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Sonnabend, den 20. Januar 1894. allgemeine Vorberatung des kSnigl. Dekret Nr. 21, de» Gesetzentwurf über Ausnahme einer 3prozrntig«n Rentenanlrihe betreffend. Bor Eintritt in die Tages ordnung erhielt Abg. vr. Mehnert da» Wort zu einer Eingabe de» Vorstände» der Dresdner Börse, die dem Ministerium de» Innern, von einer Petition an den Reichstag begleitet, überreicht worden ist. Das Direk torium der Kammer hatte zunächst wegen de» Inhalt» der Eingabe Bedenken getragen, diese zur Vertheilung zu bringen. Abg. vr. Mehnert beleuchtete die Be hauptungen der Eingabe in ihren einzelnen Punkten. Darnach wurde in die Tagesordnung eingetreten. Abg. Goldstein bemängelte die Aufstellung einer An leihe, bevor sämmtliche Titel de» Etat» begründet seien und wendete sich gegen den in dem Gesetz vorgesehenen neuen LilgungSmoduS. Er wurde in letzterer Be ziehung vom Herrn Vizepräsidenten Georgi und dem Herrn Staatsminister v. Thümmel wiederlegt. DaS Dekret wurde an die Finanzdeputation verwiesen. Den Ständen ist ein königl. Dekret zugegaugen, betreffend die Umgestaltung der Dresdner Bahn höfe. Daffelbe giebt einen Ueberblick über die Höhe der finanziellen Opfer, welche da» großartige Projekt erfordert und es rrgiebt sich hierbei da» Resultat, daß sich anstatt de» seiner Zeit berechneten Gesammt-Aus- »andeS von 35135000 eia soÄMr von 53776000 Mark, mithin ein tatsächlicher Mehraufwand von 18641000 Mk. erforderlich macht. Dieser Mehrauf wand wird erklärt, daß die mehrfachen Aenderungen und Ergänzungen des ursprünglichen Projekts durch gehends eine Erweiterung der Anlagen mit sich ge bracht haben. Die Nothwendigkeit zu diesen Ver größerungen resultirten einerseits im Laufe der Ver handlungen mit der Stadtgemeinde Dresden, anderer seits bei den technischen Ermittelungen, welche mit dem Eintritte in die spezielle Berathung der Projekte vorgenommen worden waren. Ferner hat eine Unter suchung der Weiterentwickelung deS Verkehrs seit dem Jahre 1888 eine weit größere Steigerung desselben ergeben, al» in der ursprünglichen Denkschrift in Aus sicht gestellt war. Die Kostenanschläge für die ein zelnen Gegenstände von früher und jetzt weisen zum Theil ganz bedeutende Unterschiede auf, so für den Hauptpersonenbahnhof in DreSden-AItstadt: früherer Anschlag 8S65000, neuer Anschlag 16267000, Ab stellgüterbahnhof in Dresden-Altstadt 2070000 bezw. 29S0000, Verbindungsbahn mit Haltestelle „Wettiner straße" 2950000 bezw. 4165500, Rangirbahnhof in Friedrichstadt 5600000 bezw. 7950000, Personen bahnhof in DreSden-Neustadt 3 370 000 bezw. 5178 500, Verlegung deS Leipzig-Dresdner Personenzuggeleises 1520 000 bezw. 2800000. Zur Errichtung eines Elektrizitätswerkes für sämmtliche Dresdner Bahnhöfe werden 1750000 Mk. gefordert. In der Bauperiode 1894/95 sollen sämmtliche Bauten links der Elbe vollendet werden und eS soll auch mit der Ueber- führung zweier Geleise über die Elbe und mit der Ausführung einer Anzahl seitlich der jetzigen Bahnhöfe in DreSden-Neustadt geplanter Neubauten begonnen werden. Schließlich bemerkt das Dekret, daß bei der Vergebung der betreffenden Arbeiten und Lieferungen, soweit eS nach Lag« der Preisverhältniffe irgendwie verantwortet werden kann, der sächsische Jndustriemarkt und die sächsische Industrie berücksichtigt werden. Wesentlich betheiligt an den Ausführungen ist die sächsische Eisenindustrie; auch sind die Sranitwaaren, sowie alle keramischen Erzeugnisse ausschließlich säch sischen Ursprungs. — Richt weniger als 42 Gemeindevorstände der Dresdner Umgegend haben einen Rothruf an den Landtag gerichtet wegen der planmäßigen Tyrannei revolutionärer Rotte,» gegen die friedliebende Be völkerung. Zum Beweis werden viele schmachvolle Beispiele aufgesührt. Es wäre freudig zu begrüßen, wenn dieser oft schon beklagten Thätigkeit unserer «Fokales mrd Sächsisches. Dippoldttwalde. Ein größerer öffentlicher Masken ball wird, wie schon seit mehreren Jahren, auch in der diesjährigen LarnevalSzeit in unserer Stadt nicht abgehalten werden. Dagegen wird der Gesang verein am 5. Februar im RathhauSsaale «in auch Gästen zugängliches Kostümfest veranstalten. Dem selben liegt die Idee de» Feste» einer Fahnenweihe «ine» Gesangverein» auf dem Dorfe zu Grunde, und wird darin natürlich vor Allem der gemülhliche, frische Humor zu seinem vollsten Rechte gelangen. — Am 1. Februar werden die 3 Hengste de» LandeSgestütS Moritzburg Quirin, Uranus und Nelson die Station Dippoldiswalde beziehen und voraussicht lich bis zum 29. Juni daselbst verbleiben. — Schon jetzt wollen wir darauf aufmerksam machen, daß Mittwoch, den 3l. d. M., Abends 8 Uhr, Herr vr. Giovanni Grillt, Waldenserprediger aus Mailand, im hiesigen Rathhaussaale einen Vortrag über die Evangelisation Italien» halten wird. — Mund zu! Offen die Nase, zu den Mund,— da» hält den Körper frisch und gesund! Ein sehr alter sprichwörtlicher Reim, dessen Richtigkeit durch die Er gebnisse der wissenschaftlichen Gesundheitslehre nach träglich bestätigt worden ist. Ost muß man aber leider wahrnehmen, daß gegen diese Lehre verstoßen wird. Man gehe nur durch die Straßen und stelle statistisch fest, wie viele der Vorübergehenden selbst da den Mund offen halten, wo weder die Herrlichkeiten eines Schaufensters, noch das Stürzen eines Droschkengauls hierzu Gelegenheit bietet. In der frühesten Kindheit pflegt der Fehler bereits gemacht zu werden. Daher ist eS dringend nothwendig, daß die Erziehung in HauS und Schule schon da» Kind auf die ungeheuren Nachtheile hinweist, welche die Mundathmung für seine Gesundheit nach sich zieht. Ohne zu ermüden, sollten di« Ellern die Kleinen daran gewöhnen, stet» nur durch die Nase zu othmen. Kein Lehrer sollte es während deS Unterrichts dulden, daß seine Zöglinge mit offenem Munde dafitzen. Bei Verstößen wird es seine Pflicht sei« müssen, sie zu belehren, daß ausschließlich die Rase unser AthmungSorgan ist. Der Mund kann eS auS dem einfachen Grunde nicht sein, weil er nicht immer, z. B. beim Essen und Trinken, dem Athmen, das nur Sekunden lang eingestellt werden kann, zur Verfügung steht. Außerdem hat die Nase allein ge eignete Schutzvorrichtungen. Eie wärmt die ein strömende Luft vor und verhindert so, daß namentlich im Winter der kalte Strom sich auf die zarten Schleim häute de» Halse» und auf die empfindliche Lunge stürzt. Wer durch die Nase zu athmen gewöhnt ist, wird sich manche Erkältung der AthmungSorgane fern halten. Luch al» Filter wirkt die Nase; sie reinigt die Luft von Staub und schädlichen Beimengungen. Nach durchtanzter Nacht kann man ansehnliche Staub mengen, die im Ballsaal aufgewirbelt werden, in den labyrintischen Nasengängen abgelagert finden. Hat man sich durch schnelle» Gehen, Laufen oder Steigen erhitzt, dann gift erst recht die Mahnung: „Mund zu!" Unaufhörlich möge sie an die spielende und schlittschuh- laufende Jugend gerichtet sein. S Vlathütte. DaS bi» dato durch den bekannten tüchtigen Wirth Herrn Paul Dänzer bewirthschastete Hotel „zur Post" geht den 15. Februar in andere Hände über und zwar an Herrn Lindner au» Dresden, einen gelernten Koch. — Die in diesem Blatte bereits schon früher er wähnte, jetzt 29 Jahr« alte GanS de» Gutsbesitzers A. Meinhold in Luchau wurde auf der GeflügelauS- strllung in Kötzschenbroda mit einem Ehrenpreis be dacht und kam am Montag Abend wieder wohl und munter in der Heimath an. Dresden. Auf der Tage»ordnung der Sitzung der Zweiten Kammer am 17. Januar stand die Verantwortlicher Redaeteur: Paul Ithur in Dippoldiswalde. Mit achtseitige« »Hllustrirten UnterhattungSblatt". Mit land- und hauSwirthschaftlicher Mmratsbeilage. sozialdemokratischen Revolutionäre von Setten der Re gierung mit aller