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7S. Sahegang. 5K. 178 Gonnabent, 8. Dezember isr» »kaeiantcksryl: UecklrlckUn, Vre««»,, Yrmwreckier-Lamuielnumn,»« »»Kl Nur >ür Rachl»el»k1che «r. »voll EchrlyIrUun, u. -au»,,elckglll»ft,lle! Vreevrn-A. l, Marlenslrat« »«/«» Gegrünöst 1KSS >q^»ok»«dr »»« 1. «l» i«. Ve»em»er >»»» »et «glich »««tmaN»e, Zustellung fiel H<m» 1.7« Wtt. V»M»e,u,«vr.I« ,«r «°u„ Vchewder ».«0 ch»,, «olnustelluXgegetähr. «u,einummer ,» «,g. Nusterhal» Lieäden» t» Vs,. Unzrlgeupr,«,: Die «n,eigen werden noch «oldmurl berechncl! di» einipaUige mm »reii» Z»u» »» Big.. I«r »ulwärl« «o SamUienan»eigen und LieUen. «eluche ohne Oiadalt l« «sg., aubeid-lb »» Vtg., die »v mm breite «ieklan-ezeite rno «sg., uuber- h»id »»o «sg. cileriengebüdr SV «uswärltge NuNräge gegen «orau«be»°>,lung Druck u. Verlag! LIrpI» ck Ueichech«, Dresden. «oftlcheck-Sto. los» Dresden Nachdruck nur mit deull.Quellenangab» iDreidn. Nachr-t zulässig Unverlangte Schriftstücke werden nicht ausbewadrl Nie Verhandlungen mit Wen aussichtslos Neue »Mchiklnien mi» Einfuliwnbete Kein Interesse mehr an einem Abschluß mit Deutschland Warschau, 7. Dez. Soweit sich die Dinge übersehen lassen, find die viertägigen HandclsvertragSbesprechungcn zwischen de« Bevollmächtigten Deutschlands und Polens sowohl streng obsektiv, wie vom deutschen Standpunkte auS gesehen, ergeb nislos verlausen, eS sei denn, bah man es als ein Ergebnis bezeichnen wollte, bah der Fadcq nicht völlig abgerissen ist und dah die Vorverhandlungen am 18. Dezember wieder aus genommen werden sollen. Zu einer irgendwie als Grundlage brauchbaren Klärung hatte der Meinungsaustausch sedensallS nicht beigetragen. Schon aus dem Grunde nicht, weil die pol nischen BerhandlnngSpartner, wie verlautet, einer bündigen Meinungsäußerung z« den deutschen Vorschlägen bis zuletzt ansgcwiche» sind. Die Lage läßt sich wohl nur so charakterisieren, daß man polnischcrseits sehr daraus bedacht gewesen ist, die eigene» Wünsche in den Vordergrund zu stellen und genau zu formu lieren. die von Deutschland herauSgcstellten Belange aber ln der Schwebe zu lassen. Gleichzeitig hat ein gewisser, keines wegs unerhcblicl-er Teil der hiesigen Presse alles getan, um den tatsächlichen Sachverhalt zu verschleiern bczw. aus den llops zu stellen. Ein mehrfach zitiertes offiziöses Blatt ist 1- A. so weit gegangen, zu behaupten, dah die deutschen Vor schläge in bezug aus die polnische Ausfuhr von lebenden und toten Schweinen nicht über den Rahmen der ModnS-vtvendi- Borschläge vom November 1927 herausgegangen seien. Tatsächlich aber haben in letzter Zeit Berhandlnngen zwischen Vertretern dcS polnischen AuSfuhrsynbikats «nb den deutschen Sachverständigen stattgcsnnden, bei denen cS unter weitgehenden Zugeständnissen von seiten dcS deutschen Vertrauensmannes ln allen Punkten zu einer grundlegenden Verständigung kam. riner Verständigung, die nicht nur die Kontingentierung der Schweincauösuhr nach Deutschland betrifft, sondern auch ei« garantiertes Dnrchsnhrkontingent Vorsicht «nd darüber hinanS freie Durchfuhr aus eigenes polnisches Risiko anheimstcllt. Diese Vereinbarungen sind trotz mancher Bedenken von seiten der deutschen Bevollmächtigten in vollem Umfange sanktioniert worden. Weiter hat das offiziöse polnische Blatt erklärt, daß die Deutschen in der Frage der polnischen Horn vieh- und R i n d s l e i I ch a n S s » h r noch weit größere Schwierigkeiten gemacht hätten. Dabei muß der Zeitung ein geradezu merkwürdiger Irrtum nnterlaiisen sein, denn auch in dieser Frage sind, nach