Volltext Seite (XML)
Amtsblatt Verantwortlicher Redacteur: PM Irhne in Dippoldiswalde. Mit achtseitlgem ,^jllustrirte« NnterhaltrmgSblatt Mit land« und hauSwirthschaftlicher Monattbellage. — Der neu« Hafen im Ostragehege bei Dresden kommt in diesem Winter zum ersten Male in Gebrauch. für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein bei vorgenommener Untersuchung durchgängig gesund erschienen. Dresden. Im Königreiche Sachsen steht für das nächste Etatsjahr die Errichtung von zwei neuen Be- zirkS-KommandoS in Dippoldiswalde und Marienberg bevor, welche zur leichteren Durchführung der Ge- stellungS- und Meldepflicht durch Theilung der sehr ausgedehnten Landwehr-Bezirke Pirna und Annaberg gebildet werden sollen. Die Gesammtzahl der Landmehr- Bezirke wird damit auf 31 steigen, worunter sich 3 Regiments-Bezirke befinden. Ferner macht der gesteigerte Osfizierbedarf eine Verstärkerung des Kadettenkorps um 34 Stellen zur Nothwendigkeit. Zu ihrer Unterbringung ist beabsichtigt, die jetzigen Schullokale zu verwenden und ein neues Schulgebäude aufzuführen. Die Kosten für das letztere sammt Ausstattung und Ergänzung und für die nothwendigen Veränderungen im Hauptgebäude sind auf 196000 Mk. veranschlagt. Die betreffende Forderung kommt im Etat 1895/96 zum Ansatz. — Es hat sich in Sachsen auch das Bedürf niß heraus gestellt, neben dem Remonte-Depot in Kalckreuth ein zweites derartiges Depot einzurichten. Der gesammte Remontebedarf für das Kontingent beträgt 679 Stück; da aber das gedachte Depot nur 439 liefert, so ist noch ein Ankauf von 350 volljährigen Pferden noth- wendig. Zur Einrichtung eines zweiten Depots bietet fich ^ÜL günstige Gelegenheit durch Pachten eines fis kalischen Rittergutes. Die Kosten der Einrichtung sind im Etat 1895/96 eingestellt. Die Mittel zur Besetzung des Depots mit Pferden im Alter von 3 bis 5 Jahren sollen zuerst im Etat 1896/97 gefordert werden. — Wem die Gelegenheit geboten ist, jetzt den Theil der Bahnhofsumbauten begehen zu können, der sich vom Pragerstraßenübergang bis zur Berg straßenbrücke hinzieht, der glaubt sich auf dem Werk platz eines großen Eisenhüttenwerkes versetzt, denn hier starrt Alles von Eisen, Alles hämmert, schraubt, win det, macht Nieten glühend und der Laie findet sich nur schwer in den Chaos von Eisentheilen, Steinen, Trä gern und Schienen zurecht, aus denen in Kürze die großartige Bahnhofsanlage entstehen soll, deren Um riffe sich bereits jetzt zeigen. Namentlich auf der Süd seite sind die Arbeiten soweit vorgeschritten, daß man in dem sogenannten Interimistikum, das von Ostern 1895 ab den gesammten Verkehr des alten Böhmischen Bahnhofes aufnehmen soll, mit dem inneren Ausbau beginnen konnte. Die Pragerstraßenüberführung, die aus zehn einzelnen Theilen besteht, über welche je ein bezw. zwei Gleise führen, ist im Rohbau vollendet und wird in Grau mit Gold angestrichen. Das größte In teresse nimmt zur Zeit dec Hallenbau in Anspruch. Alle drei Riesenhalle» werden in einer Gesammtbreike von 110 Meter bis vor an das Gebäude des Böhmischen Bahnhofes zu stehen kommen. Die Hallen werden aus Glas, Eisen und Wellblech bestehen, damit das Licht von allen Seiten Zutritt hat. Eine Dampfmaschine befördert gegenwärtig die centnerschweren Eisentheile hinauf zur schwindelnden Höhe und auf einer auf Schienen laufenden hölzernen Bühne von 3 Achsen regen sich zahlreiche geschäftige Hände, um das Werk zu vollenden. Die fertigen Eisentheile hierzu liefert das Jacobiwerk in Meißen. Zu der jetzt im Bau be griffenen südlichen kleineren Halle sind 1300 Tonnen Flußeisen, 45 Tonnen Stahl und 80 Tonnen Guß eisen erforderlich. In der Verlängerung der Carola- straße nach der neuen Bismarckstraße unter der ge sammten Bahnhhossanlage hinweg wird ein Fußgänger tunnel gebaut, der den direkten Verkehr nach der genannten Straße ermöglicht, ohne daß wie bisher ein Umweg nach der Prager Straße unternommen werden muß. Im zeitigen Frühjahr wird das alte Böhmische Bahnhofsgebäude vom Erdboden verschwinden, nachdem es Jahrzehnte lang seiner Bestimmung gedient hat. „«ei-eritz^Seitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1M- 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- ftalten, Postboten, sowie die Agenten nehmm Be stellungen an. Blattes äw sehr «trb> same Verbreituna finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltemeile oder der«, Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag.—Einge sandt, im redaktionelle« Theile, di« Spaltenzrtlo 20 Pfg. -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Mit der Veranstaltung seines ersten Vergnügens am vergangenen Mittwoch durch «in Concert bei der Einweihung seines erweiterten Vereinshauses hat sich der Eis-Club, wenn dies über haupt noch möglich sein sollte, neue Freunde erworben; die Illumination des neuen Hauses, dessen Schönheit und praktische Einrichtung allseitig anerkannt wurde, war eine sehr glänzende, und alle Theilnehmer konnten die spiegelglatte Fläche des Teiches nach angenehmen Stunden hochbefriedigt verlassen. — Nach beendeter Turnstunde versammelten sich gestern Abend die Mitglieder des Turnvereins im Vereinslokale, um einen interessanten und daher fesselnden Vortrag ihre- Vorsitzenden, deS Herrn Lehrer Eidners, über „Die Haut" anzuhören. Die überaus gründliche Ausführung des Themas knüpfte an die verschiedenen Arten unserer Haut an. So wurden nacheinander die Oberhaut, die Schleimschicht, die Lederhaut und die Fettschicht betrachtet mit ihren Eigenschaften und Funktionen. Besondere Berücksichti gung erfuhr sodann der Theil von der Pflege der Haut, sowie auch die Betrachtung der so wichtigen Schleim haut in Rachen, Nase u. s. w. mit ihren Erkrankungen und ihrer Pflege. — Während der bevorstehenden Weihnachtszeit ist der Dienstbctrieb der PoKvVWlte n in folgender Weise erweitert worden: Sonntag den 16. Dezember wird die Packet-Annahme und -Ausgabe, wie an Wochentagen offen gehalten. — Sonntag den 33. Dezember werden die Dienststunden wie an den Wochen» tagen abgehalten. — Am 35. Dezember (1. Feiertag) wird die Packet-Ausgabe und Ortspacketbestellung wie an Wochentagen ausgesührt. — Während des Vor- mittagS-GotteSienstes, von 9 bis 10'/, Uhr, sind die Schalter am 16., 33. und 35. Dezember geschloffen. — Die Landbestellung ruht am 35. Dezember, dagegen werden am 36. Dezember sämmtliche Postsendungen ausgetragen. " Obercunnersdorf b. Klingenberg, 7. Dez. Am heutigen Abende beging der hies. Schützenverein durch Tafel und Ball sein 35. Stiftungsfest. Zu diesem hatten sich die hiesigen und auswärtigen Mitglieder mit ihren Angehörigen und Gästen in dem sinnig und festlich geschmückten Saale des Pätzigschen Gasthofes sehr zahlreich eingefunden. Der erste Toast, welcher ausgebracht wurde, gipfelte in einem äußerst beifällig oufgenommenen Hoch auf Se. Majestät, unfern all- oerehrten König Albert, nach welchem die Sachsen hymne von den Anwesenden stehend gesungen und von der Musik begleitet wurde. Von den weiteren Toasten, welche die gut ausgestattete Tafel unterbrachen, fand besonders der des Vorstandes der Gesellschaft Beifall, indem er in würdiger Weise der Gründer des Vereins gedachte. Nach Aufhebung der Tafel verlängerte ein flotter Ball die Feststunden der frohen Schützenbrüder mit ihren Damen. Möge, wie bisher, auch fernerhin noch der echte, rechte Schützengeist im Vereine walten! AmmelSdorf. Unser Gemeindevorstand, Herr Erbricht» Richter, der dieses Amt bereits 30 Jahre zur größten Zufriedenheit dsr Gemeinde verwaltet hat, ist in der am 7. Dezbr. stattgesundenen Gemeinderaths sitzung auf weitere 6 Jahre einstimmig wiedergewählt worden. Auch wurde der bisherige Gemeindeälteste, Herr Gutsbes.Cl. Göhler ebenfalls einstimmig wieder gewählt, wie auch zwei ausscheidende GemetnderathL- mitglieder eine Wiederwahl erfuhren. FriederSdorf. Da eine beim hiesigen Gutsbesitzer Böhme umgestandene Kuh nach bezirksthierärztlichem Gutachten an Milzbrand verendet ist, hat der Ka daver mit Kalkmilch übergossen vergraben werden müssen und sind zur