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Nummer 182 — 32. Jahrgang »«Ichelnt S «al wSchenMch mit ver illustrierten EraNs- beilag- »Der Feuerleiter" und mehreren leribeilagcn Monatl. Beiugeprei»: Ausg. A mit Ei. Bennabtatt M. 2.7t) Ausg. « ohne Et «rnnoblalt M .2 20 Slnjelnummer 10 Pfg.. Eonnabend-u. Eonntag-Nr. 20 Psg. SaltMche volksseuuns Mittwoch» den 3V. August 1833 veriageorl »re»»»« «n,ei,eu,-eq«! di, llpalt. <0 mm breite Petit>etle <0 PI». »- «str Famtlienanj-tgen und Etelleng-Iuch« "» Für Platzvorlchriltea Unnen mir kein« DewShr i-ist-I Güi* vki'isKIiivkv u, Kuttun Siedaltion: Dresden.«., Pollerstr. 11, Fernr. 20711 u. 2l0U welchäitsstell«, Deuck und «erlog: E-rmanla Buchdruelerei u. «erlag DH. u. T. Winkel, P-Ii-rstr. 17, Fernr. 21012. Postichee«: Nr. 102S, Baut: Stadtbanl Dresden Nr. 01701 Im Fall« von HSHer«r EewaU, «erbat, ütr«tl »de« «elriebsstSrungen hat der «e-leher oder 2n>erent letu« Ansprache, salls die Zeitung in beschrünllem Umfange, verspätet «der nicht erscheint. - Erfüllungsort Dresden Lahusen - Prozeß Hal begonnen Die autzerordenMche Fuldaer Bischosskronserenz Dienstag vormittag zusammengelrelen Der erste Verhan-lungslag Oer Staatsanwalt wendet sich mit deutlichen Worten gegen die versuchte Irreführung der öffentlichen Meinung Bremen, 29. August. Schon lange vor Beginn des Lahusen-Prozesses harrt am Portal des Bremer Gerichtsgebäudes, in dessen Schwurgerichlssaal heute der Lahusen-Prozes; beginnt, eine große Menschenmenge auf Einlaß. Nur die Pro zeßbeteiligten und die Presse können mit Ausweis das Hauptportal passieren. Es wird bekannt, daß die Ver nehmung der Angeklagten allein voraussichtlich 14 Tage in Anspruch nimmt. Die Sitzung Die Sitzung begann kurz nach 8 Uhr. Es wurde bekannt, das; einer der Verteidiger, Rechtsanwalt Luetgcbrune, in folge plötzlicher Erkrankung nicht erscheinen konnte. Die Verteidigung beantragte, die Schutzhast der Angeklag ten in Untersuchungshaft umzuwandeln. Sie lehnte sodann die Treuverkehrsachverständigen ab, da sie in dem Gutachten nur Material gegen die Brüder Lahusen zusammengetrckgen hätten. Aus dem Munde des Verteidigers Dr. Loening fVremen) hörte man, das; die Anklageschrist über 500 Seiten, die Akten bände des Gerichtes über 10 000 Seiten umfassen. Dem Treuver kehr sei es nach einer eidesstattlichen Versicherung nur darauf angekommcn, die Arbeiten in dir Länge zu ziehen, bis er schließlich im ganzen Uber 600 000 Mark verdient habe. Außer dem sei er eine stark an eine Großglüubigerin (Deutsche Bckuk) gebundene Gesellschaft. Der ältere der beiden Brüder und ehemalige General direktor (0. Karl Lahusen erklärt, er kenne die Herren vom ,Treuverkehr nicht. Er kenne aber die engen Verbindungen «zwischen der Deutschen Bank und der Treuhandgesellschaft und Zei der Ueberzeugung, daß ein objektives Gutachten selbst bei gutem Willen von den Herren des Treuvcrkehrs völlig unmög lich sei. Daraus wird eine Pause von 20 Minuten einge- kgt. Nach Wiedereröffnung der Sitzung erklärt die Staatsanwaltschaft, sie halte den Antrag der Verteidigung auf Ablehnung der drei Tr e u v e r k e h r s a ch v e r st ä u d i - gen für nicht begründet. Nach zwei Jahren sei für die Staatsanwaltschaft endlich die Gelegenheit gekommen, den Mund auszutun, um zu den Unwahrheiten, Verdrehungen, Vorwürfen und Beleidigungen Stellung zu nehmen. Die öffentliche Meinung sei getrübt, getäuscht und irregesührt worden. Es sei gewissermaßen eine Massenpsychose im Deutschen Reich eingelreten, ver ursacht dadurch, daß immer wieder systematisch Behauptungen ausgestellt wurden, die zu glauben, Bevölkerung und Publikum um so leichter geneigt waren, als bedauerlicherweise ein Teil der Presse kritiklos, und obwohl sie das Gegenteil wußte, un wahre Behauptungen ausrecht erhalten habe. Die Psychose sei so weit gegangen, daß die Entschuldigungen der Angeklagten, ledig lich Kapitalslucht getrieben zu haben, bis heute ohne eine Be merkung hingenommen worden seien, obwohl über den kleinsten Devisenschieber geschrieben werde. Die Staatsanwaltschaft warte bis zur Stunde vergebens auf das Material, das angeblich die Verteidigung seit langem haben ivill und durch das „lawinenartig die Beschuldigungen hinweggefegt" würden. Wenn dieses