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Wchmtz-MiW Verantwortlicher Redacteur: Carl Irhne in Dippoldiswalde. Nr. 98 Donnerstag, den 26. August 1886 m. 955 1823 1093 1738 III. 2342 1631 1257 2127 Bürgerthums, an der Nationalfeier in der ungarischen Hauptstadt theilzunehmen, bekundet deutlich die Stim mung, welche die fortgesetzte Verfolgung und Unter drückung des deutschen Elements, namentlich aber der siebenbürger Sachsen, durch die magyarische Nation in Deutschland gegen letztere hervorgerufen hat. Der Umstand, daß das deutsche Reich bei den Ofener Feierlich keiten offiziell durch seinen Generalkonsul in Budapest vertreten sein wird, kommt hierbei nicht in Betracht, diese offizielle Theilnahme ist ein Höflichkeitsakt, welcher sich aus den politischen Beziehungen zwischen Deutsch land und Oesterreich-Ungarn von selbst ergiebt; mit diesen politischen Rücksichten hat aber das Fernbleiben des deutschen Bürgerthums von den Budapester Feierlich keiten nichts zu thun, denn es liegt hierin eine Demon stration, welche sich lediglich gegen das chauvinistische Magyarenthum richtet. Jenseits der Leitha wird man die Bedeutung dieser Demonstration hoffentlich zu würdigen verstehen — vielleicht, daß gerade sie mit dazu beiträgt, den Ungarn in die Erinnerung zurückzurufen, was ihr Land Alles den Deutschen zu verdanken hat, von der Zurück eroberung Ofens an bis in die neuere Zeit hinein. Vielleicht, daß alsdann die Ungarn zur Erkenntniß gelangen, wie schwer sie sich ihrem nationalen Streben an dem deutschen Stamme vergangen haben, dessen Söhne doch seit Jahrhunderten dem Reiche der Stefans- krone die treuesten und ergebensten Bürger gewesen sind — vielleicht, daß alsdann von der Ofener Säcu- larfeier eine bessere Zeit für unsere wackeren Stamines- genosien im Lande der Putzten und jenseits der Kar pathen datirt! Dresden . Hainsberg. Dippoldiswalde . an den Haltestellen 215 Tourbillkts. II. . 202 . 328 99 Amtsblatt für die Königliche UmtshaupLmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein TagcsbillctS. 484 241 173 208 Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 25. August. Nachdem bereits gestern Vormittag etwas Gewitterregen bei uns auf getroffen war, entwickelte sich in der I. Nachmittags stunde ein solch' majestätisches Gewitter, wie wir es seit lange nicht gehabt haben. Ausgiebige Regengüsse löschten den bereits sehr lästigen Staub gründlich und erfrischten Gärten und Fluren. So viel wir in Er fahrung gebracht haben, hat der Blitz nicht nur auf der Oberhäslicher Straße am sogenannten Rundtheil 3 Linden getroffen und den Erdboden um dieselben aufgewühlt, sondern ist auch in den Gartenzaun des Sattler Liebscher'schen Hauses, unmittelbar hinter der Altenberger Straße gefahren und hat einzelne (ange kohlte) Holzspähne davon losgerissen. Auch in Ulbern dorf und Obercarsdorf schlug der Blitz ein. Gegen 3 Uhr erneuerten sich Blitz und Donner, wenn auch nicht in der früheren Heftigkeit. Die Befürchtung, daß das Ge witter in der Nacht wiederkehren werde, erfüllte sich nicht. — Die Quartiermacher für die am morgenden Donnerstag einrückenden Truppen sind heute Vor mittag bereits hier eingetroffen. / — Insoweit die Manöver in Nähe der Stadt stattfinden, ist das Eintrittsgeld beim König Johann- Thurm für die betreffenden Vormittagszeiten auf 50 Pf. pro Person erhöht. Diejenigen nun, welche sich das militärische Schauspiel vom Thurmplateau aus ansehen wollen — und dazu wird öfters Gelegenheit sein — rathen wir an, sich eine Jahreseintrittskarte für 1 M. zu lösen, welche eine Familie zum jederzeitigsn Besuche des Thurmes während des Jahres — einschließlich der Manövertage — berechtigt. — Sämmtliche Ersatzreservisten 1. Klaffe des Jahr ganges 1881 treten im Herbst d. I. zur 2. Klaffe der Ersatzreserve über und haben zu diesem Zwecke den Ersatzreserveschein dem betreffenden Bezirksfeldwebel einzureichen. Auch Diejenigen aus älteren Jahrgängen, welche es unterließen, ihren Schein behufs Ueber- führung zur 2. Klaffe vorzulegen, haben denselben dem Bezirksfeldwebel einzureichen, widrigenfalls sie noch ein ferneres Jahr in der 1. Klaffe der Ersatzreserve verbleiben. Inserate, welch« bei d«k bedeutenden Auflage deS Blattes ein« sehr wirk, same Verbreitung finden »erden mit IO Pfg. die Spaltenzeil« oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.— Einge sandt, mr redaktionelle» Theile, die Spaltenzeil« A> Pf,. „Wei-erih. Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich I M. Sb Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich.42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan flalten, Postboten, sowie vie Agenten nehmen Be stellungen an. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz^ und erfolgreiche Thätigkeit gelegentlich des am 26. Juli bei hem Gutsbesitzer Böhme in Fürstenau infolge Blitzschlages entstandenen Schadenfeuers hat die König!. Brandversicherungskommission der Feuerwehrspritze der Firma Rosenkranz in Voitsdorf in Böhmen die 1. Prämie nach Höhe von 30 Mark und der Spritze der freiwilligen Feuerwehr zu Geising die 2. Prämie nach Höhe von 25 Mark bewilligt. — Ueber das Mädchenturnen äußert ein säch sisches Blatt: „Ein großer Theil der Eltern, welche Töchter besitzen, widerstrebt der turnerischen Ausbildung derselben, obwohl die der Söhne als etwas Selbst verständliches und Gutes hingenommen wird. Ja, müssen denn die Schwestern mit schlechteren Lungen athmen, als ihre Brüder, muß ihr Blutkreislauf stocken der vor sich gehen, als bei jenen? Müssen ihre Muskeln schlaff, ihre Haut verzärtelt, ihre Nerven entartet sein? Welch' ein Naturgesetz, welch' ein moralisches Gebot verlangt das, und welch' eine weibliche Tugend wird dadurch gebessert und gefördert? Es ist ganz unbe streitbar, daß das Turnen das Muskelsystem stärkt, die Lunge zu freiem Athem erweitert, die Körperhaltung verbessert, die Beweglichkeit der Glieder erhöht, die Festigkeit und Widerstandsfähigkeit des Körpers, zumal die Haut, gegen äußere Einflüsse hebt, die Bewegungs nerven stählt und dadurch dem Empfindungssystem ein heilsames Gegengewicht verleiht und die normale Ent wickelung des gesammten Organismus befördert. Auch der moralische Werth des Turnens wird allgemach anerkannt; zum mindesten liegt die Ausbildung einer gewissen Schneidigkeit des Charakters und die Verhütung der moralischen Schäden gewisser krankhafter Nerven zustände auf der Hand. Dagegen will man vielfach das ästhetische Moment gegen das Turnen ausbeuten. Man findet ein kräftiges, muskulöses Mädchen mit rothen Wangen und energischen Bewegungen unschön und schwärmt für ätherische, geschnürte und unbeholfen trippelnde Dämchen mit kurzem Athem und matten Blicken. Nun, das ist Geschmacksache; wir halten Ge sundheit für die erste und unerläßliche Vorbedingung wahrer Schönheit. Den unverbesserlichen Schwärmern aber für unsinnige Wespen-Taillen, hochgestöckelte Ziererei und krankhafte Bläffe halten wir die Bemer kung des großen Arztes Albrecht von Gräfe entgegen: ein mit dem siebenten oder achten Jahre beginnendes, systematisch betriebenes Turnen verhütet das Schief- und Buckligwerden, selbst bei erblicher Anlage, schützt vor einseitiger Körperausbildung, einem bei Mädchen vielfach beobachteten Nebel, und befähigt speziell das Weib alle die Beschwerden leichter zu überwinden, welche ihr Beruf mit sich bringt." Dippoldiswalde. Die Frequenz auf der schmal spurigen Sekundärbahn Hainsberg-Kipsdorf im Monat Juli gestaltete sich in folgender Weise auf den ein zelnen Stationen und Haltestellen: Tourbillets. . Tagcsbillets. MilitLr- billets. ( 51 53 41 54 Die Ofener Erinnerungsfeier. Am kommenden 2. September sind zwei Jahr hunderte verflossen, daß die Festung Ofen durch ein aus österreichischen und ungarischen Truppen, sowie reichsdeutschen Hilfsmannschaften bestehendes Heer unter dem Oberkommando des berühmten Feldherrn Karl von Lothringen den Türken nach blutigem Kampfe entrissen und dem Hause Oesterreich wiedergewonnen wurde. 