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Mchmtz-ZeitW Amtsblatt Inserat«, welche bei d« bedeutenden Auflage de< Alatte- eül« sehr wirk same Verbreit»»« finden, werden mit 1V Psg. di« Spaltenzeilr oder deren Jiaum berechnet. — Ta bellarisch« und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, nn redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« SO Psg. Die „Weißeritz. Zeitung" «scheint wöchentlich drei ¬ mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis Vierteljährlich 1 M. 26 Psg-, zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Psg. — Alle Postan- statten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- stellungen.an. für die Könialiche Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe ' zu Dippoldiswalde und Zsraumstein Verantwortlicher Redakteur: Carl Ahne in Dippoldiswalde. Sonnabend, den 12. September 1885. 51. Jahrgang. Nr. 108. Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Ker Kaiser wohnte am Mon tag und Dienstag in Begleitung der königlichen Prinzen den Manöver» des Gardekorps bei Buch bei und reiste am Mittwoch Abend per Extrazug nach Baden-Baden ab, wo die Kaiserin schon am Dienstag eingetroffen ist. Das Befinden des Kaisers wird fort dauernd als eilt günstiges bezeichnet, so daß man zu versichtlich hoffen darf, der greise Monarch werde sich auch den Anstrengungen der kommenden Manövertage in Süddeutschland gewachsen zeigen. — Unsere aus wärtige Politik, ja, man kann sagen, die gesammte europäische Politik, wird fortdauernd durch den Streit mit Spanien um die Karolinen-Inseln beherrscht. Die Besitzergreifung der Insel Uap durch das deutsche Kanonenboot „Iltis" und die hieraus folgenden Pöbel- excesse vor dem deutschen Gesandtschaftsgebäude in Madrid, drohten dein Konflikte eine peinliche Form zu geben; inzwischen hat derselbe wieder eine Wendung zum Besseren genommen. Die energischen Vorkehrungen, welche die Regierung des Königs Alphons zur Ver hinderung fernerer antideutscher Demonstrationen ge troffen hat, mögen hierzu wohl auch das ihrige mit beigetragen haben, jedenfalls ist es aber in erster Linie vas Verdienst der deutschen Regierung, wenn es infolge der jüngsten Ereignisse in Madrid noch nicht zu Verwickelungen zwischen Deutschland und Spanien gekommen ist. Mit einer Ruhe und Würde, die nur das Bewußtsein des guten Rechts einerseits, sowie das Gefühl des Stärkeren gegenüber dem Schwächeren, zu erzeugen vermögen, hat die Neichsregierung die Heraus forderungen der spanischen Nation ertragen, ja, sie hat sogar noch nicht einmal Genugthuung für den der deutschen Flagge in Madrid zugefügten Schimpf ge fordert uno im Gegentheil der spanischen Regierung die versöhnlichsten Erklärungen zugehen lassen. Die selben haben denn auch in allen urtheilsfähigen Kreisen der spanischen Hauptstadt einen sehr beruhigenden Eindruck gemacht, und findet daselbst das freundschaft liche Auftreten Deutschlands dankbare Anerkennung. Mit besonderer Genugthuung verdient der Umstand hervorgehoben zu werden, daß die auswärtige Presse fast ohne Ausnahme sich zu Gunsten Deutschlands ausspricht, sogar die französischen Blätter schließen sich hiervon nicht aus und mahnen die Spanier zur Mäßigung. Es scheint, daß diese Mahnungen von freundnachbarlicher Seite auch nicht auf unfruchtbaren Boden gefallen sind; wenigstens kommen nur noch vereinzelte Meldungen von antideutschen Kundgebungen über die Pyrenäen. Ueber die Frage eines Schieds gerichts in der Karolinen-Angelegenheit ist noch immer keine bestimmte Meldung zu verzeichnen. Nur wird wiederholt versichert, daß Deutschland erklärt habe, sich einem Schiedssprüche unterwerfen zu wollen, wenn sich keine andere friedliche Lösung der Karolinen-Frage ergebe; dagegen liege von Spanien noch keine dies bezügliche Aeußerung vor. Was die ferneren Mel dungen anbelangt, nach denen der Kaiser von Oester reich, resp. der König der Belgier als Schiedsrichter zwischen Deutschland und Spanien in Aussicht ge nommen seien, so sind dieselben gleichfalls noch unver bürgt. — In der inneren Politik herrscht noch immer eine gewisse Ebbe und wird das