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Drittes Blatt. Matt ßr MM» Marandt, Wossen, Sieöenleßn und die Hlmgegenden. Amtsblatt bis Rgl. Amtshauptmannschäft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. stillt wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die ^Redaktion Martin Berger daselbst. 145. I Sonnabend, den 10. Dezember 1808. 56. Jahrg. Hedenkt«ge -es Jahres ^898. f kein Leben König Alberts und Sachsens Geschichte von 1828-1898. 10. Dezember. Wiedereinführung der in Sachsen durch König Jo hann abgeschafften Todesstrafe. 11. Dezember. s König Albert verleiht dem Prinz-Regenten Luit pold von Bayern das Jnf.-Reg. Nr. 102. 12. Dezember. s Die sächsischen Truppen erscheinen zum ersten Male den neuen blauen Uniformen. Zunr 5. A-vent. Psalm 72,13: Den Seelen der Armen I wird er helfen. M Menschen, der von der Erde und irdisch gesinnt M es zu den Reichen und Vornehmen, den Stolzen 5'Ugen; er fragt nach der Gunst der Mächtigen und lach der Freundschaft Hochgestellter. ^tin Herrn des Advents, der vom Himmel und himm- Unnt war, zog es zu den Elenden und Geringen, Adrigen und Einfältigem Sein Antlitz strahlte vor wenn die Sünder sich zu ihm aufmachten, und -Herz jauchzte, wenn die Verachteten Ihn umringten. 'M in wundervoller Weise erfüllt, was Sein Stamm- Palomo von ihn geweissagt hatte. Den Seelen Armen wird er helfen. als ob der HErr einseitig nur das Interesse der ? wahrgenommen hätte. Dem reichen und hochge- " Pharisäer Nikodemus opferte Er Nachtstunden und Belhanischen Geschwister waren seine liebsten Er setzte sich an die Tafel des reichen Simon ward begraben bei den Reichen. Aber weit häufiger Wir Jesum in den Hütten der Armen und auf den ? der Elenden. Während er für die Reichen manche . Aede hat, fließt Sein Mund über von Worten der »Aung und des Mitgefühls, sobald es sich um Arme lA Wie kommt das? M Zeit Jesu waren die Herzen der Armen im all- Usu empfänglicher für das Evangelium, als die Herzen Men. Not lehrt beten; Mangel treibt zu Gott und Frischen bedürfen alle des Steckens des Treibers. Linien schrien weit öfter als die Reichen: „Jesu, du Davids, erbarme dich unser!" An dem Hosianna Avents waren hauptsächlich Arnie beteiligt. Zudem Ae Reichen erst Ueberwindnng nötig, wenn sie an die arme Erscheinung des Nazareners herantraten. Zimmermannssohne fielen die Herzen der s? von selbst zu A deutschen Landen hat es heute den Anschein, als Armen ebensowenig wie die Reichen nach Jesu K Jesu scheint heute hauptsächlich der Mann für Melstand zu sein. Im Auslande steht es vielfach da kommen die Armen noch in Scharen zu Ihm. Mlegenheit hat, mit Evangelisten und Missionaren :An, hört mit Freuden von dem Wachstum des ^Ren Christentums unter den Geringen und Ver- M doch - käme Jesus persönlich, wieder wie einst wände der Armut, zu den Armen, sie würden Ihn Unzweifelhaft würde bald eine Wallfahrt derMüh- Und Beladenen zu ihm anheben trotz aller Einsprüche tsMerführer. Naht euch, ihr Christen, den Armen, «Mius ihnen genaht ist: nicht mit Vorwurf und Ml, sondern mit linderund barmherziger Botschaft, kh ^kühler stolzer Herablassung, sondern mit unge- A Hemut und Bruderliebe. Wo das geschieht, kommen Ny Mn bald, affo muß es geschehen. Wieder wie Salomos Wort Wahrheit werden: Den Seelen s^en wird er helfen. Dazu können du und ich Die Veränderungen im deutschen Heereswesen. Gleich beim Zusammentritt des neuen Reichstages sind demselben außer dein Etat die mit letzterem wie auch unter sich zusammenhängenden beiden Militärvorlagen zu gegangen, welche neben dem Gesetzentwürfe über den Schutz Arbeitswilliger zweifellos im Mittelpunkte der Verhandlungen der neubegonnenen Session stehen werden Die gedachten Vorlagen beziehen sich auf die abermalige Erhöhung der Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres und eine Reihe