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Meißeritz-Mung Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend 71. Jahrgang. Dienstag, den 28. März 1905. Nr. 35. Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschafi, das Königliche Amtsgericht und den SLadtrat zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. - Druck und Verlag von Carl Jehns in DixxoldiÄvaldr. Mil achtseitige» „Jllnstrierten Unterhaltung,blatt". NN land- und hauswirtschastlicher Monat,.Beilage. Frühjahrsüvmig der Feuerwehren. Im Laufe der Frühjahrsmonate und zwar an einem Sonn- oder Festtage findet die Frühjahrsübung der hiesigen Feuerwehren statt, an welcher sowohl die freiwillige, als auch die Pflichtfeuerwehr und die Pflichtfeuerwehr-Reserve teilzunehmen haben. Der Alarm hierzu erfolgt durch Signalhörner. Dippoldiswalde, den 27. März 1905. Der Stadtrat. Voigt. Holzversteigerung. Höckendorfer Staatsforstrevier. Gasthof zu Ruppendorf. Mittwoch, den 5. April 1905, vorn. V2 10 Ahr: 38 h. u. 355 w. Stämme, 171 h. u. 7398 w. Klötzer, 190 w. Derb- u. 2360 w. Reisstangen, 2 rm w. Nutzscheite, 7,s rm w. Nutzknüppel, 5 rm h. u. 128 rm w. Brennscheite, 317,5 -rm w. Brennknüppel, 36,5 rm h. u. 79 rm w. Zacken, 10 rm h. u. 513 rm w. Äste, 27 rm h. u. 1260 rm w. Brennreisig, I rm h. u. 9 rm w. Stock- scheite, 0,5 rm w. Stockspäne; Kahlschläge, Durchforstungs- u. Einzelhölzer in Abt. 4—6, 10, 11, 13, 17, 20, 22, 24—27, 29—31, 35, 37, 38, 40, 43, 44, 46, 49, 51, 52 u. Reservestück l u. Stockrodungen in Abt. I I u. 24. Kgl. Forstrevlerverwaltung Höckendorf u. Kgl. Forstrentamt Tharandt, Eras. am 21. März 1905. Morgenstern. Die .Weiherttz-Zektung' «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- tzenAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg.,' einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg- — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie unsere Austräger nehmen Bestellungen an. Jnlrrate, welche bei der bedet.tend«n Auslage de» Blatte, -ine sehr wirb jame Verbrelung finden, werden mit 12 P*g., solch« aus unserer Amt-Haupt- Mannschaft mit 10 Pfg. die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und kompli zierte Inserate mit ent sprechendem Aufschlag. — Eingesandt, im redaktio nellen Teile, die Spalten zeile 20 Pfg. Die Katserrede von Bremen. Kaiser Wilhelm hat noch unmittelbar vor Antritt seiner Mittelmeerreise eine überaus bemerkenswerte Rede in Bremen gehalten, wo er am Mittwoch mehrstündigen Aufenthalt nahm, um der feierlichen Enthüllung des Kaiser Friedrich-Denkmals beizuwohnen. Bei der Fest tafel, welche im Morschen Rathause stattfand, hielt nun der Monarch in Beantwortung einer Begrüßungsansprache des Bürgermeisters die erwähnte Rede, in der er von der Denkmalsfeier ausging und zunächst das Gedenken seines edlen Vaters und seines Großvaters feierte, daran er innernd, wie deren Feldherrentaten die Grundlage zum neuen Reiche geschaffen hätten. Im weiteren berührte der kaiserliche Redner die schmerzliche Episode aus der deutschen Geschichte, wie sie durch die Versteigerung der ersten deutschen Flotte dargestellt wird, und betonte, wie er als Jüngling die damals der deutschen Flotte zuge fügte Schmach zornig empfunden habe. Dann nahm seine Rede einen hochpolitischen Schwung, er bekannte, daß er sich bei seinem