Material im Besitze der Verteidigung sei, so sei es nach Auffassung der Staatsanwalt schaft eine unverantwortliche Pflichtverletzung, wenn die Ver teidigung dem Gericht das Material nicht zur Bersügung stelle und zulasse, daß die Angeklagten nach langer Hast noch auf der Anklagebank sitzen. Der Staatsanwalt wandte sich dann gegen die D i s f a m i c- rnng d e r S ach v c r st ä n d i g e n der Treuverkchr, die nur ihre Pflicht erfüllt hätten. Sie hätten allerdings nichts Gutes finden können. Nur ein Zufall habe Licht in die An gelegenheit Lahusen gebracht, denn bei seinem Ausscheiden habe G. Karl Lahusen seine Briefe vernichtet. Kurz vor dem Konkurs der Gesellschaft in Holland gelang es einem Sachverständigen der Treuverkehr jedoch, dort wichtige Briefe auszusinden und zu photographieren, durch die die Geheimkonten aufgedeckt wurden, von denen nur die beiden Angeklagten etwa^ wußten. Es sei nicht nur mit Spionen und Spitzeln, sondern auch mit Detek tiven gegen die Treuverkehr gearbeitet worden. Ein Berliner Detektiv hatte beispielsweise den Auftrag, Material gegen die Treuverkehr zu sammeln. Bestimmtes Material sollte sogar durch Diebstahl aus dem Geheimarchiv einer Berliner Bank beschafft werden. Die Verhandlung dauert noch an. Bei Redaktionsschluß evtl, noch eingehende Meldungen werden wir aus Seile 2 dieser Ausgabe veröffentlichen. Oie Entwicklung des/Abrüstungs-Problems Interessante Schtt-erung des //Petit parisien" über „die moderne Stadt des Krieges" Paris, 29. August. Anläßlich der Inspektionsreise, die der französische Ministerpräsident Da lädier in den letzten Tagen nach Ostfrankreich unternommen hat, veröffentlicht Petit Pa risien einen begeisterten Artikel, der in überschwenglichen Worten der Bewunderung über die befestigte Grenzzone, die als die „Kriegsstadt" bezeichnet wird, Ausdruck ver leiht. Es heißt in diesem Artikel, man müsse sich eine Front von mehr als 100 Kilometer vorstellen, die 12 Kilometer von der Grenze entfernt lause. Sic sei eine ununterbrochene Reihe von einzelnen Besestigungswerken, und nur durch verschiedenartige Hügelung des Geländes zu bemerken. Rian könne von einer phantastischen unterirdischen Stadt sprechen, von einer Festung unter der Erde, die gegen die fürchterlichsten Kampsmittel Widerstand leisten könne. Ein ungeheurer Stahlpanzer sei ties in die Erde versenkt und lasse nur hie und da Schießscharten hervortrcten, die mit Geschützen aller Kaliber versehen seien. Jede dieser Panzcrkuppeln wiegt mindestens 30 000 Kilogramm. Die unterirdische Stadt „Die moderne Stadt des Krieges" liege 100 Meter unter der Oberfläche. Sie verfüge über eine Eisen bahn mit äußerst bequemen Wagen, die die unterirdische Stadt mit D-Zug-Geschwindigkeit durchliefen. Unter der Erde sei alles vorgesehen, damit ganze Heere lange Monate dort leben könnten. Im Gelände gäbe es künstliche Abgründe, damit angreiscnde Tankwagen sich dort verfingen. Es sei Vorsorge getroffen, das Gelände in wenigen Stunden überschwemmen zu können. Miliz in Oesterreich 8000 bis 10 000 neben dem Bundesheer Auch die Ankündigungen des österreichischen Heeresmini- sters Vaugoin in seiner gestrigen Rede bilden einen in teressanten Beitrag zur Entwicklung des Abrüstungsproblems. Vaugoin erklärte, noch in dieser Woche werde eine neue Wehrordnung erscheinen, durch die neben dem Bundes heer ein zweiter Soldalenstand mit kurzer, nämlich 1-jähriger Dienstzeit geschaffen werde. Schon m der nächsten Zeit wurden die Emberusuugen stattsindcn. In jedem Jahr würden 8000 bis 10 000 Milizsoldalen einberusen werden, so das; neben dem Bundesheer, das bekanntlich wie in Deutschland ein Berufsheer ist, bald ein zweiter Wehrkörper bestehen werde, geführt und ausgebildet von den Ossizieren und Unterossizieren des Bundes heeres. Damit sei der erste Schritt zur allgemeinen Wehrpflicht getan. Rintelen österreichischer Gesandter in Rom Wien, 29. August, Nach einer Meldung der poli tischen Korrespondenz wird der bisherige österreichische Gesandte in Nom Dr. Lothar Egger Möllwald zum öster reichischen Gesandten in Paris ernannt. An seiner Stelle wird der Landeshauptmann von Steiermark, Universi- tätsprosessor Dr. Anton Rintelen, Gesandter in Rom. Vie Aroke 8tun6e unserer ttsnäelspolitik