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orr.»8« L». Jahrg. <veschLft«stelle und Redaktion. Dresden »A. 1« Holdeinftrabr 4« SäMsctie Montag, L. Dezember 1V2Ü Fernsprecher 21366 Postschechkonto: Leipzig Rr. 147S7 BierteljLhrlich in der welchüftSstell« oder von Ke, P >: i w>: ,Uw>r. BrNnye IV.LttW Sinkend« » P.4L In Dreiden und «an, Deulichland Ire, Hon- nlie S Sluknab« » v.vv^r.— DI« Sttchsttch« «ol»,eitun« «rtchetnl an allen «ocheni-aen nachm. - c, un ke ker Äesa.'nvn, >» b,S Iir Uhr vorm. ittnzetaeni Annahme von idelchLItran,eigen bi» LV Uhr. von FamMenanzeigen bis II Uhr dorm. - Pre,S Ml bi» Pcii1.Ldalt,eile 1.4« im Reklame!«« 8.SV ^k. Familirn<m,ei««n 1 ,»S — Für »»deutlich geschrieben. lawi« durch Fernidrecher aulgegebene Anzeigen Wimen «tr di« Berantivorillchkeit für die Richtigkeit de« -texte» nicht Übernehmen Bischof Dr. Franz Löbinann Bantze«, 8. Dezember. Am Sonnabend abend halb 10 Uhr ist der hochwürdigste Herr Bischof Dr. Franz Löbmann nach mehrwöchigen schwerem Leiden sanft entschlafen. Die Beisetznngsfeierltchkeiten finden am Dienstag» de« 7. Dezember» vormittags 1V Uhr hier statt. Sie beginnen mit der feierlichen Uedersührung des hochwürdigsten Herrn vom Domstift nach dem Dom» woselbst das Pont fikalrequiem abgehalten wird. Die Beisetzung selbst erfo.gt dann um 12 Uhr auf dem Nieolaifriedhof. Bischof Dr. Franz Löbmann, wurde am l4. Januar 1656 in Schirgis- walde (Sohn eines Zimmermanns! geboren. Seine Gymnasial- und theologischen Studien vollendete er in Prag als Zögling des dortigen Wendischen Seminars. Nach Ablegung der Maturitätsprüfung diente er 1876—1877 sein Jahr als Einjahrig-Freiwilliger in Bautzen ab. Nach Beendigung der theologischen Studien in Prag bezog er noch ein Jahr die Universität in Leipzig, um sich auf das höhere Schulamt vorzubereiten. Am 16. Oktober 1881 zum Priester geweiht, wurde ihm vom Domstiftlichen Konsistorium die Administratur der Pfarrei Neuleutersdorf übertragen. Im folgenden Jahre zum Kaplan in seiner Vaterstadt Schirgiswalde bestellt, wirkte er als eifriger Seelsorger bis 1887. Vom 15. Februar ds. Js. wurde er Direktor der Domschule in Bautzen und am 1. Juli 1801 Direktor des katho lischen Lehrerseminars und blieb es bis zu seiner Erwählung zum Dekan des Domstiftes St. Petri zu Bautzen, am 5. November 1014. Währenddesseil wurde er vom Domstiftlichen Konsistorium am 10. Januar 1800 zum Kanonikus des Domkapitels und zum Assessor beim Domstiftlichen Konsistorium in Bautzen ernannt. Am 0. Februar 1005, wurde er Kanonikus Kapitularis Scholastikus daselbst. In diesem Jahre erhielt er auch den Titel Königlicher Schulrat und im Jahre 1912 Königlicher Oberschulrat. Am 1. Juli 1012 wurde er vom Domkapitel zum Kan. Kapit. Kantor befördert, bis am 5. November 1014 nach dem Tode des hochwürdigsten Herrn Bischofs Dr. Schäfer feine Wahl zum Dekan erfolgte. Am 11. Dezember desselben Jahres war die Information beim Apostolischen Nuntius in München. Am 31. Januar erfolgte seine Ver pflichtung als Dekan deS DomstisteS und am 1. Februar als Apostolischer Vikar im Königreich Sachsen, am 4. Februar Verabschiedung vom Seminar. Am 25. März 1016 wurde er vom damaligen Fürstbischof, jetzigen Kardinal Dr. Adolf Bertram, im Dom zu BreSlau zum Bischof von Priene i. p. i. ge weiht. Am 13. Mat desselben Jahres wurde er von der Universität Prag zum Doktor der Theologie lloa. o»us» promoviert. Außerdem wurden ihm die üblichen Orden verliehen. O O 0 Hs Mit tiefster Erschütterung ist am Sonntag in» ganzen Sachsenlande die Kunde vernommen worden, daß der hochwürdigste Herr Bischof Dr. Franz Löbmann am Sonnabend abend das Zeitliche gesegnet hat. Es waren Wochen voll Hangens und Bangens, aber doch wieder auch Wochen des Höffens gewesen, welche die Katholiken des Apostolischen Vikariats in Sachsen und der Diözese Bautzen durchlebt haben. Immer und immer wieder gab man sich der Hoffnung hin, daß der hochwürdigste Herr Bischof sich erholen würde. Wer von den Tausenden Katholiken, die dein 2. Sächsischen Katholikentage in Leipzig beiwohnten, hätte geglaubt, daß unser Oberhirte sein treues gläubiges katho lisches Volk schon sobald verlassen müßte. Wer von denen, die am 12. Oktober in der Versammlung des Volksvereins f. d. k. D. in Dresden-Neustadt seinen ergreifenden Worten lauschten, hat ahnen können, daß es das letzte Mal war, daß er zu seinen Gläubigen sprechen sollte. Und deshalb auch die Hoffnung, daß der geliebte Oberhirte doch den Katholiken erhalten bleiben würde. Gott hat es in seinem unerforschlichcn Ratschlüsse anders bestimmt