politische Leben jeden falls erst mit dem Wiederzusammentritt der Parla mente voll und ganz erwachen. Am meisten Interesse erregen zur Zeit die bevorstehenden Neuwahlen zum preußischen Landtage; doch werden die Vorbereitungen hierzu noch immer mit einer merkwürdigen Gelassen heit betrieben, die den Schluß zuläßt, daß der eigent liche Wahlkampf wohl keinen besonders hitzigen Charakter annehmen werde. Vielleicht, daß indessen die Veröffentlichung des Wahltermins, welcher man täglich entgegensieht, der Wahlbewegung etwas mehr Lebhaftigkeit verleiht. Fast zugleich mit den Land lagswahlen in Preußen finden auch im Königreich Sachsen solche statt, da ein Drittel der Abgeordneten zur zweiten Kammer ausscheidet. Die sächsischen Wahlen verdienen deshalb ein besonderes Interesse, weil diesmal die Sozialdemokraten in einer ganzen Reihe von Wahlkreisen Kandidaten aufgestellt haben und eS ist gerade nicht sehr unwahrscheinlich, daß sich die Zahl der sozialdemokratischen Abgeordneten in der sächsischen zweiten Kammer, welche gegenwärtig vier beträgt, bei den bevorstehenden Wahlen vermehrt. Wenigstens giebt die auf Seiten der Ordnungsparteien herrschende Lauheit unter den Wählern und die da selbst leider vielfach zu konstatirende Uneinigkeit den Sozialdemokraten eine Aussicht für den Sieg. So bekämpfen sich beispielsweise in jedem der 3 Wahl kreise der Hauptstadt Dresden 3 Kandidaten der Ord nungsparteien und in jedem Wahlkreis ist außerdem noch ein sozialdemokratischer Kandidat aufgestellt, und aus dem 8. ländlichen Wahlkreise wird des Kuriosum gemeldet, daß daselbst nicht weniger als 4 konservative Kandidaten aufgestellt sind. — In Eisenach ist am Dienstag die 39. Hauptversammlung des Gustav- Adolf-Vereins eröffnet worden und betrug die Zahl der Theilnehmer an diesem Tage über 1200. Der Vorsitzende, Prof. Fricke-Leipzig, nahm in seiner Be grüßungsansprache Bezug auf die Katholiken - Ver sammlung in Münster und protestirte entschieden gegen die Behauptung, daß Rom und der Papst die Welt regierten. Der Redner wies zugleich auf die reforma torischen Erinnerungen Eisenachs hin und fügte hinzu, der protestantische Glaube, die protestantische Wissen schaft und die protestantische Gesinnung regierten die Welt. Oesterreich-Ungarn. Der im Anfang Juni neu gewählte österreichische Reichsrath ist durch kaiserliches Dekret auf den 22. September einberufen worden. Wenn nicht Alles trügt, wird der Nationalitätenhader in der kommenden Session zu heftigen parlamentarischen Kämpfen führen und besonders die deutschböhmischen Abgeordneten sind entschlossen, die czechsschen Gewalt- thätigkeiten vor das Forum des Reichsrathes zu ziehen. Die bekannten Vorgänge in Königinhof werden da mit eine Hauptrolle spielen und wird von deutscher Seite hierbei auch die Langsamkeit hervorgehoben werden, mit welcher die Gerichte die Untersuchung gegen die Urheber der czechischen Excesse in Königinhof betreiben. — Der österreichische Thronfolger, Kronprinz Rudolf, ist dieser Tage von einem Unfälle betroffen worden, der für ihn leicht sehr ernste Folgen hätte haben können. In der Nähe des Lustschlosses Laxenburg gingen plötzlich die Pferde des kronprinzlichen Wagens durch, letzterer wurde umgeworsen und der Kronprinz hecausgeschleudert. Glücklicherweise kam derselbe mit einer leichten Verstauchung der linken Hand davon. Frankreich. Der Termin für die Neuwahlen zur französischen Deputirtenkammer ist nunmehr laut offizieller Bekanntmachung auf den 4. Oktober festge setzt worden, was allerdings keinerlei Ueberraschung bedeutet, da dieser Termin ja schon längst bekannt war. Kaum 3 Wochen liegen demnach zwischen heute Und dem Tage, an welchem die französischen Wähler zur Urne gehen werden und diese nur noch kurze Frist hat die verschiedenen Parteien zur Beschleunigung ihrer Wahlvorbereitungen veranlaßt. Die herrschenden republikanischen Gruppen stellen ihre Listen gemeinsam auf; die monarchistische Koalition hat erst einen Theil ihrer Kandidaturen festgestellt und kämpft mit großen Schwierigkeiten, Sonne und Wind zwischen den ein zelnen konkurrirenden Richtungen annähernd