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'' V Wchklitz -ZeitW 61. Jahrgang Sonnabend, dm 30. März 1895. Nr. 38 Geburtstag des Altreichskanzlers, werden auf An ordnung des Kaisers alle Reichsgebäude flaggen und sicher werden auch viele Staats- und städtische Gebäude mit Fahnen geschmückt sein. — Auch in unserer Stadt werden zu Ehren des neuen Ehrenbürger die städtischen Gebäude flaggen und glauben wir an die Bewohner schaft keine Fehlbitte zu thun, wenn wir sie bitten, auch ihrerseits durch Fahnenschmuck dem Tag eine schönere Weihe zu geben. — Unserer heutigen Nummer liegt als Gabe an unsere Abonnenten eine Fest-Zeitung zum 80jährigen Geburtstage des Altreichskanzlers Fürsten Bismarck bei. — Gegen Mitte April wird Herr Reichstags kandidat Andrä in einer Versammlung in Dippoldis walde zur Wählerschaft sprechen und sein Programm entwickeln. — In der Generalversammlung des Gew erbe - vereins am 25. März wurde nach Vorlegung der Eingänge beschlossen, von dem von Echröer-Dresden herausgegebenen JnnungSboten 2 Exemplare, von der Gewerbeschau aber nur noch 1 Exemplar zu halten unk zirkulieren zu lassen. Nach dem von dem Vor sitzenden Herrn Stadtrath Heinrich vorgetragenen Jahresbericht wurden außer den gewöhnlichen Vereins- abenden im letzten Vereinsjahr« 3 üffenMchs Vorträge gehalten und zwei Ausflüge zu den Ausstellungen in Freiberg und Dresden unternommen. Der von dem Vereinskassierer, Herrn Stadtrath Mende aufgestellte Rechnungsabschluß ergab als Einnahme die Summe von 335,13 M., als Ausgabe 280,28 M., mithin einen Kaffenbestand von 54,85 M., während der Ausstellungsfond die Höhe von 293,17 M., und das Vereinsvermögen überhaupt die Summe von 1878,54 M. erreicht hat. Die Herren Buchbinder Lehmann und Lehrer Schmidt übernahmen die Prüfung dieses Rechnungswerkes, sowie der Bibliothekrechnung. Am Schluß des Vereinsjahres zählte der Verein außer 4 Ehrenmitgliedern 110 zahlende Mitglieder. Nach dieser Anzahl müßten freilich die Versammlungen viel zahlreicher besucht werden, zumal es sich dabei doch stets um gewerbliche Interessen handelt. Die Aus zählung der Stimmzettel ergab die Wiederwahl der Herren Stadträthe Heinrich, Mende und Liebel als 1. Vorsitzenden, Kassierer und Schriftführer, während Herr Kaufmann Richard Heinrich an Stelle des Herrn Kaufmann Bemmann, der auf Wiederwahl verzichtet, zum 2. Bibliothekar gewählt wurde. Nach Beschluß der Generalversammlung soll am 3. Osterfeiertag ein Stiftungsfest mit Tafel und Ball gefeiert werden, doch wurde allgemein der Wunsch laut, diese kost spieligen Festlichkeiten nur in längeren Zwischenräumen stattfinden zu lassen. — Der hiesige Militärverein sah sich veranlaßt, ein Mitglied, welches sich neulich beim Austragen sozialdemokratischer Flugblätter betheiligt hatte, aus dem Vereine auszuschließen. — Herr Blechwaarenfabrikant Hugo Teicher hier hat ein Patent auf eine neue Heuwendemaschine er worben. Dieselbe soll im Gegensatz zu den von Pferden fort zu bewegenden größeren derartigen Maschinen, mehr dem Kleinbetriebe dienen, da dieselbe von einer Person geschoben werden kann. — Am 28. März 1895 ist in Höckendorf dem Maurer Karl Heinrich Wilhelm Krause daselbst das ihm vom Königlichen Ministerium des Innern ver liehene Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit durch Herrn AmtShauplmann vr. Uhlemann von Dippoldis walde in Gegenwart des Gemeindevorstandes Hartmann und des mit seiner Ehefrau erschienenen Arbeitgebers, Maurermeister Müller aus Tharand, auSgehändigt worden. Reinhardtsgrimma. In der Nacht zum Freitag brannte hier das Eterl'sche Gut bis auf eine Scheune nieder. Niederfrauendorf. Am Mittwoch Abend kündigte Verantwortlicher Redaeteur: Paul Ithnr in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem ,Hll«strirten UnterhaltnngSblatt". Mit land- «nd hauSwirthschaftlicher MouatSbeilage. «Lokales «Nd Sächsisches. Dippoldiswalde. Die letzte Mittwoch brachte für die Landspritzen-Abtheilung der hi'es. Freiwilligen Feuerwehr übergenug Arbeit. Wie bereits in einem Theile der letzten Nummer mitgetheilt, erklangen Nach mittags 4 Uhr die Sturmglocken und kündeten einen Brand auf dem Lande an. Durch einen neunjährigen Knaben war die Scheune der zum Ritterguts Berreuth gehörigen, früheren Bültigschen Wirthschaft beim, Spielen in Brand gerathen und brannte total nieder. Zur Hilfe erschienen von auswärts die Spritzen von Dippoldiswalde, Reinholdshain, Reichstädt undSetkerS- dorf. Das angebaute Wohnhaus, das von 4 Par teien bewohnt war, erlitt ebenfalls nicht unbedeutenden Schaden. — Abends gegen >/»9 Uhr erklangen die Sturmglocken zum zwecken Male und riefen die Ab- theilung wiederum zum Dienst. Eine ungeheure Röche nach Südost zu gab die Richtung des Feuer» an; in Ntederfrauendorf brannte das Süßsche Gut total nieder. Da her Brandort außerhalb des HilsSbezirks lag, kehrte di: Spritze bei Elend wieder um. — Am nächsten Montag, den 1. April, zum . Inserat«, welche d«t d« bedeutenden Auflage det Blatte« eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder der« Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Jnserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, un redaktionellen Theile, die Spaltenzeib- 80 Pfg. M 80.8kb«rtsl«g >ks Kki-Mylkw. ES war im Jahre 1844, siebenundzwanzig Jahre vor der Einigung des zerrissenen deutschen Volkes, als ein junger deutscher Dichter allen wahrhaft deut schen Herzen zurief: „Zum Himmel bete, wer da beten kann! — Ein Mann ist noth, ein Nibelungencnkel, Daß er die Zeit, den toll gewordnen Renner, Mit ehrner Faust beherrsch' und ehrnem Schenkel!" Emanuel Geibel ahnte nicht, daß in seinem eigenen Geburtsjahr (1815) auch der Mann geboren war, der des Dichters Sehnsucht erfüllen, den Traum aller Deutschen verwirklichen sollte. Der große Sänger Lübecks schläft nun schon elf Jahre auf dem Friedhöfe seiner Vaterstadt. Aber der, den er prophezeit, ist unS erhallen geblieben. Der Eiche gleich in seinem Sachsenwalde steht Otto von Bismarck hoch und stolz unter dem Geschlechte der Enkel, das, heißen Dank im Herzen, dem Achtzigjährigen heute zujauchzt mit millionenstimmigem Heilruf. Ein Volk, das seine großen Männer ehrt, das ehrt sich selber. Wir wollen nicht den Hellenen gleichen, die ihre Helden erst feierten, wenn sie längst die Augen geschloffen hatten, nachdem sie hei Lebzeiten ver unglimpft, verkannt, ja verjagt worden waren. Es ist der Helden Art, viel Widerspruch heraus - zusordern. Der ist kein Mann, der sich nicht Gegner scyafft durch Thun und Wirken. Auch Fürst Bismarck hat viele Anfeindung in seinem langen Leben erfahren, erfährt sie noch immer, obgleich er längst das Steuer des Reichsschiffes in andere Hände gelegt hat. Aber heute, an seinem Ehrentage, müssen Reid und Hader schweigen. Wem wirklich ein deutsches Herz in der Brust klopft, dem wird es leicht werden, rückhaltslos mitzufeiern am l. April und freudig mit einzustimmen in den innigen Wunsch des deutschen Volks: Gott er halte dem Kaiser und dem Reiche, erhalte allen Deut schen auf dem weiten Erdenrund den Grüßten aller Deutschen noch manches Jahr! Hat Golt den ersten Kaiser die Neunziger erleben lassen, so kann er auch den ersten Kanzler das dritte Menschenalter vollenden lassen. Der an uns und ihm so viel gethan, hat wohl noch mehr im Sinne. Wenn Fürst Bismarck einst nicht mehr sein wird, werden wir erst ganz ermessen, waS wir in ihm be sessen haben. Der beste Dank, den ihm heute sein Volk zollen kann, besteht aber darin, seinem Vorbilde nachzueisern, treu zu werden, wie er in der Hingabe an seinen kaiserlichen Herrn, unbeugsam wie er, wo es des Vaterlandes Wohlfahrt gilt, muthig wie er, Gottesfurcht im Gemülhe, wo es gilt, Gefahr und Noth zu besiegen. Dazu helfe uns Gott! in neurer Zeit bereits zum dritten Male Feuerschein ein neues Brandunglück in unsrem Orte an; e- brannte das Süß'sche Gut bei dem feuergünstigen Winde in kurzer Zeit bis auf ein «eures Seitengebäude voll ständig nieder. Beim Retten des Viehes, das ja vollständig gelang, verunglückte noch der Sohn des Kalamitosen, indem ihm ein Pferd das Bein zerschlug. SämmtlicheS Getreide vorjähriger Ernte und die Futtervoräthe wurden vernichtet; dies trifft den Besitzer umsomehr, als er, wie man hört, nicht versichert hat. Glücklicherweise gelang es den Herbetgeeilten Feuer wehren, das Feuer bei günstigem Windstande auf den einen Herd zu beschränken. Die Spritzen von Luchau und Oberfrauendorf waren außer der Ortsspritze zuerst an der Stelle. Ruppendorf. Unser Herr Kirchschullehrer Burgardt veranstaltet nächsten Sonntag, Abends 8 Uhr, im hiesigen Gasthofe eine Vorfeier zu Bismarcks Geburts tage. Mit den Schülern der 1. Klaffe wird „Ein BiSmarckbild in Wort und Lied" von Direktor Sörgel vorgeführt werden, bestehend in Deklamationen und Gesängen. Der Eintritt ist unentgeltlich und hofft man auf eine recht zahlreiche Beteiligung aus der Gemeinde. Am folgenden Montage früh 9 Uhr soll die eigentliche Geburtstagsfeier in der hiesige» Schm« mit den Schülern der beiden Oberklaffen stattfinden, wozu auch die erwachsenen Glieder der Gemeinde freundlichst eingeladen sind. Herr Burgardt hat be reitwilligst die Festrede übernommen. Möge ein recht zahlreicher Besuch die aufgewandte Mühe reichlich lohnen! Poffendorf. Der Leichnam des am 20. Febr. d. I. verstorbenen Brunnenarbeiters A. H. Jäppelt hier wurde am vergangenen Dienstag Nachmittag auf An trag der Unfallkaffe wieder ausgegraben und obduziert, — Bei dem hies. königl. Standesamt« wurden im Monate Februar d. I. 4 Aufgebote, 3 Ehe schließungen, 17 Geburten (9 männliche, 8 weibliche, 4 unehel. Geburten) und 7 Sterbefälle (3 Kinder, 4 Erwachsene,) registrirt. Altenberg, 28. März. Bei dem hiesigen Institut zur Vorbereitung für Eisenbahn- und andere Bureau beamte, welches in Sachsen den Realschulen gleich ge achtet wird, fand heute Nachmittag von V»3 Uhr an, unter Leitung des Herrn Pastor Haucke hier, die öffentliche Prüfung von 21 abgehenden Schülern statt. Dieser Prüfung wohnten die Herren Oberfinanzrath Heydenreich, Oberrechnungsrath Hohe, Oberbaurath Klötzer, sämmtlich aus Dresden und Herrn BezirkS- schul-Jnspektor Richter aus Dippoldiswalde bei. Ge prüft wurden die Schüler in den Fächern: Staats- verfaffungS- und Verwaltungswesen, Rechnen, Eisen- bahn-BetriebS- und Signal-Ordnung, Französisch und Geographie. Die sämucklichen Schüler bestanden die Prüfung gut, erhielten die Censuren I, Id, Ila u. Ild und können nun einer baldigen Anstellung im königl. Eisenbahndienste entgegensehen. Möge diese Anstalt zum Wohle des Landes und unserer Stadt ferner in Segen wirken. Dresden. Am 28. März hat durch Kreishaupt mann Schmiedel die feierliche Einweisung des Ober bürgermeisters Beutler stattgefunden. — Nachdem der Schloßumbau bis zu dem Hauptportal im Vorjahre fertiggestellt werden konnte, wird jetzt der Ostflügel des ResidenzschloffeS umgebaut werden. Gegenwärtig ist man mit der Errichtung großer Gerüste beschäftigt, die vom Hauptportal bis zum Georgenthor einerseits und von der Haupttreppe gegenüber dem Oberhofmarschallamt bis zur Hoskellerei andererseits bis zur Dachhöhe reichen. In den Umbau ist auch die Erneuerungsarbeit an dem Eckthurm im großen Schloßhof zwischen Hosküche und Hofkellerei, der prächtige, aber durch die Verwitterung deS Sand steins thetlweise zerstörte Reliefarbeiten ausweist, mit inbegriffen. DN „Wel-kritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. M Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be« , - Amtsblatt für die Königliche Umtshauplmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte mid die Ktadiräthe zu Dippoldiswalde und Zsraumstein