arbeiterschaft nicht erliegen soll. Ter Erste Deutsche Mittelstaudstag erblickt in dem Zusammen schluß zu Schutz-, Detaillisten- nnd Rabattsparver einen und in der Vereinigung aller dieser einzelnen Vereine in einem großen Verbände, ferner in dcr Stärkung des StandeSgefühlS und insbesondere in dem Bewußtsein der Berechtigung und Notwendig keit des Detailhandels die wirksamsten Kampfmittel gegen die mittelstandsfeiirdlichen Bestrebungen der Warenhäuser, Konsumvereine und Bcamten-Wirt- schaftsvereine aller Art, sowie gegen das Wander gewerbe, die Schlendcrverstcigernngen, den heimlichn Warenhandel, das Sonderrabatt- und Zugabcunwcscn und die Abzahlungsgeschäfte. Wo die von: Detail handel tatkräftig geübte Selbsthilfe versagt, fordert der Erste Reichsdeutsck-e Mittelstaudstag die Neichs- und Staatsregiernngen, die Stadt- und Gemeinde behörden und insbesondere auch die gesetzgebenden Körperschaften aus, im Wege der Gesetzgebung allen diesen den Detailhandel zugrunde richtenden feind lichen Olewalten nach Kräften entgegen-utreten. Tie Erhaltung des durch seine wirtschaftliche Selbständig keit für den Staatsorganismus bedeutsamen Dctail- listcnhandels muß jederzeit eine der wichtigsten Auf gaben staatlicher Fürsorge sein. Es folgte nunmehr ein Referat deS Herrn Han delskammer-Syndikus Tr. Wicnbeck- Hannover über Schutz gegen Streik-Terrorismus und Boykott. An letzter Stelle sprach dann Herr Schiele- Naumburg über die Stellung des Haus- und Grundbesitzes in der Mittel st andsbewegung. Er setzte seinem Vortrage folgende Grundsätze voran: 1. Ter Boden ist das wichtigste Arbeitsinstru ment des Menschen, nicht bloß deS Landwirtes, son dern auch der städtischen OKwerbetreibenden. Darum muß darauf gehalten werden, daß das Besitzrecht am städtischen Boden über dem Interesse der kon- vom Eilenscher Ssch-Mt. I. Von Eisenach erging der Ruf zu einem „kleinen" Feste zu Ehren des Altmeisters Jo hann Sebastian Bach, eines ihrer größten Söhne, der hier am 21. März 1685 geboren ward. Unter den Linden des Marktplatzes steht vor der 700 Jahr alten Georgenkirche des Thüringer Bildhauers Donndorf schönes Bronzestand bild, das zur Feier des 200. Geburtstags Bachs errichtet wurde, und eine der Sehenswürdigkeiten der ehrwürdigen Stadt bildet. Fest und unbeirrt steht der Meister nun vor uns und aus dem von der wallenden Allongeperücke umrahmten Ant litz blicken seine Augen freundlich herab auf das vor ihm sich ausbrertende Kleinbetriebe des heu tigen TagS. Und eine zahlreiche Menge von Kunstfreunden saß während der letzten Tage wie der zu seinen Füßen, andächtig seinen Tönen zu lauschen und einen reichen Schatz musikalischer Erinnerungen mit hinwegnehmend. Der Programmentwurf dieses Bach-Feste» galt, schwebende Bach-Fragen zu lösen, ferner weniger bekannte Werke Bachs aufzuführen und eine Anzahl seiner bedeutenden Vorgänger der Erinnerung aufs neue nahezubringen. <Än Kir chen- und zwei Kammermusikkonzerte erfüllten am 23. und 24. Sevtemebr diesen hohen Zweck des künstlerischen Stelldicheins der Bach-Vcr- ehrer im Thüringer Lande. Noch aber gibt es einen musikfreien Vor mittag, der nicht ungenutzt bleiben soll. Beinahe ganz von selbst lenken sich die Schritte über den stattlichen und geräuschvollen Karlsplatz, di« Marienstraße entlang hin zu dem ein wenig ab seits gelegenen Fraucnplan, über den es in ziem lich starker Steigung bergan geht zur Wartburg. Gleich anfangs des Frauenplans grüßt linker Hand das stattliche einstöckige Haus, vor dem sich zwei Rasenflecke befinden — die Geburtsstätte Johann Sebastian Bachs. Wir treten durch die schwere Holztüre ein in den geräumigen Flur. Eine kleine hölzerne Wendeltreppe führt empor zu den Wohnräumen, die, erst 1906 von dem bisherigen Bewohner geräumt, wieder instand ge setzt sind. Die Zimmer machen den Eindruck der Wohlhäbigkcit und des Gefühls sicheren Besitzes. Eng und Halbdunkel ist allem die kleine Kücl-e, darin Mutter Elisabeth geb. Lämmerhirtin dem kleinen Sebastian das Moraensüpplein zu kochen pflegte. Einen traulichen Aufenthalt bot wohl das Wohnzimmer. Ein bequemer Stuhl steht auf dem Tritt am Fenster, Ausschau zu halten auf die Gasse und zugleich das Hausregiment zu führen, klüglich zur Rast bereitet. Auf dem Fensterbrett liegt eine Bibel, „gedrucket äano Do mini 1667", daneben ein schwerer eiserner Leuchter mit dickem Licht. Die Geschichte des frommen Dulders Hiob ist gerade aufgefchlagen. Vater Ambrosius Bach mochte Grund hüben, sich aus den heiligen Schriften Trostes die Fülle zu er holen. Denn anfangs Mai 1694 stirbt die Gat tin und schon sieben Monate darauf zog ihre Nachfolgerin, die Wittib Bartholomät, als Stief- mutter ant Frauenplane ein. Aber 1695 ward das Bach-Haus zum anderen Male ein Trauer haus, denn Meister Ambrosius segnete am 31. Ja nuar das Zeitliche. Er war ein wohlangefehener, kunstgeübter Mann. Aus seinem Antlitz blickt auch gleichsam schon der Sohn hervor, den er früh bereits unterrichtete. Eifrig strich Sebastian die Violine und es ist anzunehmen, daß er in den letzten Jahren seines Eisenacher Aufentl-altes auch 'oft im Schülerchor, der Kurrende, singend urrd Liebesgaben heischend durch die Straßen zog. Wohlcrhalten ist auch Johann Sebastians Ge burtszimmer, das man, einige Stufen über schreitend, unweit der Wohnstulw erreicht. Andere sehr geräumige Gelasse dienen jetzt den Zwecken des Bach-Museums. Unter Glas und Nahmen findet der Bejucher viele Mannskripte, Erstdrucke, Ratsschreiben, Notenbücher, Erlasse, Eingaben usw., die vom Meister Bach herrül-ren oder mit ihm in enger Verbindung stehen. Die Wände zieren alte Familienbildnisse und Abbildungen von Kirchen und weltlichen Stätten, wo Vach einst wirkte. Wohin man sich auch wenden mag: allerorten empfindet man den Odem einer still behaglichen Zeit, einer ruhevollen Enge, in der ganz sich auszulebcn Gewinn bedeutete, und einer gefestigten, künstlerische Bestrebungen fördernden Bürgerlichkeit. Das zu ebener Erde gelegene große Unterrichtszimmer des Ambrosius Bach hat die Neue Bach-Gesellschaft, deren Eigentum das gesamte Anwesen geworden ist, zur Schaustel lung der aus Hofrat Dr. AloyS ObristS stammen- den reichhaltigen Jnstrumentensaminlung be nutzt, die aus der Zeit des 17. bis 19. Jahrhun derts stammende Exemplare aufweist. Vertreten sind z. B. Laute, Theorbe, Mandoline, Gitarre, Zither, Trumscheit, Polchetta, verschiedenartige Violen, Basset und Violinen. Ferner erregen die Aufmerksamkeit das Salterio, Hackebrett, Cim- bal, mehrere Clavichorde, Spinette, Tangenten- und Hammerflügel, Tafel- und Harsen-Klaviere. Blech-, Rohrblattinstrumente, Dudelsäcke, Phys- harmonika, Clavierganum und Schlaginstrumente mancl)er Art geben ein treues Abbild der gang und gäben Musilübung jener entschwundenen Zeit, die schon unsere Urväter, die ihrige gerne beklagend, die gute alte nannten. . . Schon am Spätnachmittag sammelten sich die Besucher des Bach-Festes in dcr altehrwürdigen St. Georgenkirclje am Markt. Das Konzert galt Merken zwar nur geringeren Umfangs, aber tiefen, edlen Inhalts, und düs Programm konnte das Motto tragen: „Vor mrd von Sebastian Bach." So gedachte die Bach-Gesellschaft deS Meisters Vorgänger Johannes Eccard, dessen 200. Todes tag in diesen Herbst fällt, aufs pietätvollste. Zwei seiner „Preußischen Festlieder" sang der Zalzunger Kirchenchor unter der Leitung des Herrn Musikdirektors Julius Meininger ganz vortrefflich. Sanft und still erzählend nana das Marienlied „Uebers Gebirg Maria geht, hell mrd freudig das, die Lnadenbringendc Zeit prei- sendc „O Freude über Freud". Dcr Chor wär in Bachs komplizierter acht stimmiger Motette „Der Geist Hilst unserer Schwachheit auf" entschieden weit weniger glücklich So klangvoll und fein er dort alles gab, so wenig plastisch erschien shtcr das so eng und kunstreich verflochtene Stimmen gebilde, ließen Sicl-erl-eit, Stimmenführung und -schönheit berechtigte Wünsche durchaus unbefrie digt. Wertvoller war die Wiedergabe des, da» Konzert beschließenden Seb. Bachschen ChoralS „Allein Gott in der Höh' sei Ehr", dessen «Orgel vorspiel Herr Musikdirektor Camillo Schu mann (Eisenach), vorzüglich darbot. Derselbe Künstler, ein Bruder des leider durch Krankheit am Erscheinen verhinderten Berliner Georg Schu-
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