zuverlässigen Informationen von seiten der deutschen Regierung überhaupt gar keine Einwen dungen gegen die polnischen Wünsche gemacht worden. In bezug aus das Lohlenkontingent ist Deutschland ebcnsalls in seinen Zugeständnissen bis zur Höchst grenze gegangen. Trotz der loyalsten Haltung von deutscher Seite sind die Polen scboch scheinbar nicht zu bewegen gewesen, ihrerseits auch nur eine einzige bindende Zusicherung in bezug aus die deutschen Wunsche zu machen. Man ist vielmehr scheinbar von dem Standpunkt anSgcgangen, daß ein einseitiges deutsches Fest igen für die Wiederaufnahme der HanbclSvcrtragöocrhand- lungcn genüge, während es Polen sich Vorbehalten könne, über die grundlegende« deutschen Wünsche erst im Nahmen der zu- künstigcn Verhandlungen zu sprechen. Wenn man dazu noch den Widerstand der polnischen tubustriellcu Kreise in Rechnung stellt, kommt mau zu dem chli ß. dah es auch diesmal nicht gelingen dürste, die nötige Grundlage sür den Abschluß der Verhandlungen z « finden. Die polnische Abordnung verfolgt nach wie vor ic Taktik, die Fragen, au denen Polen besonders interessiert ist. einzeln heraus,«hole» «nd in den Varbcrgrnnd z« stellen, während die deutschen Wünsche und Forderungen gar keine Beachtung finden. Selbstverständlich ist Deutschland nicht in der Lage, den Polen auf diesem Wege zu folgen und muß aus einer gleich- mäßtacn Behandlung aller Artikel bestehen. Die hiesige Presse hebt immer mehr hervor, daß Polen vollständig aus dem Boden der Gcnser Konvention stehe und sür die Idee des Freihandels eintrcte. Im schärfsten Gegensatz zu diesen Be hauptungen steht aber die Tatsache, daß Polen In bezug ans die Höhe seiner Schutzzölle bzw. seiner AlLpcrrnngSpolitik unter allen europäischen Staaten an zweiter Stelle steht. Wetter scheint die Presse nichts davon zu wissen, welch ein- citig gegen Deutschland gerichtete Zollschikancn die zuständigen polnischen Behörden gerade in letzter Zeit anläßlich der 'avdelSvcrtraaSvcrhandliingen anziiivcndcn belieben. So werden verschiedene deutsche Ausfuhrartikel ohne ersichtlichen Grund unter eine andere viel höhere Zollbcdiiigungen bc- qi'siisp,, gebracht. Deutsche Fahrradrahmcn, deren Einfuhr bisher nicht beschränkt war, unterliegen neuer dings plötzlich einem Einfuhrverbot. Schon setzt darf nochmals betont werden, baß die ab lehnende Haltung Polens die Erreichung eines positiven Er gebnisses so gut wie ausgeschlossen erscheinen läßt. Aman Allah bellest ble Rebellen Eine Schlacht in den Bergen London, 7. Dez. Nach Meldungen ans Afghanistan soll eS dem König Aman Nllah gelungen sein, die Aufständi schen entscheidend zu schlagen. Aman Nllah will aber seinen Sieg über die Bergvölker, die völlig zersprengt worden sind, nicht ansnntzen, da er immer noch hosst, sich ans gütlichem Wege mit ihnen einigen ,« können. Nach den gestern vor liegenden Berichten war die Lage Aman UllahS ernst. Sollte es nun Aman Nllah gelungen sein, den Ansständischen eine ernste Niederlage bcizubrlngcn. so würde die Krise über- standen sein. Die Kämpfe mit den Aufständischen in der Umgebung von Falalabad dauern noch an. Die Dörfer dieser Stämme worden von afghanischen Ncgierungsslngzeugen mitNombenbeworse«, wodurch in Kotdarra IS Personen getötet wurden. Di« Auf ständische« versuchten die Stadtmauer »o« Falalabad »« unterminieren, wurden aber von dem afghanischen Befehlshaber Mirzaman Khan angegrissen. Der Weyer von Tsingtau verschollen London, 7. Dez. Der am DienStag von Ushnaia in Feuer» laud mit einem Wasserflugzeug zu einem Flug über die Straße von Magalhacs aufgesticgcne dcntsche Flieger Günther Plü schon, (bekannt dnrch seinen Flug a«S dem 1911 von den Japanern belagerten Tsingtani wird seither vermißt. Man befürchtet, daß Pltitchow, dessen Flug wisse"schastlschen Forschungsarbeiten galt» in den schneebedeckte« Berge« von Südargentinien »erschollen ist. Zwei rumänische Riefenschwin-ker Berlin. 