gleich zu vertheilen. Das Ministerium Brisson fährt einstweilen noch fort, zu „temporisiren." Dänemark. Das russische Kaiserpaar hat nun doch den projektirten Besuch am dänischen Hofe aus geführt und gedenken die russischen Majestäten etwa einen Monat die Gäste der dänischen Königsfamilie zu sein. Dieser ungewöhnlich lange Aufenthalt des Czaren und seiner Gemahlin in Dänemark dürfte jedoch schwerlich auf Rechnung der hohen Politik zu setzen sein, denn große politische Entschlüsse werden in dem fürstlichen Familienkreise auf Schloß Fredensborg kaum gefaßt werden. Das ganze Geheimniß wird wohl darin bestehen, daß es Alexander III. in dem prächtig gelegenen, von Buchenwaldungen und kleinen Seen umkränzten Schlosse Fredensborg außerordent lich gefällt, zumal da sich der russische Herrscher schon während seines vorjährigen Besuches am dänischen Hofe entzückt über das idyllische Fredensborg ausge sprochen haben soll. Italien. Aus Italien kommt die überraschende Kunde von bedeutenden Truppenzusammenziehungen, welche in den italienischen Häfen stattfinden. Die in den sizilianischen Häfen liegenden Flotten- und Trans portschiffe erhielten Befehl, sich so schnell wie möglich in Palermo z» vereinigen. Der Zweck dieser plötz lichen kriegerischen Vorkehrungen ist noch total unbe kannt; möglich, daß Italien in Hinblick auf den deutsch-spanischen Konflikt Vorbereitungen für etwaige Ereignisse im Mittelmeer trifft. Es ist aber auch möglich, daß Italien an eine Wiederaufnahme seiner Thätigkeit an der Küste des Rothen Meeres denkt, welche durch die beginnende kühlere Jahreszeit be günstigt werden würden. Vielleicht kann man auch die militärischen Maßnahmen in den italienischen Häfen mit dem dieser Tage gemeldeten Vormarsche des abyssinischen Heeres in Verbindung bringen, den dasselbe angetreten hat, M der egyptischen Garnison in Kaffala zu Hilfe zu kommen. England. Die Zulfikarfrage darf endlich als gelöst betrachtet werden. Das britische Kabinet hat die russischen Vorschläge bezüglich des Zulfikarpaffes, wonach der eigentliche Paß den Afghanen verbleibt, während das unmittelbar an die westliche Mündung desselben grenzende Gebiet den Russen zugesprochen wird, definitiv angenommen. — Aus der englischen Wahlbewegung ist als eine bemerkenswerthe Kund gebung die Rede zu verzeichnen, welche der Handels minister im Kabinet Gladstone, Chamberlain, auf einem liberalen Meeting zu Warrington gehalten hat. In derselben entwickelte Chamberlain das Programm der radikalen Partei und bemerkte hierbei, daß, wenn die Whigs (die Gemäßigt-Liberalen) die Forderungen der Radikalen nicht annehmbar fänden, letztere nicht mit den Whigs zusammengehen könnten. Lokales und Sächstsches. Dippoldiswalde, 11. September. Am 8. d. M. ist aus Entschließung der königl. Generaldirektio» der Staatsbahnen der Bahnstrecke Hainsberg-Kipsdorf wiederum ein sogenannter Theaterzug gewährt worden, und es ist zu erwarten, daß derselbe nun mehr regelmäßig, allemal am 8. jeden Monats, ver kehren werde. Die Redaktion dieses Blattes hat beim Bekanntwerden dieser Maßregel es nicht unterlassen, mehrfach zu fleißiger Benutzung des betr. Zuges auf- »fordern, indem sie die Frequenz desselben als die ür die kgl. Generaldirektion maßgebende Bedingung, >en Zug fortbestehen zu lassen, hinstellte. In Bezug auf Letzteres möchten wir uns einige Bemerkungen gestatten. Von wie viel Zufälligkeiten die Frequenz eines Zuges abhängen kann, dürfen wir wohl als bekannt voraussetzen, und so können denn auch bis weilen Umstände eintreten, daß ein solcher Extrazug nur ganz schwach besetzt ist. Soll davon allein das Fortbestehen desselben abhängen? Es kann sich nach unserer Meinung hierbei nur und vor allen Dingen erstens um die allgemeine Frequenz der Bahn und zweitens darum handeln, daß den Kreisen, die in weiterer Peripherie die Residenz umgeben, bisweilen Gelegenheit gegeben werde, sich an den Darbietungen des Theaters und guter Concerte zu erfreuen und zu bilden, ganz abgesehen davon, daß am Tage, wo ein derartiger Extrazug verkehrt, größere Reisen ohne Uebernachten ausgeführt werden können. Daß die Be-