Regierungsantritte gelobt, nicht nach oder Weltherrschaft zu streben, und wies an der Hand der Geschichte nach, daß alle die früheren sogenannten Weltreiche nach dem Tode ihrer Begründer wieder zer fallen seien. Der Kaiser fuhr hierauf wörtlich fort: „Das Weltreich, daß ich mir geträumt habe, soll darin bestehen, daß das neu erschaffene Deutsche Reich von allen Seiten das absolute Vertrauen als ein ruhiger, ehrlicher, fried licher Nachbar genießen soll, und daß, wenn man dereinst von einem Deutschen Weltreich oder einer Hohenzollern- weltherrschaft in der Geschichte reden sollte, diese nicht be gründet sein soll durch das Schwert, sondern durch gegen seitiges Vertrauen der nach gleichen Zielen strebenden Nationen. Kurz ausgedrückt, wie ein deutscher Dichter sagt: Nach außen hin begrenzt, nach innen unbegrenzt." Des Ferneren hob der Kaiser die Notwendigkeit für Deutschland hervor, seine Seerüstung zu vervollkommnen, zugleich jedoch darauf hinweisend, daß jedes neue deutsche Kriegsschiff nur eine Bürgschaft mehr für die Erhaltung des Weltreiches sei. Es ist jedenfalls kein bloßer Zufall, daß der Kaiser diese Rede in dem Moment gehalten hat, in welchem er im Begriffe stand, den Boden der Heimat auf längere Wochen zu verlassen und seine geplante Mittelmeerreise auszuführen. Bekanntlich wird der hohe Herr im Verlaufe derselben auch afrikanischen Boden be tteten, indem er die in neuerer Zeit vielgenannte marokka nische Hafenstadt Tanger besucht. Dieser Entschluß des deutschen Herrschers ist in einem Teile der ausländischen Presse und selbst auch in manchen deutschen Blättern dahin ausgelegt worden, als ob nunmehr ein aggressives Vorgehen der deutschen Auslandspolitik, etwa im Sinne von Landerwerbungen in Marokko, zu erwarten stehe, woran dann schon Hinweise auf mögliche Verwickelungen Deutschlands mit Frankreichs geknüpft wurden. Derartigen Ausstreuungen ist man nun bereits von Berliner offiziöser Seite mit erfreulicher Entschiedenheit entgegengetreten, und offenbar ist auch die Bremer Kaiserrede durch ihre wieder holten friedlichen Wendungen dazu bestimmt, allen der artigen Deutungen des bevorstehenden Kaiserbesuches in Marokko die Spitze abzubrechen. " Lokales und Sächsisches Dippoldiswalde. Die Wahl des Lehrers Oskar Burkhardt in Großschönau zum Direktor der hiesigen Stadtschule hat die vorgeschriebene Bestätigung durch das König!. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unter richts gefunden. — „Glück zu". Im festlich geschmückten Saale des Gasthofs „zum Stern" hielt der Verein am letzten Sonn abend seinen Abschiedskommerk ab, zu dem sich auf freund liche Einladung auch.eine stattliche Schar von Gästen ein- gefunden hatte. Die vielen schönen Reden zeigten, welch gutes Einvernehmen zwischen Müllerschule und ihrer Schülerverbindung und der Bürgerschaft herrscht und wie ungern man die nunmehr ins Leben Hinaustretenden scheiden sieht. Bei Gesang und heitern Vorführungen nahm der Abend einen feuchtfröhlichen Verlauf. — Am vergangenen Sonntag feierte im Sternsaale die hiesige Freiwillige Feuerwehr ihr 40jähriges Stiftungs fest, bestehend in Tafel und Ball. Bei dieser Gelegenheit wurde dem letzten noch aktiven Mitbegründer der Wehr, Herrn Schuhmachermeister Klotz ein Bierseidel überreicht — Von Donnerstag bis Sonnabend voriger Woche wurde in Dresden der sächsische Gemein de tag unter zahlreichster Beteiligung (es waren etwa 500 Abgeordnete erschienen) abgehalten. Von Dippoldiswalde waren die Herren Bürgermeister Voigt und Stadtrat Jehne er schienen, aber auch Altenberg, Frauenstein und Glashütte waren vertreten. Die langen und gründlich geführten Verhandlungen beschäftigten sich einzig und allein mit der Gemeindesteuerreform und konnte sich von allen Rednern nicht einer mit derselben in der von der Regie rung beabsichtigten Weise befreunden, alle nahmen die Einkommensteuer auch für die Gemeinden als Hauptsteuer in Anspruch; den übrigen Steuern konnte nur der Charakter der „kleinen Mittel" zuerkannt werden. Der sogen. Be zirksausgleich ward ebenfalls durchweg verworfen. — Am Donnerstag nachmittag fand ein Festmahl, abends eine Theatervorstellung im Neustädter Hoftheater und am Frei tag ein von der Stadt Dresden dargebotener Begrüßungs abend statt. — Mit Montag (2. April) beginnt die geschlossene Zeit. Von diesem Tage ab bis mit I. Osterfeiertag (23. April) dürfen Tanzvergnügen aller Art (gleichviel, ob geschlossen oder öffentlich) nicht mehr abgehalten werden. — Auf der Linie Hainsberg—Schmiedeberg—Kips dorf werden mit dem Beginn des Sommerfahrplans neue beschleunigte Personenzüge eingerichtet, die im Mai und September nur an Sonnabenden, im Juni, Juli und August an allen Werktagen abgelassen werden. Die Ab fahrt erfolgt, anschließend an den 3 Uhr 45 Min. vom Dresdner Hauptbahnhof abgehenden Personenzug, von Hainsberg nachmittags 4 Uhr 2l Min.; nach Bedienung von Rabenau, Dippoldiswalde und Schmiedeberg langt der Zug schon 5 Uhr 34 Min. in Kipsdorf an; in um gekehrter Richtung verläßt der neue Zug Kipsdorf früh 7 Uhr 50 Min. und erreicht, nachdem er auch in Busch mühle, Schmiedeberg, Dippoldiswalde, Seifersdorf und Rabenau gehalten hat, 9 Uhr 9 Min. Hainsberg. Der zweite Tageszug Hainsberg—Kipsdorf soll um rund >/2 Stunde später, und zwar erst 10 Uhr 17 Min. ab Hainsberg, verkehren. Dadurch wird vermittels des jetzt 9 Uhr 15 Min., künftig aber erst 9 Uhr 40 Min. vom hiesigen Hauplbahnhofe abgehenden Tharandter Personen zuges ein Anschluß von dem 9 Uhr 13 Min. von Schandau (und Sebnitz) eintreffenden Personenzuge gewonnen. Auch der Abendpersonenzug nach Kipsdorf ist um 15 Minuten später vorgesehen. Er verläßt Hainsberg künftig erst 9 Uhr 25 Min. — Am Donnerstag vormittag zwischen 9 und 12 Uhr, also am Hellen lichten Tage, wurde in Bärenklause ein gebrochen. Dem Dieb fielen glücklicherweise nur etwa 3 Mark bares Geld in die Hände. Schmiedeberg. Nächsten Donnerstag treten im Gast hofe die Viktoriasänger aus dem Viktoriasalon in Dres den auf. Kreischa. Hier ist ein Landwirtschaftlicher Spar- und Kreditverein ins Leben getreten. Dresden. Die Königin-Witwe, deren Befinden ein gutes ist, reiste am Sonnabend von Brüssel nach England. Dresden. Im vormaligen Ministerialgebäude in der Seestrabe werden jetzt größere bauliche Verände rungen vorgenommen. Die gesamten Parterreräume werden zu Geschäftsläden ausgebaut. Um die gegen die Straßenfluchtlinie zurückttetende Hausfront jener anzu- passen, werden nach der Ringstraße zu Vorbaue in Eisen- konstruktion errichtet, die mit eleganter Dachkrönung in Höhe der ersten Etage abschließen. Diese letztere bleibt ihrer jetzigen Bestimmung als Repräsentationsraum für die Empfänge und Festlichkeiten des Herrn Premier ministers erhalten, während in die zweite Etage das König!. Landeskonsistorium in diesen Tagen seine Geschäftsräume verlegen wird. In der dritten Etage sollen zunächst Woh nungen eingerichtet werden, bis auch diese einmal von einer Staatsbehörde in Anspruch genommen werden dürften. — Die Partei über alles! Dem bisherigen Vize präsidenten der Zweiten Kammer, dem konservativen Geh. Hofrat Opitz in Treuen i. V., einem außerordentlich ver dienten Parlamentarier, haben die Nationalliberalen be kanntlich für die nächste Landtagswahl einen Gegenkan didaten gegenübcrgestellt. Die nationalliberalen Vertrauens männer des betreffenden Kreises haben nun an Geheim rat Opitz ein Schreiben gerichtet, in dem sie anerkennen, daß Opitz sich ganz besondere Verdienste nicht nur um seinen Kreis, sondern auch um das gesamte Sachsen- land erworben habe. Die Vertrauensmänner sprechen ihm deshalb für seine hervorragende Tätigkeit den wärmsten Dank aus. Trotzdem erklären sie, durch wirtschafts politische Gründe bewogen worden zu sein, einen national- liberalen Kandidaten aufzustellen. Wenn diese ganzen Darlegungen nichts anderes sein sollen als leere Redens arten, so bedeuten sie ein Bekenntnis zu dem Grundsätze, daß die Partei über alles geht. Wie könnte man sonst einem Abgeordneten, der sich zugestandenermaßen so ver dient gemacht hat, einen Gegenkandidaten gegenüberstellen? — Beim sächsischen Bergbau ereigneten sich im vorigen Jahre 4415 Unfälle, von denen 354 (einschließ lich 39 tödlichen) zu entschädigen waren. Von diesen ent fallen 279 (25 tödliche) auf den Steinkohlenbergbau, 47 (12) auf den Braunkohlenbergbau und 28 (2) auf den Erzbergbau. — Aus der Lößnitz wird gemeldet, daß die Aussichten für die Erdbeer- und Spargelernte schlecht sind infolge der großen Trockenheit des vorigen Sommers und Herbstes und der fehlenden Schneedecke im Winter. — Wegen Unlust zum Militärdienste erhängte sich in Olbersdorf bei Zittau der bei der Nekrutenmusterung zur Artillerie ausgehobene 20 jährige Knecht Gustav Feller. Freiberg. Der Besuch des Königs in Freiberg ist endgültig auf Donnerstag, den 6. April, festgesetzt. — Eine liebevolle Tochter scheint ein 16 jähriges Mädchen in Freiberg zu sein, das polizeilich verwarnt werden mußte, weil es seine Eltern geschlagen hatte und Skandal verübte. Freiberg. Das königl. Landgericht verurteilte den Maschinenarbeiter Gottlob Gustav Friebel, geboren am 29. Mai 1863 zu Lllnnersdorf, wohnhaft in Großölsa, wegen Sittlichkeitsverbrechen in zwei Fällen und Beleidi gung in drei Fällen zu 4 Jahren Zuchthaus und 8 Jahren Ehrverlust und den Stuhlbauer Karl Ernst Schneider, geboren am 22. Januar 1883 in Cunnersdorf, wohnhaft in Großölsa, wegen Vergehens nach § 49a des Reichsstrafgesetzbuches zu 2 Monaten Gefängnis, worauf 5 Wochen der erlittenen Untersuchungshaft in Anrechung kommen. Pirna. Der Bau eines großen Lagerhauses für die Pirnaer Landwirtschaftliche Ein- und Verkaufs-Genossenschast ist im Entstehen begriffen. Pirna. Vor einigen Tagen ist von hier der Pächter einer Bäckerei unter Mitnahme eines für den Mehlliefe ranten bestimmten Geldbetrages heimlich abgereist, Frau und zwei Kinder zurücklassend. Durch eine Postkarte hat er nun seiner Frau mitgeteilt, daß er nach Amerika zu