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WWW WHeritz-MlMg Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Preis viert 1M. igs 70. Jahrgang Donnerstag, den 13. September 1904. Nr. 107 lr. r. — ^4 :re en en en nach dem Muster von Bosnien und Herzegowina gnügen. Aber selbst mit dieser Einschränkung seiner strebungen dürfte der Prinzgouverneur kein Glück bei Mächten haben, die Pester Offiziöse Stimme sagt es i l c. ff be- Be- den ge- >,oo n« pro nstr eis« ren ift- «ln M. Druckl^und Verlag von Carl Jehne in Dixxvldisivaldr. Mit land» und hauswirtschaftlicher Monats-Beilage. SS Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern ltO Pfg. — Alle Postan- Verantwortlicher Kedaklrur: Paul Jehne- — Mit achtseitige» „Illustrierten Anterhaltnngsblatt". Die Run-reife -es Prinzen Georg von Griechenlan-. Den niaßgebenden Politikern in Athen hat es beliebt, gerade in einer Zeit, da die mazedonischen Angelegen heiten noch immer ein ungelöstes Fragezeichen bilden und da ferner in Ostasien der blutige Krieg zwischen Rußland und Japan tobt, wieder einmal das kretische Problem auf zurollen. Sie haben den Prinzen Georg, den General gouverneur oder Oberkommissar von Kreta auf eine poli tische Rundreise geschickt, um bei den europäischen Kabinetten wegen einer Vereinigung Kretas mit Griechenland anzu- tlopfen, in welcher Mission der Prinz zuerst in Rom, dann in Paris weilte, worauf er über Wien nach Petersburg weitergereist ist. Schon jetzt läßt sich aber kaum be zweifeln, daß Prinz Georg mit seiner Forderung bei den Mächten auf keine Gegenliebe zu rechnen hat, man hat eben überall noch genug von den letzten kretischen Wirren und wünscht vorerst keine Neuauflage derselben. Bereits wird denn auch aus Pest offiziös gemeldet, Prinz Georg wolle nicht an seinem Verlangen einer sofortigen definitiven Vereinigung Kretas mit Griechenland festhalten, sondern sich mit einer Angliederung der Insel an Griechenland in 0. o. US el. H- r.. bi« radezu heraus, Prinz Georg werde auf seiner Rundreise bei den kretischen Schutzmächten wohl bald zu der Er kenntnis gelangen, daß seine Bestrebungen gegenwärtig unzeitgemäß seien; er wird also voraussichtlich mit leeren Händen nach Athen und Kreta zurückkehren. Sicherlich ist denn auch der Zeitpunkt für die erneute Aufwerfung der kretischen Frage unglücklich genug gewählt. Von den ostasiatischen Ereignissen abgesehen, ist die Lage auch im europäischen Orient noch keineswegs so gefestigt, daß es gefahrlos wäre, sie einer neuen Belastungsprobe zu unter werfen. Schon aus diesem Grunde ist es wenig wahr scheinlich, daß die vier Schutzmächte England, Frankreich, Italien und Rußland Neigung hätten, auf die Wünsche des Prinzen einzugehen und sich mit der Pforte, die die ihr verbliebenen Rechte auf Kreta zäh festhält, in aber malige weitschichtige Unterhandlungen einzulassen. Über dies ist zu berücksichtigen, daß es sich durchaus nicht allein um die Frage handelt, ob Kreta ein Dasein als halb selbständiges Staatswesen führen oder mit Griechenland vereinigt werden soll. Die internationale Bedeutung der Insel steht vielmehr mit ihrer Brauchbarkeit als Flotten stützpunkt in engem Zusammenhang. Durch die Sudabai kommt Kreta eine nicht zu unterschätzende strategische Wichtigkeit zu, die bei jeder ernstlichen Verwickelung im östlichen Teile des Mittelländischen Meeres alsbald zutage treten würde. Bei einer