und in tiefster Trauer stehen wir an der Bahre unseres Kirchensürstcn, der in der Geschichte der katholischen Kirche als ein Bekennerbischof fortleben wird. Ja, ein Bekennerbischof war Dr. Franz Löbmann gewesen. In schwerster Zeit, mitten im Kriege wurde er an die Spitze der Diasporakatholikengerufen. Ich erinnere mich noch gut des Festes Mariä-Verkündigung des Jahres 1015, als der Verstorbene zum ersten Male den bischöflichen Segen spendend durch die hohen Hallen des Breslauer Domes schritt. Um jene Zeit begannen bereits die Nöten deS Krieges sich fühlbar zu machen und als er dann angetan mit dem bischöflichen Gewände seinen Einzug hielt, fand er alsbald Worte deS Trostes und der Linderung, die zeigten, daß der Hirt mit seiner.Herde suhlte. Bald hatte er sich die Herzen des katholischen Volkes gewonnen. Selbst aus dem Volke hervorgegangen, wurde er bald ein Volks bischof. Was er sprach, kam aus dem Herzen und ging zu Herzen. Und aus dem Volksbischos ist, wie gesagt, in den letzten 2 Jahren ein Bekennerbischof geworden. Die Revo lution hat ihn vor ungeheuer schwere Aufgaben gestellt. Gewiß: manche Fessel stet für die Katholiken Sachsens. Aber alsbald zeigte sich, daß dem ganzen christlichen Volke durch eiserne Ketten die Freiheit der Glaubeusüberzeugung beschränkt werden sollte. Dem christlichen und vor allen: dem katholischen Volke wurde der Schulkampf ausgezwungen. Das, was die Katholiken in jahr zehntelangem Streben, in jahrzehntelangen Opfern geschaffen haben, die katholischen Schulen, sie sollten ihnen mit Gewalt genommen werden. Kraftvoll erhob der hochwürdigste Oberhirte seine Stimme. Er wurde dem katholischen Volke Führer in schwerster Zeit und er wurde deshalb zum Bekenner, weil er mutig und unerschrocken die Fahne des Glaubens frei im Winde wehen ließ. Nur wer ihn näher kannte, weiß, was er als Bekenner gelitten hat zu der Zeit, da in den ersten Stürmen der Revolution und des Kulturkampfes 5 katholische Schulen in Sachsen verloren gingen. Aber dieser erste Sturm konnte nur einige Neste knicken. Der Ruf des Bischofs blieb nicht ungehört. Der Schulkampf gehörte auch zu jener Kraft, die das Böse will und das Gute schafft, denn nur enger noch schlossen sich die Katholiken um ihren Oberhirten und vernahmen das Wort, daß man Gott mehr gehorchen müsse als den Menschen. Lichtblicke waren für den hohen Verstorbenen in dieser bitterernsten Zeit all die Kund gebungen deS katholischen Volkes. Wie strahlte in herzlicher Freude sein Antlitz, wenn er sah, wie das Glanbensleben überall erstarkte. Von Ort zu Ort eilte er, um zu sehen, wie die katholischen Männer und Frauen bei Missionspredigten sich neue Kraft und Glaubensmut holten. Wir können ruhig sagen, daß sich sein Herzleiden, das ihn nun in verhältnismäßig kurzer Zeit und noch im besten Alter von kaum 65 Jahren dahingerafft hat, eine Folge seines überaus großen Eifers war. Er hatte das große Bedürfnis, im ganzen Sachsenlande durch seine Anwesenheit den Katholiken zu zeigen, wie sehr er Anteil nahm an ihren Kämpfen um die höchsten Güter. Für alles Gute und Schöne war er begeistert. Für all die großen Aufgaben, welche die Katholiken in unserer heutigen Zeit zu erfüllen haben, hatte er vollstes Verständnis. Am besten kam das noch zum Ausdruck beim letzten Katholikentag in Leipzig. Klar und scharf hat er in seiner Hauptrede am Sonntag nach mittag das Umrissen, was zu tun in dieser Zeit die Pflicht aller Katholiken ist. Dann ist er von Versammlung zu Versammlung geeilt, von Sitzung zu Sitzung, und für alle Organisiationen fand er warme und anfcuernde Worte. Durch das, was er dort in Leipzig gesprochen, hat er Richtlinien für die Wirksamkeit der sächsischen Katholiken gegeben, hat er sich für alle Zeit ein Denkmal in der Geschichte des katholischen VolkstHls Sachsens gesetzt. Nun ist der hochverehrte und geliebte Oberhirte dahingegangeu. Ein treuer Hirte hat uns verlassen. Nicht besser kann das katholische Volk seine Dankbarkeit für den Vekennerbischof beweisen, als daß es für ihn betet. Wir wissen, auch er wird am Throne des Allerhöchsten ein Fürbitter sein sür die schweren Sorgen, die auf dem katholischen Volke in dieser Zeit lasten. Und er wird ein Fürbitter sein sür daS ganze deutsche Volk und Vaterland. Denn von ganzem Herzen hat er sein Volk und Vaterland geliebt und hat Sorge und Leid mit ihm getragen. Dem katholischen Volke aber wird er unvergeßlich bleiben sür immer und das katholische Volk wird des hochwürdigsten Herrn Bischofs Dr. Löbmann immer in Liebe, Verehrung und größter Dankbarkeit gedenken. bsl.