7. Dez. Der in Parts verhaftete Kreditbrief- schmindler ist jetzt einwandfrei sestgcstellt alö ein Ru mäne Maxime Frotnescu. Der Verhaftete, der eine sehr bewegte Vergangenheit hat und unter den verschiedenste» Namen die grüßten Betrügereien versuchte und vollendete, hat etn volles Geständnis abgelegt. Seiner Auslieferung bürste wohl nichts im Wege stehen. In Paris wurde er 1023 wegen Scheckfälschung zu mehreren Monaten Gesängniö ver urteilt. später auch ln Prag wegen Scheckbetruges. 1025 erhielt er in Brüssel 7 Monate und im nächsten Jahre in Luxem burg wegen Scheckfälschung Betruges und Diebstahls ebcnsalls eine längere Gefängnisstrafe. Seit einem Jahre befand er sich wieder aus freiem Fuß und lebte ausschließlich von Krebitvriesschwtndelcien und Fälschungen. Der zweite Mann, der mit ihm verhaftet wurde, ist ebenfalls ein Rumäne namens Lupcvcu. Er beging im Jahre 1025 grobe Schcckschwindelcien in Limburg und wandte sich bann nach Frankfurt a. M. 1022 war er bereits nach einem großen Betrug ans Wien flüchtig geworden. Mit den beiden werden sich nun die Gtrafbehörden von Deutschland, Holland, der Schweiz und Frankreich zunächst beschäftigen. Sestcht Wische« Truppen Wragoatzö md Boliviens Buenos Aires, 7. Dez. Die Zeitung „La Nacion" hat ein Telegramm aus Asuncion erhalten, wonach es zwischen Truppen Paraguays und Boliviens zu einem Gcsecht ge- kommen ist. Die Paraguayaner seien, al» Ne ln der Nähe der Grenze ein von den Bolivianern erbautes Fort belebten, von diesen beschossen worden. Sie hätten das Feuer erwidert und mehrere bolivianische Offiziere und Soldaten gefangen genommen. ix Soziales Sparsystem an Stelle des BersicherungssozialiSmuS? Eine im Verlage von August Scherl aus der Feder deS ehemaligen Gcwerkschastsbcamtcn Gustav -Hartz erschienene Schrift „Irrwege der deutschen Sozialpolitik" ist als beachtlicher Beitrag zu den Stimmen zu bewerten, die sich in steigendem Maße mit Warnung und Widerspruch gegen die fortschreitende Entwicklung zum Bcrsicherungs- svzialismuö richten. Dieser Versicherungösozialismuö hat das Bestreben, alle Vvlkskrcise ohne Unterschied im Interesse der politischen Machlbefcstiguug der Sozialdemokratie zu um klammern. Er hat bereits so beängstigende Erfolge erzielt, daß die als letztes Stadium ins Auge gefaßte allgemeine Volkszwaugsvcrsichcrung kein Gespenst mehr ist, sondern eine reale Gefahr, die sich mit greifbaren Umrissen am Horizont ntzcichnet. Es liegt ein rassiniertcs System in dieser Politik. Bewirkt soll werden, daß die gesamte arbeitende Masse des deutschen Volkes aus die Stufe dürftiger Rentenempfänger hcrabgcdrückt wird, die bis zum Eintritt des Nentenfallcs so viel an sozialen Beiträgen zu entrichten haben, daß er hebliches Eigcnsparcn unmöglich gemacht und dadurch die Lösung des großen Problems verhindert wird, den Arbeiter vom Lohn aus durch verständiges Sparen zum Kapitalbesitz gelangen zu lassen. Je mehr sich diese Tendenz verwirk lichte, desto mehr würde der sozialistischen Macht der Boden entzogen werden, und deshalb soll der Versichcrungösozialis- mus — dieser Begriff stellt einen bewußten Gegensatz zu einer vernünftigen Sozialpolitik dar — immer weitere Volks- krcise umklammern, um die Herrschaft der