Macht entgegengetreten würde. Jeden falls giebt der Rothruf, den die Semeindevorftände an die Kammer gerichtet haben, Veranlassung, daß da» widerwärtige Treiben der VolkSauswiegler, die ihrer seits bei jeder Gelegenheit über Bergewaltigung schreien, gebührend gekennzeichnet wird; denn gerade von Setten unserer Revolutionäre wird die Vergewaltigung der Gegner am Aergsten und mit allen Mitteln betrieben. — In der Stadtverordnetenfitzung am 18. Januar wählte da» Kollegium den zum dritten Bürgermeister gewählten Geheimen Finanzrath Beutler mit 60 Stim men zum zweiten Bürgermeister von Dresden. Ab gegeben wurden 62 Stimmen, je eine fiel auf die Stadtverordneten Wokurka und Menz. Der Vorschlag de» Vorstandes vom Wahlausschuß, die danach fr« werdende dritte Stelle jetzt nicht öffentlich auSzuschreiben, wurde gegen acht Stimmen zum Beschluß erhoben.' Pirna. Am Freitag vergangener Woche trug sich ein bedauerlicher Unglücksfall in der Cellulosesabrik Heidenau zu. Nachdem im Laufe d,S genannten Tages Nachmittags mittel» des EchöpfradeS der Stoff bütte ein Paar Holzpantoffeln in die Knotensänger befördert wurden, sand man, als die Bütte zum Theil ausgearbeitet worden war, an der Schöpsradwelle Kleidungsstücke hängen. Nicht« Gutes ahnend, wurde der Stoff genau untersucht und fand man zum Schrecken Aller den Leichnam de» Leimkochers Focke auf d?m Grunde liegend. Der Uhr Focke'S nach zu urtheilen, dürste derselbe schon Vormittag» gegen 10 Uhr in die Etoffbütte gefallen sein. Wie und auf welche Art und Weise Focke in die Bütte gefallen ist, und was er über derselben gethan hat, ist bis jetzt noch «ich! aufgeklärt. Focke war ein allgemein ge achteter und fleißiger Mann und wurde um so weniger während dieser Zeit vermißt, da er neben dem Leim kochen noch immer kleine Arbeiten im Akkord auSzu- führen hatte. Frankenberg. Nach der mit Anfang dieses Jahres in Kraft getretenen neuen Schulordnung der Stadt Frankenberg find die Schulgeldsätze für die Bürger schule Hierselbst, bezw. vom 1. April 1894 ab folgender maßen festgesetzt worden: Für ein Kind hiesiger Ein wohner wird an Schulgeld jährlich erhoben in der höheren Mädchenschule (L) 30 Mk., in der mittleren Volksschule (L) 7 Mk. 20 Pf., in der einfachen Volks schule (6) 4 Mk. 80 Pf. Für die mittlere Volks schule wird das Schulgeld vom 1. April 1894 an auf folgende Sätze erhöht: s) bei einem steuerpflichtigen Einkommen de» Erziehungspflichtigen von über 1100 bis 2200 Mk. auf 10 Mk. 20 Pf.; d) bei einem Ein kommen von über 2200—3300 Mk. auf 12 Mk.; o) bei einem Einkommen von über 3300 Mk. auf 15 Mk. — Am Sonnabend früh sollte im benachbarten GunnerSborf eine nach Falkenau verkaufte Kuh ab geführt werden. Aber noch im Gute entriß sich da» Thier seinem neuen Führer und trotz heftiger Ver folgung, bei welcher selbst Pulver und Blei zur An wendung kam, entkam es nach dem nahen Frauenholz, woselbst es erst am Sonntag Nachmittag gelang, das wüthend gewordene Thier durch einen wohlgeztelten Schuß zu erlegen. Meerane. Der Wassermangel ist gegenwärtig in der ganzen Stadt «in so fühlbarer, daß unsere Hausfrauen fast in Verzweiflung sind. Eine Anzahl Familien giebt bereits ihre Wäsche nach Ponitz und Glauchau zum Waschen. Die Brunnen sind größten- theil« leer; der Stand de» GrundwafferS sinkt be ständig. Diese empfindliche Wafferkalamität ist nicht nur durch den Frost heroorgerufen, sondern auch durch den allmählichen Rückgang aller Zuflüsse entstanden. Plauen i. V. Der hiesige GastwirthSverein wird au» Anlaß deS in diesem Jahre in Plauen statlfinden- viertchichrlich 1R: lfg., -««monatlich a» eimnonatlich 4S », Postboten, sowie genten nehmen Ve» Pellungen an. Raum berechnet. — Ta bellarische mü> «amplicirte Inserat« mit entsprechen dem Aufschlag. —«o-e- s-ndt, ü, redaktionell« Heile, die Spaltkeil- 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein