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Freitag. Ur. S7 11. Wecember 1868. Erscheint Dienstags und Freitags. Zn beziehen durch alle Postanstalten. Weißerih-Zeitung.M Amts uns Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Aemter vvd Stadträthe zu Dippoldiswalde vvd /raaevsteia. verantwortlicher Ledartrur: Larl Lehne in Dippoldirwatd». Ta gesgesch echte. Dippoldiswalde, den 8. Decbr. Gestern, als am 7. Decbr., früh zwischen */r11—^1 Uhr, tobte auch bei uns ein orkanartiger Sturm, der an Ge bäuden, Gartenzäunen, Bäumen rc. arge Verwüstungen anrichtete. Die seiner Wuth zunächst preisgegebenen Dächer mußten eine harte Probe ihrer Haltbarkeit aus halten. In der Zeit von 11—12 Uhr regnete es förmlich Ziegel und Schieferplatte»; Stroh- und Schindeldächer wurden zerrissen oder ganz abgehoben und weit fort geschleudert; Giebelwände wurden eingedrückt und das Sparrverk theilweise zerknickt, Essenköpfe, Blechhauben und Dachrinnen stürzten herab, Mauerputz wurde ab gewürgt u. s. w. Auf unserer Aue wurden zwei der größten und schönsten Pappeln entwurzelt, an andern Bäumen armstarke Neste abgewürgt, das Lteigergerüst der freiwilligen Feuerwehr umgeworfen und das Dach desselben weit fortgeschleudert. In der Vorstadt wurde eine dicke, sehr kräftige Linde entwurzelt und namentlich an Gebäuden mehrfacher Schaden angerichtet. Eine freistehende zum Vorwerk St. Nicolai gehörige Scheune wurde vollständig ihrem Standorte entrückt und umge worfen rc. Die Passage der Straßen war lebensge fährlich; meist wurden die aus der Schule kommenden Kinder von ihren Angehörigen abgeholt, und die Nach- mittagöschule war selbstverständlich nur von sehr wenig Schülern besucht. Von besonderen Unglücksfällen hört man, Gott sei Dank, Nichts, außer daß einem Arbeiter durch ein vom Sturme eingedrücktes Scheunenthor ein Finger abgerissen worden ist. Ziegeldecker und Maurer sind in voller Thätigkeit, den Schaden wieder herzu stellen. — 10. Decbr. Nach einem, gestern Abend ein getretenen Schneefall ist in der Nacht und heute Morgen eine empfindliche Kälte gefolgt. Doch ist nicht mehr über Wassermangel zu klagen, da die Weißeritz und die Bäche stark gefüllt sind. -s- Frauenstein, den 8. Decbr. Bei dem, am nächsten Sonntag zur Feier des Geburtöfestes Sr. Majestät des Königs hier stattfindenden Gesangs- Concerte sind fast alle Gesangökräfte des hiesigen Ortes betheiligt. Alle haben sich bereitwilligst erklärt, um dem Publikum einen genußreichen Abend und mittelbar dadurch armen Kindern eine Weihnachtsfreude zu be reiten. Möchte dieses schöne Zusammenwirken von dem besten Erfolge gekrönt werden und sich recht viele Freunde des Gesanges und der Musik aus der Nähe und Ferne zu obigem Concerte einfinden. * Frauenstein, 8. Decbr. Die letzten warmen Tage haben den Schnee dermaßen mitgenommen, daß kein Bischen mehr davon zu sehen ist. Desto mehr sind aber die Bäche und Bornwässer gewachsen, und dies ist eine große Wohlthat, denn schon war das Röhr- wie fließende Wasser fast wieder auf das Minimum des vorigen Sommers herabgesunken. Die Oeconomen behaupten, daß das letzte Thauwetter für die Winter- fruchtsaamen von großem Vortheil gewesen sei, weil, wenn es nicht eingetreten wäre, dieselben im Mangel an Frost in der Erde vermodert sein würden. — Der gestrige Sturm, oder man könnte wohl eher sagen Orkan, welcher von Vormittags 9 bis Nachmit tags 2 Uhr hauste, hat an den Schornsteinköpfen und Dächern der Gebäude, insbesondere aber in den Wäldern, große Verwüstungen angerichtet; die Bäume liegen kreuz und quer durch und über einander, theils entwurzelt, theils umgebrochen. Dieser Sturmwind war schauder haft. Er hat Wagen auf offener Straße umgeworfen, starke Leute ausgehoben und ein Stück sortgeschleudert, und Viele suchten die ihnen durch den Sturm vom Kopfe gerissenen Hüte und Mütze vergeblich, denn hoch in die Lüfte und weit fort hat Blasius sie getragen. Auch das schöne Geschlecht, wenn es dem Sturme trotzen wollte und sich herausgewagt hatte, chicanirte er, be sonders aber die mit Crinolinen angethan waren; denn ein Ruck — und die Crinoline war über dem Kops gestülpt, so daß die Figur einem überbogenen Regen schirm glich, obwohl die Betroffene sich mit allen Kräften dagegen sträubte, dem Kühnen zu wehren. /X Altenberg. Der schon in den Vormittags stunden des 7. Decbr. herrschende Sturm ward gegen Mittag zum Orkan. Kräftige Männer vermochten sich kaum auf der Straße aufrecht zu erhalten; an Schornsteinen und Dächern ist viel Schaden geschehen, schwer beladene Wagen wurden umgeworfen und Zug vieh schwer beschädigt. Am meisten hat der Sturm den Forsten geschadet; ganze Flächen Holzbestand sind entwurzelt, kreuzweis über einander geworfen, Bäume von 16 — 18 Zoll Stärke mitten entzwei gebrochen. Dadurch wurde auch die von Dippoldiswalde kommende Mittagspost verhindert, in die Stadt zu fahren, Barri kaden von Bäumen hatten die Straße gesperrt. Die Postsachen mußten hereingeschafft und auch die mit der 3 Uhr Nachmittags hier abgehenden Post zu versendenden Briefschaften rc. zur Verpackung in die im Walde harrende Psst gebracht werden, da die Räumung der Straße natürlich bis dahin noch nicht bewerkstelligt war. Eine förmliche Niederlage hat der Sturm ".nserm alten Geisingsberg nach der Nordwestseite beigebracht. Man war am 8. Dec. Nachmittag« noch eifrig beschäftigt, die von Freiberg nach Altenberg unv insbesondere von Zaunhaus herein führende Straße von den auf ihr