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Wchkkitz-IeitlW t9, 50, Zum 18. Oktober Pincette Herr er- als voll- sind: die Völ- weil. Sr. Maj. unsere Betrach ¬ unbefleckter Reinheit erhält. Es ist uns Bedürfnis am Geburtstage des Entschlafenen dies dankbar zu be kennen. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ahne in Dippoldiswalde. Der 18. Oktober erneuert für Deutschland das Andenken an zwei historische Ereignisse, die, obwohl in den Jahren auseinanderliegend, doch durch inneren Zu sammenhang unzertrennlich verbunden " ' " kerschlacht bei Leipzig und die Geburt Kaiser Friedrichs. Ihnen soll heute tung gewidmet sein. Drei Vierteljahrhunderte lind mit dorten ssau nn der »erden. seinen berüchtigten Demagogenverfolgungen gestalteten, erloschen allmählich die Freudenfeuer, die das deutsche Volk dem Erinnerungstage der Leipziger Schlacht an zuzünden pflegte, und nur im Stillen wurde hier und da dem Gedächtnisse des großen Tages Wort und Lied geweiht. Das Jahr 1848 begann an dem morsch gewordenen Gebäude zu rütteln, die Jahre 1866 und zuletzt 1870 und 71 warfen es völlig über den Haufen, und was man zu hoffen kaum mehr gewagt hatte, die Einigung Deutschlands bekam Fleisch und Blut, die Verbindung der deutschen Stämme, unter dem ehr würdigen Haupte Wilhelms des Siegreichen, wurde zur Thal. Freilich nicht nach den Theorien und Ideen deutscher Prosefforenweisheit, nicht durch schöne Reden und Verbrüderungsfeste: nein auf dem blutigen Felde neuen Kampfes, der. Gottlob, diesmal seine Opfer nicht vergeblich gefordert hatte. Wenn wir uns im Geiste zurückversetzen in die Tage des durch Frankreichs Verblendung herauf beschworenen Kriegs, so taucht unter den Heldenge stalten, die unsre Heere führten, besonders hervor der ritterliche Kronprinz von Preußen, Friedrich Wilhelm, dem es beschieden war, Deutschlands Südstämme, die Napoleon durch neuen Rheinbund entehren zu können gehofft hatte, zu einen und gegen den Feind zu führen. Ist es nicht eine merkwürdige Fügung des Schicksals, daß der 18. Oktober, der Tag ruhmreichen Sieges, ihn ins Leben gerufen hatte? Bei jeder neuen Wieder kehr seines Geburtstages, war dem Knaben, dem Jüng linge, dem Manne die Erinnerung an den großen Tag der Völkerschlacht wachgerufen und die Mahnung vor die Seele gestellt worden: „Hilf uns erwerben, worauf wir so lange hoffen und harren!" — Und das Schicksal hat ihn begnadet, einer der Rächer und Erneuerer Deutschlands zu werden. Unvergeßlich steht der Name: „Unser Fritz" in den Annalen des großen Kampf und Siegesjahres 1870 und 71 geschrieben, und dank bar erkennt die Geschichte an, welchen Theil er an dem Werke der Einigung Deutschlands gehabt hat. Dankbar hat auch die Mitwelt auf seine Heldengestalt geblickt, das beweist der Schmerz des gesammten deut schen Volkes über das vollgemessene Leidensmaß, das ihm zu leeren bestimmt war, als endlich die auf^ibn gesetzten Hoffnungen als Haupt des Reiches in Er füllung gehen sollten. Und wenn jetzt infolge der Ver öffentlichung von tendenziös zusammengestellten Tage buchsblättern des Kronprinzen das ideale Bild, das in der Seele des deutschen Volks von seinem zweiten Kaiser lebte, etwas getrübt erscheint, so möge das der fortwährenden dankbaren Verehrung des Frühvollen deten keinen Eintrag thun; gern möge auch heure am Geburtstage Kaiser Friedrichs ihm der Lorbeer kranz, den er verdient hat, auf seinen Sarg gelegt sein. Erhoben von der Idee unbeschränkter kaiserlicher Macht vollkommenheit, dabei aber erfüllt von Menschen- und Volksliebe, hätte Kaiser Friedrich wohl in dem einzu schlagenden Wege anfangs irren und sich in den zu ergreifenden Maßnahmen, um zum erstrebten Ziele zu gelangen, täuschen können, aber die reale Wirklichkeit würde ihn von den in früheren Jahren vorgefaßten Meinungen wohl bald bekehrt und zur kühlen, ge wissenhaften Würdigung der Thatsachen