organisatorischer Veränderungen in demselben, und sind durch den Ablaus des seit 3. August 1893 bestandenen militärischen Quinquenats bedingt worden. Wie die Be gründung der Vorlagen betont, haben die Verhältnisse, welche vor fünf .Jahren eine Verstärkung der Armee nöthig machten, seitdem keine Veränderung erfahren. Deuschlands geographische Lage und die fortgesetzten Rüstungen seiner großen Nachbarmächte, namentlich Rußlands und Frank reichs erfordern es, daß auch Deutschland an der Vervoll kommnung seines Waffenkleides rastlos weiterarbeiten muß und daß es sich in dieser Arbeit durch die vom Zaren ergangene Friedenskundgebung nicht beirren lassen darf. Immerhin sollen die zur Erhaltung der Schlagfertigkeit des deutschen Reichsheeres in Aussicht genommenen neuen organisatorischen Maßnahmen nicht plötzlich ins Leben treten, sondern nur allmättch, dergestalt, daß die Erhöhung der Friedenspräsenzstärke nur alljährlich Kis zum Jahre 1902 vor sich gehen und dann bis zum 31. März 1904, der Zeitgrenze des neuen Militärgesetzes, in der erreichten Höhe bestehen bleiben soll. Das letztere wird für Bayern nach den Bestimmungen des Bundesvertrages vom 23. November 1870, für Württemberg gemäß den Bestimmungen der Militärkonvention vom 21. bezw. 25. November 1870 zur Anwendung kommen. Was die Hauptpunkte der geplanten Verstärkung und Neusormationen des deutschen Heeres anbelangt, so sind dies etwa folgende: Vereinigung von zwei oder drei Re gimentern zu einer Brigade, von zwei oder drei Brigaden Infanterie und Kavallerie unter Zutheilung der nöthigen Feldartillerie-Formationen zn einer Division. Aus zwei bis drei Divisionen mit der erforderlichen Fnßartillerie, Pionier- und Trainformationen wird ein Armeekorps ge bildet, derart, daß die gesammte deutsche Heeresmacht im Frieden künftig aus 23 Armeekorps besteht, also drei mehr als jetzt. Von den 23 Armeekorps entfallen 3 auf Bayern, 2 auf Sachsen, 1 auf Württemberg, die übrigen 17 aus Preußen und die anderen Bundesstaaten. Eine wesentliche Vermehrung wird nur die Feldartillerie erfahren, auch die Bildung besonderer Telegraphenbataillone ist beabsichtigt, dagegen bedingt die Errichtung dreier nenen Armeekorps nickt eine Truppenvermehrung an sich, sondern nur die Aufstellung neuer Stäbe. Im Ganzen werden nach voll ständiger Durchführung der Erhöhung der Friedenspräsenz stärke am Schluffe des Rechnungsjahres 1902 625 Jn- santerie-Bataillone, 482 Schwadronen Kavallerie, 574 Feldartillerie - Batterien. 38 Fußartillerie - Bataillone, 26 Pionir-Bataillone, 11 Bataillone Verkehrs-Truppen und 23 Train-Bataillone vorhanden sein, was im Vergleich zur jetzigen Präsenzstärke eine Erhöhung des Friedens standes der deutschen Armee um etwa 17000 Mann und 4000 Pferde bedeuten würde. Finanziell kommt diese erneute Verstärkung des Reichs heeres dadurch zum Ausdruck, daß insgesammt die dau ernden Militärausgaben eine Vermehrung um etwas über 27 Millionen Mk., die einmaligen Ausgaben eine Er höhung um ungefähr 133 Millionen Mk. erfahren werden. Aber diese militärischen Mehrausgaben sind mäßig zu nennen im Hinblick auf die gewaltigen Summen, welche Frankreich wie Rußland immer wieder auf die weitere Stärkung ihrer militärischen Schlagfertigkeit verwenden, außerdem sollen die genannten militärischen Neuausgaben im Allgemeinen gleichmäßig auf die 5 Jahre des neuen Militärquinquenats vertheilt werden. Bei der in der Thronrede hervorgehobenen fortdauernd sehr günstigen Lage der Reichsfinanzen fallen die ca. 27 Millionen dauernden Mehrausgaben für militärische Zwecke nicht weiter ins Gewicht, selbst wenn aber der Stand der Reichsfinanzen nicht so erfreulich wäre, wie er es ist, so würden doch die Rücksichten auf die unsicher gewordene allgemeine Weltlage den Vorrang von rein finanziellen Erwägungen haben müssen und ein Knausern in Sachen der Reichsvertheidig- ung verbieten. Trotzdem wird es indessen doch ganz sicher lich zu lebhaften Debatten über die militärischen Neu- forderungen im Reichstage kommen, wenn gleich es wohl schon als ziemlich feststehend gelten darf, daß die Militär vorlagen schließlich zur Annahme gelangen werden. Vaterländisches. Wilsdruff, den 2. Dezember 1898. — Ein Paar Ohrringe sind in hiesiger Stadt gesunden worden; der Verlierer wolle sich in der Rathsexpedition melden. — Loosinhabern der Meißner Dombau-Lotterie zur gefl. Kenntnißnahme, daß die tägliche vollständige Ziehung«, liste betreffender Lotterie in unserer Geschäftsstelle zur Einsicht nahme aushängt. — Raubansall in der Gabelsbergerstraße in L.-Reudnitz. Zu dem Raubanfall in der Wohnung deS Steuerboten Frommhold, Gabelsbergerstraße 30 zu L.-Reudnitz sind nachstehende Einzelheiten bekannt geworden: Die im 36. Lebensjahre stehende Frau Frommhold ist schon seit Jahren kränk- licb, seit mehreren Wochen aber bettlägerig. Nachmittags gegen ^3 Uhr hat sich Frommhold entfernt und seine Ehefrau allein in der Wohnung zurückgelaffen. Als er Abends kurz nach 7 Ubr nach Hause zurückkehrte, fiel es ihm auf, daß innen vor der Vorsaaltyür ein eiserner Schirmständer stand, in der Wohnung Mes durcheinandergcworfen war und in der Wohnstube ein Licht brande. Nichts Gutes ahnend betrat er die Schlafstube, wo er leine Frau bewußtlos im Bette liegend fand. Im Munde halte sie einen Knebel, Hände und Füße waren zusammenge bunden. Erst nach längerer Zeit gelang es dem sofort herbei geholten Arzt, Frau Frommhold wieder zum Bewußtsen zu bringen. Letztere schilderte den Vorgang in folgender Weise: Gegen ^5 Uhr klingelte es, et >a zehn Minuten später wurde die Lorsaal- thür aufgeschlossen und mehrere Personen betraten die Wohnung. Der Stimme nach befand sich hierbei eine Frauensperson. Kurz darauf betrat ein fremder Mann die Schlafstube, der sie nach ihrem Mann und nach dem Gelbe fragte und ein Messer oder Dolch in der Hand haltend, die Drohung aussprach, sie zu er stechen, wenn sie um Hilfe rief. Eine Stimme rief ihm vom Vorsaal zu: „Stopp ihr doch die Sch * Dann kniete hr der Unhold auf den Leib und stopfte ihr den Mund zu, worauf die zum Tode erschrockene Frau die Besinnung verlor und so nickt mehr wahrnahm, was um sie vorging. Die Räuber entfernten sich durch ein Fenster nach der Kohlgartenstraße zu. Gestohlen wurden: Ein Geldbetrag von ca. 150 Mark, eine «rotze Anzahl Schmucksachen, wobei sich eine goldene Damen- Remontoiruhr mit dem Monogramm ^.1°., ein breites goldenes Armband, glatte Form 8. einzraoirt, ein starker goldener Herrenring mit rothem Stein, ein glatter goldener Damenring mit grünem Stein, eine breite goldene Uhrkette, em Paar goldene Ohrringe mit weißen Steinchen, eine runde Brosche, in der Mitte mit großem Stein und ringsum mit kleinen Steinchen verziert, eine lange, feingliederige goldene Uhrkelte befunden, ein schwarzer, neuer Plüschkragen, ein schwarzseidenes Kleid, ein IchwarzwolleneS Kleid, ein blaues Kleid, ein Muff und eine Boa von schwarzem Bisam, 13 Meter weißer gemusterter, baum wollener Stoff, 3 Stück weiße Oberhemden, 6 Stück Frauen hemden, gez. 8., ein Unterbett, 2 Kopfkiffen rc. Der eine der Räuber wird beschrieben, als ca. 40 Jahre alt, von mittlerer untersetzter Gestalt, mit dunklem Vollbart, bekleidet u. A. mit dunklem Anzug, dunkler Mütze weißem Stehkragen, kleinen Shlips. Für Ermittelung der Einbrecher sink von Seiten des Polizeiamtes 300 Mark Belohnung ausgesetzt worden. Alle Wahrnehmungen, wodurch man den gemeingefährlichen Subjekten auf die Spur kommen könnte, sind ungesäumt der Kriminal- Polizei zu machen. — Zur Herstellung der Einbände, welche die große Leipziger Buchbinderei vorm. G. Fritzsche für das Werk des Altreichskanzlers „Gedanken und Erinnerungen" geliefert hat