Sozialdemokratie unerschütterlich zu stabilisieren, die in den sozialen Versiche- rungskörpcrn größtenteils schon besteht und deren restlose Ausdehnung hartnäckig und zielbewußt angestrebt wird. Auf der letzten Hamburger Gcwerkschaftstagung erklärte der stellvertretende Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Ge- werkschastsbundes, daß die Arbeitnehmer ohne Rücksicht auf die finanzielle Leistung der Arbeitgeber in der Verwaltung der Sozialversicherung allein das Heft In der Hand haben müßten. Weiter wird der Plan verfolgt, für alle Kranken- kasseuvcrbändc eine öffentlich-rechtliche Spitzcnorganisation zu schassen, die dem Staate das ihm jetzt noch zustchende Auf- sichtSrccht über die Krankenversicherung abnehmcn soll. Bei der unbedingten Vorherrschaft der Sozialdemokratie in den Krankenkassen würden in der Spitzcnorganisation natürlich lauter politisch ganz eindeutig abgcstcmpclte Leute sitzen. Auf solche Weise würden 35 Millionen Versicherte samt ihren Familienangehörigen, also der überwiegende Teil des deut schen Volkes, in Abhängigkeit von dieser Spitzenorganisation geraten, die als Zentralinstanz über beträchtliche Mittel der Wirtschaft das VerfügnngSrecht hätte! Das sind Ausblicke, die es wohl verständlich erscheinen lassen, wenn der Verfasser der vorliegenden Schrift, ein Man» der Praxis, der das ganze Getriebe von Grund aus kennt, die Frage aufwirft, ob ein derartiger Vcrsichcrungösozialis- innS, wie er heute betrieben wird, überhaupt noch mit irgend welchen und irgendwie gearteten Argumenten zu verteidigen sei. Der Verfasser beantwortet von seinem Standpunkt auS diese Frage mit einem glatten Nein. Nach seiner Meinung muß unbedingt einer Entwicklung Einhalt geboten werden, welche die deutsche Arbeiterschaft ständig weiter proletari- sicrt und ihr Sparvermögen sozialisiert, um sie dafür gegen drückende Beiträge mit Renten abznsinden, „die zum Leben zu wenig und zum Sterbe» zu viel bieten". Tatsache ist, daß man von älteren Arbeitern oftmals hören kann: „Ja, mit den Löhnen wären wir schon zufrieden, wenn nur die vielen Abzüge nicht wären!" Alle Sozialpolitik hat sich nach Ansicht des Verfassers der Schrift dem Gedanken unterzu- ordncn, die Arbeitnehmer wieder zu Kapital besitzern zu machen. Mit der bloßen Kritik begnügt sich aber die Schrift nicht, sondern sie gibt auch im einzelnen genau durchgearbcitcte Vorschläge zur Einführung eines anderen Systems, das den beabsichtigten Zweck mit Hilfe von „sozialen Zwangssparkassen" erreichen soll. Die VersichcriingSpflicht wird danach in einen allgemeinen Sparzwang iimgewaiidclt. Der Verfasser macht verschie dene sehr eindrucksvolle Rechnungen auf Grund der Zinses- zinsgewährung, die beweisen sollen, wieviel auf diesem Wege ^ für den einzelnen beschafft werden kann, bet einer Verzinsung von ö Prozent. Das niedrigste Beispiel geht davon aus, baß etn Arbeiter mit einem Wochcnlohn von 3ll Mark vom 20. bis zum 60. Lebensjahre an Beiträgen einschließlich der Arbeitgcberanteile, die bcibehalten werden sollen, jährlich 262 Mark bezahlt. Angenommen, baß der Arbeiter dauernd arbeitsfähig ist und deshalb die Beiträge ohne Unterbrechung entrichtet, würbe sich daraus bis zum 60. Lebensjahre ein Kapital von 83 000 Mark entwickeln. Bei den in den letzten - - Jahren üblichen Zinssätzen würbe die Summe noch erheblich z höher sein. Bei einer Verzinsung von 6 Prozent würbe daS ^ ^ eine Kapitalrente von 1610 Mark jährlich oder rund »2 Mark wöchentlich bedeuten, also ungefähr ebensoviel, wie er vorher an Nettoarbcitsverdienst nach Hause gebracht hat.