zurückgesührt haben. Hat die göttliche Vorsehung ihm die vielleicht unvermeidliche Enttäuschung erspart, und uns dafür in seinem Sohne und Nachfolger, Kaiser Wilhelm II. einen Herrscher gegeben, dem die deutschen Fürsten und das deutsche Volk ihr vollstes Vertrauen entgegen bringen, dessen Thron sie als treue Paladine und Wächter umgeben: so ist das der zu ehrende göttliche Rathschluß; dem verewigten Kaiser aber gebührt des Volkes Dank, daß unter seiner väterlichen Erziehung der frische Sproß des Hohenzollernstammes herangereift ist, der die Ehre und das Wohl des Reiches ebenso hoch hält, als er das Recht achtet, das die Reichsver- fafluna den Einzelstaaten gewährleistet und der damit den Glanz des Fürstenstammes, dem er entsprossen, in Dlt „Wei-rritz. Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Psg-, zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- sialten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Das am Montag, dem KirmeS- tage, im Saale der „Reichskrone" abgehaltene erste Abonnementsconcert war, wie zu erwarten stand, sehr zahlreich besucht und zeigte sich der geräumige Saal mit allen Nebenräumen in allen seinen Theilen vollständig gefüllt. Die Leistungen des Herrn Musik direktor Trenkler waren, wie stets, vorzügliche. — Wie wir alljährlich gewöhnt sind, zur Kirmes alte liebe Gäste begrüßen zu können, so war eS uns auch ver gönnt, in mehreren einzelnen Programm-Nummern solche gute alte Bekannte wieder zu finden, die es nicht über sich gewinnen können, vom Schauplatze ihrer Thätigkeit abzutreten, um neueren Musikstücken Platz zu machen. Hoffentlich haben sie bei uns aber nicht das ewige Leben! — Daß auch in unserer Gegend jetzt, trotz der niedrigen Temperatur, bezüglich unserer einheimischen Gistschlage, der Kreuzotter, noch einige Vorsicht ge boten erscheint, bezeugt der Fall, daß es einem Herrn aus Dresden am letztverflossenen Sonntage gelang, auf der Berreuther Höhe ein Nest sechs vollständig entwickelter Kreuzottern einzufangen. Dieselben be nahmen sich bei ihrer Festnahme mittelst außerordentlich beißlustig. Der betreffende klärte dieselben bezüglich ihrer Gefährlichkeit ständig entwickelte Reptilien. — Ueber die Unfallansprüche sind bellarische und complicirti Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionell« Lheile, die Spaltenzetl« so Pf«. . . heute vorüber, seit in der weiten Ebene Leipzigs der Enscheidungskampf um Deutschlands Ehre und Selbständigkeit gekämpft worden ist. „Drei Tag und drei Nacht Oh» Unterlaß und nicht zum Spaß Hat die Schlacht gekracht — Drei Tag und drei Nacht Hat man gehalten Leipziger Messen, Hat ench mit eisernen Ellen gemessen, Die Nechmmg mit euch ins Gleiche gebracht." Nach jahrelanger Schmach und Unterdrückung durch dm übermüthigen Korsen hatte hier endlich deutscher Volkszorn und deutsche Volkskraft bewiesen, daß „nicht im kalten Rußland allein, auch in Meißen, auch in Leipzig an der Pleiße» könnt' der Franzose geschlagen sein." Aber welchen greifbaren Erfolg hatte all' das heiße, todesmuthige Ringen gehabt? Welcher Lohn war dem deutschen Volke für seine einmülhige Erhebung und die zahllosen Opfer, die es mit Freuden auf dem Altäre des Vaterlandes dargebracht hatte, geworden? Verdarben nicht die Federn der Diplomaten, was das Schwert errungen hatte? Konnte man auf die Zeit nach dem Befreiungskriege nicht in vollem Maße das Wort Schillers anwenden: Eine große Epoche hat das Jahrhundert geboren, Aber der große Moment fand nur ein kleines Geschlecht? Und schon am 18. Oktober 1816 konnte Uhland in Hellem Zorn singen: Ihr Fürsten! seid zuerst befraget, Vergaßt ihr jenen Tag der Schlacht, An den, ihr auf den Kuieen läget Und huldigtet der höher» Macht? Wen» eure Schmach die Völker lösten, Wenn ihre Treue sie erprobt: So ist's an euch, nicht zu vertrösten, Zu leisten jetzt, was ihr gelobt." Denn feierlich war im Fürstenrathe