157 Jahre lang — seit 1529 — hatte der türkische Halbmond auf den Wällen der ungarischen Hauptstadt trotzig geleuchtet, hatte während dieser langen Zeit das schöne Ungarland unter der barbarischen Herrschaft des Islams geschmachtet, bis endlich der 2. September 1686 nicht nur Ofen den Kaiserlichen für immer zurückgäh, sondern auch der Herrschaft des Islams im übrigen Ungarn den Todesstoß versetzte, wenngleich dieselbe erst elf Jahre später durch den glänzenden Sieg des Prinzen Eugenius bei Zenta gänzlich zertrümmert wurde. Von jenem bedeutungs vollen Tage an, welcher Ofen aus einem langjährigen Bollwerke pes Türkenthums wieder eine christliche Stadt und im Weiteren das Magyarenland aus einer aus gesogenen Domaine der wilden Moslems wiederum in ein christliches Land verwandelte, datirt eigentlich auch die civilisatorische Wiedergeburt Ungarns und die ungarische Nation hat darum recht, wenn sie sich an- schickt, die Rückeroberung ihrer Hauptstadt durch ent sprechende Festlichkeiten als einen hervorragenden Mark stein in ihren Geschichtsannalen zu feiern. Bereits werden in Budapest die umfassendsten Vor bereitungen getroffen, um dem zweihundertjährigen Erinnerungsfeste ein auch äußerlich möglichst glänzendes Relief, zugleich aber auch ein möglichst nationales Ge präge zu geben. Aber gerade in Hinblick auf letzteren Umstand ist es geboten, daran zu erinnern, wer denn Alles bei der Vertreibung der Türken aus Ofen mit gewirkt hat, und da lehrt denn ein einfacher historischer Rückblick, wem hierbei ein Hauptverdienst mit gebührt. Zu dem 82000 Mann starken Entsatzheere gehörten neben 50000 Kaiserlichen und Ungarn auch 32000 ^Reichsdeutsche", Kurbrandenburger, Kursachsen, Bay ern rc.; die Deutschen aus dem Reiche bildeten also ein starkes Drittel des kaiserlichen Heeres und was die übrigen 50000 Mann anbelangt, so spielte auch hierbei das eigentliche magyarische Element nur eine untergeordnete Rolle. Man kann demnach mit Fug und Recht behaupten, daß es in erster Linie deutsches Blut war, mit welchem den Ungarn ihre Hauptstadt zurückgewonnen wurde und eingehende Berichte aus jener Zeit wissen auch zu erzählen, wie mannhaft und hart gerade die brandenburgischen, sächsischen, bayrischen und schwäbisch-fränkischen Hilfsmannschaften gestritten und wie so manche Sprossen altadeliger deutscher Ge schlechte bei der Erstürmung der Festung den Helden tod fanden, ehe auf deren Wälle die kaiserliche Fahne aufgepflanzt werden konnte. — Nun, wir Deutsche „draußen im Reiche" dürfen nicht ungerecht sein, sondern müssen anerkennen, daß in Ungarn diese Hilfe unserer tapferen Vorfahren gewürdigt wird. Hiervon legt nicht nur die Rede des Ministerpräsidenten Tisza bei der Eröffnung der Ofener historischen Ausstellung, sondern auch die Einladung, welche die Pestec Stadt vertretung den bedeutendsten Städten behufs Theil nahme an den Feierlichkeiten des 2. Septembers hat zugehen lassen, Zeugniß ab. Aber gerade die zwei größten deutschen Residenzstädte haben eine ablehnende Antwort ertheilt und diesem Beispiel dürften auch die übrigen deutschen Städte folgen. Seitens des Münchener Gemeinderathkollegiums ist die Ablehnung der Ein ladung geradezu durch den Hinweis auf die Bedrück ungen, denen unsere Stammesgenossen seitens der Magyaren ausgesetzt sind, motivirt worden, während der Berliner Magistrat eine weniger schroffe Form, als die Vertreter der bayrischen Hauptstadt, für seine Ablehnung gewählt hat. Diese Weigerung des deutschen 52. Jahrgang. Sa. 844 5609 1106 7357 199 I5N5^ Befördert wurden 2,201,970 Kilogramm Güter. Vom I. Januar 1886 an wurden 65,986 Stück Billets verkauft und 16,404,144 Kilogramm Güter be fördert. Frauenstein, 24. August. Am vergangenen Sonntage feierte die hiesige Feuerwehr ihr 13. Stiftungsfest. Zu Ehren des Tages veranstaltete das Musikchor derselben in früher Morgenstunde eine Re- veille. Das Festmahl, gewürzt mit trefflichen Trink sprüchen und Tafelliedern, fand Nachmittags im Saale des hiesigen Schießhauses statt. Der im Franke'schen