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Mchmh-Mmg. Sonnabend, den 15. Januar 1898. 64. Jahrgang. Nr. 7. Verantwortlicher Redacteur: Paul Irhnc in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten UntrrhaltuugSblatt". Mit land, und hanSwirthschaftlicher M-natSb-Uage. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsökatt für die Königliche Umtshauptmarmschaft, das Königliche Amtsgericht und den Aadtrath zu Aippoldiswatde. Inserate, welche beider bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltettzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Die .Weißeritz-Zeitung" ^scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich I M. ÄS Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, eimnonatlich 42 Mg. Einzelne Nummern LV Pfg. — Alle Postan kalten, Postboten, sowie. Die Agenten nehmen Be stellungen an. -Fokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Im Jahre 1897 sind in unserer Parochie 130 Kinder geboren worden, darunter 14 unehelich und 6 todt; getauft wurden ebenfalls 130 und zwar 76 aus Dippoldiswalde, 7 aus Berreuth, tS aus Elend, 11 aus Oberhäslich, 5 aus Reinberg, 10 aus Ulberndorf. Getraut wurden 26 Paare, auf geboten 41. Gestorben sind 109 Parochianen und zwar aus Dippoldiswalde 78, aus Berreuth 11, aus Elend 3, aus Oberhäslich 6, aus Reinberg 1, aus Reinholdshain 2, aus Ulberndorf 8; begraben wurden auf unserm Kirchhof 117 Personen, darunter 2 Selbst mörder. Kommunizirt Huben 1950 Personen, darunter 447 im Hause bez. in Anstalten, 74 weniger als 1896. — Nach der amtshauptMannschaftlichen Bekannt machung vom 9. Januar 1891 haben die sämmtlichen Trichinenschauer des Bezirkes zu Vermeidung einer Ordnungsstrafe von 10 Mk. bis spätestens den 15. Januar jeden Jahres die über das Ergebniß der Trichinenschau im vergangenen Jahre von ihnen aus- zusüllenden Zählkarten an die Kgl. Amlshauptmann- schaft rinzureichen. — Eines großen Erfolges hinsichtlich des Besuches hatte sich das Junghähnelsche Concert am Mittwoch im Schützenhause zu erfreuen. Schon im Vorverkauf waren 600 Eintrittskarten verkauft worden und weit über 100 Personen mußten an der Kasse wieder um kehren. Die Wohlthätigkeitsconcerte pflegen einen solchen Besuch leider nicht aufzuweisen. — Noch früher als voriges Jahr, nämlich schon Freitag, den 28. Januar, wird der Geflügel züchterverein in den Räumen der „Neichskrone" seine diesjährige Ausstellung veranstalten. Den schon eingegangenen Anmeldungen nach- wird dieselbe sehr reichhaltig ausfallen und so sich als würdiges Glied der Kette der bisherigen Ausstellungen anschließen. Da die Loose im vorigen Jahre bei Weitem der An frage nicht genügten, ist die Zahl derselben diesmal um 500 Nummern vermehrt worden. Ebenso wie früher wird auch die 98er Ausstellung der Beurtheilung von Preisrichtern unterworfen sein. Als solche zu sungiren haben sich die Herren Bories aus Gorbitz und Gutsbesitzer Partsch aus Zaukerode bereit er klärt. Wünschen wir dem Vereine, welcher unter dem bewährten Vorsitze des Herrn Getreidehändler Lotze sich stetig erfreulich weiter entwickelt, bestes Gelingen zu seinem Unternehmen. — Nein, über diesen Falb aber auch! Nachdem seins Wetterprognosen für die Monate Oktober, No vember und Dezember sich insoweit bewährt hatten, -als beinahe für jeden Tag das direkte Gegentheil von dem eintraf, was Pros. Falb vorgeschrieben hatte, hätte man erwarten dürfen, Falb würoe sich mit diesen Erfolgen begnügen und den Prophetenmantel an den Nagel hängen. Doch er hält tapfer aus im Kampfe gegen die widerstrebenden Elemente! Als sich auch der eigentliche Winlermonal, der Januar, mit lauen Lenzeslüsien einzuschmeicheln versuchte, kam uns der Gedanke: Sollte Falb nicht doch etwa so etwas wie strengen Frost oder dergleichen für diese Tage „fest gesetzt" haben? Richtig, da lesen wir es schwarz auf weiß: „Das Wetter soll sich im Januar nach Falb's Voraussagungen wie folgt gestalten: 1. bis 4. Januar. Spärliche und nur vereinzelte Niederschläge infolge ausgebreiteten Hochdrucks der Lust. Kalt und trocken. Im Süden (Italien rc.) starke Schneefälle bei großer Kälte. 5. bis 15. Januar. Es herrscht große Trocken heit, die auch durch den kritiitschen Termin am 8. (dritter Ordnung) kaum merklich unterbrochen werden i dürste, da zu dieser Zeit ouftauchende Depressionen im Nordwesten am Borrücken gegen den Kontinent durch den Hochdruck über demselben gehindert werden. Die Kälte ist bedeutend. Schneefälle sind nicht wahr scheinlich. 16. bis 22. Januar. Es findet ein auf fallender Umschwung des Wetters start. Die Tem peratur steigt plötzlich ziemlich bedeutend; gleichzeitig stellen sich käst allenthalben Regen ein, die namentlich um den 17, oder 18. stellenweise ergiebig werden." — Da haben wir also das Malheur: Bei Falb kalt und trocken, sogar bedeutende Kälte! Und darum in Wirklichkeit: abnorme Wärme und neblige Feuchtig keit! Da Falb vom 16 an ein Steigen der Tempe ratur voraussagt, so haben wir aller Wahrscheinlich keit nach noch bis dahin zu warten, ehe die eigent liche Winterkälte eintreten wird. Man muß die Falb- schen Wetterberichte nur richtig zu lesen verstehen. — Die nächste totale Sonnenfinsterniß, die am 22. Januar stattfindet, wird zumeist in Indien sich!bar sein und dort von zahlreichen Astronomen aller Länder beobachtet werden. Leider wird die Dauer des Phänomens nur 2 Minuten betragen. Dennoch erhofft die Wissenschaft wichtige Ausschlüsse über die Natur verschiedener Vorgänge auf der Sonne dabei zu erhalten. — Ein Schildbürgerstückchen beschäftigte vor einigen Togen das König!. Landgericht zu Leipzig. Ein Prosessionsbettler Z. wurde vom Gendarm in der Nähe von Fuchshain bei Grimma ausgegriffen. Da der Gendarm nicht die Zeit zu dem Transporte des Gefangenen in das Amtsgericht Grimma gewinnen konnte, so wur?e der Gemeindediener G. damit be auftragt. Der Arrestant weigerte sich schließlich mit zugehen und kurz vor Naunhof erklärte deshalb der Transporteur seinem Gefangenen, er werde nach Naun hof hineingehen, um den Wachtmeister zum Beistand zu holen, der Landstreicher möge einstweilen aus ihn warten! Das versprach der Transportirte natürlich; als der Gemeindediener aber zurückkehrte, war der Arrestant „gänzlich" verschwunden. Wegen fahrlässigen Entweichenlassens eines Gefangenen wurde G. zu einem Monat Gesängniß verurtheilt. Rabenau. Vom Fleischermeister Dietrich wurde ein Bulle geschlachtet, welcher das hohe Lebend gewicht von über 2000 Pfund hatte. Der Bulle stammte vom Gutsbesitzer Schumann in Obernaundorf. Glashütte. In den letzten Tagen gingen hier 2 Gasthöfe in andere Hände über: Den Gasthof „Zur Sonne" erwarb Herr Robert Vogel, hier, zum Preise von 54000 Mk., während Herr Fleischermeister Heffe- DitterSdorf, zuletzt in Dresden etablirt, den Gasthof „Zum goldnen Glas"-für 51500 Mk. kaufte. Beide Gasthöfe werden den I. März übernommen. — Der Gasthof „Zur Ruhe" in Ober-Schlottwitz hat ebenfalls einen Besitzer gewechselt. Fürstenau. Nächsten Montag feiert unser ältestes Gemeindeglied, Elias Benjamin Kadner, seinen 91. Geburtstag. Der allgemein geschähe und ver ehrte Greis, der bis noch vor wenigen Jahren die Aemter eines Kirchvaters, Kirch- und Schulkassners, Lokalsteuereinnehmers u. A. mit Eifer und Treue ver waltet hat, dürste an diesem Tage von vielen Seiten herzlich beglückwünscht werden. Dresden. Am 12. Januar beschäftigte sich die Erste Kammer mit der Berathung über Kap. 102 und 103 des Staatshaushallsetats, Departement des Auswärtigen betreffend (Berichterstatter Herr Ober bürgermeister Geh. Finan,rath a. D. Beutler) und Kap. 22 und 23, Zivilliste und Apanagen, sowie Kap. 27 bis 3l, allgemeine Staatsbedürsnisse betreffend (Berichterstatter Herr Kammerherr Sahrer v. Sahr). Sämmtliche Kapitel wurden debattelos und einstimmig nach der Regierungsvorlage angenommen. Auf der Tagesordnung der Sitzung der Zweiten Kammer am 13. Januar stand die allgemeine Vor- beralhung