nach der Schlacht bei Leipzig der Grundsatz anerkannt worden: 1. daß nicht btos die einzelnen Provinzen, sondern vielmehr Deutschland als Gesammteinheit eine Ver tretung erhalten müsse, und 2. daß alle Fürsten und Staaten, selbst Oesterreich und Preußen nicht ausgenommen, sich die Modifika tionen oder Einschränkungen der Machtbefugnisse ge fallen lassen müßten, welche die künftige Verfassung Deutschlands nolhwendig machen werde. War doch schon in dem Aufruf von Kalisch vom 25. März 1813 nicht nur die Auslösung des Rheinbundes, sondern auch die „Herstellung der deutschen Verfassung in lebenskräftiger Verjüngung und Einheit, ohne fremden Einfluß allein durch die deutschen Fürsten und Völker und aus dem ureignen Geiste des deutschen Volkes" verheißen worden. Dadurch waren die Hoffnungen der Patrioten erhöht und die Begeisterung und Kampf lust gesteigert worden. Da nun von allen den Ver heißungen keine einzige sich erfüllte, wen darf es da Wunder nehmen, daß begeisterte Männer in scharfen Reden ihrem Unmuthe Ausdruck gaben, daß eine feurige, von patriotischer Gesinnung durchdrungene Jugend, die deutschen Studenten, beim Wartburgfeste, am 18. Oktbr. 1817, zn übermüthigen Ausschreitungen sich hinreißen ließ? Konnte aber solcher Ausbruch und selbst die fanatisch blutige That des schwärme rischen Karl Ludwig Sand Maßregeln rechtfertigen, wie sie in den Karlsbader Beschlüssen das ganze nach Einheit und verfassungsgemäßen Zuständen ringende deutsche Volk betrafen? Bei solchen Zuständen, die sich unter dem Metternich- schen Einflüsse zu dem bekannten Polizeiregiment mit Inserate, welch« d«i d« bedeutenden Auflage Blattes eine schr wirk same Berbreitunä find«^ «erden mit IO Pfg. di« Spaltenzeile od« ver« sich noch recht wenige Leute klar. Im Allgemeinen herrscht die Ansicht, daß Derjenige, welcher in Folge eines Be triebsunfalles irgend eine Verstümmelung davongetragen hat, Anspruch auf Entschädigung hat. Durch ein Auf merksamkeit erregendes Erkenntniß des Leipziger Schiedsgerichts ist nun festgestellt, daß lediglich für die Entscheidung über die Feststellung etwaiger Schaden ersatzansprüche die Frage maßgebend ist, ob eine Be schränkung der Erwerbsfähigkeit des Beschädigten vor liegt. Ein Eisendreher hatte eine Beschädigung beim Betrieb erfahren; in Folge dessen verlor er ein Glied des linken Zeigefingers. Nach drei Wochen schnell und glücklich verlaufener Heilung hatte er die früher betriebenen Arbeiten wieder ausgenommen und dieselben so verrichtet, daß er den früher erzielten Verdienst auch fernerhin erwarb. Trotzdem verlangte er für den Verlust des Gliedes Entschädigung, wurde aber von der sächsisch-thüringischen Eisen- und Stahlberufs genossenschaft und jetzt auch vom Leipziger Schieds gericht abgewiesen. * Ammelsdorf. Das nur sehr kurze Zeit ohne Aufsicht gewesene einjährige Töchterchen eines hiesigen Einwohners fiel des Nachmittags am 15. d. M. in ein in der elterlichen Wohnung befindliches Butter- milchfaß und fand in Letzterem durch Erstickung seinen frühzeitigen Tod. -s-- Fraurnstein, 15. Oktober. Vor Kurzem sand im Saale des Brauhofes zu Freiberg der aller 3 Jahre abzuhaltende Konvent der Mitglieder der Lehrer- Fun eralkasse der früheren Ephorien Freiberg- Frauenstein statt. Die Versammlung wurde mit herz lichen Begrüßungsworten durch Herrn Superintendent vr. Richter aus Freiberg eröffnet und von demselben dem Herrn Kassirer, Oberlehrer Geißler, das Wort ertheilt zur Berichterstattung über den Stand der Kasse auf Grund der Jahresrechnungen 1885—1887. An Baarbestand waren vom Vorjahre vorhanden 1885: 403 M. 10 Pf., 1886: 413 M. -6 Pf., 1887: 4S4 M. 56 Pf. An Zinsen von werbenden Kapitalien wurden erhoben 1885: 1177 M. 33 Pf., 1886: 1170 M. 99 Pf., 1887: 1171 M. 85 Pf. Im Jahre 1885 traten 3, 1886 2 und 1887 4 zum Beitritt verpflich tete Mitglieder bei. Die Einnahmen bezifferten sich