Verhütung weitere: Verbreitung der Seuche alle sonstigen Vorsichtsmaßregeln, wie Desinfektion der Stallung und seine: Utensilien rc! getroffen worden. Böhme besitzt noch 13 Rinder, welche Tagtäglich mehrt sich die Zahl der einlaufenden, Win' terquartier suchenden Fahrzeuge der verschiedensten Art. Das Hafenthor ist soweit frei gemacht, daß die größten bezw. breitesten Dampfer einfahren können. Nachdem die Kälte empfindlicher geworden ist, werden viele Schiffer eine weitere Reise nicht mehr antrskn und in den nächsten Tagen dürfte das große Bassin, dessen Wasser mit einer Eisdecke überzogen ist, edle stattliche Flotte von Segel- und Dampfschiffen in sich ausgenommen haben. Bekanntlich ist der Hafen als Winterquartier für über 300 Fahrzeuge bestimmt. Leipzig. Ein Rittergutsbesitzer der Umgegend hatte sich den Zorn zweier Dienstknechte deswegen zu gezogen, weil er es nicht dulden wollte, daß sich dkse am Thore des Gutes herumdrückten und den Mägden auflauerten. Die Beiden beschlossen darum, den Mann, der doch nur that, was er thun mußte, einmal heimlich zu überfallen und ihn durchzuprügeln. Sie führten ihren Entschluß leider auch aus. Zwei andere Knechte, die den Rittergutsbesitzer gar nicht kannten, halfen ihnen dabei. Die vier Kerle versteckten sich abends in einem Steinbruche, wo ihr Opfer vor überkommen mußte und mißhandelten eS mit starken Stöcken dermaßen, daß der Ueberfallene besinnungslos liegen blieb und sich erst gegen Morgen in seine Woh nung schleppen konnte. Die Unholde habe» Zeit, 3 Jahre lang/ der AnM»rLog«f über diese Unthat hinter sicheren Mauern nachzudenken. Diese Act Roheit verdient auch die ernsteste Sühne. — Am Mittwoch Morgen wurde mit der Nieder legung der Gebäudereste an der vor Kurzem zu einem großen Theile eingestürzten Hädrichschen NNglückSbau an der Charlottenstraße in Reudnitz begonnen. E» war dies ein überaus schwieriges Stück Arbeit. Dasselbe ist aber der Feuerwehr, die gegen 8 Uhr am Unglücks- bau erschien, ausgezeichnet gelungen, ohne daß bi» jetzt noch ein weiterer Unglücksfall vorgekommen wäre. Es galt vor allen Dingen, das frei überhängende Dach gefüge und sonstige dem Einsturz nahe, gefährliche Gebäudetheile zu beseitigen und so der gerichtlichen und Sachverständigenuntersuchung freie Bahn zu schaffen. Die Feuerwehrleute hatten, um bequem an gefährliche Stellen des Dachgebälks zu gelangen, die große und di« kleine Schiebeleiter mitgebracht. Zunächst wurden verschiedene Balken angesägt und um einzelne. Balken mächtige Seile gelegt, die bis zum Erdboden reichten und an denen die untenstehenden Mannschaften später zogen, um das Dachgebälk zum Niedersturz zu bringen. Anfangs wollte dies nicht wohl gelingen, nur einzelne Theile lösten sich. Vor Allem galt es, um die Niederlegung mit größerem Erfolge zu bewerkstelligen, eine Esse zu Falle zu bringen, die in das Balkenge- süge hineinragte und welche offenbar sehr fest und aus gutem Material gearbeitet war. Zu diesem Zwecke be gaben sich abermals mehrere Wehrleute in das vierte Obergeschoß und bearbeiteten von dort die Esse mit Feuerhaken und mächtigen Stangen, was augenschein lich sehr gefährlich war. Als die Leute auf dem Erd boden angelangt waren, wurde unten von Neuem an den Seilen gezogen und nun, es war mittlerweile 11 Uhr geworden, stürzte das Dach, die Esse mit sich führend, mit Donnergetöse ein. Damit war man vor der Hand dahin gekommen, wohin man wollte; «S werden nun die unten liegenden Trümmer sorgfältig beseitigt, um zu untersuchen, in wieweit eS wahr ist, daß eine Grundmauer nicht vorschriftsmäßig gebaut ist. Uebrigens wurde auch sestgestelll, daß sich an einer Stelle des vierten Obergeschosses 130 bis 150 Ziegel befanden. Falkenftrin. Während in unserer Umgegend in früheren Jahren vornehmlich die Landwirthschaft ver treten war, muß dieselbe in neuerer Zeit immer mehr der Industrie weichen. In fast sämmtlichen Ort schaften unseres Amtsgerichtsbezirks ist in dem letzten Jahre die Schiffchenstickerei eingesührt worden und un- , > * >