Bewußt und planvoll hat die nationalsozialistische Nos gierung ihrem Kamps gegen die deutsche Wirtschafts- und Arbeitslosennot auf dem Binnenmarkt begonnen. Ihre zahlreichen, zum Teil bereits erfolgreichen Maßnahmen zur Sanierung der Landwirtschaft und zur Arbeitsbeschaffung für städtische Erwerbslose sind der Ausfluß des wirtschafts politischen Fundamentalsatzes, daß die Gesundung der deutschen Volkswirtschaft von innen heraus und zunächst an den einheimischen Märkten zu erfolgen hat. Die Durch setzung dieses Prinzips hat jedoch bei den maßgeblichen Stellen niemals die Erkennmis verhindert, baß die deutsche Wirtschaft „die Verbindung mitderWelt nötig hat und daß die Arbeit und der Absatz der deutschen Waren in der Welt viele Millionen deutscher Volksgenossen er nährt", wie Adolf Hitler in seiner großen Reichstagsrede im März die Notwendigkeit einer aktiven deutschen Ausfuhrpolitik formulierte. Gleich ihm haben ver antwortliche Männer wie der Neichswirtschaftsminister Schmitt, der Negierende Bürgermeister von Hamburg, Krog- mann, Reichsbankpräsident Schacht und Sonntag erst wieder, anläßlich der Eröffnung der Leipziger Herbstmesse, der Reichsstatthaltcr von Sachsen, Mutschmann, und andere mit aller nur wünschenswerten Eindeutigkeit den vom Aus landsgeschäft abhängigen Unternehmern und Arbeitern die Zusicherung gegeben, daß der nationalsozialistische Staat auch ihre Existenzgrundlage durch eine entsprechende Wirt schaftspolitik zn schützen und zu festigen bemüht sein-werde. Wenn trotzdem auf diesem Gebiete bisher kaumErsolge erzielt werden konnten und die rückläufige Tendenz der deutschen Außenhandelszisfern in den vergangenen Monaten weiter angehalten hat, so liegt die Ursache hierfür bestimmt nicht etwa an der Interesselosigkeit amtlicher deutscher Stellen für den auslandsorientierten Teil der deutschen Wirtschaft, sondern abgesehen von gewissen Einflüssen einer egoistischen deutschfeindlichen Hetzpropaganda im wesentlichen an der kaum überbietbarcn Verworren heit der internationalen handelspoliti schen Beziehungen. Die Londoner Konferenz, die mit den alten Methoden noch einmal eine Entwirrung dieses jede kräftigere Belebung des internationalen Waren austausches hemmenden Knäuels versuchte, ist bekanntlich auch in dieser Beziehung völlig erfolglos geblieben. Aber gerade ihr Scheiteri« mußte abgewartet werden, um neuen Tendenzen gesunder zwischenstaatlicher Wirtschaftsbeziehun gen Raum zu schaffen. Tie Vorstellung, daß das Gedeihen der Völker durch einen Ausbau der „W e l t w i r t s ch a f t" an sich herbeigcfiihrt werden könne, mußte zerrinnen, damit ihr nach der Wiederherstellung und Gesundung der ein zelnen nationalen Wirtschaften geholfen werden kann. D.atz dann die Zeit einer chaotischen und unübersichtlich willkür lichen Versitzung internationaler Wirtschastsinteressen vorüber sein wird, und einer natürlicheren Zusammen- arbeitder wirtschaftlich, geschichtlich, kulturell oder räum lich voneinander benachbarten, sich ergänzenden, zusammen gehörigen oder abhängigen S t a a t e n g r u p p e n ein treten muß, ist anläßlich des Endes der Londoner Kon ferenz und bei anderen Gelegenheiten an dieser Stelle häu figer dargelegt worden. Die deutsche Reichsregierung erkennt jedenfalls deut lich, daß nach dem Scheiter«« eines wirtschaftlichen Aus gleiches zwischen sämtlichen Staate«« der Erde nunmehr um so stärker die Notwendigkeit heraustritt, einen solche«, Aus gleich mit wesentlich größerer Erfolgsaussicht auf be schränktem Raum zu versuchen ist. In diesem Sinne hat sich jetzt der Staatssekretär Im Ncichswirtschaftsministerium, Dr. Posse, über die Zukunft der deutschen Handelspolitik in einein Artikel des „Deutschen Volkswirts" geäußert, in dein cs u. a. wieder heißt: Schon jetzt, wenige Wochen nach dem Abschluß der Londoner Beratungen, vermag der handelspolitisch geschulte Blick in Europa eine lebhafte Bewegung zu erkennen, deren Stoßrichtung zunächst nur in Umrissen sicht, bar wird. Jetzt gilt für uns, deren Reich nicht in völligem Abschluß von seinen Nachbarn sein Heil finden kann, höchste Wachsamkeit. Die nächsten Monate werden zweifellos für die Gestaltung des zukünftigen euro päischen Wirtschastsbildes «ntickeidend kein. Ich zweifle kei«