Angliederung der Insel an Griechenland würde somit die Frage entstehen, welche von Len beteiligten Mächten — also in erster Linie Rußland und England -- die meiste Aussicht hätte, auf die griechische Politik dauernd einen bestimmten Einfluß aus- zuüben. Je nach Beantwortung dieser Frage würde Eng land oder Rußland in kritischen Zeiten über Kreta als Flottenbasis verfügen können. Da es nun vorerst kein Mittel gibt, die Haltung Griechenlands im Voraus zu binden, so erscheint es »Ul' begreiflich, wenn weder die St. Petersburger noch die Londoner Regierung zurzeit den Wunsch hat, der kretischen Angelegenheit eine Wendung zu geben, von der niemand wissen kann, wohin sie schließlich führen wird. Nach alledem ist anzunehmen, daß die Rundreise des Prinzen Georg ergebnislos bleiben wird, und es ist nur zu hosfen, daß man sich in Griechenland und auf Kreta selbst mit dieser Tatsache schlecht und recht «bfinden wird. abends viele Einwohner auf der Suche. Auch am Sonn abend früh wurde die Absuchung der ganzen Umgegend, jedoch vergeblich, fortgesetzt, sodaß man vermutet, daß der Vermißte in einem durch seinen krankhaften Zustand her vorgerufenen Anfall geistiger Störung sich selbst ein Leid zugefügt hat. — Dieser Tage wurde im Staatsforstrevier bei Hart mannsdorf das unvollständige Gerippe eines erhängten Mannes aufgefunden. Es waren nur noch der Schädel, sowie die Arm- und Veinknochen, außerdem noch einige Neste der Kleidung vorhanden. Nach Lage der Sache ist der Selbstmord — denn um einen solchen handell es sich offenbar — vor mindestens 10 Jahren begangen worden. Man vermutet, daß das Skelett dasjenige des Steinarbeiters Gustav Adolf Wagner von dort ist, der seit Juni 1893 vermißt wird. W. war zur Zeit der Entfernung etwa 50 Jahre alt. — Eine Polizeistunde auf abends 10 Uhr hat die Amtshauptmannschaft Plauen für ihren Bezirk für die Gast-, Schank-, Wein- und Kaffeewirtschaften festgesetzt, in denen Kellnerinnen, Kassiererinnen und andere weibliche Personen bedienen. — Lin seltsames Abenteuer hatte ein Ehepaar in Plauen in seiner Wohnung. Gegen 2 Uhr morgens er wachte die Ehefrau von einem Geräusch, das von der Flurtür her zu kommen schien. Sie fürchtete, es seien Einbrecher, und weckte ihren Gallen, der sich bald bewaffnete und zur Flurtür eilte, wo er nichts Verdächtiges wahr nahm, wohl aber vernahm er lauten, aus der Küche kommenden Lärm. Schnell riß er die Tür auf und war nicht wenig verblüfft, als ihm ein kräftiger Wasserstrahl in das Gesicht fuhr. Bei näherem Zusehen ergab es sich, daß die Küche buchstäblich schwamm, und zwar war nicht, wie man wohl annehmen könnte, der Wasserhahn offen geblieben, sondern es war vielmehr von boshaften Händen das Wasserrohr an drei Stellen angcbohrt. Bemerkt konnte dies von den erst vor kurzem eingezogenen Haus bewohnern vorher nicht werden, sweil gerade in der kriti schen Nacht das Wasser zum ersten Male seit dem Einzug der Leute lief und der Missetäter das schadhafte Wasser- rohr fein säuberlich mit Farbe überstrichen hatte. — Die Apotheke in Radeburg ging für 200000 M. in anderen Besitz über. Der seitherige Eigentümer bewirt schaftete dieselbe 25 Jahre. — Nachdem der Rekurs bei der Kreishauptmannschaft wegen Nichtbestätigung des erneut zum Gemeindevorstand zu Göppersdorf erwählten Amtsgerichts-Expedienten Engelstädter in Limbach als verspätet zurückgewiesen worden war, machte sich eine neue Wahl notwendig. Das Ergebnis derselben war die Wiederwahl (zum 3. Male!) Engelstädters, die mit 10 gegen I Stimme erfolgte. — Dieser Tage ging die Notiz durch die Blätter, daß in Hilbersdorf bei Chemnitz die von der freiwilligen Feuerwehr anbcraumte Spritzenprobe nicht abgehalten werden konnte, weil der Gemeindevorstand die Spritze an einen Einwohner zum Besprengen eines Gartens verborgt hatte. In einer am Freitag abgehaltenen Generalver sammlung wurde infolge dieses Vorkommnisses über die Auflösung der Wehr beraten, dieselbe aber schließlich ab- gelchnt, sodaß die Wehr weiter besteht. Eine Anzahl Mit glieder, darunter der Hauptmann und der Feldwebel, schieden aber aus der Wehr aus. Lauenstein. Nach der Bestimmung des am 9. Sept. 1810 hier verstorbenen Bürgermeisters und Wundarztes Joh. Dan. Klähn fand am Sonntag der gestiftete Ge dächtnisgottesdienst statt. Klähn, der am 24. Nov. 1744 zu Stargard in Pommern geboren war, kam 1776 nach Lauenstein und hinterließ bei seinem Tode sein ge samtes Vermögen im Betrage von 25 483,80 Mark der hiesigen Gemeinde. Aus den Zinsen erhalten u. a. 40 Lokales unv Sächsisches. Dippoldiswalde. Der hiesige Gebirgsverein hat schenkungsweise eine Kollektion alter Münzen, Hohl-, Weiß- und schildige Pfennige, aus dem 15. und 16. Jahrhundert erhalten, welche aus Wendischen Sorbenbegräbnisstätten aus der Gegend von Kamenz, Großgrabe herstammen, wo diese in Urnen eingeschlossen, ausgegraben worden sind. — Die Sammlung wird nächsten Vereinsabend, den 4. Oktober, im Vereinslokal ausgestellt sein. — Im Monat August d. I. sind in hiesiger Stadt 128 Hotel- und 180 Herbergsfremde über Nacht geblieben. An 117 Herbergsfremde sind für 28 M. 25 Pfg. Ver pflegungsmarken verausgabt worden. — Auf der Tagesordnung der nächsten Freitag ab zuhaltenden Sitzung des Kreisausschusses steht u. a. auch: Beschwerde des Gemeinderates zu Großölsa wegen Aufnahme des Ortes Großölsa in das nach § 92 Abs. 2 des Allgemeinen Baugesetzes aufgestellte Verzeichnis. — In den letzten Tagen haben die Gemeinderäte von Lungkwitz und Gombsen beschlossen, sich mit 7,5 o/o bezw. 10 o/o an dem Bahnbau Niedersedlitz —Kreischa zu be teiligen. Die Beschlußfassung der übrigen interessierten Gemeinden wird voraussichtlich in nächster Zeit erfolgen. So steht denn zu erwarten, daß sich die bereits seit über 40 Jahren ersehnte Bahnverbindung, nachdem schon vor einiger Zeit Kreischa allein 50 o/g gezeichnet hat, nunmehr endlich verwirklichen wird. — Auch die Zickel unterliegen nach dem sächsischen Gesetz der Fleischbeschau, sobald sie in den Handel gebracht werden. So hat erst jetzt wieder das Chemnitzer Gericht entschieden. — Gegen das „Schmiergelder"-Unwesen richtet sich eine Eingabe der Chemnitzer Handelskammer an die sächsische Regierung. Die Kammer spricht sich für den Erlaß eines Gesetzes aus, das jeden, der Angestellte be sticht oder zu bestechen versucht, und jeden Angestellten, der Bestechungen annimmt oder dazu auffordert, mit empfind licher Strafe bedroht. Auch in Bayern ist eine Bewegung gegen das Vestechungsunwesen im Gange. — In Dresden kam ein 8 jähriger Knabe dadurch um sein Leben, daß er beim Überschreiten der Straße mit dem Kopfe an einen vorüberfahrenden Straßenbahn wagen rannte, dadurch auf die Straße geschleudert und ein Stück geschleift wurde. — Bei einem Schadenfeuer in Kleindittmanns dorf bei Pulsnitz kam ein dreijähriger Knabe in den Flammen um. — Der Vleilöter Günther fiel in einer Vleifabrik in Öderan mit dem Gesicht und den Händen in einen Kessel mit schmelzendem Blei. Er erlitt dabei schwere Brandwunden. » — Die Stadtverordneten in Chemnitz haben das abgeänderte Wappen der Stadt Chemnitz angenommen. Als Stadtfarben gellen blau (oben) und gold (unten). — Der vom Kriegsgericht Chemnitz wegen Unter schlagung, begangen durch Aneignung von chinesischen Ge schossen, zu 14 Tagen Mittelarrest verurteilte ehemalige Chinakämpfer D. aus Wilkau ist vou der Berufungsin stanz sreigesprochen worden, da ihm augenscheinlich'das Bewußtsein der Rechtswidrigkeit bei der Wegnahme der in Frage kommenden Munition gefehlt habe. — 11. September. In Aufregung befindet sich seit Freitag nachmittag die Einwohnerschaft von Mühltroff. Seit dieser Zeit wird der in der ganzen Umgegend be kannte, allgemein geachtete Ortskrankenkasscn-Kassierer Franz Wilh. Degenkolb vermißt. Degenkolb, der an schwerer Krankheit leidet, unternahm nachmittag seinen ge wohnten Spaziergang, von dem er nicht wieder zurück kehrte. Da allgemein angenommen wurde, daß ihm ein Unglück zugestoßen sei, waren bereits nachmittags und Zwangsversteigerung. Das im Grundbuche für Spechtritz Blatt 46 auf den Namen Clara Elisabeth verehel. Kempe, geb. Schmiedel, eingetragene Grundstück soll am 2. November 1904, vormittags 1/211 Ahr, — an der Gerichtsstelle — im Wege der Zwangsvollstreckung versteigert werden. Das Grundstück ist nach dem Flurbuche — Hektar 5,4 Ar groß und auf 17 500 M. — Pfg. geschätzt. In demselben ist eine Bäckerei betrieben worden. Die Einsicht der Mitteilungen des Grundbuchamts, sowie der übrigen das Grund stück betreffenden Nachweisungen, insbesondere der Schätzungen, ist jedem gestattet. Rechte auf Befriedigung aus dem Grundstücke sind, soweit sie zur Zeit der Ein tragung des am 27. Juli 1904 verlautbarten Versteigerungsvermerkes aus dem Grund- Dke »Meitzeritz-Zritung* «scheint wöchentlichdrei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- denAbenden ausgegeben. Jmerate, welche bei der bedeutenden Auflage de« Blatte» -ine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 12 P-g., solche aus unserer Anitshaupt- Mannschaft mit 10 Pfg. die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und kompli zierte Inserate mit ent sprechendem Aufschlag. — Eingesandt, im redaktio nellen Teile, die Spalten zeile 2V Pfg. Italien, Postboten, sowie Unsere Austräger nehmen Bestellungen an. - — - . Amtsblatt für di- Königliche AmlshaupimaimMst, das Königliche Amtsgericht und den Stadlrat zn Dippoldiswalde. buche nicht ersichtlich waren, spätestens im Verstetgerungstermme vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger wider pnchtz glaubhaft iu macken widrigenfalls die Rechte bei der Feststellung des geringsten Gebots nicht LiAllgt und bei der Verteilung des Versteigerungserlöses dem Ansprüche des Gläubigers und den übrigen Rechten nachgesetzt werden würden. Diejenigen die ein der Versteigerung entgegenstehendes Recht haben, werden auf» gefordert, vor der Erteilung des Zuschlags die Aufhebung oder die einstweilige Ein stellung des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht der Verste.gerungs- erlös an die Stelle des versteigerten Gegenstandes treten würde. Dippoldiswalde, den 10. September 1904. 2a. 10/04 Nr. 3. Königliches Amtsgericht.