über das König!. Dekret Nr. 5, den Ent wurf eines Gesetzes über die Gehaltsverhältnisse der Lehrer an den Volksschulen und tue Gewährung von Staatsbeihilfen zu den Alterszulagen derselben be treffend. Sämmtliche Redner sprachen ihr Einver- ständniß mit der Vorlage aus und wurde die Ueber- weisung derselben an die Finanzdepulation ä. ein stimmig beschlossen. — Auf eigenthümliche Weise ist in Plauen bei Dresden ein Kind zu Schaden gekommen. An den Weihnachtsbaum hatte eine Familie u. A. sogenannte Knallbonbons gehangen, von denen einige zur Be lustigung Verwendung fanden. Die Mutter und ein 5jähriges Mädchen zogen gemeinsam an den Enden des Papierstrcisens, bei dessen Zerreißen ein Knall vernehmbar wurde, gleichzeitig aber auch ein Aufschrei des Kindes, dem etwas in da« Auge geflogen war. Das Letztere ist seit dieser Zeit angeschwollen und eine ärztliche Untersuchung hat ergeben, daß etwas von der Sprengmaffe in das Auge gesprungen ist. Die Heilung verläuft normal, doch mag dieser Fall zur Warnung dienen. Mügeln. Beim Tanzvergnügen im Gasthofe zu Delmschütz haben vier Schweizer einen Landwirths- sohn aus Schweta ohne Grund mittels Messer stichen an Kops und Hand schwer verletzt. Nur mit Hilfe konnte er nach Hause gebracht werden. Zwei Schweizer wurden verhaftet und in das kgl. Amts gericht Mügeln eingeliefert, die anderen zwei sind flüchtig. Meißen. Der hier in Meißen sowohl, als in der ganzen Ephocie beliebte und hochgeschätzte Super intendent vr. Kohl schütt er ist zum Oderkonsistorial- rath ernannt morden und wird in dieser Eigenschaft demnächst nach Dresden berufen werden. Der Fort gang des treuen Seelsorgers und ausgezeichneten Predigers wird allgemein bedauert werden. Rochlitz. Der Rochlitzer Berg, welcher in den Sommermonaten so gern besucht wird, birgt in sich einen vortrefflichen Baustein, der wegen seiner rothen Farbe und unter der Bezeichnung „Rochlitzer Porphyr" weithin bekannt ist. Er wird aus den vaselbst vor handenen acht Steinbrüchen gewonnen, die schon seit langer Zeit bestehen und das Baumaterial zu zahl reichen Bauten in und außerhalb Sachsens lieferten. Namentlich wurden viele Kirchenbauten des Mittel alters gänzlich aus diesem Gestein aufgeführt, so z. B. die Stadlkirchen in Rochlitz, Mittweida, Burgstädt u. s. w., sowie die Klosterkirche in Wechselburg und viele Landkirchen dortiger Gegend. Seit Bestehen der Eisen bahnverbindungen hat sich sein Absatzgebiet bedeutend ausgedehnt, er wird auch nach Berlin, Hamburg, B ömberg u. s. w. versandt, wo er gern wegen seiner rothen Farbe als Dekorationsmoliv bei den im gotht- schen oder Renaissance-Stil hergestelllen, mit geputzten äußeren Wandflächen versehenen Gebäuden verwendet wird. Nachweislich bestehen die Steinbrüche auf dem Rochlitzer Berg schon seit mindestens 1000 Jahren, ohne daß eine Erschöpfung derselben wahrzunehmen wäre, sie liegen theils auf der Spitze, theils am süd westlichen Abhange desselben, allem Anscheine nach ist er vollständig aus dem Porphyre gebildet, denn an jeder Stelle wird, nach Durchstechung der oberen Humusschicht, auf ihn gestoßen, fast überall besitzt er die gleiche rothe Färbung und Festigkeit, der neben dem Aussichtsthurm liegende Steinbruch hat bereits eine senkrechte Tiefe von 40 Meter erreicht und nirgends ist eine Veränderung des Steinmaterials in Bezug aus seins Qualität wahrzunehmen. Nach allen Seiten hin liegt der Porphyr in gleicher Mächtigkeit und bester Beschaffenheit, es ist vorauszusehen, daß noch viele Hunderte von Jahren dahingehen werden, bevor ein Ende dieses Steinbruchbelriebes wegen Materialmangels eintritt. Mittweida. Die hiesige Weberinnung wird am 7. August 1899 ihr 450jährtges Jubiläum feiern. Ehrenfriedersdorf. Eine in Sachsen wohl einzig dastehende kirchliche Gesellschaft ist die hiesige Thurm- lantbrüderschast, die bis zur Stunde Pflicht und Recht hat, zu feierlichen Gelegenheiten, z. B. bet den hohen Feiertagen, bet Anwesenheit fürstlicher Persön.